IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2003, Seite 17


VERBÄNDE AKTUELL 


 Niedersachsen


 

Landesverbandstag 2003

Handwerk im Umbruch

Osnabrück - die Stadt, in der laut Stern-Umfrage die zufriedensten Deutschen leben - war Veranstaltungsort des diesjährigen Landesverbandstages des SHK-Fachverbandes Niedersachsen vom 12. - 14. Juni dieses Jahres.

Die derzeitige Situation im niedersächsischen SHK-Handwerk kann man sicher als sehr bedrückend bezeichnen. Die Umsatzentwicklung für das zweite Halbjahr des abgelaufenen Jahres war deutlich rückläufig. Im Durchschnitt verzeichnete der Bereich Sanitär- und Heizungstechnik ein Minus von 5,7%, im Bereich Klempnertechnik gingen die Umsätze sogar um 9,5% zurück. Eine Verbesserung scheint auch in diesem Jahr nicht in Sicht. Im Gegenteil: Laut Verbandsumfrage erwarten etwa 70 Prozent der Innungsmitglieder eine weitere negative Entwicklung ihrer Auftragslage. Vor diesem Hintergrund lag es nahe, einen Schwerpunkt des diesjährigen Landesverbandstages auf betriebswirtschaftliche Belange zu setzen.

Bekannte sich anlässlich seiner Ansprache deutlich zum Handwerk und zum Erhalt des Meisterbriefes: der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff.

Was ist Basel II?

Was ist Basel II? Welche Faktoren spielen beim Rating-Verfahren eine wesentliche Rolle? Wie finanziere ich notwendige Investitionen für mein Unternehmen? Diese und weitere Fragen beantworteten die beiden Referate von Claus-Dieter Müller (Sparkasse Osnabrück) und Frank Dick (Buderus Heiztechnik). Ohne Fremdfinanzierung geht aufgrund der hohen Investitionskosten im SHK-Handwerk nichts mehr. Bei der Kreditvergabe nutzen immer mehr Banken das so genannte Rating-Verfahren, bei dem die Bonität des Kunden beurteilt wird. Mit unmittelbaren Folgen: "Je besser das Rating, desto günstiger der Kredit. Bei sehr schlechtem Rating gibt’s nichts", stellte Müller fest. "Auch der Großhandel, durch die vielen Unternehmensinsolvenzen vielerorts stark unter Druck gesetzt, prüft zunehmend die Bonität seiner Kunden und kürzt etwa bei schlechtem Ergebnis das Zahlungsziel von beispielsweise 90 auf 60 Tage", wusste Dick zu berichten. Es ist daher sinnvoll, so der Tenor der beiden Referenten, das Rating positiv zu gestalten. Faktoren wie die betriebliche Bilanz, Kontoführungsgewohnheiten, langfristige Unternehmensstrategie uvm. beeinflussen die Bonitätsprüfung. Deshalb sollten beispielsweise Bilanzen und Jahresabschlüsse frühzeitig und vollständig eingereicht werden. Die Rentabilität und die Eigenkapitaldecke sollten durch ein optimiertes Mahnwesen und im Dialog mit dem Steuerberater gestärkt werden. Für jede teure Anschaffung sollte ein Investitionsplan aufgestellt werden, wobei langfristige Güter auch mit langfristigen Krediten finanziert werden sollten. Das Girokonto sollte nur zur Erledigung laufender Geschäfte verwendet werden. Grundsätzlich sollten alle Bewertungsfragen transparent beantwortet werden, empfahlen die Referenten. "Wir müssen uns im Klaren darüber sein", zog Reiner Möhle, Vorsitzender des Ausschusses für Betriebswirtschaft, den Schluss, "dass eine klare Informationspolitik gegenüber Banken und Großhandel zukünftig unabdingbar ist, um einen Kredit zu erhalten."

Workshops: zwischen Technik und Ausbildung

Gleich drei parallel stattfindende Workshops standen am frühen Nachmittag auf dem Tagungsprogramm. Den technischen Part übernahm Dr. Markus Große Ophoff vom Zentrum für Umweltkommunikation, dem Veranstaltungsort der Verbandstagung. Er erläuterte anschaulich die Haustechnik-Konzepte des Gebäudes und führte im Anschluss einen Rundgang durch das Haus durch. Wie man mithilfe einer organisatorischen Umstrukturierung bzw. Optimierung eine Verbesserung der Betriebsergebnisse erreicht, demonstrierte Thomas Wienforth, Trainings- und Beratungszentrum Berlin, im Rahmen seiner Ausführungen im zweiten Workshop.

Eingerahmt vom neu gewählten Landesinnungsmeister Friedrich Budde und seinem Vorgänger und jetzigem Stellvertreter Karl-Fritz Gertjejanßen (links): Heinz-Jürgen Kolle, Alfred Hülsmann, Hinrich Stahmann sowie Heinz Ahrens (v.r.) wurden für ihre langjährige, ehrenamtliche Tätigkeit im Verband mit der "Großen Ehrennadel in Gold" ausgezeichnet.

