IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 15/2004, Seite 30 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Bayern


Blick nach vorn

Verbandstag in Kulmbach

Kulmbach, die heimlich Hauptstadt des weltbekannten Bieres, war am 18. und 19. Juni dieses Jahres Austragungsort des bayerischen SHK-Landesverbandstages. In der 850 Jahre alten oberfränkischen Kreisstadt hat auch das Handwerk eine lange Tradition. Grund genug für die Innungen Kulmbach und Kronach, die SHK-Handwerksbranche zu sich einzuladen. Insgesamt kamen etwa 550 Teilnehmer zur Jahresveranstaltung des Verbandes.

Nicht nur die Stadt mit der Plassenburg als Wahrzeichen und die reizvolle Umgebung Kulmbachs können sich sehen lassen, auch das Fachliche des Verbandstages mit dem umfangreichen Tagungsprogramm zog die Teilnehmer in seine Bann. Die Themen wurden einerseits nach allgemeiner Bedeutung für das SHK-Handwerk ausgewählt, andererseits sollten sie den aktuellen Diskussionsstand widerspiegeln und aufgreifen. Insofern stellten der Erfahrungs- und Informationsaustausch, aber auch die Meinungsbildung eine zentrale Rolle auf dem Landesverbandstag dar. Die hohe Teilnehmerzahl ist für die Leitung der Handwerksorganisation in München (in persona Landesinnungsmeister Werner Obermeier und Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz) ein "Beweis der Solidarität". Sie ist darüber hinaus aber auch zählbares Zeichen für das große Interesse eines jeden Einzelnen an der Kontaktpflege untereinander.

Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern: "Die Agenda 2010 steckt zum Leidwesen des Mittelstands fest."

Talsohle erreicht

Vielleicht kommt dem Zusammenhalt der SHK-Handwerker in schwierigen Zeiten eine besondere Bedeutung zu. Nach Obermeiers Einschätzung jedenfalls hat die SHK-Branche den branchenübergreifenden Indikatoren nach wohl endgültig die Talsohle erreicht. "Wie lange wir diesen Weg noch waagerecht gehen müssen, bleibt allerdings abzuwarten." Den vorsichtigen Optimismus macht der langjährige Landesinnungsmeister an zwei Faktoren fest:

1. Die Heizkesselerneuerung nimmt seinen Beobachtungen nach langsam Fahrt auf.
2. Die Baugenehmigungszahlen zeigen im Vergleich zum vergangenen Jahr nach oben.

Landesinnungsmeister Werner Obermeier: "Der Ausdruck Teuerungszuschlag sollte zum Unwort des Jahres gekürt werden."

Für Obermeier bedeutet dies aber keineswegs, sich nun entspannt zurücklehnen zu können: "Zusätzlich sind weitere und moderne Marktfelder zu besetzen, die wir als Fachorganisation für Sie reservieren", sagte Obermeier und kritisierte: "Einige Kollegen nehmen lieber einen ausgelutschten Preis aus dem LV an als kreative Chancen wahrzunehmen". An Ideen, Möglichkeiten und Potenzial mangelt es Obermeiers Beurteilung nach nicht und untermauert seine Meinung mit Beispielen:

Doch trotz aller Bemühungen macht der Großhandel durch seine Preispolitik dem Handwerk weiterhin das Leben schwer: Die Preisaufschläge des Großhändlers muss der Handwerker beim Endkunden unterbringen. "Doch der reagiert negativ und wieder mit Konsumverzicht", zieht Obermeier das Resümee.

Wenn der Fachverband einlädt, ist ein volles Haus sicher wie hier die Stadthalle in Kulmbach.

Kritische Rahmenbedingungen

Der Hauptgeschäftsführer der bayerischen SHK-Handwerksorganisation, Dr. Wolfgang Schwarz, ging in seiner Eröffnungsrede mit der Bundespolitik schwer ins Gericht. Auch wenn er der rot-grünen Regierung keine bösen Absichten zur Zerschlagung des Mittstandes unterstellt, "so laufen die Aktivitäten doch darauf hinaus". Und so konnte Schwarz trotz intensiven Nachdenkens kein im letzten Jahr verabschiedetes Gesetz ausmachen, das den Mittelstand entlastet hätte. Er attestiert zwar der Agenda 2010 einen im Ansatz vernünftigen Grundgedanken, "doch bleibe sie auf halbem Wege stecken Entlastung für den Mittelstand gleich null, Belastung ganz erheblich."

