IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 08/2005, Seite 25 f.

VERBÄNDE AKTUELL

 Nordrhein-Westfalen


Fachverband im Dialog

Hearing Handwerk und Stadtwerke

Mit der neuen Gesprächsreihe "Fachverband im Dialog" wird ein weiteres Kapitel in der Politik des Fachverbandes SHK NRW aufgeschlagen. Denn der weiter zunehmende Wettbewerbsdruck in den Sanitär-, Heizungs- und Klimahandwerken erfordert offensive Strategien. Die erste Veranstaltung galt dem Dialog mit dem Marktpartner "Stadtwerke" am 14. Februar dieses Jahres im Düsseldorfer Verbandsgebäude.

Mit der Liberalisierung im Gasmarkt 1998 galten die kommunalen Versorger als die großen Verlierer, weiß der Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen SHK-Handwerksverbands, Dr. Hans-Georg Geißdörfer. Doch der befürchtete Wechsel der Kundschaft in Scharen hin zu den Energiekonzernen blieb aus. Gerade die Nähe zu den Verbrauchern, schlanke Strukturen und kurze Entscheidungswege zählen heute zu den Stärken der Stadtwerke.

Vor diesem Hintergrund lauteten die Fragen des Hearings: Wo bleibt das SHK-Handwerk? Sind die Kooperationsrichtlinien noch aktuell? Brauchen wir komplexere Formen der Zusammenarbeit? Sind die Contracting-Angebote zeitgemäß?

Nach Einschätzung von Geißdörfer kann eine Kooperation zwischen Handwerksbetrieben und Stadtwerken die Chance für beide eröffnen, strukturelle Wandlungsprozesse offensiv mitzugestalten. Eine jüngst durchgeführte Umfrage des Fachverbandes habe hier interessante Ergebnisse gebracht:

- Kooperationsverträge gibt es bei 54% der Innungen, allgemeine Kooperationsvereinbarungen bei 61%,

- Kooperationsverträge zum Wärme-Contracting gibt es bei 53% der Innungen, die "Wartungsinitiative" wird von 38% der Innungen durchgeführt.

Der Fachverband SHK NRW und das Handwerk im Dialog mit den Stadtwerken.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) hat in einer Umfrage über alle Handwerke hinweg eine Kooperationsneigung von weniger als 4% festgestellt. Im Vergleich dazu liegt sie im nordrhein-westfälischen SHK-Handwerk bei sage und schreibe 44%. Dennoch besteht nach den Worten von Dr. Markus Thomzik vom Institut für angewandte Innovationsforschung e.V. (Bochum) noch Ausbaupotenzial.

Als ein Beispiel funktionierender Zusammenarbeit stellte der Münsteraner SHK-Obermeister Dieter Lackmann das Contracting-Modell "Thermokonzept Münster" vor, das seit September 2002 existiert. Die Stadtwerke Münster habe die Innung bereits während der Entwicklungsphase als wichtigen Partner an der Gestaltung des Geschäftsmodells beteiligt. "Die Kooperation war der vernünftigere Weg", so Lackmann. Schließlich genießen die Kooperationspartner von Thermokonzept viele Vorteile, ohne selbst ein finanzielles Risiko eingehen zu müssen. Zudem bieten die Stadtwerke Münster allen Mitarbeitern ihrer Partnerbetriebe regelmäßige Schulungen an, um ihnen durch gewandtes Auftreten beim Kunden Vorteile bei Verkaufsgesprächen zu verschaffen.*

Fazit: Der Fachverband möchte den konstruktiv-kritischen Dialog mit wichtigen Marktpartnern bzw. Mitanbietern, aber auch mit wichtigen Entscheidungsträgern in der Politik suchen, um einerseits zukunftsträchtige Lösungen für aktuelle Herausforderungen zu finden und andererseits den kleinen und mittleren Innungsbetrieben dauerhafte Absatzpotenziale zu sichern. Das Hearing Handwerk/Stadtwerke hat gezeigt, dass der Fachverband auf dem richtigen Weg ist.


Seniorenwirtschaft in Europa

Königs- oder Dornenweg?

