IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 20/2003, Seite 15 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Sachsen


5. Sächsischer Öltag

Heizöl und Solartechnik im Fokus

Gut ein Jahr nach der Hochwasserkatastrophe, die in Sachsen Schäden in Milliardenhöhe anrichtete, fand in Chemnitz Ende August die nunmehr fünfte Ölfachtagung* statt. Im Kontext der Geschehnisse befasste sich die Tagung erwartungsgemäß mit der sicheren Installation von Heizölanlagen in hochwassergefährdeten Gebieten. Weitere Schwerpunkte waren die Einführung von schwefelarmem Heizöl sowie die Ehrung des sächsischen SHK-Solarmeisters.

Die Hochwasserkatastrophe vom August 2002 war eine der größten Naturkatastrophen in Ostdeutschland. Allein im Freistaat Sachsen waren gut zwei Prozent der Landesfläche überschwemmt. Die Schäden an Wohngebäuden und gewerblichen Unternehmen sowie an kommunaler und sozialer Infrastruktur beliefen sich Schätzungen zufolge auf rund 6,2 Milliarden Euro. "Eine erhebliche Umweltbelastung ging von den rund 1250 in Sachsen betroffenen Heizölanlagen aus: insgesamt rund 4000 m3 Heizöl und Diesel wurden freigesetzt", berichtet Sylvia Rohde vom sächsischen Landesamt für Umwelt und Geologie. Hochwassergeschädigte Ölheizungsanlagen sollten deshalb schon aus ökologischen Gründen hochwassersicher gebaut oder eine Umstellung auf Gas oder erneuerbare Energieträger vorgenommen werden, empfahl Rohde den gut 100 anwesenden Fachleuten.

Steffen Flath (Mitte), Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, nahm gemeinsam mit Landesinnungsmeister Herbert Reischl (links) die Auszeichnung des SHK-Solarmeisters Sachsen vor. Timo Leukefeld (rechts), Geschäftsführer der Soli fer Solardach GmbH aus Freiberg, nahm den 1. Preis - eine komplette Solaranlage von Ritter/Paradigma im Wert von mehr als 6000 Euro - entgegen. Das Unternehmen hatte innerhalb von zwei Jahren 297 Solaranlagen mit einer Gesamtkollektorfläche von 7855 m2 installiert.

Dr. Ernst-Moritz Bellingen vom Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO) sprach sich klar für das System Ölheizung aus und erntete dafür Zustimmung seitens der anwesenden Fachhandwerker. Sein Argument: "Heizöl EL ist ein bewährter und vor allem preiswerter Brennstoff, überall verfügbar und daher häufig eingesetzt". Bellingen wies darauf hin, dass auch heute noch Heizölanlagen in den meisten vom Hochwasser betroffenen Gebieten installiert oder saniert werden dürften**, allerdings seien besondere Sicherheitsauflagen einzuhalten. Oberirdische Tanks beispielsweise müssten so befestigt werden, dass sie im Falle einer Überschwemmung nicht aufschwimmen oder ihre Lage verändern können. Unterirdische Tanks könnten dagegen mit einer den kompletten Tank überdeckenden Betonplatte gesichert werden. Außerdem dürften nur Tankanlagen mit entsprechender Zulassung des Deutschen Instituts für Bautechnik (DIBt) aufgestellt werden. Diese seien so robust, dass eine mechanische Beschädigung, beispielsweise durch Wasserdruck, ausgeschlossen sei. Alternativ zur Tanksicherung könne bei oberirdischen Tankanlagen auch der Aufstellraum gegen Wassereinbruch gesichert werden. "Grundsätzlich, so Bellingen abschließend, muss die hochwassersichere Installation von Heizölanlagen - egal ob Nachrüstung oder Neuerrichtung - durch anerkannte Fachbetriebe nach Wasserrecht vorgenommen und durch zugelassene Sachverständige geprüft werden".

Etwa 100 Fachleute kamen zum diesjährigen Ölfachtag nach Chemnitz.

Markteinführung des schwefelarmen Heizöls steht bevor

Ein weiteres Schwerpunktthema des Öltages war die flächendeckende Einführung von Heizöl EL schwefelarm. Ähnlich wie Autofahrer bei den Kraftstoffsorten an der Tankstelle müssen auch Heizölkunden demnächst auf die Wahl der richtigen Brennstoffsorte achten, informierte IWO-Geschäftsführer Dr. Christian Küchen. Zukünftig werde es nach DIN 51603-1 zwei Heizöl EL Sorten geben. Zum einen das Standard-Heizöl mit einem zulässigen Schwefelgehalt von bis zu 2000 mg/kg und zum anderen Heizöl EL schwefelarm, mit einem zulässigen Schwefelgehalt = 50 mg/kg. Diese Ölqualität empfehle sich vor allem für den Betrieb von Öl-Brennwertgeräten, da - bedingt durch die neuen Bestimmungen (ATV-Merkblatt A-251: Kondensate aus Brennwertkesseln) - zukünftig häufig auf eine Neutralisationseinrichtung verzichtet werden könne. Das schwefelarme Heizöl dürfe prinzipiell auch in Niedertemperaturanlagen eingesetzt werden, allerdings nur in Anlagen, die vom Gerätehersteller als entsprechend geeignet eingestuft würden. Küchen verwies in diesem Zusammenhang auf die im Internet eingestellte Hersteller-Datenbank www.schwefelarmes-heizoel.de, welche Auskunft über die einsetzbaren Wärmeerzeuger gäbe.

