IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 20/2004, Seite 26 ff.


SANITÄRTECHNIK


Systemvergleich bodengleiche Duschen:

Duschen ohne Stolperschwelle liegt im Trend

Wolfgang Heinl

Die Entscheidung für eine bodengleiche Dusche fällt, weil die Benutzung sicherer ist - oder weil es einfach angenehmer ist und besser aussieht. Der Aspekt "barrierefrei" trifft allein nicht mehr zu. Vor dem schwellenlosen und reklamationsfreien Duschvergnügen steht die sorgfältige Planung. Denn der SHK-Fachmann kann dabei über Entwässerung, Abdichtung, Schall- und Brandschutz stolpern. Schließlich stellt sich die Frage nach der passenden Lösung - ob Duschelement auf Bauplattenbasis oder Duschwanne mit Auflagerahmen zur kontrollierten Kriechwasserableitung bei undichter Silikonfuge.

Der schwellenfreie Einstieg und die optische Wirkung sind die wesentlichen Merkmale bodengleich eingebauter Duschen. Ob verfliesbare Elemente oder superflache Duschwannen mit Unterbaukonstruktion - die Anbieter stellen nahezu übereinstimmend einen eindeutigen Trend zu flachen und superflachen Duschwannen fest. "Mit ein Grund für diese Entwicklung ist neben dem ebenen Einstieg auch die besondere Raumwirkung", äußert sich der Wannenhersteller Kaldewei dazu. Flach eingebaut ließe eine Duschwanne das Bad eleganter und größer wirken. Die bodengleiche Dusche wandelt sich vom Status der Sonderlösung zum Lifestyle-Produkt für moderne und designbetonte Bäder. Zu überlegen wäre deshalb, ob im Kundengespräch der Begriff "barrierefrei" immer angebracht ist. "Bodengleiche Duschen berühren den Aspekt der Barrierefreiheit, neben den Älteren empfinden aber Menschen aller Altersgruppen den schwellenlosen Einstieg in die Dusche als angenehm", so die Beurteilung des Systemherstellers Mepa. Diese Ansicht teilt auch die Firma Illbruck Sanitärtechnik, die das bodenebene Duschelement Poresta-BF erstmals zur ISH 2001 vorstellte. Seitdem habe sich der Markt schnell auf Hotelanlagen, Ferienobjekte und Wellnesseinrichtungen ausgedehnt. Die Gestaltungsfreiheit durch individuelle Formen und Abmessungen würde diesen Trend noch verstärken, wie aus dem Hause Illbruck zu erfahren war.

Die Hersteller von verfliesbaren Duschelementen bieten Hartschaum-Unterbauplatten für den Höhenausgleich an. Für den Ablaufkörper wird eine Aussparung ausgeschnitten.
Grafik: Illbruck

Barrierefreiheit auch für Kinder

Der flache Übergang ohne Stolperschwelle bietet mehr Sicherheit - nicht nur für ältere Menschen. Denn beim Thema "barrierefreies Bad" scheinen die wenigsten auch an Kinder zu denken. Für die Hausfrau ist die leichtere Pflege ein wichtiges Kriterium, wenn der Schrubber einfach die Kurve über die Duschfläche nimmt. Auch würden zunehmend Hotelbetreiber erkennen, dass eine bodengleiche Dusche erheblich Zeit bei der Zimmerreinigung einspart.

Das Duschelement Aquaboard von Stadur ist durch eine Spezialbeschichtung sofort verfliesbar.
Bild: Stadur

Mit steigender Nachfrage ist also bei Privatkunden zu rechnen, seit langem das Haupt-Klientel vieler Sanitär-Fachbetriebe. Installateure begegnen allerdings gerade bei Badrenovierungskunden dem Wunsch nach dem schwellenlosen Duschvergnügen zunächst mit Bedacht. Zu Recht, denn eine bodengleiche Dusche lässt sich bei Umbaumaßnahmen nicht unter allen Umständen realisieren.

