IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/2004, Seite 68 ff.


HEIZUNGSTECHNIK


Edelstahl in der Abgastechnik

Vom Sanierungssystem zum aktiven Abgasschalldämpfer

Rostfreie Edelstähle finden seit über 25 Jahren in der Abgastechnik Verwendung. Ihre wesentlichen Vorteile liegen in der hohen Korrosionsbeständigkeit, der damit verbundenen Langlebigkeit sowie dem geringen Gewicht. Im Laufe der Zeit gab es aber auch konstruktive Weiterentwicklungen, die umfangreiche Einsatzmöglichkeiten von Abgassystemen aus Edelstahl sicher stellen.

Edelstahl-Abgassystem für alle Brennstoffe und den feuchteunempfindlichen Einsatz.

Die in der Haustechnik meist verwendeten Edelstähle mit den Werkstoff-Nummern 1.4571 oder 1.4404 sind mit Molybdän stabilisiert und weitestgehend gegen die aggressiven Bestandteile im Abgas und Kondensat beständig. Abgassysteme qualitätsbewusster Hersteller werden mit einer äußerst hohen Fertigungspräzision hergestellt. Eine autorisierte Prüfstelle (MPA Nordrhein-Westfalen u. a.) stellt zudem eine regelmäßige neutrale Güteüberwachung sicher. Nach Einführung von harmonisierten Normen werden Systemabgasanlagen aus Metall zukünftig auch das CE-Zeichen tragen. Die entsprechende Grundlage hierzu bildet die europäische Norm EN 1856-1. Sie ist vor wenigen Wochen ratifiziert worden und wird in Kürze anwendbar sein.

Doppelwandige Abgasanlage im häuslichen Einsatz.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Zu Beginn der dynamischen Marktentwicklung in der Edelstahlabgastechnik (etwa ab 1980) wurden vornehmlich starre Rohrelemente und Formteile mit Wandstärken von 0,5 - 2,0 mm hergestellt. Sie fanden in der Sanierung sowie der Querschnittsverminderung von Hausschornsteinen Verwendung. Da sich Edelstahl mit handelsüblichen Werkzeugen vor Ort bearbeiten (schneiden oder verformen) lässt, ist die Montage an der Baustelle in der Regel problemlos. Außerdem wirkt sich das geringe Gewicht des Materials positiv auf die Handhabung aus. Ein Element mit einem Meter Nutzlänge und einem Durchmesser von 130 mm, Wandstärke 0,6 mm, wiegt nur etwa zwei Kilogramm.

Flexible Abgassysteme eignen sich besonders zur Querschnittsverminderung in schräggeführten (verzogenen) Schächten.

Darüber hinaus fanden und finden auch flexible Rohrsysteme ihren Abnehmerkreis. Sie sind immer dann gefragt, wenn bestehende Schornsteine Schrägführungen aufweisen oder ungünstige z.T. rechteckige Innenabmessungen haben. Die eingesetzten Produkte waren früher in der Regel einlagig mit hauchdünnen Wandungen von 0,12 mm ausgestattet und entsprechend anfällig im Handling. Heute werden auch diese Rohrsäulen nach industriellen Standards gefertigt und bedarfsgerecht ggf. in ovaler Ausführung geliefert. Die doppellagige Fertigung des Einsatzrohres führt u.a. zu glatten Innenflächen wodurch sich ein besonders geringer Strömungswiderstand ergibt. Die spezielle Falz- und Fügetechnik gewährleistet eine sichere und dennoch ausreichend bewegliche Rohrführung in schräggeführten (gezogenen) Schornsteinen. Flexrohre können mit und ohne Hinterlüftung, aber auch in Verbindung mit mineralischen Dämmschalen montiert werden. Ein umfangreiches Zubehörpaket erlaubt die Anpassung an nahezu jede Einbausituationen. Alle Komponenten werden aus hochwertigem Edelstahl hergestellt, sodass auch hier eine Eignung für alle zugelassenen Brennstoffe und Feuerstätten besteht.

Mit der Entwicklung doppelwandiger wärmegedämmter Abgasführungen wurde ein ganz wesentliches Marktsegment gebildet. Diese Edelstahlschornsteine können sowohl im Gebäude als auch an der Außenwand montiert werden. Sie bieten somit im Durchmesserbereich von 80 - 600 mm besonders vielfältige Problemlösungen. Mit Hilfe eines umfangreichen Zubehörprogramms lassen sich Objekt bezogene und Zeit sparende Montagen durchführen. Die Flexibilität in Bezug auf Änderung, Erweiterung aber auch Demontage stellt einen weiteren Vorteil dieser Abgasanlagen da. Fundamentierungs-, Wärmedämm-, und Schweißarbeiten sind an der Baustelle in der Regel nicht notwendig.

