IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 3/2004, Seite 32 f


INTERVIEW


Superheizöl –

Was bringt es wirklich?

Die Anforderungen an die Qualität von Heizöl EL sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Premiumqualitäten, deren Produkteigenschaften zum Teil deutlich über dem in der DIN 51603 festgelegten Standard liegen, gewinnen einen immer größeren Marktanteil. Inzwischen sind diese Qualitäten – oft unter der Bezeichnung Superheizöl – sehr weit verbreitet. Worin genau der Nutzen von Superheizöl liegt, erläuterte Uwe Kiefert, Vertriebsleiter der Octel Deutschland GmbH, im Gespräch mit der IKZ-HAUSTECHNIK.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was genau unterscheidet Superheizöl von Heizöl EL?

Kiefert: Superheizöl ist Heizöl EL nach DIN 51603, dem Zusatzstoffe in Form von Konzentratpaketen zugeführt worden sind. Sie verbessern bestimmte Produkteigenschaften des Heizöls wie zum Beispiel die Verbrennungseigenschaften oder die Lager- und thermische Stabilität.

IKZ-HAUSTECHNIK: Warum müssen die Eigenschaften von Heizöl EL denn überhaupt verbessert werden? Immerhin sind diese, wie sie ja selbst sagen, durch eine Norm festgelegt.

Links gealtertes Heizöl, rechts Superheizöl.

Kiefert: Sie haben Recht. Schließlich müssen sich die Verbraucher darauf verlassen können, dass jegliches Heizöl gewisse Mindestanforderungen im Hinblick auf Kälteverhalten, Produktreinheit und Sauberkeit bei der Verbrennung erfüllt. Nicht zuletzt dank dieser Norm hat sich Heizöl EL seit vielen Jahren bewährt. Es gibt jedoch Situationen, in denen es sich als vorteilhaft erwiesen hat, Heizölqualitäten zu verwenden, deren Produkteigenschaften noch über den Anforderungen der Norm liegen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Situationen sind das konkret?

Kiefert: Besonders groß ist der Einsatzvorteil von Superheizöl natürlich bei älteren Anlagen. Noch immer sind knapp 60 Prozent der Ölheizungen älter als 15 Jahre. Bei ihnen ist der Rußausstoß wesentlich höher als bei modernen Feuerungsanlagen, die inzwischen schon nahezu rußfrei arbeiten. Durch den Einsatz von Superheizöl kann u.a. der Rußausstoß bei Altanlagen deutlich gesenkt werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie funktioniert das genau?

Kiefert: Die meisten Superheizöle enthalten unter anderem den Zusatzstoff Ferrocen. Es zerfällt bei der Verbrennung und setzt dabei Stoffe frei, die für eine schnellere und intensivere Verbrennung sorgen. Die Folge: Der Rußanteil im Abgas sinkt und Rußablagerungen an den Kesselwänden werden abgebaut.

Uwe Kiefert, Vertriebsleiter der Octel Deutschland GmbH.

IKZ-HAUSTECHNIK: Macht sich das auch bei der Wartung bemerkbar?

Kiefert: Die Wartung gestaltet sich für den Servicemonteur deutlich einfacher. Denn bei Anlagen, die mit Superheizöl betrieben werden, bildet sich statt der üblichen klebrigen Ablagerungen lediglich eine dünne Staubschicht auf den Kesselwänden, die sich leicht entfernen lässt. Natürlich verbessert sich dadurch auch der Wärmeübergang im Wärmetauscher, wodurch der Heizungsbesitzer eine bessere Energieausbeute erzielt.

IKZ-HAUSTECHNIK: Im Grunde ist der Einsatz von Superheizöl aber nur bei älteren Anlagen mit hohem Rußausstoß sinnvoll?

Kiefert: Nein. Die Heiztechnik hat in den letzten Jahren immense Fortschritte gemacht. Moderne Brenner erreichen bekanntlich hervorragende Verbrennungsergebnisse, nur die An- und Abschaltphase ist problematisch. Ein herkömmlicher Brenner produziert bei jedem Zünd- und Abschaltvorgang so viel Schadstoffe, wie sonst während einer halben Stunde Betriebszeit. Das heißt: 80 – 90 Prozent der Schadstoffe entstehen durch die Zünd- und Abschaltvorgänge. Der Einsatz von Superheizöl ist deshalb auch bei modernen Brennern sinnvoll. Durch die katalytische Funktion von Ferrocen werden Ruß- und andere Schadstoffe deutlich reduziert. Außerdem – und das ist gerade bei modernen Brennern wichtig – verfügt Superheizöl über eine deutlich höhere Lager- und Temperaturstabilität als Heizöl EL.

Heizölfiltervergleich: links mit Superheizöl, rechts mit Standardheizöl.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wieso ist das gerade bei modernen Brennern von Vorteil?

Kiefert: Wie schon gesagt, hat sich die Brennertechnologie in den letzten Jahren erheblich weiterentwickelt. Moderne Anlagen arbeiten wesentlich effizienter und haben im Vergleich zu Altanlagen einen erheblich reduzierten Heizölverbrauch, was zu längeren Lagerzeiten und damit zu erhöhten Anforderungen an die Stabilität von Heizöl führt. Die im Superheizöl enthaltenen Stabilisatoren verzögern den Alterungsprozess erheblich und schützen es so vor einer vorzeitigen Bildung von Sedimenten. Das beugt einer Verstopfung von Düsen und Filtern vor und erhöht die Betriebssicherheit der Anlage.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was hat es mit der thermischen Stabilität auf sich?

Kiefert: Insgesamt gesehen hat die immer weiter verbesserte Technik die modernen Anlagen auf ein sehr hohes Wirkungsgradniveau gebracht. Allerdings sind solche Spitzenprodukte auf der Kehrseite wieder empfindlicher gegenüber äußeren Einflüssen geworden. Das hohe Temperaturniveau in modernsten Anlagen stellt höchste Anforderungen an die thermische Stabilität des Heizöls.

Die Wärmetauscherflächen von Kesseln weisen weniger Brennrückstände auf, wenn Superheizöl verwendet wird.

IKZ-HAUSTECHNIK: Lassen sich Ihre Aussagen, der Einsatz von Superheizöl reduziere den Rußausstoß, verbessere die Energieausnutzung, erhöhe die Betriebssicherheit und erleichtere die Wartung anhand von Messungen belegen?

Kiefert: Natürlich. Die Wirkung vieler Superheizöle wird halbjährlich durch neutrale Untersuchungen des Rheinisch-Westfälischen TÜV (RWTÜV) in Essen bestätigt. So wurden zum Beispiel in einem vom ihm durchgeführten Test zwei baugleiche Heizkessel über 750 Stunden betrieben – der eine mit Heizöl EL, der andere mit Superheizöl. Das Ergebnis: Die Anlage mit Superheizöl erreichte eine Verminderung der Rußemissionen um 94 Prozent gegenüber der Anlage mit Heizöl EL. Dadurch verbessert sich auch die Energieausnutzung. Denn schon 1,5 Millimeter Ruß an den Kesselwänden erschwert den Übergang der Wärme an das Heizwasser um 6 Prozent.


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