IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2004, Seite 40 ff.


EDV


Kein Anschluss unter dieser Schnittstelle...

Von Datanorm zum zeitgemäßen GAEB 2000 (XML)/BMECat

Dr. Sabine Dyas* · Dr. Thomas Müller**

Beim Kauf einer Software hatte der Hersteller zugesichert, dass die computergestützte Angebots- und Rechnungserstellung, Ausschreibungsbearbeitung und Lagerverwaltung kein Problem mehr darstellen werden. Als alles im Handwerksbetrieb installiert war, kamen die ersten Probleme.

Unternehmer G. aus K. ist Inhaber eines Handwerksbetriebes mit acht Mitarbeitern. Sein kaufmännisches Tagesgeschäft wollte er mittels einer modernen Softwarelösung verbessern. Meister G. hatte das Gefühl, sich nach der Auswahl dieser Software zur Unterstützung seines Betriebes auf eine neuzeitliche Insel begeben zu haben. Beim Kauf der Software hatte der Hersteller zugesichert, dass die computergestützte Angebots- und Rechnungserstellung, Ausschreibungsbearbeitung und Lagerverwaltung für ihn in Zukunft kein Problem mehr darstellen werden. Handwerksunternehmer G. hatte sich die Software vorführen lassen und dabei funktionierte alles reibungslos. Nach eingehender Prüfung des Herstellers Z. entschied er sich zum Kauf dieses Produktes. Als dann alles in seinem Betrieb installiert war, sah er sich vor die ersten Probleme gestellt:

Immer wieder hörte er bei seinen Telefonaten mit Großhändlern, Herstellern und Zulieferern die Aussage "na, da scheint ja etwas mit der Schnittstelle nicht in Ordnung zu sein". Andere erfahrene Kollegen machten ihm Mut und sagten "warte ab, es kommt noch schlimmer". Mit allen guten Wünschen versehen, schickte ihn auch der freundliche Berater des Softwareherstellers Z. wieder in seine Werkstatt. "Unser Programm funktioniert einwandfrei, Ärger machen da nur wieder die Schnittstellen der Zulieferer." "Was die Geschwindigkeit Ihres Rechners betrifft, so kann ich Ihnen nur raten einen neuen Rechner zu kaufen." "An den Abstürzen ist sicher das alte Betriebssystem schuld. Die werden ja auch immer günstiger die Geräte." All diese gut gemeinten Ratschläge halfen dem Handwerksunternehmer G. aber nicht weiter.

Nur Mitglieder der SHK-Verbandsorganisation erhalten Zugang zu wichtigen Informationen.

Erst ein Vortrag auf dem Verbandstag seines Landesverbandes brachte Licht in die Angelegenheit. Während des Vortrages wurden die Möglichkeiten und Vorteile der elektronischen Kommunikation erläutert. Dabei ging es auch um das "Schnittstellenproblem", das Meister G. schon länger beschäftigte. Die für die Kommunikation von Handwerker und dem Großhandel vorgesehene Schnittstelle heißt GAEB 2000 (XML) und ist der Nachfolger der Datanorm-Schnittstelle.

Standard für Katalogdaten

BMECat ist der bei führenden Großunternehmen am weitesten verbreitete Standard für den Austausch multimedialer elektronischer Produktkataloge im deutschsprachigen Raum. Das XML-basierte Katalogdatenaustauschformat BMECat ist für alle Branchen, Unternehmen und Einrichtungen geeignet und bildet die Basis für umfassende Kostenreduzierung im Beschaffungsprozess durch einheitliche Kataloge, Aufwandsreduzierung und Prozessbeschleunigung.
Im Internet: www.bmecat.org

Die für eine Übertragung notwendigen Daten werden außer beim Hersteller direkt von der Arge Neue Medien zum Download angeboten. Der Handwerker kann dort die Datenpakete seiner bevorzugten Lieferanten bestellen und bekommt diese per E-Mail geliefert. Die ARGE trägt mit ihrer Qualitätsoffensive dafür Sorge, dass die Daten vollständig und in guter Qualität bereitgestellt werden. Mit an der Einführung und Entwicklung der neuen Schnittstellen beteiligt sind auch die Softwarehersteller.

Durch den Vortrag auf dem Landesverbandstag erfährt Innungsmitglied G. weiter, dass die SHK-Organisation hier für eine Arbeitserleichterung gesorgt hat. Sein Passwort für den internen Bereich von www.wasserwaermeluft.de gilt ebenso als Passwort für den Zugang zum geschlossenen Benutzerbereich des ARGE-Servers www.shk-branchenportal.de. "Endlich mal eine pfiffige Idee, die Zeit spart", denkt Meister G.

Um sich vom Inselleben zu verabschieden, sollte Meister G. schrittweise vorgehen. Dabei gilt es die folgenden Elemente zu untersuchen bzw. zu berücksichtigen:

Bei der Auswahl der notwendigen Hardwareausstattung gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man kauft das zur Zeit verfügbare schnellste Standardprodukt und hofft damit seiner Zeit etwas voraus zu sein. Oder aber man erwirbt das kaufmännisch vernünftige Mittelklasseprodukt, was den Anforderungen der Zeit genügt. Beide Wege führen zu einer Haltbarkeit der PC-Ausstattung von ca. 2 - 3 Jahren bei regelmäßigen Software-Updates (Betriebssystem). Die Softwareausstattung in Form von Handwerkersoftware bleibt dem Handwerker länger erhalten. Regelmäßige Updates des Softwareherstellers machen es möglich, dass ein System über mehrere Computer- und Betriebssystemgenerationen erhalten werden kann.

