IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/2004, Seite 42 f.



Entwurf VDI 6003

Bewertung von Trinkwassererwärmungsanlagen

Dipl.-Ing. Hans-Peter Sproten*

Mit Gründruck vom September 2003 ist die VDI-Richtlinie 6003 erschienen. Ziel der Richtlinie ist es, Unsicherheiten zu beseitigen, die sich in der Praxis bei der Planung und Bewertung von Trinkwassererwärmungsanlagen (TWW) vorrangig hinsichtlich der Komfortkriterien ergeben. Dabei bleiben Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen - wie in VDI 2067 festgelegt - ebenso unberücksichtigt wie normative Festlegungen der DIN 1988. Der Anwendungsbereich bezieht sich auf Wohn- und wohnähnliche Gebäude, dazu gehören u.a. Hotels, Altenheime und Einrichtungen wie Büros und Verwaltungsgebäude.

Grund für die Erstellung der nun im Gründruck vorliegenden Richtlinie ist die bei Planung und Ausführung vorhandene Unsicherheit bezogen auf entsprechende Komfortstufen, die häufig in Ausschreibungen zwar vorgegeben, aber nicht definiert sind und somit verstärkt zu technisch/rechtlichen Irritationen führen.

Der Richtlinienausschuss entschied sich, die Bewertung der Komfortkriterien anhand der Sanitäreinrichtungsgegenstände, die üblicherweise in zuvor erwähnten Gebäudetypen anzutreffen sind, vorzugeben. So wurden für Waschtische, Duschen, Badewannen, Spülen, Whirlpools, Gusswannen und Sitzwaschbecken unterschiedlichste Bewertungskriterien hinsichtlich des Komforts entwickelt. Ein Beispiel zeigt Tabelle 1.

Ein wesentliches, zu bewertendes Komfortkriterium ist nach Auffassung der Fachleute im VDI-Richtlinienkreis die Möglichkeit, über das entsprechende Trinkwassererwärmungssystem serielle Nutzungen oder auch parallele Nutzungen zweier oder mehrerer Entnahmestellen unter Komfortgesichtspunkten durchführen zu können.

Tabelle 1: Komfortkriterien Badewanne.

Geregelt wurde im Rahmen der Richtlinie u.a. der häufige Streitpunkt tolerierbarer Temperaturabweichungen während der Entnahme. Dabei ergaben sich - zum Teil heftig diskutierte - maximale Temperaturabweichungen, z.B. beim Waschtisch in der höchsten Komfortstufe von ± 2 Kelvin.

Die nun niedergelegten Werte haben für die Planung einen empfehlenden Charakter. Sie können für die Auslegung des Anlagensystems als Mindeststandard oder für erhöhte Komfortansprüche übernommen/vereinbart werden. Dazu gehören übrigens auch Mindestentnahmeraten, die vor allem bei den Komfortkriterien für Duschen eine wesentliche Rolle spielen. Unter anderen Aspekten wurden beispielsweise Sitzwaschbecken bewertet. Hier entfiel aufgrund der zu berücksichtigenden Sensibilität bei Nutzung die unterste Anforderungsstufe komplett.

Neben den zuvor genannten Anforderungsstufen bietet die Richtlinie Systembewertungen für das komplette Trinkwassererwärmungssystem, das in Wärmeerzeugung, Verteilungseinrichtungen und Entnahmestellen aufgeteilt wurde. U.a. wurden in zwei Bewertungs- und Planungstabellen verschiedene Trinkwassersysteme (Speichersysteme geschlossen/offen, Speicherladesystem und Durchflusserwärmung) hinsichtlich ihrer Anforderungskriterien, z.B. Energieart, Montage, Verkalkungsrisiko etc. bewertet. Die resultierenden Ergebnisse führten zum Teil zu - auch für die Mitglieder des Ausschusses - überraschenden Ergebnissen. Dies gilt vor allem für die Erkenntnisse bezüglich elektronischer Durchlauferhitzer.

Tabelle 2: Planungs- und Bewertungskriterien in Anlehnung an die Tabellen 1 - 6 aus VDI 6003 E für TW-Erwärmungssysteme.

Weitere Bewertungen folgten im Bereich des Verteilungssystems. Hier wurde differenziert zwischen der Zentralversorgung, Gruppenversorgung und Einzelversorgung. Auch die Bewertung der Sanitärarmaturen u.a. hinsichtlich des integrierten Verbrühungsschutzes sowie der mögliche Temperaturregelbereich und -abweichungen konnten definiert werden.

Das letzte Kapitel der Richtlinie beschäftigt sich mit dem Betrieb und der Instandhaltung. Hier werden Empfehlungen gegeben, wie die hohen Qualitätsanforderungen aufgrund wiederkehrender Prüfungen und Wartungen aufrecht zu halten sind.

Die so entstandene Richtlinie bietet für Planung/Ausführung aber auch für die nachträgliche Bewertung von TWW-Anlagen ein Hilfsmittel, um Vor- und Nachteile bezüglich der Komfortkriterien frühzeitig abwägen zu können und eine entsprechende bedarfsgerechte Auswahl zu treffen.


*) Dipl.-Ing. Hans-Peter Sproten, Geschäftsführer der Abteilung Technik des Fachverbandes Sanitär Heizung Klima Nordrhein-Westfalen.


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]