Ausgabe 5/2002, Seite 8 f.


Heizung


Kontrolliert lüften

Wohnungslüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung

In vielen modernen Gebäuden wird der hygienisch notwendige Luftaustausch über die natürliche Lüftung durch Fugen von Fenstern und Türen nicht erreicht. Grund ist die hohe Luftdichtheit der Gebäude. Eine Lösung des Problems versprechen so genannte kontrollierte Wohnungslüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung.

In hiesigen Breiten verbringt der Mensch einen Großteil seines Lebens in Gebäuden. Für die Erhaltung der Gesundheit ist es unerlässlich, dass er dabei stets von guter Luft umgeben ist. Doch in Anbetracht der immer dichter werdenden Gebäude reicht der natürliche Luftaustausch durch Fugen vielfach nicht mehr aus, um ein gesundes Wohnklima zu schaffen. Heutige Fensterelemente mit Mehrfachverglasungen und doppelten Lippendichtungen beispielsweise lassen im geschlossenen Zustand oftmals nur noch einen 0,2-fachen Luftwechsel zu. Der hygienisch und bauphysikalisch notwendige Luftaustausch soll aber, bezogen auf das Raumvolumen, 0,5 bis 0,8 mal pro Stunde erfolgen.

Bild 1: Funktionsprinzip der kontrollierten Wohnungslüftung.

Der Luftaustausch über die klassische Fensterlüftung stellt indes keine zufrieden stellende Lösung dar, denn eine Fensterlüftung ist im Wesentlichen eine Zufallslüftung. Je nach Wetterlage, Windstärke und Windrichtung wird entweder zu wenig oder zu viel gelüftet. Hohe Wärmeverluste in der Heizperiode sind die Folge. Eine Lösung des Problems versprechen so genannte kontrollierte Wohnungslüftungssysteme mit Wärmerückgewinnung. Sie funktionieren nach folgendem Prinzip: Das Haus oder die Wohnung wird über ein Kanalsystem mit einer bestimmten Außenluftmenge versorgt. Die zu lüftenden Wohnbereiche werden in Zuluft-, Abluft- und Überströmbereiche unterteilt. Zuluftbereiche sind in der Regel Wohnzimmer, Schlafräume, Esszimmer und Kinderzimmer. Abluftbereiche sind Räume, aus denen feuchte, verbrauchte und geruchsbelastete Luft abgesaugt werden muss. Dies sind Badezimmer, WC-Räume, Küche und Hauswirtschaftsräume. Als Überströmbereiche dienen Flure und Dielen. Somit wird ein Raumverbund zwischen Zuluft- und Abluftbereichen geschaffen, der einen ausreichenden Luftaustausch ermöglicht.

Bild 2: Nachströmöffnungen

Im Winter heizen, im Sommer kühlen

Kernstück einer Wohnungslüftungsanlage ist das Zentralgerät mit Filter, Ventilatoren, Wärmetauscher und Regelelektronik, an das zwei voneinander getrennte Luftführungssysteme angeschlossen werden: Eines führt dem Wohnraum Außenluft zu, das zweite die verbrauchte Luft wieder ab. Die eingestellte Außenluftmenge wird vom Ventilator angesaugt und zunächst durch einen Filter gereinigt, um dann den angeschlossenen Zulufträumen zugeführt zu werden. Ein zweiter Ventilator saugt die Luft über einen weiteren Filter aus den Ablufträumen an. Im Wärmetauscher erfolgt die Übertragung von Wärmeenergie aus der wärmeren Abluft auf die kältere Zuluft. Darüber hinaus ermöglichen viele Wohnungslüftungsgeräte über eine so genannte "Bypass-Kassette" auch ein Kühlen der Räume in der warmen Jahreszeit. Die angesaugte Außenluft wird dann bei kühlen Außentemperaturen, z.B. nachts und morgens, nicht über den Wärmetauscher, sondern durch einen Bypasskanal am Wärmetauscher vorbeigeleitet. Dadurch erfolgt keine Wärmeübertragung der Abluft auf die Zuluft.

Bild 3: Geräteaufstellung im Dachboden.

Im Neubau wird diese Technik nicht zuletzt aufgrund der neuen Energieeinsparverordnung, die hohe Anforderungen an die Luftdichtheit von Gebäuden stellt, zum Standard gehören müssen. Dem SHK-Handwerk bietet sich hier die Chance, die Vorteile dieser Technik wie Energieeinsparung, baulicher Substanzschutz, Hygiene, Pollenschutz, Lärmschutz und Komforterhöhung dem Bauherrn in Beratungsgesprächen zu verdeutlichen, und sich dieses Marktpotenzial zu erschließen.

Bild 4: Wohnungslüftungsgerät im Schnitt.

 


B i l d e r :   IKZ-HAUSTECHNIK


© Alle Rechte beim Verlag


Zurück