Ausgabe 2/2000, Seite 5


Sanitär


Hebeanlagen zur Förderung von Schmutzwasser (Fäkalien)

Dipl.-Ing. Carsten Krumm*

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Hebeanlagen zur Förderung von Schmutzwasser mit und ohne Fäkalienanteilen. In diesem Artikel geht es ausschließlich um solche, die auch Fäkalien abführen. Er beschreibt die häufigsten Einsatzfälle und die dazugehörigen Hebeanlagen.

Einsatz und Grundlagen

Die Entwässerung von Sanitäreinrichtungen (z.B. Duschen, Toiletten, Spülen, Waschtische) erfolgt in der Regel problemlos über das natürliche Gefälle. Pumpen und Hebeanlagen finden erst dann Anwendung, wenn Sanitäreinrichtungen unterhalb der Rückstauebene installiert werden. Die Rückstauebene (oft identisch mit dem Straßenniveau) ist das Höhenniveau, über das Abwasser gefördert werden muss, bevor es dem Kanal zugeführt wird. Geschieht dies nicht, können im Falle eines Rückstaues Gebäudeteile unterhalb der Rückstauebene überflutet werden.

Bild 1: Förderung von Abwässern unterhalb der Rückstauebene aber mit freiem Gefälle zum Kanal.

Es gibt zwei wesentliche Möglichkeiten der Abwasserentsorgung für Sanitäreinrichtungen unterhalb der Rückstauebene:

1. Die Sanitärgegenstände befinden sich unterhalb der Rückstauebene, aber mit einem freien Gefälle zum Kanal (Bild 1). In diesem Fall sind auch Rückstauverschlüsse zulässig (nicht zu verwechseln mit Rückflussverhinderern, die Bestandteil von Abwasserhebeanlagen sind). Einen wirklich sicheren und gefahrlosen Schutz gegen Rückstau bieten aber nur Hebeanlagen, da hier das Abwasser über die Rückstauschleife gefördert wird.

2. Sanitärgegenstände befinden sich unterhalb der Rückstauebene und des Kanals (Bild 2). In diesem Fall können nur Pumpen oder Hebeanlagen zum Abtransport der Abwässer eingesetzt werden.

Bild 2: Förderung von Abwässern unterhalb des Kanals und unterhalb der Rückstauebene.

Kleinhebeanlagen zur beschränkten Nutzung für die Einzeltoilettenentwässerung (Bild 3)

Einsatz

Entwässerung einer Einzeltoilette und eines Waschbeckens, einer Dusche und eines Bidets, z.B. bei nachträglicher Installation und fehlender Fallleitung im selben Raum.

Vorteil

Preiswerte Hebeanlage; Installation ohne Entlüftungsleitung zulässig; Lüftungsfilter ist in der Hebeanlage integriert; einfache Druckleitungsinstallation DN 25 oder 32.

Bild 3: Installationsbeispiel Kleinhebeanlage.

Profitipp

 Nur erlaubt, wenn oberhalb der Rückstauebene in derselben Wohneinheit eine weitere Toilette zur Verfügung steht, die durch das natürliche Gefälle entwässert wird (zur Sicherheit, falls die Hebeanlage ausfällt).

 Darf nur direkt hinter der Toilette installiert werden, nicht z.B. in einem angrenzenden Raum.

 Weitere angeschlossene Entwässerungsgegenstände müssen mit ausreichendem Gefälle verlegt werden (siehe auch Bild 3).

 Geeignet für Gästetoilette, Kellerbad . . .

 Kunden informieren, dass Gefahr der Verstopfung durch Einleitung von z.B. Binden, Kondomen . . . besteht.

 Es dürfen nur Einrichtungsgegenstände mit freiem Gefälle angeschlossen werden, also keine Spülmaschinen und Waschmaschinen.

Bild 4: Installationsbeispiel einer Hebeanlage in einem angrenzenden Raum.

Kompakte Hebeanlage zur Raumentwässerung (Bilder 4 und 5)

Einsatz

Entwässerung aller Entwässerungsgegenstände in einem Badezimmer oder einer kleinen Wohneinheit bei minimalem Platzbedarf. Auch in vorwandähnlicher Installationsart einsetzbar.

Vorteil

DN 80 oder DN 100 Druckstutzen gewährleisten eine verstopfungsfreie Schmutzwasserförderung; geruchsdicht durch geschlossene Sammelbehälter und einem DN 70 Entlüftungsleitungsanschluss; geringer Platzbedarf.

Bild 5: Installationsbeispiel einer Hebeanlage in vorwandähnlicher Installation.

Profitipp

 Bei vorwandähnlicher Installation Revisionsöffnung vorsehen.

