IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/2003, Seite 29 f.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Bayern


Mitgliederversammlung:

Zusammenhalt in schwieriger Zeit gefestigt

Der Fachverband Sanitär Heizung Klima Bayern führte am 15. Oktober seine diesjährige Mitgliederversammlung durch. Rund 120 Delegierte nahmen die Einladung in die Albrecht-Dürer-Stadt Nürnberg an und bescherten der bayerischen Handwerksorganisation ein volles Haus.

Die Wirtschaftslage in Bayern

Vor einem Jahr tat Landesinnungsmeister Werner Obermeier auf der damaligen Mitgliederversammlung in München seine Einschätzung zum gerade unterschriebenen Koalitionsvertrag zwischen SPD und Grüne kund: "Ich erwarte nichts", hatte Obermeier damals gesagt. "Auch nicht von dem neuen Superminister Clement oder der Hartz-Kommission. Stattdessen wird der Wind noch eisiger werden." Leider musste der langjährige Landesinnungsmeister Recht behalten. "Nach wie vor ist die Situation für die Branche bescheiden. Und dort, wo die Kollegen Arbeit haben, sind die Preise gleichermaßen bescheiden." Dr. Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Verbands, ergänzte: "Die Versprechen der neuen/alten Bundesregierung erwiesen sich als Makulatur! Frei nach dem Motto: Im Wahlkampf gegebene Zusagen sind Versprechen; und versprechen kann sich jeder ‘mal."

Um aus diesem Dilemma herauszukommen, appellierte Obermeier gerade nicht an das Handwerkerherz (das in jedem schlägt), sondern an den "Unternehmer" im Handwerker. Seiner Überzeugung nach muss ein Selbstständiger sein Unternehmen strategisch führen, um den Markt und die Kunden professionell bedienen zu können. Dazu gehöre eine gute Beratung, die auch gute Geschäfte nach sich zögen. Als durchaus positiv darf der heiße und lang andauernde Sommer bezeichnet werden. Denn dadurch haben nach Obermeiers Worten viele Innungskollegen ihre Aktivitäten auf die Klimatechnik gerichtet. Und wörtlich an die Delegierten: "Diesen neuen Markt bitte ich mit Qualität zu bedienen. Sonst kommen die Seiteneinsteiger und nehmen uns die Butter vom Brot."

Volles Haus: Wenn der Fachverband SHK Bayern einlädt, ist eine hohe Teilnahme gewiss.

Zur derzeitigen Wirtschaftslage erkennt Schwarz einen Silberstreif am Horizont: Ab dem zweiten Quartal dieses Jahres konnte Umsatz und Beschäftigung wieder leicht anziehen. "Besonders im Heizungsbau ist eine deutliche Verbesserung der Auftragslage festzustellen", ergänzte der Geschäftsführer. Dies deckt sich auch mit der Umfrage des Fachverbands, die Mitte September dieses Jahres bei Innungsbetrieben durchgeführt wurde. Danach sind tatsächlich leichte Zuwächse im Auftragsbestand auszumachen. Gleichwohl, und darauf wies Schwarz besonders hin, geht die Schere zwischen Materialeinkaufspreisen und Verkaufserlösen weiter auseinander. Während die Preise beim Großhandel je nach Gewerk um 1% bis 6% anzogen, musste das Handwerk ihrerseits die Angebotspreise um bis zu 1,5% unter denen des Vorjahres ansetzen.

Ausblick

Einen unerwarteten Boom lassen die Baugenehmigungen im Ein- und Zweifamilienhaus erwarten. Im Vergleich zum Jahr 2002 erteilten die bayerischen Bauämter bislang rund 41% mehr Baugenehmigungen bei Einfamilienhäusern, bei Zweifamilienhäusern liegt der Wert sogar bei fast 60%. Schwarz hat dafür eine plausible Erklärung: Die Ankündigung der Bundesregierung, die Eigenheimzulage im kommenden Jahr abzuschaffen. "Und so wird nach einem kleinen Strohfeuer schon bald wieder die vorherrschende Zurückhaltung Einzug halten", schätzt Schwarz die Lage ein.

Sie leiteten die Mitgliederversammlung am 15. Oktober in Nürnberg (v.l.): Michael Hilpert, Josef Schlosser (OM der Innung Nördliche Oberpfalz), Karl Meyer, Eduard Kröll, Dr. Wolfgang Schwarz (Hauptgeschäftsführer), Werner Obermeier (Landesinnungsmeister), Erich Schulz (OM der Innung Augsburg), Berthold Sterzinger (OM der Innung Schweinfurt-Main-Röhn).

