Ausgabe 9/2000, Seite 5 ff.


Heizung


Funktion und Montage von Abgasleitungen

Dipl.-Ing. Frank Sprenger*

Müssen Heizkessel älteren Baujahres ausgewechselt werden, kommen meist Niedertemperatur- oder Brennwertkessel zum Einsatz. Oft hat der neue Kessel eine geringere Leistung und eine niedrigere Abgastemperatur als der alte. Würde er an dem vorhandenen Schornstein betrieben, käme es sehr wahrscheinlich zu einer Versottung. Deshalb kommen häufig Abgasleitungen zum Einsatz, die in den Schornstein eingezogen werden. Und um die geht es in diesem Artikel.

Abgasleitungen

Unter einer Abgasleitung ist ein Rohrsystem aus Edelstahl, Keramik, Glas, Aluminium oder Kunststoff zu verstehen. Bei Abgasleitungen für Gasheizkessel werden vor allem Aluminium- und Kunststoffrohre verwendet. Dabei kann nochmals zwischen Heizwert- und Brennwertgerät differenziert werden. Während bei den Heizwertgeräten Abgasleitungen aus Aluminium wegen der hohen Temperaturbeständigkeit dominieren, kommen bei Brennwertgeräten vorwiegend Kunststoff-Abgassysteme zum Einsatz. Bis auf die werkstoffspezifischen Eigenschaften unterscheiden sich die Abgassysteme aus Aluminium und aus Kunststoff ansonsten kaum voneinander. Hinsichtlich Ausführungsform und Montage sind sie nahezu identisch.

Bild 1: Verschiedene Ausführungen von Kunststoff-Abgasleitungen.

Abgasbausätze

Mit Bausätzen ist es möglich, die Abgasleitungen baulichen Gegebenheiten anzupassen (Bild 1). So können sie entweder in einem bereits bestehenden Schornstein verlegt oder direkt durch das Dach ins Freie geführt werden. Dabei sind Konstruktionen verwendbar, die einen raumluftabhängigen aber auch einen raumluftunabhängigen Betrieb der Heizkessel zulassen.

Beim raumluftabhängigen Betrieb muss die Mündung mindestens einen Meter über der Dachhaut liegen. Aus Sicherheitsgründen müssen die Heizkessel in separaten Räumen aufgestellt sein, die speziellen Anforderungen wie Mindestabstände sowie Größe und Positionierung von Lüftungsöffnungen erfüllen: bis 50 kW Leistung entweder eine Öffnung mit 150 cm2 oder zwei Öffnungen mit 75 m2 und bei über 50 kW zusätzlich 2 cm2 pro kW, das die 50 kW überschreitet.

Bild 2: Der raumluftunabhängige Betrieb ermöglicht die Installation von Wandheizkesseln im Wohnbereich.

Für den raumluftunabhängigen Betrieb gelten hingegen deutlich weniger Auflagen. Er ermöglicht sogar die Installation des Heizkessels in Aufenthalts- und Wohnbereichen (Bild 2). Hierbei wird den Heizgeräten die Verbrennungsluft vom Freien her zugeführt. Dazu kann ein geeigneter Schacht bzw. Schornstein genutzt oder eine konzentrische Luft-/Abgasführung eingesetzt werden. Letztere besteht aus einem Rohr-in-Rohr-System, bei dem das Abgas durch das Innenrohr abgeführt und im Ringspalt zwischen Innen- und Außenrohr die Verbrennungsluft angesaugt wird. Dieses Abgassystem muss einen Mindestabstand von 40 Zentimeter zwischen Mündung und Dachhaut aufweisen.

Installation

Rohr-in-Rohr-Ausführungen für den raumluftunabhängigen Betrieb beinhalten Bauteile für die Abgasabführung und die Verbrennungsluftzuführung. Dagegen bestehen die Abgassysteme für den raumluftabhängigen Betrieb lediglich aus den abgasführenden Elementen. Die Rohrsegmente beider Systeme sind in verschiedenen Längen erhältlich, können aber teilweise auch auf die gewünschte Länge gekürzt werden. Sie besitzen üblicherweise an einem Ende eine Einsteckmuffe. Zur Verbindung der Rohre werden diese einfach mit einer leichten Drehbewegung ineinandergeschoben.

Da die Abgase von Brennwertkesseln grundsätzlich mit Überdruck abgeführt werden (Gebläse), müssen die Abgasleitungen dicht sein. Dies stellen die in den Einsteckmuffen liegenden Lippendichtungen sicher, die vor dem Zusammenstecken mit Gleitmittel eingefettet sein sollten. Anstelle der Lippendichtungen können bei den Außenrohren auch Klemmbänder mit Dichtungen zum Einsatz kommen, die zusätzlich die Stabilität der Rohrverbindung erhöhen.

