Ausgabe 10/2001, Seite 4 ff.


Sanitär


Filterung von Trinkwasser im Ein- und Mehrfamilienhaus

Peter Schott*

Unvermeidbar ist es, dass unser Trinkwasser auf seinem langen Weg vom Wasserwerk zum Verbraucher Feststoffpartikel wie Sandkörner oder Rostteilchen in die Hausinstallation mit einspült. Sich lösende Inkrustationen im Versorgungsnetz können z.B. diese vagabundierenden Teilchen sein. Vor allem für neu installierte metallische Rohre bilden sie eine Gefahr. Durch die noch nicht gebildete Schutzschicht verhindern diese Teilchen, dass der Sauerstoff aus dem Wasser an die verdeckte Oberfläche gelangen kann. Lochfraß sowie Muldenkorrosion können die Folge sein.

Feststoffpartikel, die in die Hausinstallation gelangen, können neben Korrosionserscheinungen auch Luftsprudler und Brauseköpfen zusetzen oder Armaturen wie thermische Mischbatterien in ihrer Funktion stark beeinträchtigen. Filter verhindern solche Erscheinungen weitgehend. Hauswasserfeinfilter sind daher nach DIN 1988 Teil 2 in die Trinkwasseranlagen vorgeschrieben, wenn metallene Rohre eingebaut werden. Bei Kunststoffleitungen gilt diese Forderung nicht; jedoch empfiehlt sich sein Einsatz. Trinkwasserfilter müssen nach DIN 1988 das DIN/DVGW-Zeichen tragen.

Der Fachmann unterscheidet zwei Filterarten: Den rückspülbaren sowie den nicht rückspülbaren Filter (ausspülbarer Filter).

Bild 1: Funktionsweise eines rückspülbaren Filters.

Rückspülbarer Filter

Bei rückspülbaren Filtern genügt ein einfaches Öffnen des Kugelventils, um die Rückspülung und damit Reinigung des Filtersiebes durchzuführen (Bild 1). Der Filtereinsatz (Edelstahl) ist zweigeteilt und besteht aus dem unteren Hauptfilter und dem oberen Rückspülfilter. Der Hauptfilter wird im Betriebszustand "Filtern" von außen nach innen durchströmt. Der Rückspülfilter ist in diesem Zustand abgedeckt und kommt deshalb nicht mit Schmutzpartikeln in Kontakt. Beim Öffnen des Kugelventils zum "Rückspülen" bewegt sich der gesamte Filtereinsatz nach unten. Der Weg durch das Hauptfilter wird dadurch für das ungefilterte Wasser versperrt. Der Rückspülfilter ist jetzt für den Wasserdurchfluss geöffnet. Das für die Filterreinigung benötigte Wasser durchströmt den Rückspülfilter, den rotierenden Impeller (der den Filter mechanisch reinigt) und anschließend den Hauptfilter in umgekehrter Richtung. Durch schließen des Kugelventils bewegt sich der gesamte Filtereinsatz automatisch nach oben in Betriebsstellung "Filtern". Der Rückspülvorgang kann entweder vom Betreiber der Anlage oder durch einen Stellantrieb automatisch durchgeführt werden. Nach DIN 1988 Teil 8 ist dies spätestens alle 2 Monate durchzuführen. Für industrielle Anwendungen ist eine Steuerung des Stellantriebes über einen Differenzdruckschalter zu empfehlen.

Um bei Wartungsarbeiten die Wasserversorgung nicht unterbrechen zu müssen, empfiehlt sich der Einbau von rückspülbaren Filtern oder Parallelanlagen (keine Umgehungsleitung).

Bild 2: Das Filtersieb eines rückspülbaren Filters muss alle zwei Monate gereinigt werden, bei einem nicht rückspülbaren Filter muss der Filtereinsatz alle sechs Monate gewechselt werden.

Nicht rückspülbarer Filter

Bei nicht rückspülbaren Filtern muss der Filtereinsatz alle 6 Monate erneuert werden (Bild 2). Diese Forderung gilt für alle Filtermaterialien (Kunststoff, Papier, Edelstahl,...). Nach dem Wechsel des Filtereinsatzes ist das erste Ablaufwasser über eine nahegelegene Zapfstelle abzuleiten. Nicht zulässig ist aus hygienischen Gründen das Wiederverwenden eines gereinigten Filtereinsatzes.

