IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/2003, Seite 26 ff.


SANITÄRTECHNIK


Möbel im Bad

Das I-Tüpfelchen des Badkomforts räumt nicht nur auf

Stauraum im Bad: Immer wieder ein Thema, dem mancher Endverbraucher dennoch mit relativer Hilflosigkeit gegenübersteht. Die einen haben bei dem Gedanken an Badmöbel eine komplette Möblierung des Raumes vor Augen, die zwar wohnlich, aber wenig durchdacht ist. Die anderen wissen einfach nicht, wie die Möbelorganisation, die Sie benötigen, im Bad untergebracht werden soll. Wiederum andere haben das Bad als Stauraum für Handtücher und Badutensilien noch längst nicht entdeckt und behelfen sich oftmals mit Lösungen auch außerhalb des Bades, die längst nicht die gewünschte Funktionalität aufbringen.

Klare, repräsentative Formensprache in dunklem Holz - durchdachte Funktion, Lichtspiegel für blendfreie Beleuchtung, darüber hinaus können alle Möbelelemente mit Lichtsystemen ausgestattet werden, die integrierte Leuchten und illuminierte Kanten beinhalten. (Bild: Villeroy & Boch)

Die Planung der Badmöbeleinrichtung ist somit unabdingbar auch die Sache des Fachmannes. Gilt es doch, zum einen individuelle Anforderungen der Benutzer, die Gesamteinrichtung mit Sanitärelementen an sich und Raumzuschnitte in Einklang zu bringen. Selbst kleine Bäder müssen heutzutage nicht auf Stauraum verzichten. So bieten einige Hersteller kompakte Unterschranklösungen für Waschtische. Ein abgestimmter Spiegelschrank über dem Waschtischbereich kombiniert vortrefflich bereits die Unterbringung von kleinen Utensilien mit Spiegel und Lichtelementen. Damit haben so genannte Mini- oder Gästebäder bereits ein Mindestmaß an Organisationsmöglichkeiten, die durch integrierte Ablagen, beispielsweise bei einer Vorwandinstallation, noch unterstützt werden können. Besonders flache Schrankkorpusse und Regalelemente lassen auch in kleinen Bädern genügend Bewegungsfreiheit. In eine Vormauerung der Vorwandinstallation integrierte Schrankelemente sind weitere platzsparende Lösungen, die selbst in kleinen Bädern überzeugende Stauräume aufbieten.

Frische Farbwahl - praktische Detaillösungen wie z.B. eine Funktionsschiene zum Einhängen verschiedener Accessoires wie Ablageelemente oder Handtuchhalter. (Bild: Villeroy & Boch)

Badmöblierung ist mehr als Unterbau- und Spiegelschrank

Badmöblierung wird immer noch zumeist auf den Waschtischbereich konzentriert. Schranklösungen mit einem integrierten Einbauwaschtisch sind gerade in repräsentativen Komfort und Familienbädern beliebt. Das Innenleben dieser Möbel geht weit über die reine Bereitstellung von Ablagen hinaus. Integrierte Wäschesammler, Sortiersysteme, Regalböden, Steckdosen für Fön oder Rasierer sowie pflegeleichte Glaseinlagen etc. bieten einen perfekten Ausstattungskomfort, der es einfach macht, alle Utensilien des Badalltags griffbereit unterzubringen. Die Kombination aus Einbauwaschtisch und großzügigen Ablagen macht die Pflege des sanitären Bereichs ebenso einfach wie die Nutzung. Einbau-Waschbecken aus Edelstahl, Keramik, Varicor®, Mineralguss oder Corian® setzen zudem auch gestalterische Highlights, geben sich akzentsetzend zur Gesamtmöblierung oder fügen sich in klassischem Weiß dezent ins Möbelumfeld ein. Gleichzeitig gibt es Waschtischunterbauten, die sich zahlreichen Waschtischen führender Keramikhersteller anpassen. Die Abstimmung von Sanitäreinrichtung und Badmöbeln an sich ist immer höchstes Gebot einer gelungenen Raumharmonie. Einige Hersteller gehen sogar noch weiter und runden den Systemgedanken Badmöblierung mit dem Angebot von Armaturen und Accessoires ab.

