IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 21/2003, Seite 23 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Nordrhein-Westfalen


Obermeistertag 2003

Schwierige Zeiten

Mitte September trafen sich die Obermeister bzw. deren Stellvertreter der Innungen des SHK-Fachverbandes NRW zur jährlichen Aussprache. Es galt, Ziele und Inhalte der künftigen Verbandsarbeit zu fixieren. Daneben gab es viele Informationen rund um die Branche.

"Die derzeitige wirtschaftliche Situation im Handwerk ist dramatisch", konstatierte Landesinnungsmeister Rudolf Peters zu Beginn seiner Begrüßungsansprache an die rund 60 Anwesenden. Nicht nur, weil sich die Bundesregierung vorgenommen habe, die Handwerksordnung auf "Bonsai-Format zurückzustufen". Deutschland stehe am Rande einer Rezession. "Die Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden sind leer gefegt, die Arbeitslosenzahl wird in den nächsten Monaten, aller Nürnberger Kosmetik zum Trotz, auf über fünf Millionen steigen", so Peters. Das derzeitige Konsum- und Investitionsverhalten charakterisiere sich schlichtweg durch den Slogan "Geiz ist geil". All das schlage, laut Peters, voll auf die SHK-Handwerke durch. Beispiel Kesseltausch: Mehr als die Hälfte der Ölkessel in NRW sind, laut Peters, älter als 25 Jahre. In Zahlen ausgedrückt sind dies 540.000 Kessel. Umgerechnet auf die rund 7.000 Mitgliedsbetriebe des Fachverbandes entspricht dies einem Austauschvolumen von rund zwei Kesseln pro Woche und Betrieb. Ein Konjunkturimpuls erster Güte, doch die Realität sehe leider anders aus.

"Es brennt an allen Ecken und Enden", fasste Landesinnungsmeister Rudolf Peters die aktuelle Branchensituation zusammen.

Weitermachen wie bisher sei deshalb nicht möglich. Es gelte, die Gemeinkosten für die Betriebe zu senken, um deren Existenz zu sichern. Beispielsweise durch den Verzicht auf Tariferhöhungen in den kommenden zwei Jahren sowie durch die Zurücknahme der Arbeitszeitverkürzungen. "Darüber und über einiges andere mehr wird es in den kommenden Monaten harte Verhandlungen mit den Gewerkschaften geben", kündigte der Landesinnungsmeister an.

Reform der Handwerksordnung

Deutliche Worte zur geplanten Reform der Handwerksordnung fand Dr. Thomas Köster, Geschäftsführer des Nordrhein-Westfälischen Handwerkstages und stv. Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Düsseldorf, der als Gastredner geladen war.

Mit ihrem Entwurf zur Novellierung der Handwerksordnung habe die Bundesregierung im Frühjahr eine Frontalattacke gegen das Handwerk gestartet. "Der Gesetzentwurf zielt nicht auf den Umbau des Bestehenden, sondern auf seine Zerstörung. Er legt die Axt an die Grundfeste des Handwerks", so Köster, und lenke ab von den tatsächlichen Brennpunkten in der Bundesrepublik:

"Der Gesetzentwurf zur Reform der Handwerksordnung legt die Axt an die Grundfeste des Handwerks." Dr. Thomas Köster

"Entspannung auf dem Arbeitsmarkt kann nur dann eintreten, wenn neben Steuersenkungen die Lohnzusatzkosten zurückgefahren werden, die Arbeitsmärkte flexibler werden, die Löhne nur moderat steigen, größere Anreize zur Arbeitsaufnahme bestehen und durch Senkung der Staatsquote mehr Freiräume für private wirtschaftliche Aktivitäten geschaffen werden", brachte es Köster auf den Punkt. Dazu aber fehle der Bundesregierung die Kraft.

