IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/2004, Seite 30 ff.


REPORT


Dumpingpreis-Inflation: Baumarkt & Co. übertrifft sich seit geraumer Zeit gegenseitig mit Acrylwannen-Billigangeboten - und macht dadurch den Badprofis das Leben (noch) schwerer. Der Ausweg: eine ebenso offensive wie fundierte Qualitätsberatung der Endverbraucher.

Besiegelte Bestform

Acrylwannen: Wie sich ein Gütezeichen in der Badpraxis bezahlt macht

Qualität zu verkaufen statt zu verramschen, das erweist sich im Zeitalter von "Geiz ist geil", scheinbar fehlenden Alleinstellungsmerkmalen und anderen Preisdrückern als schwieriges Unterfangen. Ein ebenso markantes wie aktuelles Beispiel dafür ist das Geschäft mit Bade- und Duschwannen aus Acryl. Hat die Devise "Klasse schlägt Masse" also keine Chance mehr? Die Mitglieder der RAL-Gütegemeinschaft Acrylwanne sehen das (zum Glück) völlig anders - und setzen auf die Überzeugungskraft von Argumenten und Leistungen.

Um die Fachschienen-Kompetenz zweifelsfrei zu untermauern, kommt es gerade in dem mit Billig- und No-Name-Produkten belasteten Acrylwannenmarkt auf konkrete, neutrale Differenzierungsmerkmale an. Im Grunde war es genau diese Erkenntnis, die die Plattenhersteller Atoglas, Lucite International und Röhm sowie die ausschließlich dreistufig operierenden Wannenproduzenten Duscholux, Hoesch, Koralle und Villeroy & Boch vor inzwischen vier Jahren veranlasste, die RAL-Gütegemeinschaft Acrylwanne ins Leben zu rufen. Was infolge der heute rund 150 in Deutschland aktiven Acrylwannenlieferanten fraglos Sinn macht(e). Denn: Die Notwendigkeit, mehr Transparenz zu schaffen und verlässliche Orientierungshilfen zu bieten, wurde mit jedem Newcomer dringlicher.

Maßstab: Wannen mit dem RAL-Gütezeichen bieten der Fachschiene einen exklusiven Sicherheits- und Differenzierungsvorsprung.

Permanente Bedingung

Basis dafür war und ist die gemeinsame Werkstoffgrundlage, betont Herbert Decker. Der Mitinitiator und Geschäftsführer des Industriekreises meint damit vernetztes gegossenes Sanitäracryl (siehe Kasten). Es bilde das unverzichtbare Fundament für den "vielleicht wichtigsten", für Verbraucher und Vertriebspartner gleichermaßen auf den ersten Blick erkennbaren Abgrenzungsschritt: die Erlangung des speziellen RAL-Gütezeichens.

Bedingung: Auch eine regelmäßige Eigen- und Fremdüberwachung der Fertigungsprozesse steht im Pflichtenheft für das RAL-Gütezeichen.

Es wird vom RAL-Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung nur nach der permanenten Erfüllung strenger Kriterien verliehen. Schon das mit zahlreichen Vertretern aus Spitzenverbänden der Wirtschaft, Bundesorganisationen und -ministerien besetzte Kuratorium der gemeinnützigen Einrichtung gewährleistet die für ihre Glaubwürdigkeit maßgebliche Neutralität, erläutert Decker.

Augen auf: Zu den Prüfkriterien bei der Plattenproduktion gehören u.a. Kratzfestigkeit sowie Farbechtheit und -beständigkeit.

Pralles Pflichtenheft

Entsprechend umfassend sind die Härtetests, denen sich Bewerber um das RAL-Gütezeichen unterziehen müssen. Dazu gehören:

Vorstufe: Bevor sich Acrylwannen mit dem Titel "Besiegelte Qualität" schmücken dürfen, werden sie "auf Biegen und Brechen" geprüft.

Priorität für innere Werte

Nach der ersten Prüfung sorgt eine regelmäßige Eigen- und Fremdüberwachung der Fertigungsprozesse für die erforderliche dauerhafte Einhaltung des Qualitätsprogrammes. Unter dem Strich steht dann der gewünschte exklusive Sicherheits- und Differenzierungsvorsprung für die Profi-Schiene. Decker ist sich sicher: "Alles, was die zu erfüllenden RAL-Güterichtlinien vorschreiben, nimmt sonst keiner auf sich." Und: "Unsere Qualitätsdimension übertrifft das Anforderungsniveau der DIN EN 198 und wird an Bedeutung künftig noch erheblich gewinnen. Das gilt spätestens dann, wenn der ‚Massenartikel’ CE-Zeichen auch bei Wannen an der Tagesordnung ist." Entscheidend seien daher die inneren Werte einer Wanne, die das RAL-Gütezeichen für alle Beteiligten buchstäblich sichtbar mache.

