IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 07/2005, Seite 48

REPORT

Handwerk fordert "nationalen Bildungspakt"

Aufgrund der großen Anzahl an schlecht qualifizierten Schulabgängern fordert der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) einen nationalen Bildungspakt. Dies soll nach Meinung des ZDH-Generalsekretärs Hanns-Eberhard Schleyer durch die gemeinsame Anstrengung von Wirtschaft, Bund und Ländern erreicht werden. Ein Ziel: die Halbierung des Schüleranteils ohne Schulabschluss.

"Bund und Länder dürfen sich nicht davor drücken, energisch das Problem der schlechten Qualifikation von Schulabgängern anzugehen", so der ZDH-Generalsekretär Anfang dieses Jahres. Zum Hintergrund: Rund 85.000 Schüler erhalten jedes Jahr keinen Schulabschluss und fast 200.000 beherrschen die Grundfertigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen nicht ausreichend. Dies zeigten auch die Ergebnisse der Kompetenz-Checks im Rahmen des Ausbildungspaktes Ende letzten Jahres. Dabei wurde deutlich, dass viele jugendliche Ausbildungsbewerber auf die Anforderungen einer Berufsausbildung nicht vorbereitet sind. Dies belastet nicht nur Berufsschulen sondern auch Handwerksbetriebe, die letztendlich versuchen müssen, diese Defizite auszugleichen. Dazu Schleyer: "Das Handwerk übernimmt bereits einen Teil der Aufgaben, für die eigentlich der Staat und die Eltern die Verantwortung tragen. Dank des besonderen Einsatzes der Meister sowie der betrieblichen Mitarbeiter bzw. der Lehrer werden diese Jugendlichen oft zusätzlich zur normalen Lehre auf den Erwerb des Gesellenbriefes vorbereitet."

Mit einem "nationalen Bildungspakt" soll der Schüleranteil ohne Schulabschluss sowie der Anteil der Jugendlichen, deren Lesekompetenz und mathematische wie auch naturwissenschaftliche Grundbildung unzureichend sind, halbiert werden.

Letztlich dürfe es jedoch nicht sein, dass Betriebe und Berufsschulen den Mangel ausbaden müssen, dessen Ursachen in den allgemeinbildenden Schulen zu finden seien. Hinzu komme, dass viele Berufsbilder durch gestiegene Anforderungen eine gute Schulbildung als Ausbildungsvoraussetzung benötigen würden. Die Zahl der Schulabgänger ohne Abschluss müsse daher deutlich reduziert werden, was allerdings nicht während der Laufzeit des Ausbildungspaktes zu schaffen sei. Das Handwerk brauche daher, angesichts der Dramatik dieser Situation, einen "nationalen Bildungspakt". Die Zielsetzungen für einen solchen Pakt wären bis zum Jahr 2010:

Damit würde Deutschland auch die Voraussetzungen verbessern, den Forderungen der "Lissabon-Strategie" gerecht zu werden. Diese vom Europäischen Rat in Lissabon gefasste Strategie sieht die Schaffung des "wettbewerbsfähigsten und dynamischsten, wissensbasierten Wirtschaftsraums" in Europa vor. Dafür sei die Erhöhung der Qualität der allgemeinen sowie der beruflichen Bildung eine Voraussetzung.

Für die Umsetzung eines nationalen Bildungspaktes betont Schleyer die Notwendigkeit eines gemeinsamen Engagements von Wirtschaft, Bund und Ländern. "Es bietet sich an, die Möglichkeiten für schulbegleitende Maßnahmen auszuweiten. Beispiele hierfür sind Projektwochen oder Praxistage im Betrieb. Aus Erfahrung wissen wir, dass sich gerade schulmüde Jugendliche durch das Kennenlernen der Praxis und der Anforderungen im Betrieb wieder für das Lernen in der Schule motivieren lassen."

Internetinformationen:
www.zdh.de


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]