Ausgabe 8/2001, Seite 6 f.


Sanitär


Fehler vermeiden bei der Regenwasserinstallation

Dipl.-Ing. Klaus W. König*

Regenwasser kann im Haus für die Toilettenspülung, das Wäschewaschen und die Gartenbewässerung verwendet werden. Im öffentlichen und gewerblichen Bereich sind zahlreiche weitere Einsatzgebiete vorhanden. Leider werden bei der Installation immer wieder Fehler gemacht. Unwissenheit oder Schlamperei? Beides. Das folgende Sündenregister unterscheidet vier Fehlerkategorien.

1. Missachtung der Vorschriften

Die Mitteilung an das Wasserversorgungs-Unternehmen erfolgt verspätet oder gar nicht

Diese Pflicht trifft zwar den Anlagenbetreiber, der aber in den meisten Fällen wenig darüber weiß und sich zu Recht auf seine Fachleute beruft. Planer und Installateure sind deshalb gut beraten, wenn sie die Bauherrschaft rechtzeitig und schriftlich auf diese Pflicht hinweisen. Manche Auftraggeber unterlassen dennoch die vorgeschriebene Meldung, weil zusätzliche Abwassergebühren drohen.

Bild 1: Anlage zur Regenwassernutzung mit Erdspeicher aus Beton, vorgeschaltetem Wirbelfeinfilter, beruhigtem Zulauf, schwimmender Entnahme, Überlauf mit Rückstauverschluss. (Bild: WISY AG)

Bild 2: Beispielanwendung mit Außenspeicher und Zwischenbehälter.
(Bild: WISY AG)

Die Kennzeichnung der "Regenwasser-Leitungen" fehlt

Solche Fehler sind fahrlässig und besonders ärgerlich, obschon die Kennzeichnung notwendig und offenkundig ist: Kaum ein Verantwortlicher macht sich klar, dass Leitungssysteme mit unterschiedlichen Wasserqualitäten nach Jahrzehnten noch schnell und eindeutig identifiziert werden müssen und zwar an jeder Stelle im Haus. Auch die in der Trinkwasser-Verordnung geforderte farbliche Unterschiedlichkeit der Leitungen alleine genügt nicht, wenn zuverlässig vermieden werden soll, dass der Nachfolger des Hausbesitzers bei Umbaumaßnahmen irrtümlich Zisternenwasser in die neue Teeküche führt.

Technische Regelwerke und Fortbildung zur Regenwassernutzung

Die als gemeinnützig anerkannte Fachvereinigung für Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr) mit Sitz in Darmstadt bietet ihren Mitgliedern (Hersteller, Planer, Behörden, Privatpersonen) eine laufend aktualisierte Informationsbörse durch Publikationen und Veranstaltungen; im Internet zu finden unter www.fbr.de. Bis der Entwurf für die DIN 1989 "Regenwassernutzungsanlagen" als Norm in Kraft tritt, ist als Ersatz das Merkblatt des ZVSHK empfehlenswert: Regenwassernutzungsanlagen. Bau, Betrieb und Wartung. Hrsg.: Zentralverband Sanitär Heizung Klima St. Augustin, März 1998

Feste Verbindung zwischen Trinkwasser- und Regenwassernetz

Wie bei der Kennzeichnung handelt es sich beim freien Auslauf um ein Bauteil, das keinen wesentlichen Kostenfaktor darstellt. Fehler hierbei müssen immer mit Unwissenheit zu tun haben. Zwar nennt die DIN 1988 als Alternative auch den Rohrunterbrecher Bauart A1, doch die ergänzende Bestimmung des DVGW von 1994 und die europäische Norm DIN EN 1717 lässt nur noch den freien Auslauf zu. Die direkte Verbindung zwischen Trink- und Regenwasser ist nicht zulässig! Wer ohne Umwege über die Zisterne Trinkwasser nachspeisen will, kann steckfertige Module mit integrierter Druckerhöhungsanlage einsetzen.

Der freie Auslauf hat nicht den Luftabstand von 20 mm oder 2 x Innendurchmesser

Um Spritzwasser zu vermeiden, wird gelegentlich der Mindestabstand unterschritten. Richtig ist, Zulaufsysteme mit Strahlregler zu verwenden und im Zulauf ein Ventil anzubringen, mit dem die Wassermenge dosiert werden kann, die das Magnetventil freigibt.

