IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/2003, Seite 3


EDITORIAL


Innovationen und neues, ökonomisches Denken

Allmählich setzt sich der Gedanke durch, dass die alternde Bevölkerung vielfältige Chancen für die Gesellschaft und den Wirtschaftsstandort Deutschland bietet. Die heute 60-Jährigen haben eine Zeit des Wohlstandes mit Vollbeschäftigung und Arbeitsplatzsicherheit erlebt, wie keine Generation vorher. Die meisten von ihnen sind gut ausgebildet, haben gut verdient, gespart oder wollen sich etwas gönnen und haben außerdem noch eine längere Lebenserwartung. Diese Zeit wollen sie attraktiv gestalten.

Zu Recht haben sie als Konsumenten hohe Anforderungen an die Qualität der Produkte, an Dienstleistungen und an den Service. Doch das finden sie noch nicht in ausreichendem Maß. Hier gibt es große Chancen für die Wirtschaft. Daran knüpft die Landesregierung Nordrhein-Westfalen mit der "Landesinitiative Seniorenwirtschaft" an. Birgit Fischer, Ministerin für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie (MGSFF) Nordrhein-Westfalen, hat in ihrem Bericht "Seniorenwirtschaft in Nordrhein-Westfalen; Ziele - Ergebnisse - Perspektiven" die Inhalte und Ziele der Landesinitiative Anfang 2003 vorgestellt*.

Zusammen mit den Partnern aus Industrie, Handel, Wohlfahrtsverbänden, kommunalen Spitzenverbänden und der Landesseniorenvertretung gibt diese Initiative Impulse für neue Produkte und Dienstleistungen, um die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern, neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Standort Nordrhein-Westfalen zu stärken.

Dr. Claus Eppe Referatsleiter für Seniorenwirtschaft im Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie, Nordrhein-Westfalen

Der Innovationspreis 2003 "Technik und Dienstleistungen für das Alter" des MGSFF NRW ist ein Weg, Impulse für innovative Produkte und Dienstleistungen zu geben und durch die Preisverleihung einem größeren Publikum zu präsentieren. Die Philosophie heißt dabei "design for all", also Design und lebensqualitätsverbessernde Funktionalität für möglichst viele Altersgruppen - nicht stigmatisierende "Seniorenprodukte".

Die Zukunft liegt in "all-inclusive-Angeboten", die Produkte und Dienstleistungen zusammenführen. Mehr als bisher muss vom Bedarf der Nachfragenden aus gedacht werden. Beispielhafte Angebote dafür gibt es immer mehr: Sei es in der Wohnraumberatung, die älteren Menschen bei der Auswahl einer neuen Wohnung, der bedarfsgerechten Ausstattung, dem Umzug selbst und bei der Erledigung von Formalitäten behilflich ist. Oder in der Kooperation von Handwerksdienstleistungen, die unkompliziert und zuverlässig Leistungen auch bei kleineren Reparaturen anbieten; oder in der umfassenden und rechtzeitigen Beratung, Lieferung und dem Einbau z.B. sanitärer Einrichtungen; oder in neuen integrierten, infrastrukturellen touristischen Angeboten des Landes. Mit kompetenter Beratung und in Kooperation mit dem Handwerk können wir hier neue Wege gehen. Die Jury des Innovationspreises hat daher solche Ideen und Angebote bewusst ausgezeichnet (siehe Seite 40).

Auf diesem Weg gibt es noch ein großes innovatives Potenzial - in Verbundnetzen von Handwerkern; in Qualifizierungsverbundangeboten, die die Beschäftigten der Produktion, der Marketingstrategien, des Großhandels bis zum Einzelhändler einbeziehen; oder in der Verbindung von Gesundheitsdiensten mit anderen Dienstleistungen.

Langfristig glaubwürdig werden wohl eher Anbieter sein, wo die Konsumenten auf ältere Beschäftigte treffen - sei es in der Entwicklung, der Produktwerbung oder im direkten Kundenkontakt. Viele der älteren Menschen haben neben ihrem Beruf oder parallel zur Familienarbeit Erfahrungen im ehrenamtlichen Engagement - in Vereinen oder Verbänden, in Initiativen, Parteien oder Kirchen - gewonnen. Für die Gesellschaft und die Wirtschaft heißt das, dass sie auf diesen Erfahrungsschatz dieser Generation nicht verzichten darf.


* http://www.mgsff.nrw.de/familie/senioren/wirtschaft/index.php


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