IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 06/2005, Seite 136 ff.

KLEMPNERTECHNIK

Aktuell in der NRW-Landeshauptstadt:

Metallfassade prägt Hafenarchitektur in Düsseldorf

Jörg Abfalter und Friedolin Behning*

Zu den ungewöhnlichsten Gebäuden, die um das Hafenbecken des ehemaligen Düsseldorfer Handelshafens entstanden sind, gehört das neue Port Event Center. Besonders im Blickpunkt steht der in eine brückenähnliche Konstruktion hinein gebaute, horizontal positionierte Haupttrakt, der in Richtung Hafenbecken und Stadt weit auskragt. Die Fassaden dieses lang gestreckten, dreigeschossigen Bauteils sind mit einer attraktiven Bekleidung aus Rheinzink-Steckfalz-Paneelen gestaltet. Die Autoren stellen den Neubau vor und beschreiben seine interessante Metallfassade.

In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf spielt der ehemalige Handelshafen - heute als Medienhafen bezeichnet - eine Schlüsselrolle. Im Zuge der Neuorientierung des Areals zwischen Kaistraße und Speditionsstraße wurden zahlreiche, zum Teil spektakuläre Bauprojekte von bekannten Planern realisiert. Zu den in jüngerer Zeit fertig gestellten Gebäuden gehört auch das Ensemble Port Event Center/Düsseldorf Office Center Kaistraße (PEC/DOCK), eine Aufsehen erregende gestalterische Verbindung unterschiedlichster Baustrukturen am städtebaulich bedeutsamen Kopfende des alten Hafenbeckens. Hier schufen die Architekten Wansleben, Köln, eine Veranstaltungshalle für die Musik- und Kulturszene, einen ungewöhnlichen, "schwebenden" Bürotrakt und - unter Einbeziehung der alten Energiezentrale des Hafens - einen weiteren Gebäudebereich für Büronutzung und Gastronomie. Südwestlich unmittelbar anschließend bildet der 16-geschossige Büroturm von Architekt Jo Coenen, Maastricht, einen auffälligen Kontrast zu den horizontal gegliederten Baukörpern des Port Event Centers. Die Fotos geben einen Eindruck von der Vielgestaltigkeit und dynamischen Raumwirkung der Konstruktion.

Der Düsseldorfer Medienhafen, Standort des hier vorgestellten Neubau-Objektes mit moderner Metallfassade.

Das Ensemble beeindruckt

Der Besucher, der aus Richtung Kaistraße kommt, erblickt als erstes den riesigen, prismatisch geformten, 92 m lange Baukörper, der von den Architekten als "Wolkenbügel" bezeichnet wird. Er ist Hauptbestandteil des aus drei dicht gefügten Gebäudeteilen bestehenden Ensembles und scheint über den zwei anderen Bauten zu schweben: einer Eventhalle für 2400 Besucher und der für moderne Büronutzung umgebauten alten Energiezentrale.

Im Kontext mit konstruktiven Themen des ehemaligen Handelshafens, wie metallene Brücken und Kräne, wird das Äußere des großen Horizontalbauwerkes von einer massiven, stählernen Fachwerkkonstruktion geprägt. Der im Innern dieses brückenähnlichen "Gerüstes" ruhende, horizontale Trakt bietet auf drei Ebenen 3500 mē Bürofläche und Nebenräume. An seinem Kopfende kragt er 35 m weit über das ehemalige Kesselhaus in Richtung Hafenbecken aus.

In Gegenrichtung werden die Größenverhältnisse deutlich.

Maßgeschneiderte Gebäudehülle

Zu den entscheidenden Gestaltungsmitteln beim Bau des neuen Port Event Centers im Düsseldorfer Medienhafen zählt die für dieses Projekt maßgeschneiderte Gebäudehülle aus schlanken, metallischen Fassadenelementen. Außer ihrer Funktion als langlebige Wetterhaut setzt sie auch architektonische Akzente. Dies erforderte eine sorgfältige Detailplanung, um ein exaktes, auch hohen Ansprüchen genügendes Erscheinungsbild zu erreichen.

Das Port Event Center von der Westseite.

Zur Ausführung kam das Steckfalz-Paneelsystem des Dattelner Unternehmens Rheinzink in der Oberflächenqualität "vorbewittert" blaugrau. Seine Vorteile liegen in der freien Wahl der Achsmaße (zwischen 200 und 333 mm) und der variablen Fugenbreiten (von 0 bis 30 mm). Auch die Verlegerichtung ist variabel: horizontal, vertikal oder diagonal. Daher bietet dieses System dem planenden Architekten große Spielräume bei der Umsetzung seiner Gestaltungsideen.

Exakte Detailplanung und präzise Vorfertigung sind Voraussetzungen für ein überzeugendes Ergebnis.

