IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 24/2004, Seite 22 f.


SANITÄR-/HEIZUNGSTECHNIK


Betreten nicht nötig

Verbrauchsdatenerfassung von Wärmemengen und Wasser über Funk- und Bus-Systeme

Es funkt im Haus: Mit elektronischen Wärme- und Wasserzählern müssen Wohnungen und Nutzeinheiten nicht mehr betreten werden, um die aktuellen Verbrauchsdaten aufzunehmen. Auch sind die Messwerte exakter, besonders bei der Erfassung des Wärmeverbrauchs im Vergleich zum Verdunstungsröhrchen. Die aktuellen Entwicklungen befassen sich mit der Verbesserung der Funksysteme.

Funkfähige Endgeräte senden verschlüsselte Funktelegramme an einen Datensammler, der eine Plausibilitätskontrolle durchführt und die Daten abspeichert. Das hört sich an, als handle es sich um eine neue Abhör-Geheimwaffe zum Aufspüren von Verbrechern. In Wirklichkeit ist es nur eine Funktionsbeschreibung für elektronische Wärme- und Wasserzähler zur Verbrauchserfassung in Wohngebäuden und Gewerbeobjekten. Vorbei sind also die Zeiten, als jeder Zähler einzeln abgelesen werden musste. Die Verbrauchserfassung geht mit großen Schritten in Richtung Gebäudeautomation.

Den Streitfall Nebenkostenabrechnung eliminieren

Der Kostendruck zwingt die Verwaltungsunternehmen von Miet- und Eigentumswohnungen, den hohen personellen Aufwand für das Ablesen der Heizkostenverteiler und Wasserzähler zu reduzieren. Oft genug führen zudem die Nebenkostenabrechnungen zu heftigen Differenzen zwischen den Parteien. Hinzu kommt die Problematik, dass es mit zunehmender Zahl von Wohnungen nahezu unmöglich wird, alle am selben Tag abzulesen. Jetzt benötigt der Ablesedienst keine Termine mehr und muss auch keine Zettel mehr an Türen kleben. Ein Vorteil, den automatisierte Systeme zur Erfassung, Sammlung und Weiterleitung der Verbrauchsdaten bieten. Diese liefern verlässlichere Messergebnisse und stören den Bewohner nicht.

Mit funkbasierenden oder drahtgebundenen Verbrauchserfassungssystemen werden die Wärmemengen und Wasserverbräuche zentral erfasst und ausgewertet.
Bild: Viterra Energy Services

Verbesserte Abrechnungsqualität mit elektronischer Messtechnik

Modernste elektronische Messtechnik ersetzt den Röhrchenableser. Für SHK-Fachleute ist wichtig zu wissen, dass es drahtlose und drahtgebundene Systeme gibt - also funkbasierend oder in einem Bussystem mit entsprechenden Kabelverbindungen. Mit beiden Varianten ist der Zugriff auf tagesaktuelle Verbrauchsdaten zur Ermittlung der Wärmemengen und Wasserverbräuche gegeben. Durch die digitalen Anzeigen auf den Heizkostenverteilern und Wasserzählern kann der Nutzer auch jederzeit selbst seinen Verbrauch ablesen. Mit dieser Technik verbindet sich für die Haus- und Liegenschaftsverwaltungen mehr Rechtssicherheit bei der Abrechnung der Verbrauchskosten. Die Abrechnungsqualität wird verbessert, weil die Daten vom Erfassungsgerät bis zum Abrechnungssystem automatisiert und ohne manuelle Übertragung übernommen werden. Die Wohnung muss nur noch für den Batteriewechsel betreten werden.

Auch zur nachträglichen Installation

Funkbasierende Systeme bieten sich beispielsweise zur Nachrüstung in Liegenschaften wie Mehrfamilienhäusern oder Bürogebäuden an. Die Installation kann auch nachträglich in bewohntem Zustand vorgenommen werden. Das Grundprinzip ist, dass die einzelnen Zähler per Funk Telegramme an ein zentrales Erfassungsgerät senden, das einen bestimmten Erfassungsbereich abdeckt. Dieses Erfassungsgerät kann beispielsweise in einem Stockwerk oder im Treppenhaus installiert sein. Die Wärme- und Wasserzähler senden ihre Funksignale auf der Frequenz von 433,82 MHz. Verschiedene Hersteller, darunter Brunata-Metrona und Techem, rüsten ihre Produkte auf den Betrieb im 868 MHz-Band um, da auf dieser Frequenz keine Störeinflüsse wirken können, wie sie zum Beispiel durch Amateurfunk verursacht werden können. Die Sendeleistung beträgt in etwa 1/100 der von Mobiltelefonen abgegebenen Leistung, sodass die elektromagnetischen Belastungen sehr gering bleiben. Der Einsatz von drahtgebundenen Verbrauchserfassungssystemen setzt voraus, dass bei Neuinstallationen die Kabelführung eingeplant wird und bei Sanierungsobjekten die Leitungsverlegung möglich ist. Die Installation der Bus-Leitungen muss nach VDE-Richtlinien ausgeführt werden.

