IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 16/17 2004, Seite 40 ff.


HEIZUNGSTECHNIK


Fernwartung von Heizungsanlagen

Vorteile für SHK-Handwerk und Anlagenbetreiber

Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Rogatty*

Wirtschaftlicher Erfolg ist heute für die Fachbetriebe der Heizungsbranche auch eine Frage des guten Service. Dabei darf dieser Service nicht mit einer umfassenden Beratung im Verkaufsgespräch enden, sondern muss den Kunden über die gesamte Nutzungsdauer des verkauften Produktes begleiten. Eine Möglichkeit für SHK-Betriebe, ihr Dienstleistungsangebot zu erweitern und über den Verkauf und die Installation hinaus Kunden langfristig an sich zu binden, ist die Fernüberwachung und Fernwartung von Heizungsanlagen.

Fernbedienung, -überwachung und -parametrierung sind nicht allein größeren Heizungsanlagen vorbehalten. Mit den heute zur Verfügung stehenden Technologien können diese Funktionen zu moderaten Kosten auch bei Gas-Wandgeräten in Einfamilienhäusern und Etagenwohnungen verwirklicht werden. An der zu überwachenden Anlage ist dazu eine technisch leicht zu realisierende Kommunikationsschnittstelle erforderlich (Bild 1). Diese verbindet die Regelung des Heizkessels über das normale Telefonnetz mit einem Internetserver. Der betreuende Fachbetrieb benötigt für den Dialog mit der Heizung seines Kunden lediglich einen handelsüblichen PC mit Zugang zum Internet. Eine spezielle Leitstellensoftware ist nicht notwendig, auf dem PC muss lediglich eines der üblichen Browser-Programme installiert sein.

Fernüberwachung ist auch bei Wandgeräten möglich.

Fernüberwachung via Internet

Soll zu einer bestimmten Heizungsanlage der Kontakt hergestellt werden, um sie zu kontrollieren oder Einstellungen an der Regelung zu verändern, wählt sich der zuständige Betreuer auf dem betreffenden Server im Internet ein (Bild 2). Auf diesem Internetserver ist eine Datenbank installiert, die vom Hersteller des Wärmeerzeugers bereitgestellt und gepflegt wird. Zugang zur Datenbank und damit letztendlich zur Heizungsanlage erhält das Servicepersonal allerdings erst nach der korrekten Eingabe von Benutzername und persönlichem Passwort. Auf diese Weise sind sowohl die Datenbank als auch die darin verwalteten Heizungsanlagen vor unbefugten Zugriffen geschützt.

In der Datenbank werden nun genau die Anlagen aufgelistet, die vom jeweiligen Fachbetrieb überwacht werden dürfen. Der Zugriff auf andere, ebenfalls auf diesem Server verwaltete aber von anderen Dienstleistern betreute Heizungsanlagen ist nicht möglich. Der Betreuer kann jetzt aus dieser Liste die Anlage auswählen, zu der er Zugang haben möchte, woraufhin der Server die Verbindung zur Heizungsanlage aufbaut. Um die Sicherheit der Heizungsanlage zu gewährleisten, trennt die Kommunikationsschnittstelle an der Heizungsregelung die Verbindung von sich aus gleich wieder und ruft nun ihrerseits automatisch den Server zurück. Der Betreuer merkt von dieser Sicherheitsprozedur nichts, da keine spürbaren Zeitverzögerungen entstehen.

Kommunikationsschnittstellen zur Fernüberwachung und Fernparametrierung von Wandgeräten.

Erst nachdem von der Kommunikationsschnittstelle die Verbindung zum Server wieder hergestellt wurde, kann die Anlage überwacht und können Betriebsparameter verändert werden. So ist es möglich, Brennerbetriebsstunden und Temperaturverläufe abzufragen, die Zeiten für Normal- und Absenkbetrieb zu programmieren oder Sollwerte für Raum- und Trinkwassertemperaturen zu ändern. Ob Schaltzeiten, Heizkurve oder Raumtemperaturen - über das Internet kann der Heizungsfachmann alle relevanten Änderungen in der Heizungsregelung vornehmen (Bild 3).

Zusätzlich können auch weitere, der Gebäudesicherheit dienende Einrichtungen überwacht werden, wenn die Kommunikationsschnittstelle an der Heizungsregelung mit den entsprechenden Komponenten verbunden wurde. Zu diesen Bausteinen gehören beispielsweise eine Füllstandsüberwachung des Öltanks, Ölzähler, Gasdruckwächter, Gas-Warngeräte, Gas- und Rauchmelder, Wasser-Warngerät, Raumthermostate und Wärmemengenzähler. Dem SHK-Fachbetrieb eröffnet sich so die Möglichkeit, seinen Service auch auf Bereiche der Gebäudeüberwachung auszuweiten.

