Ausgabe 11/2001 Seite 12 f.


Ausbildung


Fachbericht (Beschreibung/Skizze) Nr.: 11  Woche: 46

Thema: Kontrollierte Wohnungslüftung

Anfang kommenden Jahres soll die Energieeinsparverordnung (EnEV) in Kraft treten. Dabei handelt es sich um eine Zusammenlegung der heutigen Wärmeschutzverordnung und Heizungsanlagenverordnung bei verschärften Werten. Sie zwingt Bauherren und Gebäudeplaner zu Maßnahmen der Energieeinsparung und Reduzierung des Schadstoffausstoßes von Heizungsanlagen. Die vorgesehenen Maßnahmen wie Dämmung der Außenwände, Keller und Dächer sowie 3-fach gedichtete Fenster führen zu einer luftdichten Gebäudehülle; ein natürlicher Luftwechsel findet nicht mehr statt. Außerdem verschiebt sich der Anteil aus Transmissions- und Lüftungswärmebedarf.

Eine fehlende Frischluftzufuhr führt oft zu gesundheitlichen Schäden, z.B. Kopfschmerzen, Atemwegserkrankungen. Ebenso werden Schadstoffe aus Einrichtungsgegenständen wie Bodenbeläge und Möbel im Gebäude angereichert, während eine erhöhte Luftfeuchtigkeit das Wachstum von Schimmelpilzen und eine Vermehrung von Hausstaubmilben begünstigt. Eine kontrollierte Wohnungslüftung vermeidet die Nachteile einer dichten Gebäudehülle.

Relativer Anteil der Lüftung an den Gesamtwärmeverlusten eines Wohnhauses bei verschiedenen Bauausführungen.

Durch eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung ergeben sich für das Gebäude, den Bauherren und die Bewohner eine Vielzahl von Vorteilen:

 geringere Heizkosten, da die Wärme aus der verbrauchten Luft bis zu 90% zurückgewonnen werden kann,

 kleinere Heizungsanlage,

 Wohlbehagen durch geregelte Frischluftzufuhr,

 Schadstoff-Verringerung durch Filter in der Zuluftleitung,

 Lärmverringerung, da Fenster geschlossen bleiben können,

 Verringerung der Einbruchsgefahr,

 Geruchsbelästigung entfällt,

 Feuchtigkeit wird sicher abgeführt,

 Zuluftkühlung im Sommer wird ermöglicht,

 Umwelt- und Ressourcen-Schonung.

Funktionsbeschreibung

Bei der Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung zieht der Abluftventilator die belastete Luft aus den Räumen wie Küche oder Bad ab und führt sie über einen Wärmetauscher in das Freie ab. Der Frischluftventilator saugt die Luft von außen an, führt sie zum Reinigen über einen Filter und zur Erwärmung über den Wärmetauscher dem Gebäude zu. Im Wärmetauscher kreuzen sich Frisch- und Abluft, durch Wärmetauscherflächen getrennt. Die Abluft (ca. 20°C) übergibt ihre Wärmeenergie an die kühlere Frischluft. Die Frischluft wird bei einer Außentemperatur von z.B. 0°C auf ca. 13-14°C vorgewärmt. Eine Nachheizfläche erwärmt diese auf die gewünschte Einspültemperatur, z.B. 22°C.

Das Frischluftvolumen ist so bemessen, dass ein 0,5- bis 1-facher Luftwechsel gewährleistet ist. Dies bedeutet, dass die komplette Luft in den Wohnräumen in 2 beziehungsweise 1 Stunde ausgetauscht wird.

Frischluftheizung

Zunächst wird das Gebäude in 2 Zonen aufgeteilt. In die Zone 1 (Frischluftzone) wird das Schlaf- und Kinderzimmer einbezogen; diese werden ständig mit gefilterter Frischluft versorgt. In der Zone 2 (Umluftzone) wird bei Bedarf nachgeheizt, zu dieser gehört z.B. der Wohnbereich oder die Arbeitsräume. Aus Bädern, WCs und Küchen wird die Luft permanent nach außen abgeführt. Die einzelnen Zonen oder Räume werden mit Hilfe von Thermostaten und lufttechnischen Einrichtungen (Klappen) geregelt.

Zone 1

Luft wird von außen angesaugt, gefiltert und eingespült. Hierbei wird sie durch die warme Abluft im Kreuzstromwärmetauscher aufgewärmt. Bei Bedarf wird über einen Luft-/Wasserwärmetauscher nachgeheizt.

Zone 2

Die Zuluft für Zone 2 ist die Abluft aus Zone 1. Ein Raumthermostat schaltet bei Wärmeanforderung den Ventilator ein und versorgt einen zusätzlichen Wärmetauscher mit Heizwasser. Die Abluft aus Zone 2 wird teilweise über die Abluftventile in Bad, WC und Küche abgeführt. Ein Teil der Gesamtluft wird ständig durch Frischluft ergänzt, sodass der Gesamtluftbedarf gesichert ist.

Für den Einsatz in Mehrfamilienhäusern kommen spezielle Frischluftheizungen zur Anwendung, die an zentralen oder dezentralen Fortluftentsorgungsanlagen angeschlossen werden können.

Zentrale Fortluftentsorgung

Bei der Zentralen Fortluftentsorgung wird die Abluft mehrerer Wohneinheiten über ein gemeinsames Rohr-Kanalsystem geleitet.

Dezentrale Fortluftentsorgung

Bei der dezentralen Fortluftentsorgung wird die Abluft einer Wohneinheit über ein eigenes Rohrkanalsystem in das Freie geleitet.


B i l d   1 :   Fa. Paul Wärmerückgewinnung, Mülsen
B i l d   2 :   Fa. Airflow Lufttechnik GmbH, Rheinbach
B i l d e r   3   u n d   4 :   Fa. Conit Lufttechnik GmbH, Kassel


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