Duschelemente aus Polystyrol-Hartschaumplatten werden im Regelfall auf ein Fliesenkleberbett gesetzt. Bei größeren Unebenheiten ist ein Nivellierungsausgleich mit Estrichmörtel erforderlich.
Bild: Lux Elements

Lösungen für schnellen und sicheren Einbau

Die aktuellen Entwicklungen orientieren sich daran, dem Installateur einen schnellen und sicheren Einbau zu ermöglichen. Alle Hersteller führen mittlerweile neben quadratischen und rechteckigen Varianten auch Viertelkreis und Fünfeck im Sortiment. Unabhängig von der Bauart hatten jedoch bislang alle Systeme mit demselben Problem zu kämpfen: die Übergangsfugen zum Bodenbelag und zur Wand. Denn die Silikonfuge am Wannenrand gilt als Wartungsfuge und erfüllt entgegen der weit verbreiteten Ansicht keinerlei Abdichtfunktion. Und da die wenigsten Silikonfugen nach gewisser Zeit erneuert werden, ist ein Bauschaden durch eingedrungenes Wasser zumindest wahrscheinlich. Dies gilt im Übrigen auch für Acrylwannen mit "normaler" Einstiegshöhe, wenn sie ohne Randabstützung eingebaut werden.

Werden bodengleiche Duschen nach unten durch die Decke entwässert, müssen je nach Gebäudeart Brandschutzvorschriften beachtet werden.
Bild: DTS

Zwischenlösungen nicht barrierefrei

Das Bewusstsein über diese Schwachstelle führte in der Praxis häufig zu einer Zwischenlösung: Die Wanne wurde bodenbündig statt bodengleich gesetzt. Dies bedeutet, dass der äußere untere Wannenrand auf den Bodenfliesen aufliegt, sodass zumindest noch eine Kehlfuge möglich war. Einem schwellenlosen Übergang, wie ihn die DIN 18024 Teil 2 für öffentliche Gebäude fordert, entspricht dies jedoch nicht. Auch in privaten Wohnbauten gilt diese Kompromisslösung nicht als barrierefrei.

Der Einbau der Duschtasse in den Unterbaurahmen kann nach dem Einbringen des Estrichs erfolgen. Deutlich zu sehen ist die Schlauchverbindung für den Kriechwasserablauf.
Bild: Kaldewei

Entwässerung und Abdichtung

Für Planung und Einbau gilt es zwei Hauptaufgaben zu lösen, die für manchen Installateur noch eine Hemmschwelle gegenüber der schwellenlosen Dusche sein könnten. Der erste Ansatzpunkt ist die Entwässerung. Die niedrige Bauhöhe lässt nur sehr wenig Höhendifferenz für die Anschlussleitung zu. Worauf hierbei in der Planung zu achten ist, wird in einem der nachfolgenden Abschnitte behandelt. Der zweite Punkt ist die Abdichtung. Der Einbau von bodengleichen Duschen bedarf besonders sorgfältiger Maßnahmen, um den erforderlichen Durchfeuchtungsschutz herzustellen. Dies greift in den Fachbereich des Fliesenlegers über. Als allgemein anerkannte Regel der Technik hat sich hierfür das ZDB-Merkblatt "Hinweise für die Ausführung von Abdichtungen im Verbund mit Bekleidungen und Belägen aus Fliesen und Platten" durchgesetzt. Dieses Merkblatt wurde vom Zentralverband des deutschen Baugewerbes in Zusammenarbeit mit dem Fachverband des deutschen Fliesengewerbes herausgegeben. Werden Duschelemente aus Polystyrol-Hartschaum eingebaut, entstehen Fugen zum umgebenden Estrich, die abgedichtet werden müssen. In die Abdichtung müssen auch die Fläche des Duschelements sowie der Anschlussflansch des integrierten Bodenablaufs einbezogen werden. Für die so genannte alternative Abdichtung im Dünnbettverfahren entsprechend dem ZDB-Merkblatt kommen flüssige bzw. roll- oder streichfähige Dichtmaterialien (Dispersionen, Dichtschlämme) zum Einsatz. Aufgetragen wird in zwei Schichten, wobei in die erste, noch frische Schicht (Eck-)Fugendichtbänder eingelegt werden.

