IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 16/17/2003, Seite 23 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Sachsen-Anhalt


Gemeinsam Chancen nutzen

Fachtagung Erdgas und Handwerk zeigt zukünftige Trends auf

Auf Initiative des Fachverbands SHK Sachsen-Anhalt, der Verbundnetz Aktiengesellschaft sowie regionaler Gasversorgungsunternehmen und Stadtwerke fand Anfang Juli dieses Jahres in Magdeburg die nunmehr 6. Fachtagung Erdgas und Handwerk in Sachsen-Anhalt statt. Das diesjährige Fachprogramm widmete sich u.a. der Frage nach den haustechnischen Trends der Zukunft und den daraus resultierenden Herausforderungen für das SHK-Handwerk.

Mehr als 120 Fachleute aus Handwerk und Gaswirtschaft folgten der Einladung zu diesem alle zwei Jahre stattfindenden Forum für den praxisbezogenen Erfahrungsaustausch, der laut Joachim Eulenstein "zu einer guten Tradition geworden ist." Und das mit gutem Grund, so der Landesinnungsmeister, denn "mehr denn je wird es in Zukunft darum gehen müssen, miteinander den Markt zu pflegen und zu hegen. Der Kunde ist ein scheues Wild. Strategische Allianzen sind wichtig fürs Handwerk, bringen sie doch ein Stück Sicherheit in unser unternehmerisches Leben."

Moderne Techniken im -Blickpunkt

Auf dem Tagungsprogramm stand eine Vielzahl von Referaten zu technischen, aber auch rechtlichen Themen. So berichtete etwa Dr. Karin Rühling (Technische Universität Dresden) über ein 200-kW-Brennstoffzellenprojekt, das vor gut drei Jahren im Malteser Krankenhaus St. Johannes in Kamenz realisiert wurde (Infos unter www.malteser-krankenhaus-kamenz.de ). Ihr Fazit nach Auswertung der vorliegenden Daten: Die Brennstoffzellentechnik an sich ist weitgehend ausgereift, doch "nur, wenn die konventionelle Anlagentechnik stimmt, funktioniert auch die Brennstoffzelle optimal." Als ein Beispiel für diese Aussage nannte die Referentin die Einhaltung der berechneten Vor- und Rücklauftemperaturen, um die Brennstoffzelle im optimalen Temperaturbereich und somit mit hohem Wirkungsgrad fahren zu können.

Auch die nunmehr 6. Fachtagung Erdgas und Handwerk in Sachsen-Anhalt fand regen Zuspruch: Mehr als einhundert Fachleute aus Handwerk und Gaswirtschaft konnten die Veranstalter im Magdeburger Hotel Herrenkrug begrüßen.

Wie die Zukunft der Heiztechnik im Passivhaus aussehen könnte, skizzierte Gerd Böhm (Buderus Heiztechnik). Seiner Einschätzung nach werden Lüftungsanlagen in modernen hochgedämmten Wohngebäuden zunehmend an Bedeutung gewinnen. Statische Heizflächen werden aber aufgrund des Komfortgewinns auch in diesen durch geringe Heizlast gekennzeichneten Gebäuden ihre Berechtigung haben.

Die Mehrfachbelegung bei Brennwert-Feuerstätten war Thema von Andreas Wilms (Bosch-Junkers). Er stellte ein neues Junkers-Abgassystem vor, das eine Austauschinstallation von konventionellen Kamingeräten auf Brennwerttechnik in Mehrfamilienhäusern ermöglicht. Die Vorteile des zum Patent angemeldeten Systems: In Abhängigkeit von der Wärmeleistung können bis zu fünf Heizgeräte an einer gemeinsamen Abgasleitung angeschlossen werden; das anfallende Kondensat kann über ein spezielles Anschlussstück ebenfalls über das Abgassystem abgeleitet werden. Aufwendige Zusatzkomponenten sind laut Referent nicht notwendig.

Landesinnungsmeister Joachim -Eulenstein.

Über die Vor- und Nachteile bei der Verwendung von produktspezifischen Werten im Rahmen der Berechnung der Anlagenaufwandszahl gemäß Energieeinsparverordnung — Stichwort DIN V 4701-10 — informierte Dr. Gerhard Meier-Wiechert (Viessmann Werke). Seiner Aussage nach lassen sich durch die Verwendung von genauen Aufwandszahlen beispielsweise für Wärmeerzeuger deutlich bessere Rechenergebnisse erzielen. Die Sache habe allerdings einen Pferdefuß: Nicht nur für jeden Kesseltyp, sondern auch in Abhängigkeit von der Leistung gelten individuelle eg,w-Werte. "Ein höherer Rechenaufwand ist daher die Folge", resümierte Meier-Wiechert.