Bild 3: Sollen mit den Abgasleitungen Geschosse überbrückt werden, sind diese in einem Schacht mit einer bestimmten Feuerwiderstandsdauer zu installieren.

Besonders einfach gestaltet sich die Installation der Abgassysteme von unmittelbar unter dem Dach liegenden Aufstellräumen aus. Hier kann die Abgasleitung ohne weitere Auflagen direkt durch das Dach geführt werden. Sind Geschosse zu überbrücken, müssen die Abgasleitungen in einem Schacht mit der Feuerwiderstandsdauer F30 bzw. F90 verlegt werden (Bild 3). Der Schacht ist beim raumluftabhängigen Betrieb über das Dach hinaus zu führen, kann aber beim raumluftunabhängigen Betrieb mit dem Dach abschließen.

Bild 4: Bauteile und deren Anordnung eines typischen Abgassystems für die Verlegung im Schornstein.

Verlegung im Schornstein

Im Altbau wird üblicherweise der bestehende Schornstein genutzt. Hierfür ist im Aufstellraum zunächst in geeigneter Höhe eine Mauerdurchführung zum Schornstein zu schaffen. In dieser wird dann an der Hinterwand des Schornsteins eine Schiene montiert, die als Auflage für das Abgassystem dient (Bild 4).

Die Einbringung des Abgassystems in den Schornstein kann von oben oder unten erfolgen, wobei die Einbringung von oben oft einfacher ist. Dabei wird mit dem Stützbogen begonnen, der später auf der Schiene aufliegt und die Umlenkung der Abgasleitung in den Aufstellraum darstellt. Von diesem Bogen aus werden nach und nach die einzelnen Abgasleitungssegmente mit der Einsteckmuffe in Richtung des Abgasstromes aufeinander gesteckt. Zugleich ist das System an einem Montageseil, das am Stützbogen befestigt ist, langsam in den Schornstein abzulassen.

Für die Ausrichtung und einen besseren Halt der Abgasleitung im Schornstein muss in einem Abstand von mindestens fünf Metern ein Abstandhalter montiert werden. Dieser besteht aus einem Haltering, der über die Abgasleitung zu schieben ist, und aus mehreren Stützspeichen.

Lässt ein starker Schornsteinversprung eine gerade Führung der Abgasleitung nicht zu, besteht die Möglichkeit - wenn der entsprechende Bereich zugänglich ist - mit Rohrbögen einen Ausgleich zu schaffen. Ist dies nicht realisierbar, können flexible Rohre, die sich dem Schornsteinverlauf anpassen, Abhilfe schaffen.

Den Abschluss der Abgasleitungen bildet ein Mündungsrohr, das sich von den anderen Leitungssegmenten unterscheidet, da es keine Einsteckmuffe besitzt. Schließlich wird eine Kaminkopfabdeckung über das Mündungsrohr geschoben, auf der Schornsteinmündung montiert und gegen Regen abgedichtet.

Kesselanschluss

Vom Stützbogen ist die Abgasleitung jetzt "waagerecht" zum Kessel weiterzuführen (ebenfalls mittels Einsteckmuffen). Zur Überbrückung des Mauerdurchbruchs dient ein spezielles Wandfutter, das in die Wand eingemauert wird.

Bild 5: Für den problemlosen Ablauf von Kondenswasser sind "waagerecht" geführte Abgasleitungen mit einem Gefälle von mindestens 3° zu verlegen.

Für die Weiterführung zum Heizkessel kommen die herkömmlichen Abgasleitungssegmente zum Einsatz. Bei längeren Strecken sind alle zwei Meter Befestigungsschellen zur Stabilisierung vorzusehen.

Grundsätzlich ist bei der "waagerechten" Führung der Abgasleitung darauf zu achten, dass dieses ein Gefälle von mindestens 3° aufweist (Bild 5). Das ist notwendig, damit sich das im Abgasweg entstehende Kondenswasser nicht staut, sondern zum Kessel hin abfließen kann. Vor dem Kesselanschlussstück ist zu Kontrollzwecken ein Revisionsstück vorzusehen.


*) Dipl.-Ing. Frank Sprenger, Technische Public Relations, Buderus Heiztechnik GmbH, Wetzlar


B i l d e r :  Buderus Heiztechnik GmbH, Wetzlar


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