Produkte mit hohem Vorfertigungsgrad

Noch vor wenigen Jahren wurden bodengleiche Duschen häufig improvisiert, mit großem Aufwand und einer Vielzahl von Komponenten gebaut. Eine Lösung waren Dünnbett-Bodenabläufe, die zusammen mit Estrich, Abdichtung und Fliesen und nur durch sorgfältige Koordination eine funktionelle Einheit ergaben. Wurden "superflache" Duschwannen mit 25 bis 30 mm Bauhöhe verwendet, mussten diese auf ein Mörtelbett gesetzt werden. Im Geschossbau wäre diese Lösung aus Schallschutzgründen nicht denkbar.

Duschwannen für bodengleichen Einbau sind je nach Fabrikat in Stahl oder Acryl sowie mit Antislip-Belag oder Schmutz abweisender Beschichtung erhältlich.
Bild: Atlantis

Auf dem Markt sind aktuell zwei Systemvarianten erhältlich, die sich durch einen hohen Vorfertigungsgrad auszeichnen und deren Konstruktion sowohl die hochsensible Abdichtungsaufgabe als auch den Schallschutz berücksichtigt:

Die Anbieter von Duschelementen aus Polystyrol-Hartschaum führen auch Viertelkreis- und Fünfeckformen im Sortiment.
Bild: Illbruck

Duschelemente zur Verfliesung oder mit fertiger Duschoberfläche

Die plattenförmigen Elemente bestehen aus extrudiertem Polystyrol-Hartschaum, die im Regelfall beidseitig mit einer glasfaserarmierten Beschichtung aus Spezialmörtel versehen sind. Als Ausgangsprodukt dient die aus dem Baustoffbereich bekannte Bauplatte, aus der die Fliesenleger auch Duschwände oder Unterbauten für Einbauwaschtische bauen. Angeboten werden diese von Herstellern wie Illbruck, Lux, Stadur oder Wedi. Passende Bodenabläufe sind im Lieferumfang enthalten. Zur Höhenanpassung bieten die Hersteller zusätzliche Unterbauplatten an. Dichtungsmaterial zur Einbindung in die bauseitige Dünnbettabdichtung ist Bestandteil des Produkts oder als Zubehör erhältlich. Ein Vorteil ist, dass keine zusätzlichen Schallschutzmaßnahmen notwendig sind. Während der Hersteller Stadur sein Aquaboard nüchtern als Estrichersatz betrachtet, will Firma Illbruck mit dem Element Poresta-BF schwellenloses Duschvergnügen in Verbindung mit ansprechendem Baddesign bieten. Das Konstruktionsprinzip und die verwendeten Bauteile sind jedoch nahezu gleich. Diese Produkte bieten sich vor allem für Komplettanbieter an, die bei Badrenovierungen auch Estrich und Fliesen aus einer Hand ausführen. Beim Einbau ist sorgfältige Arbeit gefragt. Zunächst muss der Untergrund besenrein gesäubert werden. Die Hartschaum-Elemente klebt der Installateur im Regelfall in ein Fliesenkleberbett. Bei größeren Unebenheiten kann eine Ausgleichs-Nivellierung mit Estrichmörtel erforderlich sein. Für interessante Badgestaltungen können die Elemente bei einigen Anbietern mit runden Duschwänden, wie beispielsweise Schneckenduschen, kombiniert werden.

Bei bodengleichen Duschen ist eine andere Montagetechnik erforderlich. Mithilfe des Montagerahmens kann die Duschwanne komplett nach den Estrich- und Fliesenarbeiten eingesetzt werden. Eine Beschädigung der Wanne wird so vermieden.
Bild: MEPA

Flache Duschwannen mit Unterbaukonstruktion

Obwohl die schwellenlose Konstruktion die Reinigung der Duschfläche erleichtert, zeigen sich geflieste Duschen auf Dauer weniger pflegeleicht: Die Fliesenfugen werden zusehens durch Kalk- und Seifenrückstände verunreinigt. Die Gefälleausbildung der Elemente erlaubt zudem keine Belegung mit großflächigen Fliesen, sodass der Fugenanteil gegenüber der übrigen Bodenfläche im Bad größer ausfällt. Viele Bauherren werden deshalb bei bodengleichen Duschen Lösungen mit Stahl- oder Acrylbrausewannen bevorzugen.