Doch das Spektrum der Badmöbel bietet noch um einiges mehr als Stauraumlösungen für Waschtische:

Setzen Akzente in modernen Bädern - Fronten in kräftigem Rot. (Bild: Keuco)

 

Badmöbel können ein Bad komplett gestalten, einrichten, komfortabel ausstatten und der Raumarchitektur eine neue Wertigkeit verschaffen. So sind Badmöbel nicht einfach abgewandelte Möbelelemente aus dem Küchen- oder Wohnbereich. Sie sind vielmehr speziell konzipiert für den Einsatz im Badezimmer und berücksichtigen von vornherein die im - allgemeinen weniger großzügigen Platzverhältnisse und Bewegungsflächen. So kommen z.B. Jalousienschränke oder Türen mit geringem Schwenkbereich zum Einsatz.

Vom Waschtischbereich bis zum Schminkplatz, von der intelligenten Raumaufteilung bis zur wohnlich atmosphärischen Ausstattung leisten sie ein Höchstmaß an integrativem Komfort.

Praktisches Detail - verschiebbare Ablageelemente für häufig benutzte Utensilien. (Bild: Villeroy & Boch)

Möbelsysteme schaffen Freiräume

"Systemgedanke" heißt das Stichwort, das sich zahlreiche führende Anbieter zu Eigen machen. Es beinhaltet nicht nur die modulare Ergänzung der Programmlinien mit individuellen Möbelelementen, auch der Facettenreichtum der Möbelausstattungen kommt damit zum Ausdruck. So ist das Thema der Raumbeleuchtung heute eng mit einem Badmöbel verbunden: integrierte Halogenstrahler, Spiegelleuchten, direkte und indirekte Beleuchtungen, Beleuchtungen hinter Glastüren, etc. setzen nicht nur die Schrankelemente wirkungsvoll in Szene, sondern sorgen dafür, dass die Nutzung des Bades mit allen Vorteilen einer optimalen Ausleuchtung möglich ist. Selbst für Innenraumbeleuchtungen ist gesorgt, so dass kein Benutzer, selbst beim Betreten des Bades im Dunkeln, Sorgen haben muss, den Haarfön mit der Zahnbürste zu verwechseln.

Auch das Thema der Barrierefreiheit nimmt der Systemgedanke auf: so ist nicht nur eine Vielzahl von Hilfsmitteln wie Halte- und Stützgriffen, Klappsitzen etc. in durchgängiger Designlinie erhältlich. Auch drehbare Schränke, die aus dem Sitzen heraus bedient werden können, stellen speziell für Rollstuhlfahrer eine große Erleichterung dar.

Intelligente Badmöbelausstattung - Schattenfreies Licht durch in den Spiegel integrierte Beleuchtungselemente. (Bild: Keuco)

Modulare Gestaltungsaspekte berücksichtigen allerdings auch die Vorzüge einer individuellen Frontenwahl. So bieten Hersteller ihre Programme in der Regel in unterschiedlichen Ausführungen an, die die Wahl lassen zwischen Echtholz und Kunststoffoberflächen, zwischen klassischem weiß und Cremetönen zu dunklen und hellen Hölzern. Die wahre Wohnlichkeit des Bades kann sich damit frei nach individuellen Wünschen der Bewohner richten und sich sogar nahezu den persönlichen Vorlieben des insgesamten Einrichtungsstiles anpassen. Die Formensprachen der Möbel lassen ebenfalls keine Wünsche offen. Einst noch als Stauraumkästen rein auf Funktion reduziert, bieten Badmöbel heute alle Antworten für klassisch geradlinige, wohnlichwarme und auch femininrunde Sanitärausstattungen - die Stilbandbreite umfasst nahezu jeden Wohn- und Einrichtungsgeschmack von jugendlich modern, klassischen Farben und Formen bis zu durchaus sehr avantgardistischen Ausprägungen. Details, wie Griffe, Griffleisten und Bedienungsknöpfe setzen die Designsprache der Fronten perfekt fort. Die Hochwertigkeit der Materialien stellt sich absolut auf das feuchte Klima im Bad ein, ohne mit den Jahren auch nur ein Mindestmaß an optischer Schönheit zu verlieren. Wandhängende Montage oder Stellfüße machen die Reinigung des Bodens einfach und sorgen vor, dass es keine aufgequollenen Materialien gibt.

