IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18 2004, Seite 74 f.


LESER-SERVICE


Leser fragen - Experten antworten

Tipps und Ratschläge für die SHK-Praxis

In loser Folge beantworten wir an dieser Stelle Ihre Fragen aus der Praxis.

Fließregel

Hilft die alte Bauernregel, gegen Korrosion in Fließrichtung ein Rohrstück aus Messing/Rotguss (ca. 15 - 20 cm lang) zwischen zwei verschiedenen Rohrleitungen aus Metall einzubauen?
Hier einige Beispiele:
1.) Rohrleitung aus Kupfer - Isolierstück aus Messing/Rotguss - Trinkwassererwärmungsanlage aus Edelstahl.
2.) Rohrleitung aus Kupfer - Isolierstück aus Messing/Rotguss - weiterführende Rohrleitung aus verzinktem Stahlrohr.

Ralf Winter, Hamburg

 

Zur Beantwortung dieser Frage müssen zwei verschiedene Aspekte betrachtet werden:
a) Thema Isolierstück
b) Thema "Fließregel"

Zu a)

Ein Isolierstück ist erforderlich, um Kontaktkorrosion bei zwei Werkstoffen mit deutlich unterschiedlichem elektrochemischen Potenzial zu verhindern, z.B. bei Mischinstallation von nicht rostenden Stählen mit verzinkten Eisenwerkstoffen. Das Ausmaß der Kontaktkorrosion an verzinkten Eisenwerkstoffen kann durch Einbau eines Isolierstückes reduziert werden. Als Isolierstück eignen sich u.a. Bauteile aus Kupferlegierungen (Absperrarmatur, Gewindeübergang). Ein separater Rohrabschnitt mit einer bestimmten Länge ist nicht notwendig. Bei der Kombination von Werkstoffen mit hoher und ähnlicher elektrochemischer Beständigkeit, wie z.B. Kupfer und nichtrostender Stahl, sind keine Isolierstücke erforderlich. Für den Übergang von verzinkten Eisenwerkstoffen auf Kupfer sind Isolierstücke erforderlich.

Beispiel 1 ist damit möglich, wobei aus korrosionschemischer Sicht ein Übergang aus Messing oder Rotguss nicht erforderlich wäre.

Zu b)

Die Kombination von elektrochemisch unterschiedlich beständigen Werkstoffen hat aber nicht nur den Einsatz eines Isolierstückes zur Folge, vielmehr muss auch die Fließrichtung des Wassers in Trinkwasserleitungen oder offenen Kühlkreisläufen beachtet werden. Hier gilt, dass in Fließrichtung des Trinkwassers gesehen edle Werkstoffe immer nur nach unedlen Werkstoffen einzusetzen sind. Das heißt z.B., dass Kupfer nach verzinkten Eisenwerkstoffen zu installieren ist. Auch das hierbei vorzusehende Isolierstück (Gewindeübergang aus Messing oder Rotguss) kann die Anforderung an diese Reihenfolge nicht aufheben! In Beispiel 2 ist also der Einsatz eines Isolierstückes wie dargestellt notwendig, jedoch die korrekte Reihenfolge ("Kupfer nach verzinktem Stahl") nicht eingehalten. Besonderes Augenmerk ist in diesem Zusammenhang auf zirkulierendes Trinkwasser zu richten.

Für Heizungsanlagen gilt die Fließregel nicht: Aufgrund des geringen Sauerstoffgehaltes im Heizungswasser dürfen z.B. schwarzer Stahl und Kupfer in beliebiger Reihenfolge kombiniert werden, ohne dass die Leitungsteile aus schwarzem Stahl hierdurch beeinträchtigt würden. In Anlagen mit deutlichem Sauerstoffzutritt (z.B. durch Verwendung diffusionsoffener Bauteile in nennenswertem Ausmaß) ist es sinnvoll, auch bei Installationen, die nahezu einheitlich aus z.B. schwarzem Stahl installiert wurden, weitere Maßnahmen zur Sauerstoffbindung oder zur Heizungswasserbehandlung durchzuführen.

Rolf Werner, Technisches Marketing Haustechnik im Geschäftsbereich Rohre bei Wieland Werke AG, Ulm

Pumpe einer Solaranlage läuft nachts

Vor kurzem wurde ich zu einer Solaranlage gerufen. Der Hausherr hatte festgestellt, so schilderte er, dass die Pumpe seiner Solaranlage spät abends und sogar schon einmal nachts lief. Ansonsten arbeite die Anlage tagsüber korrekt. Ich habe daraufhin die Anlage in Augenschein genommen und auch die Reglereinstellungen überprüft. Fehler konnte ich keine ausmachen.
Da ich den Kunden als zuverlässigen und technisch versierten Menschen einstufe, scheidet eine Falschbeurteilung seinerseits eigentlich aus. Dennoch die Frage: Kann die Solarpumpe tatsächlich nachts laufen oder liegt doch ein Beobachtungsfehler vor?

Heizungsbaumeister Kurt Schwertfeger, Köln

Die Ursache für das Phänomen einer laufenden Umwälzpumpe ohne Sonneneinstrahlung ist in der Schwerkraftbremse zu suchen: Seine Funktion ist gestört, d.h. sie klemmt im geöffneten Zustand. Daher kommt es zu einem eigenständigen Umlauf der Solarflüssigkeit. Die warme Solarflüssigkeit steigt aufgrund des Dichteunterschieds nach oben zum kalten Kollektor, wo auch der Temperaturfühler sitzt. Ermittelt die Solarregelung, dass am Kollektorfühler eine höhere Temperatur ansteht als im Speicher, wird die Umwälzpumpe eingeschaltet. Abhilfe schafft also der Austausch der defekten Schwerkraftbremse.