Wohnungen und Nutzungseinheiten müssen nicht mehr durch den Ablesedienst betreten werden. Die aktuellen Entwicklungen der Hersteller ermöglichen die Fernablesung über ein Modem oder per Funk im Hausflur.
Bild: Techem

Vorreiter bei Funk-Erfassungssystemen war Brunata-Metrona, die damit zur ISH 1993 als erster Anbieter vertreten waren. Das neue Funksystem "star" arbeitet auf der 868 MHz-Frequenz und ist damit nach Angabe des Herstellers wesentlich störunempfindlicher. Bei den Wohnungs-Wasserzählern bleibt es für den Installateur wie gewohnt bei der Montage des normalen UP-Gehäuses für die Messkapsel. Der Wasserzähler "star" arbeitet nach wie vor nach dem Mehrstrahl-Flügelrad-Prinzip, jedoch werden die Durchflussmengen mit einer elektronischen, rückwirkungsfreien Flügelradabtastung erfasst.

Die elektronischen Verbrauchserfassungsgeräte ermöglichen die Messung direkt am Verbraucher oder in der Rohrleitung.
Bild: Techem

Der Funk-Heizkostenverteiler FHKV data II von Techem erkennt softwaregestützt, wenn ihn jemand zwecks Manipulationsversuch demontieren will. Ohne manuelle Eingriffe gelangt die stichtagsgenau erfasste Wärmeabgabe zur zentralen Datenerfassung. Das Gerät arbeitet mit zwei Temperaturfühlern, sodass die Erfassung abhängig von der Differenz zwischen Heizkörper- und Raumlufttemperatur gestartet wird. Damit im Sommer keine Heizkosten gezählt werden, ist softwareseitig eine Heizbetriebserkennung integriert. Die neuen Ausführungen benötigen keine zentrale Datenerfassungsstelle mehr. Die "Ablesung" erfolgt im Hausflur mithilfe eines mobilen Empfangsgerätes - einschließlich der Kontrollmeldung, ob alle Einheiten erfasst sind und keines der Messgeräte defekt ist.

Ob konventionell oder Funk-Wasserzähler: Der Installateur montiert bei der Rohinstallation wie gewohnt das UP-Gehäuse für die Messkapsel.
Bild: Viterra Energy Services

Viterra Energy Services, die ab 1.1.2005 wieder unter dem Namen "ista Deutschland GmbH" firmieren wird, bietet Wärme- und Wasserzähler für Funk-Datenübertragung oder für das M-Bus-System an. Die M-Bus-Variante stellt nach Herstellerangabe ein voll in die Gebäudeleittechnik integrierbares System mit bis zu 250 anschließbaren Endgeräten dar. Die Software M-Bus-View fragt einzeln die Bus-Adressen ab, die mit einem Datentelegramm antworten. Die übermittelten Daten werden in einem PC gespeichert und können von dort ausgelesen werden. Das Funksystem "symphonic radio net" ermöglicht bis zu 500 Endgeräte in einem Netzwerk. Die Heizkostenverteiler beginnen ab einer Temperaturdifferenz von 4,9 K zwischen Heizkörper- und Raumlufttemperatur die Wärmemengen zu zählen. Unter einer Heizkörpertemperatur von 23°C ist die Zählung deaktiviert. Als zentrales Element für die drahtlose Übermittlung dient ein so genannter Datenkonzentrator. Das batteriebetriebene Gerät empfängt sechs Mal täglich Funktelegramme mit Informationen über Zählerstand, Messeinheit und Datum sowie mögliche Fehlermeldungen.

Internetinformationen:
www.brunata-metrona.de
www.techem.de
www.viterra-es.de


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