IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/2004, Seite 68 f


REPORT


Teuren Folgen vorbeugen

300 Teilnehmer beim ersten ACO Passavant-Fachsymposium zu Brand- und Schallschutz

Mehr als 300 Teilnehmer informierten sich beim ersten Fachsymposium der ACO Passavant GmbH am 17. Mai dieses Jahres über das Thema "Brand- und Schallschutz bei Leitungsanlagen". Im Konferenzzentrum des ZDF in Mainz beleuchteten hochkarätige Referenten die wichtigsten Aspekte bei der Planung und Ausführung von Leitungsanlagen.

Das große Interesse seitens der Planer, ausführenden Stellen und Betreiber im Bereich der technischen Gebäudeausrüstung zeigt, wie hoch der Informationsbedarf bei dieser sensiblen Thematik ist. Denn Fehler beim Brand- und Schallschutz müssen Architekten, Fachplaner und ausführende Unternehmen im Schadensfall mehr als teuer bezahlen, wie etwa am Beispiel des Düsseldorfer Flughafens deutlich wurde - im schlimmsten Fall droht den Unternehmern das Aus. Wie man Fehler vermeidet und welches rechtliche Basiswissen unabdingbar ist, war deshalb eine zentrale Fragestellung des Symposiums, das von dem Brandschutzexperten Manfred Lippe moderiert wurde.

 

Peter Fröhlich, Geschäftsführer der ACO Passavant GmbH.

Wider den Geiz: Qualität und Kompetenz zahlen sich aus

Peter Fröhlich, Geschäftsführer der ACO Passavant GmbH, eröffnete die Veranstaltung mit warnenden Worten zu dem derzeitigen überzogenen Sparverhalten in allen Bereichen des täglichen Lebens. Die rasante Zunahme der Schnäppchenjäger sieht er als Folge radikaler Werbung und multimedialer Feuerwerke, die Geiz und Halbwissen zum Zeitgeist erheben. Dabei blieben häufig Kompetenz und Qualität auf der Strecke. In Anbetracht dieser Entwicklung riet Fröhlich seriösen Haustechnikunternehmen, schnell und innovativ am Markt zu reagieren, allerdings nicht auf Kosten von Gründlichkeit und Kompetenz. Nicht nur die Qualität der Produkte, sondern fundiertes Wissen über ihre fachgerechte Verwendung schafften die Basis für Erfolg, so Fröhlich. Deshalb plane ACO Passavant auch in Zukunft im jährlichen Turnus die Fortführung des Fachsymposiumgedankens.

Nachbesserung zehn mal teuerer als fachgerechte Ausführung

Wie hoch Folgeschäden aufgrund mangelhafter Leistungen sein können, verdeutlichte Manfred Lippe, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Brand-, Schall- und Wärmeschutz bei Leitungs- und Lüftungsanlagen und Moderator des Fachsymposiums. Nachträgliche Mängelbeseitigung müssten Planer und ausführende Betriebe bis zu zehn mal höher bezahlen als die vorgeschriebene fachgerechte Ausführung. Ebenso wie Dr. Jürgen Wesche, Chef der MPA Braunschweig, plädierte Lippe dafür, dass Fachplaner das Brandschutzkonzept als Schutzzieldefinition begreifen müssten und rief dazu auf, alle diesbezüglichen Maßnahmen mit den entsprechenden Partnern zu koordinieren. Wichtig sei der übergreifende Dialog aller Gewerke, um Fehler bei der Planung und Umsetzung von Bauprojekten zu vermeiden und Folgeschäden von Anfang an auszuschließen.

Wie umfangreich heutzutage die Kenntnisse der Fachplaner sein müssen, zeigte Dr. Jörg Reintsema vom VDI am Beispiel Normenflut. Inzwischen gäbe es 1200 technische Normen, in denen die Anforderungen der Qualitätssicherung im vorbeugenden Brandschutz geregelt seien. Die Referenten verdeutlichten anhand konkreter Beispiele aber auch, dass viele dieser Normen in der Praxis nicht umsetzbar sind. Hier müssten individuelle und praxistaugliche Lösungen gefunden werden. Vor dem Hintergrund der Regelungswut im Normenwesen forderte insbesondere Manfred Lippe die Fachplaner auf, in den Ausschreibungstexten nicht nur auf die entsprechenden Normen zu verweisen, sondern die Anforderungen detailliert zu erläutern. Wer dies unterlasse, verstoße gegen die VOB, da die Ausschreibung des vorbeugenden Brandschutzes bei TGA-Anlagen als besondere Leistung erfolgen müsse.