Stiebel Eltron GmbH & Co. KG, Holzminden

Schäden an einer Keramik

Lassen sich kleinere Schäden an Sanitärkeramiken reparieren? Diese Frage stellte mir ein Kunde, dessen Frau in den Waschtisch des neugestalteten Bades eine Parfümflasche hat fallenlassen. Dabei ist ein Stück Keramik herausgebrochen. Da es sich um ein hochpreisiges Modell handelt, kam er auf den Gedanken, die besagte Stelle zu reparieren.

Klaus Werding, via E-Mail


Keramikprodukte von Markenherstellern sind in der Regel sehr widerstandsfähig. Durch unachtsames Verhalten kann es jedoch vorkommen, dass kleine Stellen der Keramikoberfläche abgestoßen werden, z.B. wenn in dem geschilderten Fall eine Parfümflasche auf den Rand des Waschbeckens fällt. Diese schadhaften Stellen können mit Reparatursets aus dem Fachhandel ausgebessert werden.

Auf die trockene, fettfreie Oberfläche wird eine mitgelieferte Spachtelmasse aufgetragen, mit der auch größere, abgebrochene Scherben wieder angeklebt werden können. Nach 30 Minuten kann die behandelte Stelle mit dem beigepackten Schmirgelpapier abgeschliffen werden, sodass keine Überstände oder Löcher mehr vorhanden sind. Bevor der gewünschte Farbton mit einer Spraydose in dünnen Schichten aufgetragen wird, muss der Schleifstaub vollständig entfernt werden. Zum Sprühen empfiehlt es sich, eine Schablone aus Papier oder Pappe zu verwenden. Die reparierte Stelle muss im Anschluss vier Tage aushärten und darf nicht mit Wasser in Berührung kommen. Erst dann kann sie mit handelsüblicher Autopolitur aufpoliert werden.

Ein Reparaturset erhalten Sie beispielsweise bei der Firma Heuberger,
Obereichhofen 12, 85617 Assling,
Tel.: 08092/8539900, Fax: 08092/8530090.

Ideal Standard GmbH, Bonn

Silikonentferner

Beim Abspritzen mehrerer Silikonfugen in einem Badezimmer sind Silikonreste an die Einrichtung geraten: Bei einer Echtglasdusche sind beim Abwischen mit einem bereits benutzten Lappen an mehreren Stellen handgroße Silikonschleier aufgetragen worden. Für ein Abwischen mit einem sauberen Tuch war es leider schon zu spät, weil das Silikon bereits eingetrocknet war, als der Schaden bemerkt wurde. Beim Waschtisch (Acryl) und WC (Keramik) war es ähnlich, hier sind die Silikonreste aber nicht als Schleier, sondern als "Würmer" geblieben. Ich habe gehört, dass mit Silikonentferner solche Reste beseitigt werden können. Meine erste Recherche verlief aber leider im Sande. Können Sie mir Auskunft geben, wer solche Mittel herstellt?

Klaus Manhaus, Osnabrück

Sie finden Silikonentferner in jedem guten Dichtstoffhandel oder Baufachmarkt. Sie werden von mehreren Anbietern hergestellt und in Kartuschen, Dosen oder auch kleinen Tuben angeboten. Im Allgemeinen sind diese Produkte gelbliche bis rotbraune, standfeste Pasten, die somit auch an senkrechten Flächen verarbeitet werden können.

Die Handhabung ist ganz einfach: großflächige und erhabene Verschmutzungen werden zuerst mit einem Cuttermesser entfernt, dann wird der Silikonentferner mit Spachtel oder Pinsel aufgetragen. Nach etwa 10 Minuten Einwirkzeit ist der Silikondichtstoff aufgelöst und das Ganze kann dann mit warmer Seifenlauge problemlos und rückstandsfrei abgewaschen werden. Für den Reiniger spielt es dabei keine Rolle, ob die Verschmutzungen als Schleier, gummiähnliche Reste oder Verkrustungen vorliegen - auch ist es egal, ob gleich nach Ihrem "Versehen" oder später gereinigt wird.

Ein wenig Chemie sollten Sie beachten: Diese Silikonentferner bestehen aus einer starken organischen Säure, gelöst in Mineralöl und können daher auf bestimmten Untergründen zu Schäden oder Korrosion führen. Auf Buntmetallen sind sie nicht einsetzbar, auch lackierte Flächen können angegriffen werden. Keramik, Steinzeug, Glas und alle anderen silikatischen Untergründe sind dagegen absolut verträglich und immer gut zu reinigen. Bei Sanitäracryl würde ich in jedem Fall eine Vorprobe an nicht einsehbarer Stelle empfehlen, da durch die Behandlung evtl. der Glanzgrad dieses Untergrundes leiden kann. Wahrscheinlich lassen sich die von Ihnen genannten "Würmer" auch durch Reinigen mit sehr feiner Stahlwolle (AKO-Pads) entfernen.

Gerland Emrich, Produktmanagement Fugentechnik, Reinigung und Bauschadstoffe bei Remmers Bauchemie, Löningen


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