Ausgabe 12/2001, Seite 3 ff.


Sanitär


Bodenabläufe - Wichtige Helfer beim Ableiten von Wasser

Dipl.-Betriebswirt Reinhard Späth*

Seit 1.7. dieses Jahres gilt die DIN EN 12056 als Basisnorm für "Schwerkraft-Entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden". In dieser Norm wird beschrieben, was in ganz Europa zu beachten ist. Da viele Länder ein eigenes Entwässerungssystem bevorzugen und andere Anforderungen an die Ausführung und Sicherheit stellen, gibt es daneben noch nationale Normen. Für Deutschland ist dies die DIN 1986-100. Sie regelt die speziellen Ausführungsvorschriften und behandelt die in Deutschland üblichen Installationen.

Nach DIN 1986-100, Abschnitt 8.2.1.,

 müssen Sanitärräume in Gebäuden, die ständig für einen wechselnden Personenkreis bestimmt oder allgemein zugänglich sind (z.B. Hotels und Schulen) einen Bodenablauf mit Geruchverschluss erhalten.

 sollten Bäder in Wohnungen einen Badablauf erhalten.

Geruchverschlüsse

Nach DIN 1986-100 ist jede Ablaufstelle mit einem Geruchverschluss zu versehen. Einzubauende Geruchverschlüsse oder Bauteile mit Geruchverschluss müssen den dafür geltenden Normen (z.B. DIN EN 274, DIN EN 329, DIN EN 411, DIN EN 1253) entsprechen.

Die Geruchverschlusshöhe muss mindestens betragen:

 für Schmutzwasserabläufe 50 mm,

 für Regenwasserabläufe 100 mm.

Abläufe im Freien müssen frostfrei angeordnet werden. Die bei Abläufen geforderte gut zugängliche Reinigungsöffnung bzw. -möglichkeit ist durch herausnehmbare Geruchverschlüsse zu erreichen.

Ablaufvarianten

Man unterscheidet grundsätzlich in Abläufe, die innerhalb und außerhalb von Gebäuden eingesetzt werden. Bild 1 vermittelt einen Überblick über die im Wohnungsbau gängigen Ablaufvarianten.

Bild 1: Einsatzbereiche von Bodenabläufen innerhalb und außerhalb von Gebäuden.

Klassifizierung

Abläufe, Abdeckungen und Aufsätze müssen so ausgeführt sein, dass sie der möglichen Belastung an der Einbaustelle genügen. Gültig sind hier die beiden Normen DIN EN 1253-1 (Abläufe für Gebäude) und DIN EN 124 (Aufsätze und Abdeckungen für Verkehrsflächen). Im Zweifelsfall ist immer die höhere Klasse zu wählen. Vier Klassen sind zu unterscheiden:

Bild 2: Aufsatzstücke für Bodenabläufe.

Klasse H 1,5

Für nicht genutzte Flachdächer, z.B. Kiespressdächer, Kiesschüttdächer und dergleichen.

Klasse K 3

Für Flächen ohne Fahrverkehr, wie z.B. Baderäumen von Wohnungen, Altenheimen, Hotels, Schulen, Schwimmhallen, Reihenwasch- und Duschanlagen, Terrassen, Loggien und Balkonen.

Klasse L 15

Für Flächen mit leichtem Fahrverkehr ohne Gabelstapler in gewerblich genutzten Räumen.

Klasse M 125

Für Flächen mit Fahrverkehr, wie z.B. in Werkstätten, Fabriken und Parkhäusern.

Hinweise für den Einbau von Abläufen innerhalb von Gebäuden

Abläufe ohne Abdichtung

Abläufe ohne Abdichtung bestehen aus mindestens 4 Elementen: Grundkörper (mit Dichtung), Geruchverschluss, Aufsatzstück und Einlaufrost.

Im ersten Schritt wird der Grundkörper in den Betonboden/Betondecke eingesetzt. Weil zwischen Einbau des Grundkörpers und dem anschließenden Einsatz des Aufsatzstückes eine mehr oder weniger lange Zeitspanne liegt, wird der Grundkörper vorübergehend mit einer so genannten Bauzeitschutzabdeckung gegen Verschmutzung geschützt.

Im nächsten Arbeitsgang wird das Aufsatzstück samt Einlaufrost in den vorliegenden Bodenaufbau eingepasst. Hier ist grundsätzlich der Bodenaufbau, vor allem aber dessen Höhe zu berücksichtigen. Im Regelfall kann bei Wohnungsneubauten ein Bodenaufbau zwischen 80 und 130 mm angenommen werden. Um diese Höhen zu überbrücken, werden Zwischenstücke eingesetzt.

Bild 3: Bodenablauf mit Sickerwasserring; dadurch wird Sickerwasser in den Ablauf geführt.

