IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/2004, Seite 12 ff.


BRANCHE AKTUELL


Handwerkeraufträge unterm virtuellen Vorschlaghammer

Es wird wohl kaum einen Internetnutzer geben, der ebay nicht kennt. Über diese Auktionsplattform werden schon seit Jahren Dinge des täglichen und nichtalltäglichen Lebens von Privatpersonen versteigert. Relativ neu dagegen sind Internetseiten, über die Leistungen zu einem möglichst niedrigen Preis versteigert werden. So paradox und kurios es klingen mag: es funktioniert - auf Kosten des Handwerks.

Die Rede ist von www.undertool.de, www.jobdoo.de und www.biet-it.de. Bei allen drei Adressen handelt es sich um Internet-Auktionsplattformen für Aufträge im Dienstleistungs- und Handwerksbereich. Das System funktioniert so: Wer als Privatperson einen Auftrag zu vergeben hat, beispielsweise einen Umzug von Hamburg nach Hannover, das Erneuern seiner maroden Fenster, die Wartung seines Heizkessels oder die Renovierung seines Bades, inseriert die geforderte Leistung auf einer der genannten Seiten. Neben einer Beschreibung der Arbeiten (gegebenenfalls mit Bild) und die Laufzeit der Versteigerung nennt er einen Startpreis, den er maximal zu zahlen bereit ist. Dienstleister und Handwerksbetriebe können nun ihrerseits niedrigere Preise abgeben, zu denen sie bereit sind, die Leistung auszuführen. Diese Art von Versteigerungen werden Umkehr- oder Reverse-Auktionen genannt. Analog der ebay-Versteigerung gibt es für einige Aufträge die Option der Direktannahme. Der Bieter erspart sich in diesem Fall die eigentliche Auktion, muss aber dafür einen mitunter hohen Nachlass auf den Startpreis gewähren.

In Duisburg wird jemand gesucht, der die Wartung eines Gas-Durchlauferhitzers für weniger als 50 Euro inkl. MwSt. durchführt.

Dienstleister und Handwerker können Qualifizierungsnachweise in Form von Meisterbriefen, Referenzlisten o.ä. auf den Auktionsseiten hinterlegen, um dem potenziellen Auftraggeber weitere Bewertungskriterien an die Hand zu geben. Denn der Inserent wird nicht verpflichtet, dem billigsten Bieter den Auftrag zu erteilen.

Doch die Realität sieht anders aus: Vorrangig zählt bei vielen Verbrauchern der Preis. Erst an zweiter Stelle treten weitere Bewertungsmaßstäbe wie Referenzen, Kundennähe oder Firmenauftritt. Fakt ist: Wer seine Arbeiten auf einer Plattform wie www.undertool.de, www.biet-it.de oder www.jobdoo.de ins Netz stellt, hat nur ein Ziel im Auge: er will einen möglichst niedrigen Preis dafür zahlen. Damit wird der Schwarzarbeit Tür und Tor geöffnet, denn zum Zuge kommen nur Bieter mit niedrigsten Fixkosten. Dazu zählen natürlich auch Ich-AGs ebenso wie kleine Handwerksbetriebe. Mitunter können auch kränkelnde Unternehmen die Chance auf neue Aufträge wittern und sich am Preisdumping beteiligen. Wer immer auch den Auftrag erhält, den Schaden hat letztendlich die gesamte SHK-Branche durch die nach unten gerichtete Preisspirale. Das beweisen einerseits die als schon durchaus unseriös einzustufenden Niedrigstpreise, andererseits die Startseite von www.undertool.de, auf der es heißt: "Ihr Auftrag zum günstigsten Gebot. Wer bietet weniger?"

Entdeckt bei www.undertool.de in der Kategorie "Heizung & Sanitär": Ausgeschrieben ist sogar die Lieferung und Montage einer kompletten Sanitär- und Heizungsinstallation für ein Einfamilienhaus für max. 14.500 Euro - inkl. MwSt!

Da zieht auch nicht das Argument, den Handwerksbetrieben würden auf diesem Weg neue Auftragsquellen erschlossen, wie einige Befürworter dieser Auktionsform behaupten. Fest steht: In Deutschland wird durch Umkehr-Auktionen nicht ein Heizkessel mehr verkauft, nicht eine Wartung mehr durchgeführt und nicht eine tropfende Waschtischarmatur mehr ersetzt.

Für die Demontage und Montage von Heizöltanks ist der Auftraggeber bereit, für die Arbeitszeit gerade einmal 25 Euro pro Stunde zu zahlen (wahrscheinlich inkl. MwSt.).

Ein Handwerksbetrieb, der sich an einer solchen Versteigerung beteiligen möchte, sollte vorher seine Kosten sehr genau durchrechnen, bevor er einen Preis abgibt. Doch das ist leichter gesagt als getan. Erstens sind die Beschreibungen sehr ungenau und lückenhaft - eben von Nicht-Fachleuten verfasst. Zweitens fehlt die unverzichtbare Besichtigung vor Ort. Ein eventuell ins Internet gestelltes Bild reicht zur Beurteilung nicht aus. Da zeichnet es sich schon im Vorfeld ab, dass einige Leistungen, die zur Erfüllung eines Auftrages notwendig sind, gar nicht oder nur lückenhaft erfasst werden. Die Durchsetzung eines Nachtragsangebotes erscheint nur auf den ersten Blick als ein gangbarer Weg. Bei näherer Betrachtung wird jedoch sehr schnell deutlich, dass ein seriöser Handwerksbetrieb darauf nicht setzen kann. Schließlich gerät der Auftragnehmer mit einer höheren Abschlussrechnung als im Vertrag vereinbart in die Situation, gegenüber seinem Auftraggeber eine finanzielle Forderung durchsetzen zu müssen. Beharren beide Seiten auf ihrem Standpunkt, ist der Weg für eine gerichtliche Auseinandersetzung bereits geebnet. Mindestens aber wird der Handwerksbetrieb bei einer außergerichtlichen Einigung auf einen Teil seiner Forderung verzichten müssen. Für das qualifizierte SHK-Handwerk bedeuten solche unerfreulichen Fälle einen schmerzlichen Aderlass, der gerade in der heutigen Zeit zu einer Existenzfrage werden kann.

"Unser Gästeklo muß erneuert werden." Unter diese Überschrift stellt der Auftraggeber die geforderte Leistung für max. 100 Euro (wahrscheinlich ebenfalls inkl. MwSt.) und veranschaulicht mit Bild die aktuelle Situation.

Qualität hat nun einmal seinen Preis. Auch im Internet. Wenn dieses Preisdumping Schule macht, wird auch die Qualität der abgelieferten Leistung sinken. Das kann jedoch für das qualitätsbewusste und moderne Handwerk nicht sinnvoll sein.

Welche Erfahrungen haben Sie mit www.jobdoo.de, www.biet-it.de oder www.undertool.de gemacht? Haben Sie schon einmal mitgeboten? Haben Sie einen Auftrag erhalten? Wo sehen Sie die Gefahren in dem System? Wo die großen Chancen für sich und Ihr Unternehmen?

Schreiben Sie uns! Ihre Meinung erreicht uns unter:

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