IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2003, Seite 30 f



Das barrierefreie Waschbecken

Was sollte bei der Planung berücksichtigt werden?

Dipl.-Kfm. Marcus Sauer*

Wenn es um eine Badplanung für ältere Menschen geht ist der Blick in die Norm obligatorisch. Der fachkundige Sanitärhandwerker ist gefordert, den Bedarf seines Kunden zu erkennen und den passenden Waschtisch in der richtigen Höhe einzubauen.

Montagehöhe des Waschtisches

Während die DIN 18024 Teil 2 für den öffentlichen Bereich recht konkret ist (Waschtisch: Montagehöhe von höchstens 80 cm (Oberkante); Kniefreiheit in 30 cm Tiefe und in mindestens 67 cm Höhe), sind in der DIN 18025 Teil 1 und 2 kaum konkrete Hinweise zu finden. Flach und unterfahrbar soll der Waschtisch sein und die Höhe soll den Belangen des Nutzers entsprechen.

Der Kunde ist also nach seinen Gewohnheiten zu befragen, zum Beispiel ob er sich im Sitzen wäscht und welche Personen genau dieses Waschbecken nutzen werden.

Themenbereiche

 1

Was ist Gerontotechnik?

 2

Wie sieht der Markt aus?

 3

Überblick über die DIN-Normen

 4

Rund um das Thema Armaturen

 5

Waschtisch und Accessoires

 6

WC-Einrichtungen

 7

Dusche und Accessoires

 8

Badewanne und Accessoires

 9

Das ideale Bad

10

Kostenträger und Finanzierung

11

Kommunikationsproblem und Vermarktung

12

Marketing

13

Fazit

Gerontotechnik im Überblick

Ein Markt der Zukunft wartet auf Sie!

Grundsätzlich sollte sich der Fachmann an der bisherigen Höhe des Waschtisches orientieren. Ist der Kunde damit nämlich nicht zufrieden, hat der Installateur einen Ansatzpunkt für seine Beratung. Das Waschbecken kann dann entsprechend höher oder tiefer angebracht werden.

Problematisch wird es, wenn der Kunde beispielsweise in einem Rollstuhl sitzt und mit einer nicht behinderten Person zusammen lebt. Dann bietet sich oftmals nur die Lösung, zwei Waschtische in verschiedenen Höhen zu installieren oder eine höhenverstellbare Variante zu realisieren. Durch die Höhenverstellung ist eine Anpassung an unterschiedliche Körpergrößen möglich - eine Lösung, die nicht nur für Rollstuhlfahrer Vorteile bringt, sondern auch für Familien mit Kindern. Bereits bei der Planung sollte daher darauf geachtet werden, eine ausreichende Stromversorgung im Bereich des Waschtisches vorzusehen, die bei Bedarf auch eine spätere Nachrüstung mit einer Höhenverstellung ermöglicht.

Beispiel für einen komplett höhenverstellbaren Möbel-Waschtisch: Flexibelle lässt sich per Knopfdruck elektronisch um bis zu 20 cm stufenlos in der Höhe verstellen (Bild: Teworte).

Es gibt verschiedene Varianten der elektrischen Höhenverstellung: Mal bewegt sich nur der Waschtisch, mal ein komplettes Element mit Spiegel und mal die gesamte Arbeitsfläche inklusive Spiegelschrank, Ablagen und Unterschränken.

Form des Waschtisches

Waschtische gibt es von den Herstellern in den verschiedensten Formen, mal als platzsparende Ecklösung, mal freistehend, meist aber klassisch wandhängend. Jedes Produkt gibt es in der Regel außerdem in unterschiedlichen Breiten, Tiefen und Farben.

Welcher Waschtisch der Richtige ist, hängt wiederum von den individuellen Bedürfnissen und Einschränkungen ab, aber auch von der zur Verfügung stehenden Fläche. Bei der barrierefreien Badplanung sollte auf den wandhängenden Waschtisch zurückgegriffen werden, auch, um beispielsweise rechts und links noch Griffsysteme montieren zu können. Während in kleinen Räumen im Regelfall eine kompakte Ausführung als Kompromiss akzeptiert werden muss, lassen sich in größeren Räumen die unterschiedlichen Anforderungen auch mit Bewegungs- und Ablageflächen leichter umsetzen.

Flache Waschtische sind besonders geeignet für Rollstuhlfahrer, aber auch für Personen, die sich meistens im Sitzen waschen. Unter diesen Waschtischen steht genügend Beinfreiraum zur Verfügung - vorausgesetzt, es wird ein Unterputz- oder Flach-Aufputzsiphon verwendet.