Bild 3: Freier Auslauf als Baugruppe, vormontiert mit Schmutzfänger, Magnetventil, Strahlregler und definiertem Abstand zum Trichter. (Bild: WISY AG)

2. Missachtung technischer Regeln

Die Entnahmeleitung verläuft nicht steigend zur Saugpumpe

Lufteinschlüsse lassen die Wassersäule abreißen, die Entnahme ist blockiert, die Pumpe schaltet auf Störung. Die daraufhin erforderliche Entlüftung der Saugleitung ist sehr aufwendig.

Bild 4: Kennzeichnung freier Entnahmestellen. (Bild: König)

Erdverlegte Leitungen liegen nicht in frostfreier Tiefe

Die ständig gefüllte Entnahmeleitung bei Erdspeichern muss im Interesse des Betreibers genauso tief liegen wie die Trinkwasser-Hausanschlussleitung.

3. Fehlende Betriebssicherheit

Druckerhöhungsanlage mit einfacher Pumpe im öffentlichen Bereich

Zur Versorgungssicherheit bei Schulen, Hotels usw. ist eine zweite Pumpe mit separatem Druckschalter, mit automatischer Umschaltung und wechselndem Betrieb zwischen beiden Druckerhöhungsanlagen ratsam.

Bild 5: Regenwasserwerk "Optima".
(Bild: WISY AG)

4. Typische Montagefehler

Der Filter sitzt auf der Saugseite der Pumpe

Wenn überhaupt, werden Filter druckseitig installiert. Verstopfte Filter führen sonst zu einem Unterdruck in der Pumpe, der die Laufräder zerstört (Kavitation).

Die Leitung der Trinkwassernachspeisung vom freien Auslauf zum Speicherbehälter ist zu gering dimensioniert

Das im Nachspeisefall unter Druck zulaufende Trinkwasser kann durch eingeschlossene Luftpolster und hohem Reibungswiderstand nicht schnell genug abfließen. Die Folge ist Trichterüberlauf durch Rückstau, d.h. Wasserschaden im Gebäude.

Der Filtersammler im Fallrohr ist nicht exakt in Verlängerung des Zulaufes eingesetzt oder das abgetrennte Fallrohr nicht entgratet

Die Ausbeute an gefiltertem Wasser ist gering. Korrekturen können meist einfach nachträglich vorgenommen werden.

Aus Platzgründen lässt sich kein Wasserzähler für das im Haus genutzte Regenwasser installieren

Selbst wenn eine Kommune keine Abwassergebühr für Regenwasser erhebt, sollte ein Zählerplatz vorgesehen werden. Jedoch erst nach dem Abzweig der Gartenbewässerung, um unnötige Gebühren für Gartenwasser zu vermeiden. Jede Kommune in Deutschland kann diese Abwassergebühren fordern - auch später. Es ist im Interesse des Anlagen-Betreibers, den Zähler im Bedarfsfall - ohne großen Installationsaufwand - an die richtige Stelle setzen zu können.

Technische Ausführungs-Vorschriften

Freier Auslauf, Trinkwasser-Nachspeisung

DIN 1988, Teil 4, Abschn. 4.2.1; DIN EN 1717

Kennzeichnung Entnahmestellen

DIN 1988, Teil 2, 3.3.2

Überlauf, Rückstausicherheit

DIN 1986, Teil 1, Abschnitt 7; DIN 1986, Teil 32


*) Dipl.-Ing. Klaus W. König ist Vorstandsmitglied der "Fachvereinigung für Betriebs- und Regenwassernutzung" (fbr) und Mitarbeiter im DIN-Ausschuss "Regenwassernutzungsanlagen".


L i t e r a t u r :

[1] Wilo-Brain: Das Handbuch der Regenwassertechnik - was Profis wissen. Grundlagen und Praxis, mit Arbeitsmaterialien für Planung und Auslegung. Hrsg. Wilo GmbH, Dortmund, 2001.

[2] Regenwassernutzung von A - Z.
Ein Anwenderhandbuch für Planer, Handwerker und Bauherren. Mallbeton-Verlag, 2000.

[3] Regenwasser in der Architektur, Ökologische Konzepte. Ein Fachbuch der Regenwasserbewirtschaftung. Dokumentation ausgeführter Beispiele mit Angaben zu den Kosten. Ökobuch-Verlag, 1996.

[4] Gesetzliche Grundlagen für die Regenwassernutzung und Versickerung. Fördermittel, Rechtsprechung, Gebühren. Hrsg. Schulungszentrum Regenwassernutzung, Kefenrod, 2000.


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