Wirtschaftspotenzial sieht der Landesinnungsmeister Obermeier in der älter werdenden Bevölkerung. Hier ist die seniorengerechte Badeinrichtung das Stichwort. Und da scheint es sogar Rückenwind von politischer Seite zu geben. Denn die bayerische Bauordnung soll dahingehend geändert werden, dass bei Bauvorhaben ab zwei Wohnungen eine Wohneinheit "barrierefrei", also seniorengerecht, zu planen und auszuführen ist. "Hier ist fachmännische Beratung und Montage gefragt. Da hat der Baumarkt keine Chance", brachte es Obermeier auf den Punkt.

Positive Impulse für die Branche rechnet sich Schwarz durch die neue Ausbildungsordnung aus, die seit 1. August dieses Jahres in Kraft ist. Durch die neue Bezeichnung "Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik" und die modernisierten Inhalte steigt - so hofft die gesamte Branche - die Attraktivität des Lehrberufs. Für Bayern meinte Schwarz: "Wir hoffen, den negativen Trend bei unseren Lehrlingszahlen damit zu brechen und auch besser qualifizierte Jugendliche für unsere Zukunftsberufe begeistern zu können." Zu diesem Zweck stellt der Fachverband Werbebroschüren für den neuen Ausbildungsberuf unentgeltlich zur Verfügung. Interessierte können sich an den Fachverband wenden.

Mit Blick auf das kommende Jahr wies Schwarz ganz besonders auf die IFH hin, die vom 21. bis 24. April traditionell in Nürnberg stattfinden wird. Er rief alle Anwesenden auf, durch einen Besuch den Messestandort zu stärken, "mit den meisten, den besten und den interessiertesten Besuchern."

Werner Obermeier (l.) und Dr. Wolfgang Schwarz berichteten ausführlich über die Tätigkeiten des Verbandes und die SHK-Branche.

Fachverbandsarbeit

Dr. Schwarz informierte nicht nur über das Tätigkeitsspektrum des bayerischen SHK-Fachverbands in den letzten zwölf Monaten, sondern machte auch deutlich, dass das erklärte Ziel, nämlich die eigene Leistungsfähigkeit im Verband zu steigern, klar erkennbar ist. "Es wird weiter hart daran gearbeitet, die Organisation schlagkräftiger zu machen, um den künftigen Herausforderungen begegnen zu können", meinte Dr. Schwarz. So wurden im vergangenen Jahr wichtige Projekte wie z.B. die Mitgliederwerbung oder die Qualifizierung der Mitglieder vorangetrieben. Und nach außen wurde mit viel Kraft die aus Handwerkersicht unausgewogene und mit viel Unsinn behaftete Novellierung der Handwerksordnung entgegengetreten. Das Gleiche betraf die Planungen der Bundesregierung im Hinblick auf das Kleinunternehmergesetz und die Ich-AG’s.

In der Diskussionsrunde ergriffen zahlreiche Delegierte die Gelegenheit zu Wortmeldungen. Sie sprachen den anderen aus der Seele, als sie ihren Unmut über die unzureichende Ausbildungsbereitschaft bei den Jugendlichen oder den Bürokratenunsinn Luft machten.

Diskussion

In der Diskussionsrunde wurden mehrere Punkte angesprochen. Unter anderem die so genannte Tariftreueerklärung, die jeder Handwerker auszufüllen und zu unterschreiben hat, wenn er bei öffentlichen Ausschreibungen mitbieten möchte. Obschon später niemand die tatsächlich gezahlten Stundenlohnsätze kontrolliert, besteht doch die Pflicht zum Abgeben des vollständig ausgefüllten Deckblatts. Denn ohne eine ordnungsgemäße Erklärung wird das Angebot erst gar nicht zur Submission zugelassen.

Bei öffentlichen Ausschreibungen ist es heute üblich, dass für das Leistungsverzeichnis ein Geldbetrag zu zahlen ist. Aus Handwerkerkreisen wurden die zum Teil hohen Summen moniert, die dafür erhoben werden. 100 Euro und mehr für ein LV sei da durchaus möglich. Rainer Blaschke, Geschäftsführer Recht im SHK-Fachverband, wies darauf hin, dass nach geltendem Recht etwa 10 Cent je kopierter Seite verlangt werden dürfe. "Sollten Sie einen höheren Preis zahlen, teilen Sie uns das bitte so früh wie möglich mit. Dann können wir Beschwerde einlegen", sagte Blaschke.

Resümee

Trotz oder vielleicht gerade weil die Bundesrepublik in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit steckt, rücken die SHK-Innungsbetriebe in Bayern enger zusammen. Ein gemeinsames Ziel vor Augen: Positive Abgrenzung zum Nicht-Innungsbetrieb, um ihm immer eine Nasenlänge voraus zu sein.


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