IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 03/2005, Seite 36 ff.

REPORT

Sparsam und kompakt

Brötje-Kaskade beheizt das Schattenberg-Skistadion in Oberstdorf

Bereits im Jahr 2003 wurden im Schattenberg-Skistadion - mit Blick auf die Nordische Ski WM 2005 - zahlreiche Umbau- und Neubaumaßnahmen durchgeführt. Es gilt seitdem als eine der schönsten und modernsten Skisprunganlagen der Welt. In nur acht Monaten Bauzeit gelang es den Verantwortlichen, die Sportstätte - sie wird jetzt Erdinger-Arena Allgäu genannt - den heutigen Anforderungen anzupassen und den Zuschauerbereich komplett neu zu gestalten.

Schon 1987 war das Schattenberg-Skistadion Austragungsort der Nordischen Skiweltmeisterschaften. Aufgrund des großen Zuschauerzuspruchs, der auch bei weiteren Veranstaltungen in den Folgejahren anhielt, wurde das Stadion danach mehrfach aus- und umgebaut. Allein die Überbauung des Faltenbachs brachte eine Kapazitätserweiterung von 3500 Stehplätzen mit sich; insgesamt finden 27.000 Zuschauer in der Arena Platz. Im Zuge der letzten Umbaumaßnahmen wurden die K115-Anlage zu einer K120-Schanze mit Mattenbelegung erweitert. Damit ist ein ganzjähriger Sprungbetrieb auf der Großschanze möglich.

Wandhängende Kaskadenlösung mit System: Zwei Ecotherm Plus WGB 70.

Für die Zuschauer wurden außerdem sicherere Zugänge zum Stadion und den Tribünen geschaffen. In einem neu errichteten Funktionsgebäude befindet sich zur Zeit nur die Verwaltung. Später ist die Einrichtung eines Skisprungmuseums geplant. Daneben wurde ein so genanntes Tribünengebäude errichtet, das Duschen, Umkleide- und Funktionsräume, die VIP-Loge sowie ein Pressezentrum integriert. Der gesamte Gebäudekomplex wird mithilfe zweier Gas-Brennwertgeräte vom Typ Brötje Ecotherm Plus WGB 2.70 beheizt. Die Anlage wurde als wandhängende Kaskade im dritten Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes platziert.

Funktionsprinzip der Gas/Luft-Verbundregelung

Über einen Temperaturfühler wird der Kesseltemperatur-Istwert mit dem vom Heizungsregler errechneten Kesseltemperatur-Sollwert verglichen. Liegt zwischen den Werten eine Differenz vor, ermittelt ein integrierter Mikroprozessor eine neue Gebläsedrehzahl um genau die benötigte Verbrennungsluftmenge zuzuführen. Die sich einstellende Gebläsedrehzahl wird permanent an den Kesselregler rückgemeldet. Hat der Kesseltemperatur-Istwert noch nicht die gewünschte Größe erreicht, erfolgt eine weitere Korrektur der Drehzahlvorgabe.

Als Führungsgröße für das Gasmengen-Regelventil dient der jeweilige statische Luftdruck am Gebläseausgang. Er wird über eine Steuerleitung auf das Gasmengen-Regelventil übertragen und wirkt dort direkt auf eine Membrane. Diese ist gasseitig mit einem Ventil gekoppelt, das über Stellungsänderungen mehr oder weniger Gas durchlässt. Dadurch ist über den gesamten Modulationsbereich ein gleichmäßiges Gas/Luft-Verhältnis sichergestellt.

Von Vorteil waren dabei die kompakten Abmessungen der Heizgeräte mit nur 850 mm Höhe, 480 mm Breite und einer Bautiefe von 541 mm. Ein weiterer Vorteil der Geräte ist der breite Modulationsbereich von 23-100%, das entspricht in diesem Fall einem Nennwärme-Leistungsspektrum von 16 kW-140 kW. Somit werden lange Brennerlaufzeiten und ein hoher Jahresnutzungsgrad der Anlage gewährleistet.

Fließschema der Heizungsanlage im Schattenberg-Skistadion.

Die Ecotherm Plus-Heizgeräte verfügen über eine spezielle Gas/Luft-Verbundregelung (siehe Info-Kasten). Sie sorgt im gesamten Modulationsbereich nahezu witterungsunabhängig für konstant hohe CO2-Werte. Integrierte Edelstahl-Vormischbrenner gewährleisten niedrige Emissionswerte.

Beeindruckende Höhe. Ein Blick von der Skisprungschanze.

Die Wärmeerzeuger im Schattenberg-Skistadion wurden mit je einer gerätegebundenen Luft-Abgasführung versehen. Das System ermöglicht in konzentrischer Ausführung einen raumluftunabhängigen Betrieb der Feuerstätte. Da der Heizraum im Obergeschoss des Zweckbaus liegt, konnte die Abführung der Abgase problemlos über das Flachdach erfolgen. Eine kostengünstige und in der Montage Zeit sparende Variante.

Sinnvoll geregelt

Während früher der Regelungsaufwand - mit kostenintensiven Schaltschrankverdrahtungen - häufig als Argument gegen eine Kaskade angeführt wurde, müssen sich selbst Fachleute heute vom Gegenteil überzeugen lassen. Mit der Eurocontrol BCA 2 hat Brötje eine Regelung im Programm, die sich besonders für Kesselkaskaden eignen soll. Sie wird in ein Kesselschaltfeld integriert und führt bzw. überwacht bis zu 12 modulierende Gas-Brennwertgeräte.

Vorbildliche Verteiler-Montage.

Innerhalb der Kaskadenschaltung bestimmt die Regelung die Reihenfolge der Zu- und Abschaltungen der einzelnen Kessel anhand der Leistungsbilanz ohne Temperaturüber- bzw. unterschwingungen. Als Bindeglied zwischen den Kesselregelungen fungiert ein Clip-in Bus CIB, der den Regelverbund zwischen den Wärmeerzeugern mithilfe einer zweiadrigen Bus-Leitung sicherstellt.

Fazit: Das Beispiel zeigt anschaulich, dass der Einsatz einer Kaskadenanlage auch im mittleren Leistungsbereich sinnvoll sein kann. Der Nutzungsgrad der Mehrkesselanlage wird aufgrund des großen Modulationsbereiches in der Regel höher sein als bei Einzelgeräten. Außerdem nimmt die Betriebssicherheit bei mehreren Geräten zwangsläufig zu.

Internetinformationen:
www.broetje.de


B i l d e r :  Brötje, Rastede


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