Hersteller wie Atlantis, DTS, Hoesch oder Kaldewei bieten spezielle Unterbaurahmen an, auf denen flache Duschwannen am Rand entlang aufliegen. Im Gegensatz zu den Bauplatten-Elementen sind hierbei keine Nassbauarbeiten erforderlich. Weitere Vorteile zeigen sich im Montageablauf. Die Unterkonstruktion wird direkt auf den Rohfußboden gestellt, vorzugsweise nach Einbau des Estrichs. Nach der Montage kann zunächst komplett verfliest werden. Damit wird die Gefahr der Beschädigung während der Bauzeit vermieden. Die Wanne kann im Zuge der Sanitär-Endmontage gesetzt und angeschlossen werden, ohne dass der Installateur dazwischen noch einmal separat auf der Baustelle anrücken muss. Allerdings sollte er beim Abschluss der Rohbaumontage daran denken, dem Estrichleger die benötigte Aussparung anzuzeichnen. Unabhängig von der Einbauart ist, dass vor dem Einsetzen der Wanne der Ablauf samt Anschlussleitung passgenau vorbereitet werden muss. Empfehlenswert ist, den Ablauf am Anschlussbogen mit einer Rohrschelle zu fixieren.

Auch bei extrem flachen Bodenabläufen ist bei waagrechtem Abgang eine Mindestaufbauhöhe von ca. 12 cm nötig. Ist die verfügbare Höhe geringer, sollte bei Neubauplanungen eine Bodenvertiefung für die Abwasserleitung vorgesehen werden.
Grafik: Illbruck

Innovation für Durchfeuchtungsschutz

Bei den Produkten von DTS, Hoesch und Kaldewei liegt die Duschwanne mit dem Rand in einem umlaufenden und schallentkoppelten Rahmen aus Aluminium. Dieser ist als U-Profil ausgebildet. Wird die Silikonfuge undicht, fängt der Rahmen das eindringende Kriechwasser auf und leitet es über eine Schlauchverbindung zum Ablaufkörper hin ab. Hierfür hat Firma Viega eigens als Zulieferbauteil einen Duschwannenablauf mit Schlauchanschlusstülle entwickelt. Die zugehörigen Duschwannen sind je nach Anbieter in Stahl oder Acryl erhältlich, wahlweise auch mit Antislip-Belag oder schmutzabweisender Beschichtung. Auch beim Schallschutz dürften SHK-Betriebe vor Gewährleistungsansprüchen sicher sein. So wurde beispielsweise für das System von DTS beim Fraunhofer-Institut ein Schallpegel von unter 24 dB(A) im schutzbedürftigen Raum ermittelt.

Zusammen mit vorgefertigten Zusatzbauteilen lassen sich mit Hartschaum-Duschelementen kreative Duschen realisieren. Firma Wedi hat für diese Aufnahme stellenweise die Fliesen weggelassen, um den Schichtaufbau mit alternativer Abdichtung zu zeigen.
Bild: wedi

Aussparungen und Bodenvertiefungen einplanen

Waren bodengleiche Duschen zunächst nur rein barrierefreie Lösungen für Seniorenwohnanlagen oder Kliniken, haben sich die Einsatzbereiche mittlerweile auch auf Wohnbauten, private Einfamilienhäuser und Hotels ausgeweitet. Unabhängig davon, ob es sich um Neubauten oder Sanierungen handelt, ist die Berücksichtigung bereits in der frühen Planungsphase notwendig. Die Aussparungsplanung muss die passende Anordnung von Fallleitungsabzweigen ermöglichen und gegebenenfalls Bodenvertiefungen für die Anschlussleitung vorsehen. Besteht die Möglichkeit, die Schmutzwasserleitung unter der Decke zu führen, kann die Dusche auch über eine Deckenaussparung oder Kernbohrung entwässert werden. Im Geschossbau sind hierbei allerdings Brandschutzmaßnahmen durch zugelassene Rohrabschottungen, Brandschutzmanschetten oder eine Brandschutzvermörtelung vorzusehen.


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