Mit der Jahrhundertreform des Handwerks wolle die Bundesregierung nun ihr angeschlagenes Modernisierungsimage aufpolieren. Die angepeilten Ziele seien allerdings nicht zu erreichen. Der Geschäftsführer mit konkreten Beispielen: Stichwort Stärkung des Großen Befähigungsnachweises. Der Referentenentwurf des BMWA beschränke die Gewerke der Anlage A auf 29 so genannter Gefahrenhandwerke. Für diese Gewerke bleibe die Meisterprüfung erhalten. Allerdings sollen Gesellen mit zehnjähriger Berufstätigkeit - davon insgesamt fünf Jahre in verantwortlicher Stellung - sich künftig auch ohne weitere Prüfung selbstständig machen können. Damit werde eine "qualifikationslose Ersitzung" der Berechtigung zur Ausübung des Handwerks durch reinen Zeitablauf ermöglicht.

Stichwort neue Impulse für den Ausbildungsmarkt. Die Pläne der Bundesregierung sähen in 65 Handwerksberufen künftig keinerlei Qualifikation mehr als Voraussetzung für die Selbstständigkeit vor. Darunter seien Berufe wie das Maler- und Frisörhandwerk. Gewerke, die die Ausbildungsquote der nicht handwerklichen Gesamtwirtschaft um das Sechsfache bzw. Fünffache übertreffen. Wenn diese und andere Gewerke ihre Ausbildungsleistungen halbieren würden - und das lege eine Emnid-Umfrage vom 12. Mai dieses Jahres nahe - dann würde die gegenwärtige Ausbildungskrise zu einer Politik verschuldeten Ausbildungskatastrophe auswachsen.

Als völlig abwegig bezeichnete Köster die Vorstellung der Bundesregierung, mit der Zerschlagung der HwO einen Existenzgründerboom auszulösen. Alle 13 Minuten gehe derzeit in Deutschland ein Betrieb in die Pleite. Es stelle sich die Frage, wo die Aufträge für diese Existenzgründer herkommen sollen? Käme es tatsächlich zu einem Existenzgründerboom von "Ein-Mann-Handwerkern", so wäre die Folge eine "Proletarisierung der Selbstständigkeit, eine Vielzahl von Kümmerexistenzen, die in Kürze wieder Pleite anmelden und auf dem Weg dahin noch manch anderen Betrieb mit in den Abgrund ziehen", schlussfolgert Köster. Sein Statement: "Wir bekennen uns zu einer Reform mit Augenmaß. Ein deutliches Ja zu mehr Freiheit, zu mehr Flexibilität, zu mehr Ausbildung, zu mehr Qualifikation! Aber ein ebenso deutliches Nein zu einem Kahlschlag der Handwerksordnung, dessen verheerende Folgen heute bereits klar erkennbar und voraussagbar sind!"

Verbandsarbeit 2004

Ziele und Inhalte der Verbandsarbeit im kommenden Jahr formulierten Hans-Peter Sproten (Geschäftsführer Technik) sowie Dr. Hans-Georg Geißdörfer (Hauptgeschäftsführer).

So werde die Abteilung Technik, laut Sproten, auch im kommenden Jahr die Innungsaktivitäten erhöhen und eine Vielzahl von Referaten anbieten, u.a.

Gaben viele Informationen und standen den Delegierten Rede und Antwort: Dr. Hans-Georg Geißdörfer (vorne) und Hans-Peter Sproten.

Der Geschäftsführer berichtete außerdem über die neue Sachverständigenprüfung, die offenbar für Ungemach sorge. Der Grund: Die neue Prüfungsordnung verlangt die schriftliche Form, und das hat in der jüngsten Vergangenheit erstmals zu nicht bestandenen Prüfungen geführt. Sproten zur Begründung: "Die Sachverständigentätigkeit beinhaltet auch die Erstellung von Gutachten, die vor Gericht Bestand haben müssen. Wir können niemanden bestehen lassen, der in seinen Ausführungen zahlreiche Rechtschreibfehler hat." Der Geschäftsführer verwies in diesem Zusammenhang auf ein neues Merkblatt des Verbands, das über die Voraussetzungen und Grundlagen auf dem Weg zum öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen* informiert.

