IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/2004, Seite 42 f.


REPORT


Energieverbrauch gestern - heute - morgen

Zwischenbilanz und Aussichten zur Energieeinsparung

Der Energieverbrauch, dies ist ein Thema welches uns in Zukunft immer mehr auf "Schritt und Tritt" verfolgen wird. Gründe dafür gibt es mehr als genug, ob es die steigenden Energiepreise, die abnehmenden Primärenergiequellen oder der Umweltschutz sind. Baudirektor Peter Rathert vom BMVBW (Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen) stellt das Erreichte und die Aussichten der Energieeinsparung bei Gebäuden sowie den Klimaschutz vor.

Die Technische Gebäudeausrüstung - kurz TGA - umfasst ein breites Spektrum von Anlagen und Einrichtungen, die zu einem sicheren und komfortablen Gebäudebetrieb erforderlich sind. Sie alle verbrauchen Energie, insbesondere Strom, Gas und Öl. Deshalb hat die TGA für die Klimaschutzpolitik im Gebäudebereich eine wesentliche Bedeutung. Durch den Einsatz und die Weiterentwicklung innovativer Techniken, wie beispielsweise Brennstoffzellen und Solarkollektoren, können erhebliche Energieeinsparpotenziale erschlossen werden.

Klimaschutz und Energieeinsparung

Die Europäische Union und insbesondere Deutschland haben sich als bedeutende Industrieregion ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt. So hat sich die Bundesrepublik verpflichtet, die "Kyoto-Treibhausgase" bis zum Jahr 2008/2012 um 21% (die EU um 8%) zu senken. Mit Verabschiedung des nationalen Klimaschutzprogramms im Jahr 2000 wurden die politischen Weichen für die Verwirklichung der internationalen Klimaschutzverpflichtungen gestellt.

Der Gebäudebereich hat für die Erfüllung dieser Klimaschutzverpflichtungen eine wichtige Funktion. Seit den 70er-Jahren werden hier zu Lande verstärkt Anstrengungen unternommen, um den Energieverbrauch von Gebäuden zu verringern. Damals war die Ölkrise Auslöser für das Energieeinsparungsgesetz, das vorrangig die Abhängigkeit der Bundesrepublik vom Erdölimport verringern sollte. Ende der 80er-Jahre folgten als politische Schwerpunktziele die Schonung der Energiereserven und danach der globale Klimaschutz durch C02-Minderung.

Energieverbrauch heute

In Deutschland entfällt derzeit rund ein Drittel des Energieverbrauchs (ca. 4500 von rund 14.000 Petajoule) und von den CO2-Emissionen (ca. 280 von rund 850 Mio. t/a) auf das Heizen, Kühlen und Beleuchten von Gebäuden. Um diese Mengen zu verringern, muss in erster Linie daran gearbeitet werden, Energie einzusparen und möglichst rationell zu verwenden. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen und nicht zuletzt die Messergebnisse der Heizkostenabrechnungsfirmen zeigen eindeutig, dass die Politik hier auf dem richtigen Weg ist. Mit den bisher ergriffenen Maßnahmen, wie beispielsweise der Wärmeschutzverordnung oder zuletzt der Energieeinsparverordnung (EnEV), konnte der spezifische Heizenergieverbrauch je Quadratmeter Wohnfläche in den letzten 20 Jahren um etwa 40% gesenkt werden.

Besonders der Gebäudebestand bietet noch ein beträchtliches Potenzial für Energieeinsparmaßnahmen. Altbauten verbrauchen heute noch etwa doppelt so viel Heizenergie wie Neubauten. Um einen Quadratmeter Wohnfläche zu beheizen, benötigt der durchschnittliche Altbau - auf Heizöl umgerechnet - rund 20 l im Jahr. Das belastet die Umwelt und den Geldbeutel gleichermaßen.

Was müssen wir also tun?

Neben der Energieeinsparung müssen alle Chancen genutzt werden, die zu einer breiten Anwendung innovativer Technologien und erneuerbarer Energien führen.

Um mit gutem Beispiel voran zu gehen, hat die Bundesregierung im Rahmen zum Klimaschutz beschlossen, den CO2-Ausstoß in ihren eigenen Liegenschaften bis zum Jahr 2010 um 30% gegenüber 1990 zu reduzieren. Dabei setzt sie verstärkt auf privates Kapital und Know-how. So wurde die Deutsche Energie-Agentur (dena) beauftragt, nach neuen Ansätzen zu suchen, um Bundesliegenschaften durch Contracting energetisch und betriebstechnisch zu optimieren. Seitens des Bundes sollen in diesem Jahr circa 20 Contracting-Projekte gestartet werden, was insbesondere auch für die TGA-Branche von Interesse sein dürfte.