Metallisch dichtendes Abgassystem, einsetzbar für den Innen- und Außenbereich.

Die doppelwandigen Elementsysteme namhafter Anbieter besitzen eine bauaufsichtliche Zulassung für alle Regelfeuerstätten. Sie lassen sich also problemlos mit jedem häuslichen Wärmeerzeuger betreiben und mit allen handelsüblichen Brennstoffen befeuern. Für anspruchsvolle Planer und Bauherren bietet beispielsweise die Joseph Raab GmbH & Cie. KG mit der DW-Baureihe auch hochwertige Edelstahl-Oberflächen in gebürsteter, gestrahlter, und gebeizter Ausführung an. Eletrolytisch behandelte Edelstähle in farbiger und strukturierter Optik werden auf Wunsch des Kunden genauso gefertigt wie Außenmäntel aus Kupfer. Diese Abgassysteme lassen sich somit in jedes Gebäude als Gestaltungselement integrieren.

Des Weiteren galt es den abgastechnischen Anforderungen in gewerblichen Einsatzbereichen gerecht zu werden. Immer häufiger kamen doppelwandige Edelstahlsysteme in der verarbeitenden Industrie, bei Wäschereien, Lackierereien und in Bäckereien zum Einsatz. Freistehende Tragmastkonstruktionen gemäß EN13084 wurden ebenso verlangt wie Abgasleistungen für die Brennwerttechnik. Die Edelstahlsysteme hatten zwar mit der kondensierenden Betriebsweise der eingesetzten Heizungsanlagen keine Probleme, mussten jedoch für eine überdruckdichte Betriebsweise konstruiert werden.

Freistehende Abgasanlage gemäß EN 13084.

Neuartige Verbindungstechnik

Um speziell im Überdruckbereich den Einsatz elastomerer Dichtungen überflüssig zu machen und somit eine höhere Temperatur- und Kondensatbeständigkeit zu gewährleisten, wurde von Raab unter der Bezeichnung ALKON eine neuartige Abgasleitung aus Edelstahl entwickelt. Die konische Ausbildung der Einsteck- und Muffenenden dichtet die Verbindung zwischen den einzelnen Rohrelementen druckbeständig ab. Die Konstruktion macht grundsätzlich weitere Dichtungen überflüssig, sodass eine zeitsparende und dauerhaft dichte Montage gewährleistet werden kann.

Schallabsorber sollten in Fällen von Übertragungsschall zur Systemtrennung eingesetzt werden.

Abgasschalldämpfung inklusive

Auch Lärmschutz ist heute ein Thema, dass in der Abgastechnik mit Komponenten aus Edelstahl wirkungsvoll umgesetzt wird. Um den häufig auftretenden Übertragungsschall zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, eine Systemtrennung zwischen Wärmeerzeuger und Abgasstrecke vorzunehmen. Hierzu eignen sich spezielle Schallabsorber aus Edelstahl, die etwa von der Kutzner + Weber GmbH & Co. KG angeboten werden. Darüber hinaus bietet das Unternehmen wirksame Abhilfe mit aktiven Abgas-Schalldämpfern. Die so genannten Abzweig-Resonatoren hat man in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik, Stuttgart, entwickelt. Zentraler Bestandteil dieser Konstruktion ist ein aktives Akustikmodul, das für die Dämpfung der Schallfrequenzen von 30 - 300 Hz sorgt. Damit eignet sich das System besonders für den Einsatz in einem Frequenzbereich, der für Schalldämpfer herkömmlicher Bauart nicht mehr erreichbar ist. Der KW AKTIV + genannte Abgas-Schalldämpfer weist außerdem geringe Abmessungen auf und lässt sich mittels diverser Zubehörelemente an die örtlichen Gegebenheiten anpassen.

Edelstahl-Lösungen für den aktiven Lärmschutz.

Edelstahl mit vielen Vorteilen

Gut informierte Planer und Handwerker setzen in der Abgastechnik immer häufiger auf den Qualitätswerkstoff Edelstahl rostfrei. Die dünnwandigen Rohrsysteme und Komponenten haben sich seit vielen Jahren bestens bewährt. Der wesentliche Vorteil dieser - frei im Handel verfügbaren - Abgasanlagen liegt aber in der universellen Verwendbarkeit. Bei einem späteren Wechsel der Feuerstätte oder des eingesetzten Energieträgers ist also nicht zwangsläufig die Abgasführung mit auszuwechseln.


B i l d e r :   Raab, Neuwied


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