 

Die Referenten der Veranstaltung (Reihe oben v.l.n.r.): Lothar Allhenn, ML Sachverständigen GmbH, Dr. Jörg Reintsema, VDI, Knut Czepuck, Oberste Bauaufsichtsbehörde NRW, Dipl.-Ing. Ralf Möller, Pipe System Components GmbH, RA Friedrich Wilhelm Stohlmann, Fachanwalt für Baurecht, Justiziar des FVSHK NRW, Dr.-Ing. Jürgen Wesche, MPA Braunschweig. (Reihe unten v.l.n.r.) Peter Fröhlich, Geschäftsführer ACO Passavant GmbH, Dipl.-Ing. Thomas Meyer, ACO Passavant GmbH, Dipl.-Ing. Wolfgang Schromm, Münchener Rückversicherungs AG, Klaus Tönnes, Branddirektion Frankfurt, Dipl.-Ing. Manfred Lippe, ö.b.u.v. Sachverständiger für Brand-, Schall- und Wärmeschutz bei Leitungs- und Lüftungsanlagen, ML Sachverständigen GmbH, Prof. Dr.-Ing. Wolfram Klingsch, Universität Wuppertal.

Kleine Mängel mit großen Folgen

Die Versicherungswirtschaft ist zunehmend bestrebt, die Schadensursache (Produkt, Planung oder Ausführung) zu identifizieren. Dies machte Wolfgang Schromm von der Münchener Rückversicherungs-AG deutlich. Welche weitreichenden Folgen für Planer und ausführende Betriebe entstehen, zeigt das Beispiel Münchner Flughafen. Nach dem Bruch einer Feuerlöschleitung wurde der Zentralbereich des Flughafens durchflutet, sodass eklatante Schäden entstanden, die von der Versicherung nicht bezahlt wurden. Aus seinen Erfahrungen mit 3000 bearbeiteten Schadensfällen berichtete Schromm, dass 25 bis 30 Prozent aller Leitungswasserschäden mehr oder weniger durch Produktfehler bedingt sind, gefolgt von Planungs- und Ausführungsfehlern. Den jährlichen Gesamtschadenaufwand der Versicherungswirtschaft bezifferte er für das Jahr 2001 auf ca. 2 Milliarden Euro. Den Ernstfall stellte Klaus Tönnes von der Frankfurter Branddirektion mit der Darstellung eines Brandablaufs dar. Er zeigte auf, wie wichtig der frühzeitige Dialog zwischen Planer und Feuerwehr für ein präventives Brandschutzkonzept in der Praxis ist.

 

Mehr als 300 Gäste informierten sich beim ersten Fachsymposium der ACO Passavant GmbH am 17. Mai dieses Jahres über das Thema "Brand- und Schallschutz bei Leitungsanlagen".

"Wer zuletzt lacht"

"Am Schluss ist immer der Jurist dran." Mit diesen Worten eröffnete Baurechtsanwalt Friedrich Wilhelm Stohlmann seinen eloquenten Vortrag über Haftungsfragen in der Praxis und holte die Teilnehmer des Fachsymposiums auf den Boden der rechtlichen Tatsachen. Der Justiziar des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima NRW zeigte anhand konkreter Beispiele mit katastrophalen Folgen, wie sich vermeintlich kleine Mängel zu groß angelegten Sanierungsfällen entwickeln können. So führte etwa die Klage einer Eigentümergemeinschaft nicht nur zu weitreichenden Sanierungen; die Eigentumswohnungen wurden im Zuge dieser Maßnahmen komplett ausgeräumt, sodass auch die Bewohner ihr Domizil gegen adäquate Unterkünfte in Hotels eintauschen mussten. Die Folgekosten stiegen damit dramatisch. Stohlmann wies zudem eindringlich darauf hin, dass Architekten/Fachplaner und Bauunternehmer im Schadensfall unter gesamtschuldnerischer Haftung gegenüber dem Auftraggeber stehen. Darüber hinaus hafte der Architekt, der die Bauaufsicht übernimmt, fünf Jahre lang ab Abnahme seiner Leistungen für Mängel, was auch für die ausführenden Unternehmen von großer Bedeutung sei.

Besser gut geplant und ausgeführt als später im Armenhaus

Am Ende des Fachsymposiums war allen Teilnehmern klar: Pfusch am Bau rächt sich. Wer im Zuge des allgemeinen Qualitätsverfalls und Geizes am falschen Ende spart oder wissentlich Fehler und Mängel beim Brand- und Schallschutz einkalkuliert, der muss mit dem Schlimmsten rechnen. Auch wer es nicht für nötig hält, sich ausreichend über seine Rechte und Pflichten als Architekt, Fachplaner oder ausführendes Unternehmen zu informieren, gefährdet seine Existenz. Auch dies eine Botschaft des Fachsymposiums, das im September 2005 erneut stattfinden soll.

 


B i l d e r :   ACO Passavant GmbH


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