Eingehend auf den Bereich Betriebswirtschaft erläuterte Dr. Geißdörfer, dass entsprechend der angespannten konjunkturellen Lage in der betriebswirtschaftlichen Beratung zurzeit die Bereiche Auswertung/Controlling/Aufbereitung der Zahlung für Bankgespräche/Zurückfahren der betrieblichen Kapazität usw. stark im Vordergrund stünden. Bei diesen Beratungen komme ein von der Abteilung Betriebswirtschaft entwickeltes Programm zum Einsatz, mit dem aufbauend auf einer Analyse der letzten drei Jahre die aktuellen Kalkulationswerte ermittelt werden könnten. Immer häufiger würden auch die Mitarbeiter des Betriebes in die Beratung einbezogen. Dies erfolge zumeist in der Form, dass die aufbereiteten Ergebnisse der Beratung vor den Mitarbeitern des Betriebes referiert würden, um Verständnis für die betriebswirtschaftlichen Zusammenhänge zu schaffen. Zudem würden die Vorträge oft kombiniert mit einem Vortrag zu kundenorientiertem Verhalten. Dabei gehe es vor allem um Auftreten beim Kunden und Umgang mit dem Kunden.

Des Weiteren informierte Dr. Geißdörfer über die Neuauflage des EDV-Softwaretests, den die Abteilung Betriebswirtschaft zurzeit vorbereite. Zur Messe Essen 2004 soll eine neue Entscheidungshilfe für den EDV-Einsatz erscheinen. Im Unterschied zu früher ist geplant, dieses Instrument nur mehr elektronisch zur Verfügung zu stellen, sei es als CD oder über das Internet.

Gut 60 Delegierte der Innungen des SHK-Fachverbandes NRW kamen zum diesjährigen Obermeistertag.

Aktuelles zum Insolvenzrecht

Vielschichtige Informationen zum neuen Insolvenzrecht vermittelte Michael Mönig, Fachanwalt für Insolvenzrecht aus Münster. Oberstes Ziel des neuen Gesetzes sei die Rettung des Unternehmens, und so gelte es bereits bei den ersten Anzeichen einer drohenden Überschuldung, einen Rettungsplan aufzustellen. Die meisten Anträge auf Insolvenz würden zu spät eingereicht, somit werde die Chance vergeben, das Unternehmen doch noch weiterführen zu können. Nicht umsonst habe der Gesetzgeber den Insolvenzverwalter mit besonderen Befugnissen ausgestattet. So könne er sich etwa über geltendes Kündigungsrecht hinwegsetzen und so den Personalabbau erleichtern. Mit dem Insolvenzausfallgeld werde die Liquidität des Unternehmens verbessert, und selbst dem drohenden Zugriff von Gläubigern kann der Verwalter entgegenwirken, erklärte Mönig. Der Fachanwalt wies außerdem darauf hin, dass eine nicht fristgerechte (Insolvenz-)Antragsstellung zu strafrechtlichen Sanktionen führen könne.

Das Marketingkonzept Fair Play Wärme stellte Dieter Wende, Obermeister der Innung Herne, vor.