Um eine Verwechselung bzw. ungewollte Vermischung verschiedener Heizölqualitäten beim Verbraucher zu vermeiden, ist die Einführung einer besonderen Kennzeichnung mittels Aufkleber und Anhänger vorgesehen (Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Markteinführung von Heizöl EL schwefelarm", in diesem Heft ab der Seite 22).

Zum Gruppenbild aufgestellt haben sich hier (v.l.n.r.) Dr. Ernst-Moritz -Bellingen (IWO), Sylvia Rohde (Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie) sowie Landesinnungsmeister Herbert Reischl und Dr. Christian Küchen (IWO), die beide abwechselnd die Veranstaltung moderierten.

SHK-Solarmeister Sachsen ausgezeichnet

Dass in Sachsen nicht nur auf Öl, Biomasse oder Gas als Brennstoff gesetzt wird, zeigte die Resonanz auf den zweiten Wettbewerb zum SHK-Solarmeister Sachsen. Über 50 SHK-Unternehmen haben daran teilgenommen und rund 360 thermische Solaranlagen mit einer Gesamtfläche von rund 8800 m2 installiert. Mitmachen lohnte sich, denn Firmen wie Ritter, Roth, pro Solar, Sailer, Viessmann und Rotex stellten Sachpreise in Höhe von über 17000 Euro zur Verfügung. Und auch die Umwelt profitierte: Schätzungen zufolge soll die im Rahmen des Wettbewerbs installierte Kollektorfläche so umweltentlastend wirken wie 2,4 Mio. m2 CO2-absorbierenden Mischwaldes. Steffen Flath, Sächsischer Staatsminister für Umwelt und Landwirtschaft, der gemeinsam mit Landesinnungsmeister Herbert Reischl die Auszeichnung der Solarmeister vornahm, verwies in seiner Ansprache auf das hohe Potenzial im Bereich regenerativer Energien. So komme etwa eine Studie des Energiekonzerns Shell zu dem Schluss, dass im Jahre 2050 gut die Hälfte des Energiebedarfs durch regenerative Energien gedeckt würden. Wenn darüber hinaus Konzerne wie BP oder RWE in das Geschäft einstiegen, könne davon ausgegangen werden, dass der Solarmarkt mittel- und langfristig als rentabel eingestuft würde. Flath warnte allerdings vor unangemessener Euphorie: "Die Solarenergie ist ein junger Markt und entsprechend vorsichtig muss damit umgegangen werden. Kleine Ursachen zeigen große Wirkung. So führten geänderte Förderbedingungen des Bundes im letzten Jahr zu Unsicherheiten bei den Verbrauchern. Zusammen mit der allgemeinen Kaufzurückhaltung verursachte dies erhebliche Umsatzeinbußen in vielen Bereichen der Solarenergie." Unterdessen setze man in Sachsen weiterhin auf regenerative Energien. "Bis spätestens 2010 sollen 5 Prozent der Endenergie aus erneuerbaren Energien bereitgestellt werden", so der Minister. Dabei setze man vorrangig auf den Ausbau der energetischen Nutzung der Biomasse sowie der Solarenergie. Flath wörtlich: "An den erneuerbaren Energien geht künftig kein zukunftsweisender Weg mehr vorbei."

Unterdessen laufen bereits die Vorbereitungen für eine dritte Folge des Wettbewerbs zum Solarmeister. Laut Fachverband haben einige renommierte Solarhersteller ihre Teilnahme bereits zugesichert.


*) Veranstaltet wurde der Öltag vom Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Sachsen, dem Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO) sowie vom sächsischen Brennstoff- und Mineralölhandelsverband (SBMV).

**) Anmerkung der Red.: Konkrete Auskünfte, welche Gebiete als überschwemmungsgefährdet gelten bzw. mit welchen Pegelständen gerechnet werden muss, erteilen die zuständigen Wasserbehörden.

 


Timo Leukefeld´s Erfolgsrezept: "Solardach statt Dachziegel"

Anlässlich der Preisverleihung zum SHK-Solarmeister Sachsen sprach IKZ-HAUSTECHNIK-Redakteur Markus Sironi mit Timo Leukefeld, Geschäftsführer der Soli fer Solardach GmbH und Mitglied der SHK-Innung Freiberg. Der Ingenieur und Firmenchef leitete drei Jahre den Kollektorteststand an der Uni Freiberg und ist darüber hinaus als Gutachter tätig. Sein Unternehmen beschäftigt heute 20 Mitarbeiter und hat seinen Sitz im sächsischen Freiberg.

IKZ-HAUSTECHNIK: 297 Solaranlagen respektive 7855 m2 Kollektorfläche in nur zwei Jahren an den Mann zu bringen, das ist schon eine außergewöhnliche Leistung. Welches Marketingkonzept steht dahinter?