Fundstelle: www.acrylwanne-ral.de versorgt die Vertriebspartner mit kompaktem Wissen für (erfolgreiche) Beratungs- und Verkaufsgespräche.

Rund 500.000 Euro haben die sieben Hersteller bisher in ihr Engagement investiert, nennt Martin Metzler konkrete Zahlen. Der Vorsitzende der Gütegemeinschaft, hauptamtlich als Leiter des Unternehmensbereichs Wellness von Villeroy & Boch tätig, hält es schon deshalb für unabdingbar, dass der besondere Qualitätsnachweis auf jeder Ebene einer systematischen Kommunikation bedarf. Sonst bleibe er ein "reines Insiderthema" - und das nütze niemandem.

Broschüre mit Leitfaden-Funktion

Gerade im Wannensektor sei deshalb fundierte Kundeninformation die erste Beraterpflicht. Wer sie ernst nehme und außerdem eben nicht über den Preis verkaufen wolle, dem liefere der spezielle Marken-Mehrwert die nötigen Sachargumente. Zu einem gezielten Mitarbeitertraining bei Fachgroßhandel und Fachhandwerk gebe es daher keine Alternative.

Zusatzargument: Selbst Kratzer und Brandflecke lassen sich wieder beseitigen. Die richtige Behandlung mit Sandpapier und Polierpaste natürlich vorausgesetzt.

Dazu eignet sich, betont Metzler, nicht zuletzt die von dem Industriekreis herausgegebene Verbraucher- und Beratungsbroschüre "Besiegelte Qualität". Die zwölfseitige Fibel im handlichen A5-Format enthält u. a. eine Materialkunde, die Details des aktuellen Gütezeichens, eine komplette Wannenreportage, Planungs- und Einbautipps sowie last but not least ein Profi-Kompetenz-Kapitel. Der Service biete zudem diverse Einsatzmöglichkeiten "vor Ort". Die Palette erstrecke sich vom individuellen Beratungsgespräch bis zur breiteren Streuung etwa bei Messen und Aktionen. Kostenlose Einzelexemplare verschickt die RAL-Gütegemeinschaft Acrylwanne e.V., Wilhelm-Böhmer-Straße 11, 52372 Kreuzau, Fax: 02422/901192, E-Mail: info@acrylwanne-ral.de. Zudem steht die Broschüre zum Download als PDF-Datei unter www.acrylwanne-ral.de zur Verfügung.

Rentable Empfehlung

Fazit: Es gibt sie also doch - die praktischen Differenzierungsantworten auf die Billigschwemme. Sie tragen einiges dazu bei, das Preisthema zumindest ein wenig und die Vergleichbarkeitsproblematik erheblich zu relativieren. Es kommt daher darauf an, sie professionell auf die Straße zu bringen. Ganz im Sinne der Metzler’schen Empfehlung an das dreistufige Zweckbündnis: "Kasse macht man auf Dauer eben nur durch Klasse."

Hintergrund: Vernetztes gegossenes Sanitäracryl

Chemiker sprechen von Polymethylmethacrylat oder PMMA: Acryl gehört zur Großfamilie der Thermoplaste. Diese Stoffe lassen sich bei höheren Temperaturen ohne chemische Veränderung umformen. Die Mitglieder der RAL-Gütegemeinschaft Acrylwanne setzen dabei auf eine besondere Produktionsvariante: Das von ihnen verwendete Acryl wird zwischen zwei Spiegelglasscheiben gegossen. Das Resultat: mindestens vier Millimeter dicke, voll recyclebare Platten mit hoher Festigkeit und porenfreier Oberfläche. Da die Farbpigmente bereits während der Herstellung der Platte zugefügt werden, bleibt sie auch nach dem Formen (Tiefziehen) dauerhaft komplett durchgefärbt. Wichtig ist, dass nur die so gefertigten Platten die Bezeichnung Sanitäracryl tragen.

 

Internetinformationen:
www.acrylwanne-ral.de
www.duscholux.de
www.hoesch.de
www.koralle.de
www.villeroy-boch.de
www.atoglas.com
www.luciteinternational.com
www.plexiglas.de


B i l d e r :  RAL-Gütegemeinschaft Acrylwanne


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