Fair Play Wärme

Das Marketingkonzept Fair Play Wärme** stellte Dieter Wende, Obermeister der Innung Herne, vor. Hintergrund dieser in Kiel gegründeten Offensive ist die Vorgehensweise einiger Energiekonzerne, den Bürgern neben Strom und Gas auch neue Heizungsanlagen samt langfristigen Wartungsverträgen zu verkaufen und das oftmals zu überteuerten Preisen. Die Handwerksbetriebe dagegen sollen mit Festpreisen in das Geschäft eingebunden und zu Schraubern degradiert werden. Dagegen wehrte sich Christoph Laloi, Chef eines mittelständischen Betriebes in Kiel. Er scharrte vor etwa einem Jahr 50 Gleichgesinnte um sich. Jeder zahlte einen festen Betrag in die Kasse und die Offensive startete. Inzwischen wird das Konzept bundesweit angeboten. In NRW gibt es bereits vier Fair-Play-Wärme-Gesellschaften, in die über 100 SHK-Betriebe zusammengeschlossen sind. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht die Kundeninformation. Es geht zum einen um Fairness bei der Preisgestaltung, zum anderen um die einwandfreie handwerkliche Ausführung.

Auch in Herne gab es den Versuch, das Handwerk mit Festpreisen in die Schrauber-Ecke zu drängen. Mit der Gründung der Offensive durch die dortige SHK-Innung habe man dieser Entwicklung entgegenwirken können, so Wende.

Werksbesuch bei Wilo

Ein Werksbesuch bei der Wilo AG rundete das niveauvolle fachliche Programm ab. Nach einer Unternehmens- und Produktdarstellung des Dortmunder Pumpenherstellers ging es in das Olpketal-Theater, wo die Delegierten ein unterhaltsames Programm erwartete.


*) siehe auch IKZ-HAUSTECHNIK Ausgabe 18/03, Rubrik "Leser fragen, Experten antworten", Seite 57 f., Frage: Wie wird man SHK-Sachverständiger?


**) Umfassende Informationen zum Konzept gibt es im Internet unter www.fairplaywaerme.de


Innung Köln

Kooperationsvereinbarung mit Hauptschule

Am 23. September 2003 hat die Städtische Gemeinschaftshauptschule Köln, der Berufskolleg BK 10 der Stadt und die Innung für Sanitär Heizung Klima Köln eine gemeinsam erarbeitete Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, die das Fundament einer intensiven Zusammenarbeit bilden soll. Damit wird eine für die SHK-Innung bislang einzigartige Partnerschaft ins Leben gerufen.

Kooperationsunterzeichnung (v.l.): Werner Hirschler (Obermeister der SHK-Innung Köln), Jürgen Weckler (Studiendirektor am Berufskolleg 10) und Klaus Thomalla (Schulleiter der Gemeinschaftshauptschule an der Albermannstraße).

Geplant sind eine Vielzahl von gemeinsamen Aktionen, die die Schüler und Schülerinnen der Gemeinschaftshauptschule an der Albermannstraße einschließen sollen. Dazu zählen z.B. Langzeitpraktika, der Bau von Solaranlagen auf dem Schulungsgelände der Innung oder die Vorstellung des Berufes "Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik". "Auf diese Weise sollen die Schüler für diesen attraktiven Beruf sensibilisiert und gewonnen werden", erklärt Obermeister Werner Hirschler von der SHK-Innung Köln. Obschon in diesem Jahr die Zahl der abgeschlossenen Lehrverträge im Innungsbezirk wieder gestiegen ist, soll dem allgemein sinkenden Interesse an einem handwerklichen Ausbildungsberuf entgegengewirkt werden. "Nicht zuletzt werden die Schüler intensiver auf das Berufsleben vorbereitet", ergänzt Hirschler.

Mit der Partnerschaft Schule - Berufskolleg - Innung wird eine Zusammenarbeit zwischen drei Bildungsträgern besiegelt, die die Schule in ihrer pädagogischen Arbeit durch stärkeren Realitätsbezug mit der Praxis unterstützt. Zwar laufen mit der Gemeinschaftshauptschule an der Albermannstraße weitere Kooperationen, doch ist die hier vorgestellte die einzige Vereinbarung, die mit einem Handwerk abgeschlossen wurde. Damit hat das SHK-Handwerk (in persona die Innung Köln) ein Alleinstellungsmerkmal, das sich in vielerlei Hinsicht positiv auswirken wird, sind sich die Verantwortlichen sicher.


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