Hat der Kunde Bedarf nach größeren Wassermengen im Waschbecken, zum Beispiel für die Handwäsche zwischendurch, ist eine tiefere Variante erforderlich. Diese ist dann in der Regel aber nicht mehr komplett unterfahrbar.

Unterfahrbarer Waschtisch aus dem Werkstoff Helopal. Die Waschtische werden millimetergenau produziert und lassen sich so an die individuelle Situation anpassen. Die Waschtische wurden im GGT-
Benutzertest mit der Note "gut" bewertet (Bild: Lottmann).

Der Rand des Waschbeckens sollte so gestaltet sein, dass ein Auf- bzw. Abstützen möglich ist. Einige Hersteller bieten Produkte mit einem abgerundeten Rand, der als "Reling" zusätzlichen Halt bietet. Insbesondere bei flachen Becken sollte auf einen Schwallrand geachtet werden, durch den ein Überschwappen des Wassers bei vollem Becken verhindert wird. Dieser Schwallrand ist bei einigen Produkten auch als "dezenter Haltegriff" ausgebildet.

Ein längst vergessener Trend aus den 70er-Jahren kommt bei heutigen Designern langsam wieder in Mode: Die Vorderkante des Waschtisches sollte nicht nach außen, sondern nach innen gewölbt werden. So kann der Nutzer noch näher an den Waschtisch heranrücken.

Der Abfluss kann über eine in die Armatur integrierte Ablaufgarnitur geöffnet werden. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass der entsprechende Griff oder Hebel gut zugänglich und leicht zu bedienen ist.

Der Waschtisch "Vitalis" erfüllt die Anforderungen der DIN 18024 und 18025. Seine integrierte Greifreling bietet zusätzlichen Schutz und sicheren Halt. Das Produkt hat das Prüfzeichen "Komfort & Qualität" von GGT und TÜV bekommen (Bild Keramag)

Das "Drumherum"

Ablagemöglichkeiten am Waschtisch selbst hängen ab von der Größe des verwendeten Produkts. Es ist darauf zu achten, dass die Flächen so ausgeführt sind, dass Seifen- oder Shampooflaschen nicht umfallen, die Ablageflächen also gerade sind. In die Oberfläche eingearbeitete Ablagen für Seife mit einer Ablaufmöglichkeit für Wasser sind durchaus praktisch, heute aber nur noch selten zu finden.

Rund um den Waschtisch können unterschiedliche Ablagemöglichkeiten durch Spiegelschränke, Ablageflächen unterhalb des Spiegels sowie in Badmöbeln, Regalen oder Rollwagen genutzt werden. Insbesondere bei älteren Menschen sollte an eine gut zugängliche Ablagefläche für die Brille gedacht werden. Außerdem sind Becher oder Gefäße für den Zahnersatz vorzusehen.

Wer den Waschtisch überwiegend im Sitzen nutzt, kann sich in den üblichen Spiegelschränken nicht sehen, da diese meist zu hoch hängen. Zwei Alternativen bieten sich hier an: Zum einen können Kippspiegel eingesetzt werden, die über einen Hebel oder Seilzug im Neigungswinkel verstellt werden. Zum anderen besteht die Möglichkeit, den Spiegel möglichst weit auf den Waschtisch reichen zu lassen. Sollte es durch eine vorgemauerte Wand nicht möglich sein, einen kompletten Spiegel zu installieren, bietet sich auch die kostengünstige Möglichkeit, im unteren Bereich statt der normalen Wandfliesen Spiegelfliesen zu verwenden. Im oberen Bereich kann dann weiterhin der klassische Spiegelschrank genutzt werden.

Eine wichtige Frage für die komfortable Nutzung des Waschtisch-Bereiches ist auch die Beleuchtung. Sie sollte links und rechts vom Spiegel angebracht werden und möglichst nicht oberhalb des Spiegels. Halogen-Strahler sehen zwar gut aus, können aber bei älteren Menschen zu Blendungen führen. Besser ist Licht mit warmen Farbtönen.

Wenn der SHK-Fachhandwerker diese Vorschläge berücksichtigt, schafft er für seine älteren Kunden nicht nur ein barrierefreies Bad, sondern auch einen Raum, in dem sich die Nutzer wohlfühlen können.


*) Dipl.-Kfm. Marcus Sauer, Projektleiter Sanitär, Deutsche Gesellschaft für Gerontotechnik, Iserlohn.


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