Festredner Prof. Reinhold Würth schilderte eindrucksvoll seine Lebensgeschichte.

Kritisch beurteilt Schwarz auch die Neufassung der Handwerksordnung. Ihm ist nicht nur ein Dorn im Auge, dass die Behälter- und Apparatebauer in die Anlage B2 verbannt wurden. Als äußerst problematisch beurteilt er auch die Altgesellenregelung. Vor dem Hintergrund, dass zum Führen eines Handwerksbetriebes nicht nur technisches Wissen und handwerkliches Geschick gefragt ist, sondern auch Kenntnisse in Buchführung, Marketing und Recht, gehen die Unternehmensgründer eher in eine labile Zukunft. Dr. Schwarz prognostiziert: "Einer Flut von Eintragungen bei den Handwerkskammern folgt in absehbarer Zeit eine Flut von Insolvenzen." Das wiederum bedeutet negative Auswirkungen auf das Rating der SHK-Branche: "Die Kredite für alle SHK-Betriebe werden teurer", so die Worte des promovierten Staatswissenschaftlers und Diplomkaufmanns. Um diesem Trend zu begegnen, empfiehlt Schwarz nur solchen Mitarbeitern eine leitende Tätigkeit zu bescheinigen, die diese auch tatsächlich ausgeübt hätten. Bei allen Fragen zu dieser Thematik helfe die Geschäftsstelle in München gerne weiter.

Jedes Jahr zeichnet der Fachverband junge Fachleute aus, die mit ihren Diplomarbeiten zukunftsweisende Gedanken entwickelt haben. In diesem Jahr hat Thomas Wachinger (4. v.l.) mit der Beurteilung unterschiedlichster Wärmeerzeuger in Bezug auf Umweltfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit den zweiten Platz belegt. Birgit Striegl (2. v.r.) untersuchte in ihrer Arbeit die Grundtugenden der Hauptschulabgänger. Für ihre Arbeit erhielt sie den ersten Platz.

Zielstrebigkeit

Festredner auf dem Verbandstag in Kulmbach war in diesem Jahr Prof. Dr. h.c. Reinhold Würth, Inhaber des gleichnamigen, weltweit agierenden Spezialisten für Befestigungstechnik. Sein Name gilt als Synonym für Wachstum. Eindrucksvoll schilderte Würth seine Lebensgeschichte: Wie er als Kind den 2. Weltkrieg erlebte und wie er als 19-Jähriger nach dem plötzlichen Tod seines Vaters 1954 den Schraubengroßhandel übernahm. Mit Engagement, Leistungswillen, Leitungskompetenz und Visionen baute Reinhold Würth auf dem Fundament von einstmals zwei Mitarbeitern ein weltumspannendes Netz von Niederlassungen und Produktionsbetrieben mit mehr als 40.000 Mitarbeitern auf. Er führt seinen Erfolg u.a. auf seine Jahrzehnte gepflegte Maxime zurück, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Die Pausen boten Gelegenheit, die begleitende Fachausstellung zu besuchen, oder sich im Kollegenkreis auszutauschen.

Fachprogramm

Mit der Auswahl der Programmthemen auf dem Landesverbandstag in der Stadthalle von Kulmbach haben sich die Verantwortlichen viel Mühe gegeben. Referate und Diskussionsforen, begleitet von einer Fachausstellung im Foyer, bildeten die Grundlage für intensiven Erfahrungsaustausch. Programmpunkte waren u.a.:

Verbandstag 2005

Der nächste Termin zum Verbandstag 2005 steht bereits fest: 3. und 4. Juni 2005 in Memmingen. Die Cheforganisation hat die Innung Memmingen-Mindelheim.

Internetinformationen:
www.fvshk-bayern.de


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