IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 6/2004, Seite 23 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


Zentralverband


12. Deutscher Klempnertag in Würzburg

Standortbestimmung der Klempner

Wie entwickelt sich künftig das Aufgabengebiet der Klempner, Flaschner und Spengler? Sind es angestammte oder neue Tätigkeitsfelder, die es zu besetzen gilt? Welche Anforderungen an Dach und Fassade müssen zunehmend beachtet werden? Der Branchen-Treff fand Antworten.

Das alle zwei Jahre stattfindende Treffen für die Metallverarbeiter an Dach und Fassade ist ein Gradmesser für die Entwicklungen der Branche. Die Handwerksrechtsnovelle, eine allgemein schwache Auftragslage mit hohem Konkurrenzdruck sowie das mangelnde Interesse für die Berufswahl Klempner mit seinem fälschlichen Negativ-Image mögen als Beispiele dienen für die unruhigen und schwierigen Zeiten, denen sich viele Klempnerbetriebe ausgesetzt sehen. ZVSHK-Präsident Bruno Schliefke erinnerte daran, dass der Protest des ZVSHK gegen die Novellierung der Handwerksordnung erfolgreich gewesen sei, sodass man auf politischer Ebene zurückgerudert sei und den Klempnerberuf von der schlechter klassifizierten Anlage B in die Anlage A zurückgeführt habe. Aus dieser Erfahrung heraus gelte es nun umso mehr, das Berufsbild mit Leben zu erfüllen. Nicht locker ließ er deshalb mit seiner Frage "Wo stehen wir Klempner in zehn Jahren?" Mehrfach kam sein Appell zur Standortbestimmung und zum Aufzeigen von Perspektiven während der Würzburger Tagung am 29. und 30. Januar 2004. Sicher war nicht zu erwarten, dass jemand aus dem Auditorium vor insgesamt 280 Tagungsteilnehmern Geheimrezepte für anhaltende Berufserfolge darlegen würde. Da wurde doch eher beklagt, wie schwer die Zeiten und wie dreist die Konkurrenten seien.

ZVSHK-Präsident Bruno Schliefke ermunterte dazu Perspektiven zu entwickeln: "Wo stehen wir Klempner in zehn Jahren?"

Zusammenarbeit mit dem Dachdeckerhandwerk

Interessant waren die Wortmeldungen der Handwerksmeister, die ihren großen Befähigungsnachweis sowohl im Klempner- als auch im Dachdeckerhandwerk erworben haben. Sie unterstrichen die Bedeutung, einem Architekten oder Bauherrn das Dach oder die Fassade aus einer Hand anbieten zu können. Von Seiten der Dachdecker werde es erheblich mehr praktiziert, ein anderes Gewerk mit anzubieten als dies umgekehrt durch die Klempner geschehe, lautete es mehrfach aus dem Auditorium. Im Übrigen würde man es begrüßen, wenn es in Zukunft zwischen Dachdeckern und Klempnern mehr Kooperationen bis hin zu einer gemeinsamen Fachgruppe geben würde, so der Tenor aus Richtung dieser Unternehmer. Die Mehrheit der Anwesenden zeigte dagegen eher Zurückhaltung. Um konkrete Anhaltspunkte für die zukünftige Zusammenarbeit zu erhalten und um herauszukristallisieren, ob gemeinsame Veranstaltungen oder Projekte mit den Dachdeckern stattfinden sollten, kam es zu einem spontanen Meinungsbild. Das Ergebnis: Knapp die Hälfte der Anwesenden votierten für gemeinsame Aktivitäten.

Vier von zahlreichen Referenten des Klempnertages (v.l.): Prof. Wolf-Hagen Pohl, Heinz Lummel, Rainer Schäfer und Friedrich Wilhelm Stohlmann.

Präsident Schliefke machte deutlich, dass der ZVSHK mit dem Zentralverband der Dachdecker (ZVDH) bereits im Hinblick auf eine Kooperationsvereinbarung Gespräche geführt habe. Käme eine Einigung zustande, könnten Fachbetriebe auf einem geregelten Weg Zusatzqualifikationen erlangen und den erforderlichen Nachweis erbringen, um mit dem jeweils anderen Gewerk in die Handwerksrolle eingetragen zu werden.

Die Fachkompetenz als Klempnermeister und seine mögliche Wirkung beim Architekten stellte Bundesfachgruppenleiter Rainer Schäfer als Chance für einen Markterfolg dar. Nicht selten offenbarten sich in Ausschreibungen Konstruktionsmängel oder praxisfremde Kalkulationen, die man im konstruktiven Gespräch mit dem Gebäudeplaner korrigieren könne. "Als Folge hat sich daraus", so Schäfers Erfahrungen, "schon wiederholt eine Vertrauensbasis entwickeln können, von der letztlich Aufträge hervorgegangen sind."