 Die Entlüftung über Dach führen (bei unzureichender Be- und Entlüftung besteht die Gefahr, dass die Geruchsverschlüsse der angeschlossenen Entwässerungsgegenstände während des Pumpens entleert werden).

 Rückschlagklappe muss als Bestandteil der Hebeanlage montiert sein.

Bild 6: Anschlussfertige Hebeanlage für Ein- bis Zweifamilienhäuser.

Anschlussfertige Hebeanlage zur Ein- bis Zweifamilienhausentwässerung (Bild 6)

Einsatz

Uneingeschränkte Entwässerung von Gebäudeteilen, die unterhalb der Rückstauebene liegen.

Vorteil

Diese Anlagen bieten die gleichen Vorteile wie die vorher beschriebenen "kompakten Hebeanlagen". Zusätzlich haben sie einen großen Sammelbehälter für große Schmutzwassermengen oder als Notstauvolumen im Störungsfall.

Profitipp

 Nach Möglichkeit kein Regenwasser in die Hebeanlage einleiten.

 Entwässerungsgegenstände oberhalb der Rückstauebene dürfen nicht über eine Hebeanlage entwässert werden.

Montage

Bei der Montage sollte auf folgende Punkte besonders geachtet werden:

 Freie Zugänglichkeit von mind. 60 cm rund um die Hebeanlage.

 Druckrohr mit der Sole über die Rückstauebene verlegen, da sonst im Falle eines Rückstaus Schmutzwasser vom Kanal über die Hebeanlage und die Entwässerungsgegenstände das Kellergeschoss fluten kann.

 Beim Einbau von Hebeanlagen in die Bodenplatte auf Abdichtung gegen drückendes Wasser achten.

 Abwasserleitungen dürfen nicht verjüngt werden.

 Zur Behälterentleerung, z.B. im Falle eines Stromausfalles und/oder der Wartung, muss eine Handmembranpumpe installiert werden.

 Wenn der Abwassertransport nicht unterbrochen werden darf, ist eine Doppelhebeanlage (Hebeanlage enthält zwei unabhängig geschaltete Pumpen) vorzusehen.

Service und Wartung

Die Hebeanlagen müssen regelmäßig durch einen Fachkundigen gewartet werden. Die Zeitabstände dürfen nicht größer sein als:

 ¼ Jahr bei Anlagen in gewerblichen Betrieben,

 ½ Jahr bei Anlagen in Mehrfamilienhäusern,

 1 Jahr bei Anlagen in Einfamilienhäusern.

Bei der Wartung sind u.a. folgende Arbeiten auszuführen:

 Anlage und Armaturen auf Dichtheit prüfen;

 Betätigung der Schieber, prüfen auf leichten Gang und Dichtheit, ggf. Nachstellen und Einfetten;

 Öffnen und Reinigen des Rückflussverhinderers; Kontrolle von Sitz und Kugel/Klappe; Funktionsprüfung;

 Reinigung der Fördereinrichtung und des unmittelbar angeschlossenen Leitungsbereiches; prüfen des Laufrades und der Lagerung;

 Innenreinigung des Behälters (bei Bedarf bzw. nach speziellen Erfordernissen);

 optische Kontrolle des elektrischen Teils der Anlage;

 optische Kontrolle des Zustandes des Sammelbehälters;

 alle zwei Jahre Anlage mit Wasser durchspülen.

Nach Erledigung der Wartungsarbeiten ist die Anlage nach Durchführung eines Probelaufes wieder in Betrieb zu nehmen. Über die Wartung ist ein Protokoll anzufertigen mit Angabe aller durchgeführten Arbeiten und der wesentlichen Daten. Soweit Mängel festgestellt werden, die nicht behoben werden können, sind diese dem Anlagenbetreiber sofort schriftlich gegen Quittung zu melden.

Bild 7: Hebeanlage für Großobjekte.

Großanlagen

Neben den zuvor beschriebenen Hebeanlagen stehen noch weitere für die Entwässerung von Großobjekten wie Einkaufszentren, Hotels ... zur Verfügung (Bild 7). Diese Anlagen verfügen über eine höhere Pumpenleistung und ein größeres Sammelvolumen.

Alternativ zur Installation einer Hebeanlage im Gebäude gibt es Fertigschachtpumpstationen mit integrierten Pumpen, die außerhalb des Gebäudes im Erdreich installiert werden. Im Kellerraum wird dann kein zusätzlicher Platz benötigt, Geräusche durch den Pumpenbetrieb (z.B. durch Strömungsgeräusche oder Geräusche durch Schließen der Rückschlagklappe) werden nach außen verlagert. Bei Undichtigkeiten ist das Fördermedium im Schacht und nicht im Gebäude.


B i l d e r :   WILO GmbH, Dortmund


*) Dipl.-Ing. Carsten Krumm; Leiter Marketing Wasserentsorgung WILO GmbH, Dortmund


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