Die Seniorenwirtschaft wird in Zukunft als ein europäisches notwendiges Handlungsfeld begriffen: Das war das Ergebnis der Ersten Europäischen Konferenz "Seniorenwirtschaft in Europa 2005 - Neue Produkte und Dienstleistungen, Status Quo und Perspektiven in Europa" am 18. Februar dieses Jahres in Bonn.

In allen Reden kam zum Ausdruck, dass eine alternde Gesellschaft nicht nur Lasten und Kosten bedeuten, sondern auch Chancen und Möglichkeiten. Schließlich verfügten die Älteren noch nie über so viel Geld, Einkommen und Vermögen wie heute. EU-weit wird die Kaufkraft der über 60-Jährigen mit mehr als 30 Mrd. Euro monatlich kalkuliert; für Deutschland beträgt die Zahl ca. 7 Mrd. Euro. Und ein Blick auf die Geldvermögen der Privathaushalte in Deutschland nach Altersklassen zeigt, dass die 60- bis 70-Jährigen mit 233 Mrd. Euro (19%) über ziemlich genauso viel Potenzial verfügen wie die unter 40-Jährigen (19,1%) und die 40- bis 50-Jährigen (19,3%).

Seniorenwirtschaft funktioniere nur dann, wenn die einzelnen Wirtschaftszweige vernetzt würden, erklärte Prof. Wolfgang Schulhoff, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf und Vorsitzender des NWHT (Nordrhein-Westfälischer Handwerkstag). So sei eine seniorengerechte Anpassung von Hotels ohne handwerkliche Leistungen nicht möglich. Barrierefreie Hotels sind zugleich auf passende Leistungen des Personentransportgewerbes angewiesen. Ebenso müssten die touristischen Ausflugsziele - Museen, Wandermöglichkeiten und öffentliche Bäder - in hinreichendem Maße an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst werden.

Intensive Zusammenarbeit

Ebenso unverzichtbar sind die Angebote aus einer Hand. Ältere Kunden wollen nur einen Ansprechpartner, wenn sie Umbaumaßnahmen durchführen oder Dienstleistungen in Anspruch nehmen. In diesem Zusammenhang wird gerade dem SHK-Bereich, der nicht nur bodengleiche Duschen und höhenverstellbare Toiletten anbietet, für die Zukunft große Chancen eingeräumt. Hier tut sich für das SHK-Handwerk ein Feld vieler Möglichkeiten auf, insbesondere in schlechten Zeiten.

Ökonomische Chancen des SHK-Handwerks

Der nordrhein-westfälische SHK-Handwerksverband befürwortet die Aktionen rund um die Seniorenwirtschaft und will Folgendes erreichen:

- eine bessere Beratung der SHK-Handwerksbetriebe,

- eine Vernetzung aller interessierten Akteure,

- einen Austausch mit den Beratern der Handwerksorganisationen,

- eine Vereinheitlichung von Rahmenlehrplänen für die Weiterbildung,

- eine intensive Kundeninformation und schließlich

- breite Informationsaktivitäten auf Tagungen und Messen.

Im SHK-Handwerk ist die Seniorenwirtschaft längst ein Thema mit hoher Priorität geworden. Die ökonomischen Chancen bestehen darin, ältere Menschen als Zielgruppe wahrzunehmen und Produkte und Dienstleistungen für sie anzubieten.

Der Trend zu einer älter werdenden Gesellschaft ist nicht nur in Deutschland zu beobachten. In allen europäischen Ländern ist dies festzustellen. Aus diesem Grund wird die Europäische Kommission demnächst ein Buch zum demografischen Wandel herausgeben, das wichtige Erkenntnisse und Analysen enthalten wird. Hierzu gehören auch aktuelle Bevölkerungsprognosen, wonach die Zahl der älteren Menschen europaweit ganz erheblich zunehmen wird: Bis 2050 wird diese Zahl von 76,6 Mio. in 2005 auf 136 Mio. ansteigen - ein Anstieg um 59,5 Millionen Menschen oder 76,4%.

Internetinformationen:
www.fvshk-nrw.de


* Mehr zu dem Kooperationsmodell zwischen den Stadtwerken und der SHK-Innung Münster lesen Sie in einer der nächsten Ausgaben.


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