Internet-Server und entsprechende Kommunikationsschnittstellen ermöglichen die Fernüberwachung und Fernparametrierung von jedem Ort der Welt aus.

Automatische Störungsmeldung

Die Verbindung zum Internet-Server muss nicht permanent aufrechterhalten werden, sondern kann turnusmäßig oder bedarfsweise hergestellt werden. Das spart Kosten für Telefon und Internetzugang. Treten in einer Anlage Unregelmäßigkeiten auf, während der mit der Überwachung beauftragte Fachbetrieb gerade offline ist, leitet der Server die von der Kesselregelung ausgesandte Meldung automatisch an ein Faxgerät, an ein Telefon, ein Handy oder per E-Mail weiter. Der gerade zuständige Anlagenbetreuer wird in jedem Fall direkt benachrichtigt - auf Wunsch auch abends und am Wochenende. Die Nachricht enthält bereits die wichtigsten Angaben über den Standort der Anlage und die Art der Störung (Bild 4).

So sieht der Heizungsfachmann die Anlagenparameter auf seinem PC.

Das Servicepersonal kann nun auf die beschriebene Weise Verbindung mit der betreffenden Heizungsanlage aufnehmen und detaillierte Informationen abrufen. Das in der Datenbank hinterlegte Hydraulikschema der Anlage und aufgezeichnete sowie aktuelle Daten helfen dabei, die Ursache der Störung einzugrenzen, einen Notbetrieb einzuleiten und die für eine Reparatur erforderlichen Maßnahmen sowie Ersatzteile zu bestimmen (Bild 5). Der Fachhandwerker kann so optimal planen und hat die richtigen Ersatzteile auf Anhieb dabei, um die Störung vor Ort zu beheben.

Per Telefax, Handy oder E-Mail: Meldungen über Unregelmäßigkeiten erhält das Servicepersonal auch wenn es gerade offline ist.

Fazit

Heizungsanlagen müssen hohe Anforderungen an ihre Betriebssicherheit erfüllen. Eine Voraussetzung für hohe Betriebssicherheit ist, dass Abweichungen vom normalen Betriebsverhalten frühzeitig erkannt und behoben werden. Wartungsarbeiten nach festen Zeitintervallen werden dem nicht immer gerecht, da wechselnde Betriebsbedingungen dabei unberücksichtigt bleiben. Die Fernüberwachung erlaubt demgegenüber eine intensivere Überwachung und eine frühzeitige, automatische Meldung von Störungen an das Servicepersonal. Wartungsarbeiten an der Heizung können so bedarfsgerecht durchgeführt werden, was den Personaleinsatz vor Ort auf das notwendige Maß beschränkt. So kann der SHK-Betrieb Zeit und Kosten sparen.

Über das Internet ist jederzeit eine detaillierte Analyse des Anlagenzustandes möglich.

Dem Fachbetrieb ermöglicht die Fernwartung über das Internet eine attraktive Erweiterung des Dienstleistungsangebotes, das zu einer intensiveren Kundenbindung führt. Er kann diesen Service problemlos auch Wohnungsbaugesellschaften zur Verfügung stellen und so die Verantwortung für größere Heizungsanlagen übernehmen.

Auch für den Kunden liegen die Vorteile auf der Hand: Mehrfachanfahrten des Heizungsbauers - eine ungern gesehene Position auf der späteren Rechnung - können entfallen. Zudem ermöglicht die Fernüberwachung in Form einer automatischen Störmeldung kurze Reaktionszeiten im Falle von Unregelmäßigkeiten im Betrieb der Anlage. Die Fernwartung und Fernparametrierung einer Heizung ist deshalb nicht nur für den Nutzer mit besonders anspruchsvollen Komfort- und Sicherheitsbedürfnissen interessant. Wohnungsbaugesellschaften und Vermieter haben ebenfalls ein gesteigertes Interesse an der Betriebssicherheit ihrer Heizungsanlagen. Denn Störungen der Wärmeerzeugung bedeuten Komfortverlust in den Wohnungen und ziehen entsprechenden Ärger nach sich.

Internetinformationen:
www.viessmann.de


*) Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang -Rogatty, Viessmann Werke GmbH, Allendorf


B i l d e r :   Viessmann Werke, Allendorf


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