Von großer Bedeutung sind dabei die Schnittstellen der Software, die immer wieder den aktuellen Gegebenheiten angepasst werden müssen. Wie im Vorangegangenen erwähnt, sollte hier Wert auf die Möglichkeit der Verarbeitung von Daten im Format GAEB 2000 (XML) und BMECat gelegt werden. Datanorm, seit nunmehr 10 Jahren auf dem Markt, erfüllt nicht mehr die Anforderungen des Handwerkers. Problematisch sind u.a.:

Diese Nachteile wirken sich im Arbeitsablauf sehr störend aus. Eine Erweiterung des Standards z.B. von Datanorm 4.0 zu Datanorm 5.0 beseitigt nur die Symptome, nicht aber die im Ursprung liegenden Probleme.

GAEB bedeutet zweierlei

Mit GAEB ist zum einen der Datenstandard gemeint. Außerdem verbirgt sich dahinter auch der Begriff "Gemeinsamer Ausschuss Elektronik im Bauwesen". Dieser GAEB hat sich die Aufgabe gestellt, den Einsatz der Datenverarbeitung im Bauwesen (in Übereinstimmung mit den technischen Regelwerken des DIN und der VOB) zu fördern. Der GAEB engagiert sich überall dort, wo sich die am Bau Beteiligten abstimmen müssen.

Ziel ist die gemeinsame Sprache aller am Bau Beteiligten. Die Schwerpunkte:

  • standardisierte Texte zur Beschreibung von Bauleistungen,
  • Regelwerk zum Aufbau des Leistungsverzeichnisses,
  • Regelwerk für den elektronischen Datenaustausch und
  • Verfahrensbeschreibungen für die elektronische Bauabrechnung.

Im Internet: www.gaeb.de

Die Umstellung auf einen neuen Standard zur Stammdatenübertragung bedeutet nicht nur für den Empfänger eine große Veränderung. Ebenso muss sich der Stammdatenlieferant umstellen. Die Ablösung eines bestehenden Formates kann bis zu 4 - 5 Jahre dauern. In der Übergangsphase sind Irritationen möglich. Sehr stark betroffen von Änderungen im Datenformat ist natürlich das Angebot des Branchenservers der Arge Neue Medien. Auf dem Server des SHK-Branchenportals www.shk-branchenportal.de findet der SHK-Betrieb die Stammdaten einer Vielzahl von Herstellern. Weitere Daten erhält er direkt vom Hersteller.

Hat Meister G. die Stammdaten seiner favorisierten Hersteller gefunden und sie erfolgreich in sein System übertragen, müssen diese noch von ihm bearbeitet werden. Das wichtigste Instrument zur Kalkulation, die individuellen Preislisten, sind von ihm zu hinterlegen. Er bekommt sie von seinem Großhändler und kann diese dem Produkt zuordnen. So die Theorie.

Ein Datentransfer wie er sein sollte, damit ein SHK-Betrieb möglichst rationell arbeiten kann.

In der Praxis ist es leider so, dass diese Zuordnung nicht automatisch möglich ist. Fehlende allgemeingültige Produktspezifikationen wie eine EAN-Nummer verkomplizieren diesen Prozess erheblich. Auch dieses Manko soll mit der Einführung von GAEB 2000 (XML)/BMECat beseitigt werden. Wenn Meister G. die Angebotsanfrage bei seinem Großhändler elektronisch absetzen kann, wird auch das Problem der Aktualität von nur monatlich importierten Preislisten gelöst sein. Die Preise werden dann direkt online übertragen. Wie komfortabel dies ist, hängt davon ab, ob der Großhändlerauch über eine entsprechende Schnittstelle verfügt, die den Empfang von Daten im Format GAEB 2000 (XML)/BMECat ermöglicht.

Lenkungsausschuss Neue Medien: Der LA Neue Medien setzt sich aus Vertretern von Industrie, Großhandel und Handwerk zusammen. Er entscheidet über Grundsatzfragen, die den Einsatz von neuen Medien in der SHK-Branche betreffen.

ZVSHK-IT-Ausschuss: Der ZVSHK-IT-Ausschuss besteht aus sachverständigen Vertretern der Handwerkerschaft, die den Vorstand in Fragen der Informationstechnologie beraten.

Nachdem Meister G. das Fundament seiner Insel, die Stammdaten und ihren Austausch, stabilisiert hat, kann er im Weiteren damit beginnen, seine betrieblichen Prozesse zu betrachten und zu automatisieren.

Bisher ist es ein "schöner Traum" von der digitalen Zukunft mit weniger Aufwand im Prozess von der Angebotserstellung über die Bestellung bis hin zu Rechnung und Lieferschein zu kommen. Der ZVSHK arbeitet in verschiedenen Branchengremien daran, die angesprochenen Verbesserungen für den elektronischen Datenaustausch mit Marktpartnern umzusetzen. Weitere Informationen finden sich im internen Bereich von www.wasserwaermeluft.de. Der Zugang ist Innungsbetrieben vorbehalten. Das Passwort hierzu erteilt der entsprechende Landesverband.

Internetinformationen:
www.wasserwaermeluft.de
www.gaeb.de
www.bmecat.org
www.shk-branchenportal.de


*) Dr. Sabine Dyas, Geschäftsführerin im Zentralverband Sanitär Heizung Klima, Sankt Augustin
**) Dr. Thomas Müller, Geschäftsführer der Coeln Concept GmbH, Hürth


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