Interessiert aufgenommen wurde das Referat von Fritz Guther zur Weiterentwicklung der DVGW-TRGI. Aufgrund einiger in der Fachwelt scheinbar noch unzureichend bekannter Anpassungen an das Regelwerk der TRGI komme es in der Praxis immer wieder zu fehlerhaften Installationen, beispielsweise bei der Aufstellung von Gas-Wäschetrocknern oder auch beim Einbau so genannter dekorativer (Gas)Kamingeräte. Welche diesbezüglichen Vorschriften einzuhalten sind, verdeutlichte der Obmann des DVGW-Ausschusses Gasinstallation anhand von Praxisbeispielen. So sei etwa bei der Aufstellung von Gas-Wäschetrocknern in Räumen mit Feuerstätten der Art B* eine Verriegelungsschaltung notwendig, um den Abgasrücktritt aus dem B-Gerät beim gemeinsamen Betrieb zu vermeiden.

Guther ging in seinen Ausführungen weiter auf Änderungen, Ergänzungen und Korrekturen der TRGI ein. Schwerpunkte waren u.a. Themen wie die Reduzierung von Leitungsenden, Anforderungen an Prüföffnungen, der Einbau von Sicherheitsstopfen und -kappen sowie das Sichern von Verschraubungen.

Gab den Anwesenden viele Tipps und Ratschläge zur VOB-Vertragsgestaltung: Dr. Hans-Michael Dimanski, Geschäftsführer des Fachverbands SHK Sachsen-Anhalt.

Recht und Marketing

Dass der Fachbereich Recht nicht nur trocken und langweilig sein kann, bewies Dr. Hans-Michael Dimanski mit seinen Ausführungen zur neuen VOB 2002. Der Geschäftsführer des SHK-Fachverbands Sachsen-Anhalt gab den Anwesenden viele Tipps und Ratschläge, wie sie ihre "Verträge so gestalten, dass sie erfolgreich durchgeführt werden können." Darüber hinaus zeigte der Fachmann in Sachen Recht die häufigsten Fehler bei der Vertragsgestaltung und Auftragsdurchführung auf. So seien oftmals Art und Umfang des Auftrages (Vertrag) nicht klar formuliert, zudem würden Bauvertragsklauseln des Auftraggebers kritiklos hingenommen. Fehlerhafte Abnahmen oder die vorbehaltlose Annahme gekürzter Schlussrechnungen seien weitere Schwachstellen, die nach der Erfahrung des Rechtsanwaltes in der Praxis häufig vorkommen. Dimanski verwies in diesem Zusammenhang auf die Recht-Hotline des Fachverbandes. Unter der Rufnummer 0391/6269654 erhalten Innungsmitglieder kompetent Auskunft zu allen allgemeinen Fragen rund um den Bereich Recht.

Marketingaktionen könnten helfen, Aufträge zu generieren, konstatierte Dr. Sabine Dyas (ZVSHK).

Vor dem Auftrag

Bevor es zu einem Auftrag kommt, muss der Handwerker selbst aktiv werden und seine Kunden auf notwendige oder sinnvolle Investitionen hinweisen, beispielsweise auf den Austausch veralteter Wärmeerzeuger oder den Einsatz von Solartechnik. Ein schwieriges Feld, denn der Markt kennzeichne sich derzeit durch eine starke Kauf- und Konsumunlust, wie Dr. Sabine Dyas (ZVSHK) feststellte. Bedarfsgerechte Marketingaktionen könnten helfen, diesen Modernisierungsstau zu lösen und so Aufträge zu generieren. Welche Marketingaktivitäten im Rahmen der Marktpartnerschaft zwischen SHK-Branche und Gaswirtschaft existieren und wie der Handwerker diese nutzen kann, darüber informierte die Marketingfachfrau im Rahmen ihrer Ausführungen. Im Fokus ihrer Ausführungen standen die Kampagnen "Initiative Solarwärme Plus" sowie "Move" (Infos unter www.wasserwaermeluft.de, www.moderne-heizung.de, www.solarwaerme-plus.info). Beide Aktionen hätten zum Ziel, durch gezielte Werbung das Interesse beim Endverbraucher an moderner SHK-Technik zu wecken und potenzielle Kunden dann zur Umsetzung der anvisierten Maßnahmen an die teilnehmenden Handwerker zu vermitteln. Die Erfolgsbilanz spreche für sich: Allein die Move-Kampagne habe mehr als 25.000 Interessenten hervorgebracht, von denen jeder zweite die angepeilten Maßnahmen auch durchgeführt hätte. Das durchschnittliche Umsatzvolumen betrug 8000 Euro pro Auftrag. "Jeder eingesetzte Euro für die Move-Kampagne hat so 20 Euro Umsatz generiert", zog Dyas ihr positives Fazit.

Die nächste Fachtagung Erdgas und Handwerk wird in zwei Jahren stattfinden, das genaue Datum wird frühzeitig bekannt gegeben.


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