Bei ausspülbaren Filtern wird der Schmutz durch Öffnen eines Ablassventils aus der Filtertasse ausgespült. Die Wartung ist hier so vorzunehmen, wie bei den nicht rückspülbaren Filtern. Auch hier muss der Filtereinsatz alle sechs Monate erneuert werden (nicht reinigen).

Bild 3: Einfache Umrüstung eines Wechselfilters zu einem rückspülbaren Filter.

Einbautipps

 Filter sollen vor der erstmaligen Befüllung des Leitungssystems eingebaut werden, da die neu installierten blanken Rohre besonders gegen Korrosion gefährdet sind. Installiert werden diese Hauswasserfeinfilter nach der Wasserzähleranlage.

 Wenn Druckminderer eingesetzt sind, so ist der Filter davor zu installieren. Der Filter schützt hier den Druckminderer vor Verunreinigungen.

 Zu beachten ist der zulässige Nenndruck des Filters. Er muss immer höher sein als der höchstmögliche Betriebsdruck.

 Ist der Betriebsdruck der Versorgungsleitung jedoch höher als der Nenndruck des Filters, so muss der Druckminderer vor dem Filter eingesetzt werden.

 Es gibt Druckminderer, die sich problemlos und einfach mit einem Nachrüstfilter zu einer Filterkombination ergänzen lassen, ohne dass eine Veränderung an der Rohrinstallation vorgenommen werden muss (Bild 3).

 So genannte Hauswasserstationen bilden eine Kombination aus Rückflussverhinderer, Filter und Druckminderer eine raum- und montagefreundliche Lösung (Bild 4).

Bild 4: Platz sparende Hauswasserstation bestehend aus zwei Absperrvorrichtungen, Druckminderer mit zwei Manometern (für Vor- und Hinterdruck) sowie rückspülbarem Filter.

Filtersiebe

Die Partikelgröße des durch den Filter zurückgehaltenen Schmutzes wird durch zwei Kenndaten bestimmt: die untere Durchlassweite und die obere Durchlassweite. Die DIN 19632 schreibt vor, dass die untere Durchlassweite nicht kleiner als 80 µm (80-120 µm) und die obere nicht größer als 160 µm (100-160 µm) sein darf. Der Grund für die Begrenzung auf 80 µm liegt darin, dass bei kleineren Durchlassweiten in dem zurückgehaltenen Schmutzfilm ein verstärktes Bakterienwachstum auftreten kann.

Dimensionierung

Die Dimensionierung der Filter ist nach den Berechnungen der DIN 1988 Teil 3 vorzunehmen. Meist stimmt der ermittelte Rohrdurchmesser mit der Anschlussdimension der Filter überein. Beachtet werden sollte, dass der Spitzendurchfluss (die kurzzeitig max. auftretende Durchflussmenge) nicht über dem Nenndurchfluss (Dauerleistung) des Filters liegt. Der Nenndurchfluss bei Filtern gibt die Durchflussmenge bei einem Druckabfall von 0,2 bar an.

Angaben auf dem Typenschild

 Alle Filter, ob rückspülbar oder nicht rückspülbar, tragen ein Typenschild mit einigen Angaben. Die wichtigsten sind:

 Nennweite

 Maximaler Durchfluss in m3/h bei Dp in bar

 Nenndruck in bar

 Max. Wassertemperatur in °C

 DIN-DVGW Prüfzeichen

 Herstellername

 Gerätetyp

 Bei Geräten mit auswechselbaren Filtereinsätzen: Typ der zugelassenen Filtereinsätze

 Bei Geräten mit nicht auswechselbaren Filtereinsätzen: Untere und obere Durchlassweite in µm

Wartung der Filter

Der Installateur sollte in jedem Falle beachten, dass er nur DIN-DVGW-geprüfte Filter einsetzt und dass er seinen Kunden auf die strikte Einhaltung der Wartungsintervalle der Filter hinweist. Die Einhaltung der Wartungsintervalle sind im Teil 8 der DIN 1988 aufgeführt und tragen einen wesentlichen Beitrag zum sicheren und störungsfreien Betreiben einer Anlage bei. Zugesetzte Filter ergeben hohe Druckverluste und können durch die Ansammlung von Schmutzteilen zu Keimbildung und somit zu einer Gefährdung des Trinkwassers führen.


*) Peter Schott, Vertriebsmarketing bei Honeywell AG, Mosbach


B i l d e r :   Honeywell AG, Mosbach


© Alle Rechte beim Strobel-Verlag


Zurück