IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/2004, Seite 52 f.


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Pressalit wird 50

Von der Nutzform zum Designsitz

Das dänische Unternehmen Pressalit wurde 1954 gegründet und feiert damit in diesem Jahr 50-jähriges Jubiläum. Ein Rückblick über die Unternehmensgeschichte.

Eigentlich begann die Geschichte schon 1952. Wie oft im Leben durch einen Zufall. In einer kleinen Tischlerwerkstatt in Esbjerg stieß eine aufgeschreckte Katze in der Nacht einen Leimeimer um. Der dickflüssige Leim ergoss sich über einen zum Heizen aufgestellten Radiator, erwärmte sich, floss in eine Vertiefung im Boden, vermischte sich mit herumliegendem Sägemehl und erhärtete. Am nächsten Morgen fanden die beiden Zimmerleute Christian P. Larsen und Holger Christensen diesen Klumpen. Zunächst waren sie ärgerlich, dass sie ihn weder mit Bohrern noch mit Sägen entfernen konnten. Da kam ihnen der zündende Gedanke, vielleicht ließe sich etwas Sinnvolles mit diesem neuen, widerstandsfähigen Werkstoff anfangen.

Nach einer Untersuchung des Blocks durch den Chemieingenieur Nielsen in Nørresundby stand für die beiden fest, dass sie in Zukunft aus diesem Material Toilettensitze herstellen wollten. Mit zwei dampfbeheizten Pressmaschinen starteten sie in ihrem Schuppen die erste Kleinproduktion.

1954 siedelte man in die Heimatgemeinde Ry um, nicht zuletzt deshalb, weil hier die lokale Bank bereit war, einen Kredit zu geben. Die Dansk Pressalit Industri wurde gegründet und die Produktion von unter Wärme gepressten WC-Sitzen begann. Die ersten zehn Jahre waren mühsam. Mit Handkarren mussten die Sägespäne und der "Leim" zu dem Produktionsschuppen gebracht werden. Mit dem legendären "Longjohn", einem Transportfahrrad, wurden die fertigen Sitze zum Bahnhof transportiert, um möglichst schnell die Kunden zu erreichen.

Links: So sah "die Fabrik" in den 50ern aus. Unten: Das Fabrikationsgelände im Jubiläumsjahr 2004.

Langsamer Aufstieg

Die Dansk Pressalit Industri wuchs und wurde zunehmend ihrem Namen gerecht, ein Industriebetrieb zu sein. 1960 wurde die erste echte Fabrikhalle geplant und mit acht Pressen in Betrieb genommen. Bis zum Jahr 1963 erreichte die gesamte Produktion 250 Sitzringe oder Deckel - pro Tag. 1962 übernahm Martin Jensen, der als erster im Gründungsjahr von draußen eingestellt worden war, die Leitung der Firma. Er holte seinen Sohn Mogens Boyter in das Unternehmen und stellte damit die Weichen für den heute weltweiten Export. Nur ein Jahr später, 1963, wurden bereits 15 Prozent der Produktion exportiert, heute liegt der Exportanteil bei gut über 80 Prozent.

Das Management der Pressalit Group: Kim Boyter, Dan Boyter und Erik Boyter (von rechts).

Design als Produktparameter

Das Jahr 1966 wurde zu einem Meilenstein in der Firmengeschichte. Wenige Jahre zuvor war ein Stuhl vorgestellt worden, der aus Plastik gegossen und dessen Form ungewöhnlich aufregend und dennoch funktionell war. Dies wollten zwei namhafte Designer, Sigvard Bernadotte und Acton Bjørn, auch bei etwas anderem Alltäglichen, wie einem Klositz, versuchen. Sie entwarfen den ersten WC-Sitz, der eine eigene Formensprache hatte, den Comfort 66! Mit diesem Sitz wurde Design als Produktparameter bei Pressalit eingeführt. Eine bis heute währende Zusammenarbeit mit namhaften Designern aus aller Welt wurde begonnen.

Bäder und WC-Sitze: damals und heute.

Kontinuierliches Wachstum

Seit 1966 sind Umsatz und Mitarbeiterzahl von Pressalit kontinuierlich gewachsen. In 2003 wurde von den 400 Mitarbeitern ein Umsatz von rund 55,9 Mio. € erwirtschaftet. Zwei Millionen WC-Sitze fertigt das Unternehmen jährlich. Gut ein Drittel davon geht in den deutschen Markt, nach wie vor der größte Exportmarkt.

Die Pressalit Group besitzt heute Niederlassungen in Frankreich, England und den USA.

Alle Anteile am Stammkapital von Pressalit werden nach wie vor ausschließlich von der Familie Boyter gehalten, von Fay Boyter, der Witwe von Mogens Boyter, und ihren drei Söhnen.

Internetinformationen:
www.pressalit.com


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