Untersuchungen zeigen, dass der weitaus größte Anteil der Kosten, die für ein Gebäude über dessen gesamten Lebenszyklus (Errichtung - Betrieb - Abriss) anfallen, durch den Betrieb verursacht wird. Damit sich Energieeinsparungen umsetzen lassen, ist es wichtig, dass der Handwerksbetrieb frühzeitig mit dem Bauherrn und dem Architekten zusammenarbeitet, damit ein effektives Konzept entwickelt werden kann. Diese Zusammenarbeit wird nicht zuletzt durch die EnEV gefördert. Durch die primärenergetische Bewertung aller für Wärme und Warmwasser notwendigen Energien, können Bauherren oberhalb bestimmter Mindeststandards frei wählen, ob sie die Anforderungen der Energieeinsparverordnungen eher durch bauliche oder durch anlagentechnische Maßnahmen erfüllen wollen.

Um bei allen am Bau Beteiligten ein positives Bewusstsein hierfür zu schaffen, bedarf es aber noch einiger gemeinsamer Anstrengungen. Das BMVBW hat deshalb die dena gebeten, ein Konzept für eine Kampagne unter dem Motto "Technik im Gebäude" zu erarbeiten. Diese soll unter anderem dazu beitragen, die Erfordernisse und Chancen

aufzuzeigen.

Bild 1: Die Kampgne "Technik im Gebäude" soll unter anderem dazu beitragen, die Erfordernisse und Chancen einer gewerkeübergreifenden Gebäudeplanung sowie technisch vernünftig ausgestatteter Gebäude aufzuzeigen.
Grafik: Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen

Die Kampagne soll in den Rahmen der schon angelaufenen Kampagne "zukunft haus" eingebunden werden (Bild 1). Bundesminister Dr. Stolpe hat angeboten, die Schirmherrschaft zu übernehmen und die Durchführung finanziell zu unterstützen. Das Konzept der dena hat bei den beteiligten Verbänden im Grundsatz eine positive Resonanz hervorgerufen. Dies umso mehr, als damit auch die verschiedenen Zielsetzungen der "Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden" (kurz: EU-Gebäuderichtlinie*) kommuniziert werden können.

Die Gebäuderichtlinie muss von den EU-Mitgliedsstaaten bis Anfang 2006 national umgesetzt werden. Einige der Kernpunkte der Richtlinie sind:

Mit der Energieeinsparverordnung hat Deutschland einen Großteil der Richtlinie bereits umgesetzt. Insbesondere für Wohngebäude wird kein weiterer Handlungsbedarf hinsichtlich der Methodik gesehen. Für die Erstellung von Energieausweisen auch im Gebäudebestand sind aber neue Regelungen notwendig. Damit soll eine bessere Markttransparenz erzielt und auch ein größerer Modernisierungsanreiz geschaffen werden.

Bild 2: Energiepass-Entwurf der dena.

Der Verordnungsgeber muss im Zusammenhang mit dem Energiepass für Altbauten eine Reihe von wirtschaftlichen, rechtlichen und technischen Fragen lösen. Um einige Beispiele zu nennen:

Ein Feldversuch, den die dena derzeit durchführt, soll dazu beitragen, die richtigen Antworten auf diese und andere Fragen zu finden.

Bei der Umsetzung der EU-Richtlinie in nationales Recht geht es außerdem um erweiterte Berechnungsmethoden für Nicht-Wohngebäude (Einbeziehung von Beleuchtung und Klimaanlagen). Dazu wird gegenwärtig das technische Regelwerk erweitert. Das BMVBW hat dazu einen Normungsantrag gestellt, mit dem Ziel der Erstellung einer Norm zur energetischen Bewertung von Gebäuden einschließlich der Anlagentechnik bis Ende 2004. Diese Aufgabe ist derzeit das Kernstück für die zukünftige Erschließung von Energieeinsparreserven im Nicht-Wohnungsbau und im Gebäudebestand.


* Der Verordnungstext der EU-Gebäuderichtlinie sowie eine Begründung dazu kann im Internet heruntergeladen werden unter:
http://www.deutsche-energie-agentur.de/programme/rat_ener_bau/popup/enev/EU-Gebaeuderichtlinie_Amtsblatt_deu2003_01_04.pdf


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