Abläufe mit Abdichtung

Wie Bild 1 erläutert, wird im Wohnungsbau im Normalfall entweder eine Kunststoff-Abdichtung, eine bituminöse Abdichtung oder die so genannte alternative Abdichtung im Dünnbettverfahren verwendet. Im Bereich der Grundplatte verwendet man normalerweise die bituminöse Abdichtung, um das Gebäude gegen drückendes Wasser zu schützen. Im Bad- und Deckenbereich werden entweder Kunststoffabdichtungsbahnen oder streich- und spachtelfähige Abdichtungsmaterialien im Dünnbettverfahren eingesetzt. Das Bauwerk wird dadurch vor Durchnässung geschützt.

Abdichtung mit Klebeflansch/Pressdichtungsflansch

Bild 4: Fußbodenaufbau bei einem Bodenablauf mit Klebeflansch.

Der Grundkörper wird mit der Oberkante des Festflansches bündig mit der Betondecke eingebaut. Die Dichtungsfolie wird anschließend ausgerollt und im Ablaufbereich entsprechend ausgeschnitten. Die Abdichtung wird bis an den Kragen des Ablaufkörpers herangeführt.

Die Dichtungsbahn wird mit dem Festflansch fest verbunden. Beim Klebeflansch geschieht dies durch verkleben und zusätzlichem verpressen mit dem Gegenflansch (siehe Abbildung 4). Beim Pressdichtungsverfahren wird die Dichtungsbahn zwischen Festflansch und Gegenflansch lediglich fest verpresst (siehe Abbildung 5).

Sowohl beim Klebeflansch als auch beim Pressdichtungsflansch wird anstelle der Lippendichtung ein Sickerwasserring gesetzt. Dadurch ist gewährleistet, dass anfallendes Sickerwasser zwischen Aufsatzstück und Grundkörper bzw. Zwischenstück sicher in den Ablauf abgeführt wird.

Bild 5: Fußbodenaufbau bei einem Bodenablauf mit Pressdichtungsflansch.

Alternative Abdichtung

Diese Abläufe verfügen über ein spezielles Aufsatzstück zur alternativen Abdichtung. Zunächst wird der Grundkörper samt Geruchverschluss eingesetzt. Anschließend wird der Dünnbettaufsatz so eingebaut, dass er mit dem Estrich bündig abschließt. Der gerillte Festflansch wird gereinigt und grundiert. Im Streich- oder Spachtelverfahren wird die Flüssigdichtung aufgetragen. Im Ablaufbereich wird zur Vermeidung von Rissbildung zusätzlich noch eine Gewebematte eingearbeitet.

Nach Aushärten der Dichtmasse wird der Gegenflansch samt integriertem Rost aufgesetzt und mit dem Festflansch verschraubt. Durch die Drehbarkeit und seitlichen Verstellmöglichkeit des Rostes ist eine Anpassung an das Fliesenraster möglich. Nach dem Fliesen und Verfugen ist eine dauerhafte elastische Fuge zwischen Rostaufnahme und Fliesen zu berücksichtigen.

Wartung und Instandhaltung von Entwässerungsanlagen

Die Wartung und Instandhaltung wird bei Ablaufstellen oft sträflich vernachlässigt, obwohl dies die DIN 12056 Teil 1 fordert. Dies liegt sicher nicht zuletzt auch daran, dass die nach Norm geforderten Inspektionen für die verschiedenen Anlagenteile nicht geläufig sind oder zum Teil deutliche Hinweise in den Einbau-, Bedienungs- und Wartungsanleitungen der Hersteller fehlen.

Bei einer Prüfung ist es auch erforderlich, die Ablaufleistung der einzelnen Entwässerungsgegenstände zu beobachten, um gegebenenfalls aus Betriebsstörungen (z.B. aus verringertem Abfluss, stärkeren Ablaufgeräuschen, Leersaugen von Geruchverschlüssen, Austrocknen der Geruchverschlüsse, Geruchbelästigungen usw.) frühzeitig Veränderungen im Entwässerungssystem zu erkennen und zu beheben.

Bei Abläufen besteht eine besonders gute Möglichkeit der Zustandskontrolle, wenn z.B. Boden-/Deckenabläufe mit herausnehmbarem Geruchverschluss eingebaut sind. Hier können alle Funktionsteile durch Sichtkontrolle überprüft werden.

Bild 6: Fußbodenaufbau bei einem Bodenablauf mit Dünnbettaufsatz.

Schlussbetrachtung

Der gesamte Anwendungsbereich Ablaufstellen wird von immer größerer Bedeutung. Wichtig für den Fachbetrieb sollte es sein, dass es hier künftig mehr Anstrengungen und Sorgfalt bei Planung, Einbau und der unerlässlichen Wartung walten lässt. Hier wird die Zukunft den Gas- und Wasserinstallateur mit seinem Fachwissen in der Entwässerungstechnik mehr denn je fordern.


*) Dipl.-Betriebswirt Reinhard Späth, Leiter Marketing KESSEL GmbH, Lenting


B i l d e r :  Kessel GmbH, Lenting


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