Fassadentechnik mit Vorbildfunktion

Über 1400 mē Fassadenflächen mussten bekleidet werden. Dazu kamen die Untersichten in den auskragenden und seitlich überstehenden Bereichen des 92 m langen "Wolkenbügels". Der Aufbau basiert prinzipiell auf dem System der vorgehängten hinterlüfteten Fassade. Auf der raumabschließenden Unterkonstruktion wurde die Wärmedämmung in 100 mm Dicke, aufgebracht. Zur Aufnahme der Steckfalzpaneele dient eine zweiteilige, justierbare Unterkonstruktion, bestehend aus vertikal montierten L-Profilen und Wandkonsolen plus Thermostop-Unterlagen. Zur Montage der Steckfalzpaneele wurden spezielle Montageprofile eingesetzt. Die Unterkonstruktion inklusive Typenstatik wurde durch die Firma BWM geliefert. Eingesetzt wurde der Typ ATK 101. Der Belüftungsraum zwischen OK-Wärmedämmung und Paneelrückseite beträgt 40 mm.

Von der Kaistraße aus gesehen: der kühn auskragende Baukörper des Port Event Centers.

Die charakteristische horizontale Ausrichtung der Bekleidungselemente wird durch die durchlaufende Schattenfuge stark betont. Die Metalldicke der Steckfalzpaneele wurde auf 333 mm festgelegt, wobei die Sichtfläche 313 mm und die Fuge 20 mm betragen. Die einzelnen, sich wiederholenden Felder erhielten eine Profillänge von 1350 mm. Die Metalldicke der Bekleidungselemente beträgt 1,00 mm. Die Stöße werden nur dezent wahrgenommen, sind jedoch konsequent auf die Fensterrasterung abgestimmt. Auch bei der Bekleidung der Untersichten wurde die Fugenrasterung aus der Fassade präzise übernommen.

Auch die Untersichten der frei stehenden Gebäudepartien sind genau in den Fassadenraster eingebunden.

Die Paneelbefestigung mit Nieten ist nicht sichtbar. Fassadenbegrenzende Bauteile, wie zum Beispiel der Dachrand als Steckfalzpaneel und die fensterumfassenden Profile, sind absolut flächenbündig konzipiert und montiert. Die strikte horizontale Ausrichtung der Fassadenbekleidung wird durch hinterlegte Stoßbleche erzielt. Die Baubreiten und Ansichtflächen der einzelnen Fassadenkomponenten sind exakt auf einander abgestimmt. Die Steckfalz-Eckprofile betonen sehr deutlich die horizontalen Schattenfugen und damit eine überaus gleichmäßige Linienführung. Alle Fensterbankprofile und die Dachrandabdeckungen sind durch so genannte UDS-Verbinder (unterdeckende Stoßverbinder) verbunden und ermöglichen dadurch ungehinderte Längenänderungen bei Temperaturwechsel.

Dieses schöne Fassadendetail zeigt das gelungene Zusammenspiel von Entwurf und Werkstoffen.

Ein besonderes Fassadendetail stellen auch die schräg verlaufenden Außenecken im Bereich der zum Hafenbecken ausgerichteten Gebäudeseite dar. Die ausführenden Fachhandwerker schufen hier ein bemerkenswertes Beispiel exakter Metallarbeit von hohem gestalterischen Anspruch. Die komplizierte Ecke wird durch jeweils zwei mit Nullfuge und auf Gehrung geschnittene Steckfalzpaneele gebildet. Dabei hat jedes Stück unterschiedlich große Sichtflächen, um die erforderliche 20-mm-Horizontalfuge ohne Höhenversatz um die Gebäudeecke führen zu können. Die Genauigkeit bei allen ausführungstechnischen Einzelheiten konnte nur erzielt werden, weil bereits im Vorfeld der Fassaden- und Objektplanung alle Ansichten und Detailpunkte in den Maßstäben 1:25 bzw. 1:2 zeichnerisch dargestellt wurden. Eine Realisierung mit viel Aufwand.

BAUTAFEL

Objekt:
Bauherr:
Planender Architekt:
Ausführ. Architekten:
Eingesetztes System:
Rheinzink-Arbeiten:
Fassadentechnik:

Port Event Center, Düsseldorf
Modernes Düsseldorf GmbH, Düsseldorf
Norbert Wansleben, Köln
Norbert Wansleben u. Utz Burchard, Köln
Rheinzink-Steckfalzpaneele, vb. Blaugrau
Schabos GmbH, Nordwalde
Ernst Weirich GmbH, Essen

Zusammenfassung

Im Düsseldorfer Medienhafen stoßen die ungewöhnlich gestalteten Gebäude des neuen Port Event Centers auf viel Aufmerksamkeit. Der Entwurf des Architekten verbindet konstruktive Souveränität mit einem zeitgemäßen kontextuellen Städtebau und konkreter Denkmalpflege. Dabei ist den Bauten gemeinsam die Beschränkung auf funktionale Mittel, wie sie der historischen Hafenbebauung entspricht. Die Verwendung des blaugrau patinierenden Titanzinks passt zu den charakteristischen Merkmalen hafentypischer Architektur. Dabei verbinden sich signifikante Akzente zeitgemäßen Fassadenbaues mit einem in der modernen Klempnertechnik traditionell beheimatetem Werkstoff.

Internetinformationen:
www.rheinzink.de


* B i l d e r :  Rheinzink/TPP, Datteln


* Jörg Abfalter und Friedolin Behning sind Mitarbeiter der Rheinzink GmbH & Co. KG, Datteln


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