Während des 12. Branchentreffs der Metaller füllten etwa 280 Teilnehmer das Würzburger Congress Centrum.

Tätigkeitsfelder für die Zukunft entdecken

Wie könnten sich die klassischen Arbeiten an Dach und Fassade zukünftig weiterentwickeln? Zu dieser Frage bot das Tagungsprogramm reichlich Informationen. Weg von starren Formen, hin zu einem eher spielerischen Umgang mit dem Werkstoff Metall: Dafür plädierte Prof. Armin Rogall (FH Bochum) mit zahlreichen Anschauungsobjekten auf einem Spaziergang per Lichtbildvortrag durch die Niederlande. Von der Nischenlösung in der Amsterdamer Altstadt bis zum majestätischen Museumsbau ließ er Revue passieren, wie die holländischen Nachbarn auf besondere Weise durch Metall Akzente setzen.

In Ergänzung kamen dazu die Ausführungen von Klempner- und Dachdeckermeister Ulrich Leib (Moorenweis), der seine praktischen Erfahrungen im Umgang mit Solarsystemen anhand vieler Beispiele erläuterte. Er ließ keinen Zweifel an den Startvoraussetzungen zur Erweiterung des Leistungsangebots in Bezug auf Solarsysteme und ihre fachgerechte Integration in die Gebäudehülle: "Wer kennt sich bei der Einfassung von Metallrahmen besser aus als wir Klempner?", machte er seinen Berufskollegen deutlich.

In der begleitenden Ausstellung zeigten Marktpartner der Klempnerbranche ihre Produkte und gaben die Gelegenheit zum Fachsimpeln*.

Detaillösungen für die Praxis

Wandanschlüsse und Übergänge von Metalldach- und -fassade zu geputzten Flächen thematisierte Harry Luik, Stuckateurmeister und Architekt aus Reutlingen. Mit zahlreichen Fotos beleuchtete er Missstände durch unzureichende Planung oder auch durch fehlerhafte Ausführung und hielt demgegenüber die fachgerechte Lösung parat, sodass sich die Praktiker wichtige Notizen für den Baustellenalltag machen konnten.

Nicht minder anschaulich war der Fachvortrag von Prof. Wolf-Hagen Pohl (Uni Hannover) zum Thema Gebäudedichtheit. Aus seiner langjährigen Tätigkeit als Sachverständiger gab er einige Erfahrungen an die Teilnehmer weiter. Als griffiges Beispiel nannte er eine 2 mm breite, ein Meter lange Fuge in einer schadhaften Gebäudehülle. Bei einer üblichen Wetterlage (Windstärke 4) würden hier mit etwa 6 Pascal ca. 15 m3 Luft pro Stunde hindurchgeblasen. Allein durch einen solchen Defekt könnten in einem Einfamilienhaus Energieverluste von 5000 kWh pro Jahr entstehen, so seine Berechnungen.

Eindringlich machte er den Klempnern deutlich, wie wichtig es ist, nicht nur das eigene Gewerk, sondern darüber hinaus die Unterkonstruktionen mit zu betrachten. Mängel, beispielsweise durch unterseitige Korrosion der Metalldeckung, würden oftmals dem Klempner angelastet, obwohl sich hier lediglich das Ende einer Kettenreaktion offenbare, deren Ursache (z.B. eine fehlerhafte Dampfsperre) ganz woanders liegen könne. Dies geschehe, so Prof. Pohl, zum Leidwesen des Metallers, der zunächst einmal in die Schusslinie gerät, weil der Betreiber ein schadhaftes Dach feststellt.

Mehr als 11.000 Euro - gesammelt anlässlich des 60. Geburtstags von Bruno Schliefke - gingen demonstrativ an das Klempner- und Kupferschmiedemuseum in Karlstadt.

Effektive Schalldämmung gehört mit zum Leistungsumfang

Grund zur Klage gibt es nicht selten auch durch mangelnden Schallschutz beim Metalldach. Verschärfte Schutzziele bei den Geräuschemissionen im Komfortwohnungsbau haben dazu beigetragen, dass ein Trommeln durch starken Regen stärker wahrgenommen und als störend empfunden wird. Wirksame Abhilfe bieten verschiedene Maßnahmen, wie Architekt Klaus Richter (Rockwool) aufzeigte: Zum einen bedarf es einer sorgfältigen Auswahl der in die Metallhaut einzubindenden Fenster, zum anderen geht es nicht ohne konsequente Dämmung und Verfüllung von Hohlräumen in der Unterkonstruktion. Durch Hörproben wurde den Teilnehmern die unterschiedliche Lautstärke demonstriert.

Als Konsequenz für den Praktiker kam einmal mehr der Hinweis, dass es zu den Aufgaben des Klempners gehört, sich darüber in Kenntnis zu setzen, ob die (möglicherweise nicht selbst erstellte) Unterkonstruktion für ein Metalldach tatsächlich geeignet ist.

