IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 19/2003, Seite 3


EDITORIAL


Einer zuviel

In der SHK-Branche ist im Bereich Ganzglas-Duschkabinen seit vielen Jahren ein Phänomen zu beobachten, welches eine Gefahr für das Handwerk darstellt. Stellen Sie sich folgende Situation einmal vor.

Ein Verbraucher möchte bei der Badsanierung eine neue Duschkabine einbauen. Vertrauensvoll wendet er sich hierzu an seinen Sanitärfachhandwerker, seinen Bäderbauer, der ihn zur Auswahl eines entsprechenden Produktes in die Großhandelsausstellung schickt. Nach ausführlicher Beratung entscheidet sich der Kunde für eine Ganzglasduschkabine. Bis hierhin nichts Ungewöhnliches. In einigen Fällen nimmt die Geschichte bereits zu diesem Zeitpunkt eine ungute Wendung. Nämlich dann, wenn ein Hersteller ins Spiel kommt, der beim Kunden anstelle des Handwerkers das Aufmaß nimmt. Eine Leistung, die i.d.R. von jedem Fachhandwerker erbracht werden kann. Ist das Aufmaß genommen, vom Hersteller oder vom Handwerker, bestellt der Großhandel die Ware. Die fertige Duschkabine wird anschließend durch den Großhandel an den Verbraucher geliefert.

Was nun häufig im Markt passiert, ist eine gefährliche Entwicklung. Sie ist mit Begriffen wie Handwerkerehre, Flexibilität und Verantwortung für den Bestand einer gesamten Berufsgruppe nicht mehr zu vereinbaren. Hersteller oder so genannte "Montagespezialisten" werden durch oder mit Billigung des Handwerks beauftragt, die Duschkabine beim Verbraucher zu montieren. Die Aufgabe des Handwerkers reduziert sich auf die Rolle des Vermittlers und Rechnungsstellers. Kompetenzverlust mit inbegriffen. Kurzfristig mag dies ein verlockendes Geschäft sein, da es ohne Aufwand ein entsprechendes Entgelt verspricht. Auf lange Sicht ist die Gefahr für das Sanitärfachhandwerk groß. Für den Verbraucher ist ein weiterer Zwischenhändler nun wirklich nicht nutzbringend.

Welche Gründe sorgen dafür, dass sich hier das Fachhandwerk, wie bereits in anderen Bereichen geschehen, ein Gewerk aus der Hand nehmen lässt? Ein Gewerk, das nicht nur Bestandteil des Berufsbildes ist, sondern auch Erträge sichert, die doch wirklich dringend benötigt werden. Ist es tatsächlich die mangelnde Bereitschaft, sich auf neue Situationen und Marktbedingungen einzustellen (der Ganzglasbereich verbucht entgegen der Konjunktur steigende Wachstumsraten)? Oder ist es die Angst vor Verantwortung und Versagen? Ich glaube es nicht. Oft hat man sich gedankenlos auf den oben beschriebenen Weg "Geld verdienen ohne Arbeitsaufwand" begeben. Ohne die tatsächlichen Risiken zu sehen. Denn Zukunftssicherung betreibt nur ein selbstbewusstes, handlungsfähiges Handwerk. Bei vier Beteiligten - Hersteller, Handel, Handwerk, Montagespezialist - ist im dreistufigen Vertriebsweg einer zuviel.

Darum mein Appell an Sie: Lassen Sie sich nicht Ihr Handwerk aus der Hand nehmen!

Viel Erfolg und allzeit volle Kassen wünscht Ihnen

Günter Keerl
Marktbereichsleiter Sanitär
Kermi GmbH


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