IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 18/2004, Seite 20


BRANCHE AKTUELL


DIN EN 12831: Praxisanwendung offenbart Fehler

Die neue Heizlastberechnung wird nachgebessert

Die neue Heizlastberechnung DIN EN 12831 zeigt Schwächen bei der Berechnung des Lüftungswärmeverlustes (freie Lüftung). Bei Räumen mit vielen Fenstern - Großraumbüros etwa - kommt es zu unrealistisch hohen Heizlasten. Erwin Memmert vom Normenausschuss Heiz- und Raumlufttechnik im DIN kommentiert die Problematik.

Ein Jahr nach Herausgabe der europäischen Norm DIN EN 12831, Heizungsanlagen in Gebäuden - Verfahren zur Berechnung der Norm-Heizlast, und des Beiblattes 1 mit den nationalen Parametern zum 1. April 2004 sind uns Fragen und Zuschriften von den Anwendern zugegangen. Diese werden in einem Kommentar zu DIN EN 12831 mit Beiblatt 1 behandelt, der voraussichtlich noch in diesem Jahr erscheint. Darüber hinaus wird der Kommentar viele Anwendungshinweise enthalten.

Einige Sachverhalte müssen allerdings noch im zuständigen Arbeitsausschuss besprochen werden. Dort wird auch die Entscheidung getroffen, ob ein Änderungsblatt zur Norm erscheinen soll. Ohne diesen Entscheidungen vorzugreifen, kann jedoch schon vorab auf folgenden Sachverhalt hingewiesen werden: Die Anwendung der Tabelle 8 (Abschirmungskoeffizient e ) im Beiblatt 1 zu DIN EN 12831 führt bei der Berechnung größerer Räume mit mehreren Fenstern zu absolut unrealistisch hohen Verlusten, die physikalisch nicht begründet sind. Sie sollte daher nicht mehr angewendet werden. Zur Berechnung sind stattdessen die in DIN 12831 Tabelle D 8 (Seite 67) aufgeführten Werte heranzuziehen.

Die neue Heizlastberechnung DIN EN 12831 offenbart Schwächen bei der Berechnung des Lüftungswärmeverlustes (freier Luftwechsel). Bei Räumen mit vielen Fenstern - Großraumbüros etwa - kommt es zu unrealistisch hohen Heizlasten.

Eine unklare Formulierung der englischen Originalvorlage führte zu einer Fehlinterpretation der Tabelle 8, und zwar heißt es explizit zum Wert e: beheizter Raum ohne, mit einer oder mit mehr als einer Öffnung nach außen. Unter Öffnungen sind Fenster und Türen als undichte Bauelemente angenommen worden.

Aus diesem Grund wurde im Beiblatt die Tabelle um die Fensteranzahl erweitert, da nicht einsichtig war, dass die Tabelle bei mehr als einer Öffnung endet - also gleicher Lüftungswärmeverlust ab zwei Fenstern, egal wie viele Fenster. Während diese (physikalisch an dieser Stelle inkorrekte) Ergänzung der Tabelle für übliche Wohnräume (V < 50 m3) eine gute Übereinstimmung mit der alten DIN 4701 liefert, wurden für Großraumbüros unrealistisch hohe Lüftungsverluste ausgerechnet.

Gemeint waren aber in der englischen Originalversion als Öffnungen nicht Fenster und Türen, sondern dem Wind ausgesetzte Fassaden (Außenwände) mit Undichtigkeiten (also Fenster und Türen).

Ausblick: Die Redaktion der IKZ-HAUSTECHNIK hat derweil einige renommierte Software-Hersteller nach ihren Erfahrungen in puncto Heizlastnorm befragt. Über die Ergebnisse und Aussagen werden wir in einer der kommenden Ausgaben berichten.


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