Meinungsaustausch mit jungen Unternehmern

Auf Einladung des ZVSHK trafen sich am Vorabend des Klempnertages 25 Jungunternehmer mit Vertretern von Marktpartnern im Karlstadter Klempner- und Kupferschmiedemuseum. Welche Zukunftsperspektiven sich für die nächsten zehn Jahre eröffnen, beschäftigte die Gesprächsrunde in vielerlei Hinsicht. Zum einen wurde der Trend hin zum "Generalunternehmer Dach" recht deutlich skizziert, zum anderen diskutierten die Klempnermeister durchaus kontrovers über das Wie.

In der Gesprächsrunde gab es neben Lösungsvorschlägen auch Anfragen zu Problemlösungen: "Wie kann ich als Jungunternehmer Kooperationspartner finden?" oder "Wie bekomme ich die Zwischenfinanzierung eines größeren Auftrages hin?" waren beispielsweise Fragen, die für den einen oder anderen Nachwuchsmanager im Handwerksbetrieb gelöst werden müssen. Und genau dazu ist dieser Meinungs- und Erfahrungsaustausch geschaffen worden - allerdings mit der klaren Bitte von Seiten des ZVSHK an die Jungunternehmer, sich in die Verbandsarbeit auf Innungs- oder Landesebene einbinden zu lassen.

An die Marktpartner wurde die Frage gestellt, inwieweit man sich zukünftig in der Zusammenarbeit mit dem Fachhandwerk engagieren wolle - beispielsweise in Form der Organisation eines Klempnerforums oder eines anderweitigen Erfahrungsaustausches. Doch weder an diesem Abend noch während des Klempnertages gab es dazu eine klare Antwort von den Marktpartnern.

Starkregen störungsfrei ableiten

Zur wirksamen Abführung von Niederschlagsmengen - selbst eines alle 30 Jahre vorkommenden Starkregens - wusste Prof. Bernd Rickmann (FH Münster) Erfahrungswerte zu nennen. Maßgebend ist Teil 3 der Entwässerungsnorm DIN EN 12056, die jetzt seit drei Jahren besteht. Von der Leistungssteigerung eines entsprechend geformten Einlauftrichters am 80er-Fallrohr bis zum verstopfungsfreien Überlauf an einer Attika reichte die Bandbreite bewährter Detaillösungen.

Am Vorabend des Klempnertages trafen sich Jungunternehmer und Marktpartner zu einem Meinungsaustausch im Karlstadter Museum.

Innenarchitektur - vom Klempner noch nahezu unentdeckt

Bauleistungen fertiger Großobjekte rund um den Globus zeigte Klempnermeister Heinz Lummel. Er beteuerte, dass auch schwierigste Kuppelbauten oder extravagante Fassaden in exponierten Lagen "lediglich" den Gesetzen der Klempnertechnik gehorchen können, wenn man kreativ und mit möglichst einfachen, bewährten Konstruktionen an die Sache heranginge. Von der effektvollen Flurdecke bis zur extravaganten Ladeneinrichtung zeigte er den Berufskollegen auf, welche künstlerisch anspruchsvollen Ergebnisse auch in der Innenarchitektur möglich sind.

Schlussbemerkung

Die Möglichkeiten sind verblüffend, die an Dach, Fassade und sicher auch im Gebäudeinneren durch Klempnertechnik realisierbar sind. Unter diesem Eindruck stehend ist es eigentlich kaum zu glauben, dass das Klempnerhandwerk nur knapp einem politischen Handstreich entgangen ist oder angeblich unter einem Mangel an Innovationen leidet und durch landläufige Sprachweise mit einem Negativ-Image zu kämpfen hat. Zwar konnte die Frage nach einem neuen Namen für das Berufsbild des Klempners noch nicht befriedigend gelöst werden, doch der 12. Klempnertag hat viele Denkanstöße gegeben, die den Weg nach Würzburg lohnenswert gemacht haben. TD


ZVSHK-Termine-Daten-Informationen (Änderungen vorbehalten)

Datum

Veranstaltung

31. März / 1. April 2004

Gemeinschaftstagung ATV-DVWK/ZVSHK "Gebäude- und Grundstücksentwässerung", Marburg

18. - 22. April 2004

Messe light & building, Frankfurt

11. Juni 2004

Erdgasforum Dresden

24. - 25. Sept. 2004

26. Deutscher Kupferschmiedetag, Potsdam

ZVSHK Direkt: Telefon: 02241/9299-0, Telefax: 02241/21351
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Telefax: 0331-972603


* Einen ausführlichen Bildbeitrag zur Klempner-Ausstellung finden Sie ab Seite 110 in dieser Ausgabe.


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