Die Angebote der Badmöbelhersteller sind heute so abwechslungsreich und umfangreich, dass der klassische Waschtischunterschrank und der Spiegelschrank längst nicht mehr die zentralen Stauraummöbel im Bad sein müssen. Gestaltung und variable Ergänzbarkeit der diversen Möbelprogrammlinien wecken nicht nur neue kreative Möglichkeiten, sondern verleihen dem herkömmlichen Badezimmer deutliche Komfortschwerpunkte innerhalb des Gesamtumfeldes Wohnen. Die Verarbeitungs- und Materialqualität heutiger Badmöbel, ebenso wie die Designsprache lässt nahezu gar nicht mehr die rein sanitäre Zielgruppe vermuten. Oftmals, gerade bei kleinen Bädern werden Badezimmermöbel in Vorflure des Bades arrangiert, um hier Handtücher und Wäsche möglichst sanitärnah aufzunehmen. Den optischen Unterschied zum eigentlichen Wohnmöbel wird man dabei kaum erkennen.

Komfortabel unter dem Waschtisch griffbereit - Schrankauszug mit großem Fassungsvermögen. (Bild: Keuco)

Möblierung nach Plan und individuellem Anspruch

Ebenso wie bei der Ausstattung mit sanitären Elementen sollte bei der Planung der Möblierung stets der Bedarf des Kunden an Stauraum berücksichtigt werden unter allen Kriterien einer sich wandelnden Wohnanforderung. Ein Ein- bis Zweipersonenhaushalt wird den Bedarf an versteckter Utensilienfläche im Bad noch mit wenigen Elementen befriedigen können. Bei einem Familienbad, in dem man nicht für jedes Ersatzhandtuch den Raum verlassen möchte, sieht der Platzbedarf schon erheblich größer aus. Erst recht, wenn kleine Kinder im Haushalt leben, vor deren neugierigen Händen und Augen so manches kleine Detail lieber verborgen bleiben sollte.

Umfangreiche Hilfestellung bei der individuellen Möblierung leisten computergestützte Planungstools einiger Hersteller, die dem Architekten oder dem Fachhandel zur Verfügung stehen. Mit dieser Unterstützung entstehen grundrissoptimierte Einrichtungslösungen, die auch das kleinste funktionelle und optische Detail berücksichtigen und dem Kunden darüber hinaus eine 3D-Visualisierung bieten und zu einem virtuellen Spaziergang in seinem neu möblierten Bad einladen.

Ungewöhnlich aber sinnvoll - wandmontierter Drehschrank kann problemlos von mehreren Funktionsbereichen des Bades aus erreicht werden. (Bild: Keuco)

Innerhalb der Sanitärausstellungen haben Badmöbel einen festen Platz neben den Sanitärelementen von Dusche bis Waschtisch eingenommen. Dennoch benötigt das Thema Möbel fachkundige Beratung, denn kaum eine Badausstellung kann auf einen Blick alle Planungsfacetten der diversen Möbellinien detailliert darstellen. So wundert es nicht, dass deutsche Bäder sich häufig nur auf Waschtischunterbauten und Spiegelschränke konzentrieren. Bei allem Potenzial, was in den Entwicklungen der Industrie steckt, leider viel zu wenig. Hier ergeben sich also noch interessante Entwicklungsmöglichkeiten für Installateure und Planer, den Badkomfort mit zusätzlichen Elementen Richtung intelligenten und neuen Raumkonzepten zu unterstützen.


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