IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 01/02/2005, Seite 48 f.

REPORT

Holzpellets - die attraktive Alternative

Holzpelletkessel werden immer häufiger als Alternative zu Öl und Gas eingesetzt. Bei aller Euphorie gibt es aber noch Defizite, wie eine Branchenumfrage des Deutschen Energie-Pellet-Verbandes zeigt.

Holzpellets - die kleinen, aus Sägemehl, Holzabfällen oder Waldrestholz hergestellten Presslinge sind weiter auf dem Vormarsch. Deutschlandweit existieren rund 28.000 Pelletheizungen - mit steigender Tendenz. Von 1999 bis 2003 sind 19.000 Heizungen in Form von wasserführenden Kaminöfen oder Zentralheizungen entstanden. "Die Gründe dafür sind nicht nur im steigenden Öl- und Gaspreis zu sehen, sondern auch in der Verlängerung des Marktanreizprogrammes für Erneuerbare Energien", erläutert Dr. Joachim Fischer, Vorsitzender des Deutschen Energie-Pellet-Verbandes (DEPV). Mit dem Marktanreizprogramm werden u.a. automatisch beschickte Holzheizkessel, also Pelletzheizungen, mit mindestens 1700 Euro gefördert.

Fachmessen und -foren

Einen Überblick über die Entwicklung beim Thema Heizen mit Holz und über Anwendungsmöglichkeiten und Potenziale für Holzpellets gibt das Forum "Pellets in Deutschland - Markt, Technik, Praxis" am 26. Januar im Rahmen der Fachmesse "CLEAN ENERGY POWER 2005" (CEP) im ICC Berlin. Kongress und Ausstellung bieten am 26./27. Januar einen umfassenden Überblick über sämtliche regenerative Energieträger und das Bauen der Zukunft. Weitere Informationen unter www.energiemessen.de.

Im Rahmen der Messe "erneuerbare energien 2005" vom 25. - 27. Februar in Böblingen informiert das Seminar "Solar und Pellets" (am 26. Februar) über Anwendungsmöglichkeiten, Rahmenbedingungen und Fördermöglichkeiten. Weitere für das Handwerk interessante Themen sind beispielsweise "Marketing im Solarbereich" sowie "Strom und Wärme aus Biomasse". Mehr dazu unter www.erneuerbareenergien.com. Parallel zur "erneuerbare Energien 2005" findet Deutschlands größte Spezialmesse für energieeffizientes Bauen und Sanieren, die Passiv-Haus 2005, statt. Mehr Infos unter www.passivhausexpo.de.

In den letzten zwei Jahren sind jeweils mehr als 80 Mio. Euro in automatisch beschickte Holzfeuerungen bis 50 kW investiert worwden, so die Statistik des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das die Förderanträge für das Marktanreizprogramm bearbeitet. Rund 30% der Anträge, die 2004 insgesamt zu Holzfeuerungen gestellt wurden, waren für Pellet-, 64% für Scheitholz- und nur 6% für Hackschnitzel-Heizungen.

Trotz der viel versprechenden Zahlen macht der Pelletbereich im Heizungsmarkt insgesamt erst 1% aus: Von 700.000 Neuanlagen werden jährlich rund 6000 Pelletheizungen eingebaut. Auffällig dabei: Über 90% der Förderanträge kommen von Privathaushalten, der Schwerpunkt liegt in Süddeutschland. Die größten Anteile der Anträge fallen auf Bayern (47%), Baden-Württemberg (18%) und Nordrhein-Westfalen (8%), informiert das Bundesumweltministerium.

"Im Norden Deutschlands haben bis zu 60% der Unternehmen noch keinen einzigen Pelletkessel installiert."

Als wesentliche Schnittstelle zwischen den Produzenten von Brennstoffen und Heizungen sowie dem Endverbraucher sehen Fachleute das Installationshandwerk. Ein aktueller Branchenreport der Solarpromotion GmbH und des DEPV hat ergeben, dass sich in Norddeutschland mit den Postleitzahl-Regionen 2 bis 4 (Norddeutschland) rund drei Viertel der Installationsbetriebe erst seit ein bis zwei Jahren mit Pellets beschäftigen. In den Regionen 7, 8 und 9 (also Bayern und Baden-Württemberg) dagegen sind es 50 bis 60% der Betriebe, die Pelletheizungen seit mehr als drei Jahren anbieten.

Interessant das Ergebnis aus Ostdeutschland: Hier gaben laut Solar Promotion 40% der Betriebe an, kein Interesse an Pellets zu haben. Das Nord-Süd-Gefälle stellt sich auch für den Pellethandel dar: Die meisten Lieferanten befinden sich in Bayern und Baden-Württemberg.

Bei dem Branchenreport wurden 300 Unternehmen der Pelletbranche wie Hersteller und Händler von Pellets und Heizungen und erstmalig auch 4600 Betriebe des Heizungs- und Installationshandwerks befragt. 38% der Befragten insgesamt erwartet im Jahr 2005 ein Wachstum des Pelletmarktes von 11 bis 25%. Die Einschätzung des Handwerks ist dabei allerdings deutlich zweigeteilt. Die Mehrzahl (33%) der Installateure geht von einem Wachstum von 5% im Jahr 2005 aus. 30% dagegen sehen ein Wachstum von über 10%. Der Verband führt das darauf zurück, dass sich die Unternehmen unterschiedlich lange mit dem Thema Pellets beschäftigen. 10% der Befragten gab an, inzwischen mehr als 20 Pelletheizungen installiert zu haben, mehr als die Hälfte der Unternehmen dagegen weniger als 5 Heizungen. Im Norden Deutschlands haben bis zu 60% der Unternehmen noch keinen einzigen Kessel installiert.

Die Experten sind sich einig, dass die positive Entwicklung im Pelletbereich in den nächsten Jahren weitergehen wird. Dafür sprechen mehrere Gründe: Alte Heizkessel, die vor dem 01.10.1978 gebaut wurden, müssen nach der Energieeinsparverordnung bis zum 31.12.2006 erneuert werden (abgesehen von den in der Verordnung genannten Ausnahmen). Deutschlandweit, so schätzen Fachleute, sind 3 bis 7 Millionen Heizanlagen davon betroffen. "In Nordrhein-Westfalen allein trifft das 198.000 Gas- und 176.000 Ölfeuerungsanlagen", schätzt Ulrich Bemmann vom Institut für Zukunftsenergiesysteme (IZES) in Saarbrücken. Seinen Erfahrungen nach wechseln aus Platzgründen eher Ölkunden auf Pellets als Gasnutzer. Denn Pelletkessel und Lagerraum benötigen mehr Raum als Gasheizungen.

"Geht man von der Erfahrung aus, dass etwa 5% der Verbraucher auf Holz umstellen, könnten in Nordrhein-Westfalen in den nächsten zweieinhalb Jahren weitere 8800 Pelletheizungen entstehen", erwartet der Fachmann. Mehr als 1000 Anlagen könnten zusätzlich im Neubaubereich gebaut werden.

Bemmann schätzt auch die Möglichkeit einer Solar-Pelletkombination als sehr günstig ein. Bis zum Jahr 2010 könnte seiner Schätzung nach der Wärmepreis bei einer Solar-Pelletkessel-Kombination von heute derzeit fast 22 Cent je kWh auf 19 Cent sinken und ab dem Zeitpunkt preisgleich mit Heizöl werden.

Internetinformationen:
www.depv.de
www.bio-energie.de
www.energie-server.de


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