Leukefeld: Unser Marketingkonzept fußt auf mehreren Säulen. Erstens, wir verwenden konsequent Solardächer statt Dachziegel. Das reduziert Kosten, macht die Anlagen wirtschaftlicher und erlaubt ästhetische Lösungen. Außerdem sind wir hoch spezialisiert auf thermische Anlagen, sowohl was die Planung angeht, als auch das Marketing, sprich, die gezielte Kundenansprache, Fördermittel u.v.m.

IKZ-HAUSTECHNIK: Bieten Sie ausschließlich thermische Solaranlagen an oder sind Sie auch im Bereich Fotovoltaik aktiv? Was ist mit konventionellen Heiztechniken wie etwa der Brennwerttechnik?

Leukefeld: Wir sind ein Solarfachbetrieb und machen nichts anderes - weder klassischen Heizungsbau noch Bäder oder Toiletten. Das überlassen wir den darauf spezialisierten Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten. Wir beschränken uns rein auf die Solartechnik, eine Konsequenz aus der eben angesprochenen Spezialisierung. Deshalb haben wir bei den Heizungsbauern mehr Freunde als Feinde. Wir kommen uns ja schließlich nicht in die Quere.

IKZ-HAUSTECHNIK: Beschränkt sich die Tätigkeit von Soli fer auf das regionale Umfeld oder sind Sie auch überregional aktiv?

Leukefeld: Wir bauen bundesweit, sind aber am liebsten in Sachsen unterwegs. In der reinen Planung sind wir sogar weltweit aktiv. Spanien, Indonesien, Italien, Brasilien, die Schweiz, um nur einige Beispiele zu nennen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Favorisieren Sie eine bestimmte Systemtechnik?

Leukefeld: Ja. Unser Grundsatz lautet: So Low-Tec wie möglich. Beispielsweise setzen wir im Dachbereich auf bewährte Indach-Flachkollektoren, im Keller setzen wir auf Low-Flow-Systeme in Verbindung mit Schichtspeichern. Das hängt nicht zuletzt mit der Langlebigkeit zusammen. Es gibt aber noch weitere Gründe. Beispiel: Ein Röhrenkollektor kostet viermal soviel wie ein Flachkollektor, bringt aber über´s Jahr gesehen nur zehn Prozent mehr Ertrag. Zudem lassen sich mit Flachkollektoren unterschiedliche geometrische Lösungen realisieren - ein gewichtiges Argument gegenüber Architekten.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie sind Ihre Erfahrungen bezüglich der Zuverlässigkeit von Solaranlagen? Sind die Kinderkrankheiten ausgestanden?

Leukefeld: In der breiten Masse ja. Allerdings: Überall dort, wo technische Experimente gemacht werden, um den Wirkungsgrad um wenige Prozente zu steigern, kommt es schon mal zu Problemen. Wir setzen beispielsweise bei der Speicherladung nicht auf die so genannte Ladelanzentechnik, die das erwärmte Wasser im Speicher in acht Höhen einspeist. Stattdessen verwenden wir herkömmliche Dreiwege-Ventile und speisen die Wärme nur in zwei Höhen ein. Wenn die Ventile kaputt gehen, drehen wir drei Hähne zu, tauschen defekte Teile aus und es geht weiter. Wenn die Ladelanzen kaputt gehen, können Sie sich ausrechnen, dann wird’s teuer. Alles gemäß dem Grundprinzip: Einfache, langlebige Anlagen bedeuten letztlich zufriedene Kunden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie halten Sie es mit der Wartung von Solarsystemen?

Leukefeld: Wir bieten nach dem Verkauf einer Anlage jedem Kunden einen Wartungsvertrag an. Die Wartung führen unsere Monteure aus.

IKZ-HAUSTECHNIK: Abschließende Frage: Ohne Förderprogramme scheint die Solartechnik - noch - nicht marktfähig zu sein. Welche Rahmenbedingungen erwarten Sie von der Politik, um die Marktdurchdringung von solarthermischen Anlagen nachhaltig zu verbessern?

Leukefeld: Wir plädieren für den Abbau der nicht rückzahlbaren Zuschüsse, da diese Praxis zu einer starken Wettbewerbsverzerrung geführt hat. Es gibt beispielsweise Unternehmen, die setzen bei der Vermarktung von Solaranlagen ausschließlich auf Fördermittel. Welche Folgen eine solche Strategie haben kann, hat sich im letzten Jahr schmerzhaft gezeigt, als die Solarförderung diskontinuierlich ausgereicht und teilweise gekürzt wurde. Nicht nur die Hersteller waren betroffen, auch im Handwerk hat es aufgrund dessen Betriebsschließungen gegeben. Sinnvoller wären andere Anreize, wie etwa die Rückerstattung der Mehrwertsteuer für den Solaranlageninvestor. Deutlich effektiver wäre natürlich ein regeneratives Wärmegesetz, das u.a. den Einbau einer Solaranlage beim Neubau zur Pflicht machen sollte.


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