Im dritten Workshop gaben Horst-Dieter Bunk und Norbert Raida, beide vom Fachverband SHK, einen Überblick über die neue Ausbildungsverordnung zum "Anlagenmechaniker/in für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik". Der neue Ausbildungsgang, der durch die Zusammenlegung der Berufe Zentralheizungs- und Lüftungsbauer und Gas- und Wasserinstallateur entstanden ist und voraussichtlich zum 1. August in Kraft tritt, sieht eine Reihe von Veränderungen und Zusatzqualifikationen vor. Kurzum: "Es geht weg von der reinen handwerklichen Tätigkeit, hin zur kundenorientierten Auftragsdurchführung. Weg von der Einzelbetrachtung unterschiedlicher Systeme, hin zur optimierten Anlagenvernetzung", brachten es die Referenten auf den Punkt. Ein wichtiger Pluspunkt: Mit dem Bestehen der Ausbildung erhalten die künftigen Absolventen die Qualifikation als "Elektrofachkraft" für den Bereich SHK. "Die Rechtsunsicherheit bezüglich des elektrischen Anschlusses von Durchlauferhitzern oder Heizkesseln gehört zukünftig der Vergangenheit an", so Bunk.

Führungswechsel: Nach über 20 Jahren Verbandstätigkeit, davon sechs Jahre als Landesinnungsmeister, hat sich Karl-Fritz Gertjejanßen aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt freistellen lassen. Er bekleidet bis zum Ende seiner offiziellen Amtszeit 2005 das Amt des stv. Landesinnungsmeisters. Friedrich Budde wurde zum neuen LIM gewählt.

Mitgliederversammlung

Traditionell fand die Mitgliederversammlung am letzten Tag des Verbandstages statt. Neben Grußworten von Burkhard Jasper (1. Bürgermeister von Osnabrück) und Peter Voss (Vizepräsident der HWK-Osnabrück) gab es klare Worte vom niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff zur politischen und wirtschaftlichen Situation in der Bundesrepublik und speziell in Niedersachsen. Seine Fakten sind schlicht erdrückend: Seit elf Quartalen kein Wachstum in Deutschland, steigende Arbeitslosigkeit und dazu die Angst der Verbraucher, notwendige Investitionen zu tätigen. "Dabei gibt es Arbeit genug", so der Ministerpräsident, "alleine in Niedersachsen müssten schätzungsweise 900.000 Wohnungen bei Mehrfamilienhäusern und über eine Million Wohnungen bei Ein- und Zweifamilienhäusern saniert werden." Das Investitionspotenzial für die energetische Sanierungen bezifferte der Politiker auf insgesamt 37 Mrd. Euro. Pro Jahr schätzte Wulff das Potenzial allein für CO2-einsparende Maßnahmen auf gut drei Milliarden Euro. Die Praxis allerdings sehe anders aus: "Allein in den letzten Jahren wurden bundesweit gut 300.000 Arbeitsplätze im Handwerk abgebaut." Indes versuche die Bundesregierung mit der Schaffung von Ich-AGs, Mini-Jobs sowie mit der umstrittenen Reform der Handwerksordnung den steigenden Arbeitslosenzahlen zu begegnen. Dass das nicht funktioniert, ist sich Wulff sicher. Weniger Bürokratie, mehr Ausbildung und eine bessere Steuerpolitik sieht er als die geeigneten Instrumente für eine positive wirtschaftliche Entwicklung unseres Landes. Wulff appellierte an das verarbeitende Handwerk, mehr auszubilden. "Qualifizierte Fachleute bedürfen qualifizierter Ausbildung", so der Ministerpräsident.

Weltreise gewonnen: Im Rahmen seiner Modernisierungsoffensive 2002 verloste das Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO) unter den aktiven SHK-Teilnehmern je Quartal eine Weltreise. Einer der glücklichen Gewinner ist Friedrich Wahnschaffe, der zusammen mit seinem Sohn Oliver im niedersächsischen Süpplingen ein SHK-Unternehmen mit 15 Mitarbeitern führt. Die Preisübergabe auf dem Landesverbandstag des FV SHK Niedersachsen übernahmen Landesinnungsmeister Gertjejanßen sowie IWO-Regionalleiter Nord/Ost Ralf Brenner.

Messelandschaft steht vor dem Umbruch

In den Sog der Konjunkturflaute ist nunmehr auch die "shk Hamburg" geraten, wie Landesinnungsmeister Karl-Fritz Gertjejanßen feststellen musste. Statt der bisherigen 1 + 4-Lösung (ISH Frankfurt im jährlichen Wechsel mit den Regionalmessen Essen, Nürnberg, Hamburg und Leipzig) fordere die Industrie zunehmend eine 1 + 2-Lösung (ISH Frankfurt im jährlichen Wechsel mit Essen und Nürnberg). "Damit droht die wichtige shk Hamburg unterzugehen", konstatierte Gertjejanßen. Sorge bereite dem Landesinnungsmeister auch die zunehmende Zahl von Hausmessen. Nahezu 200 Hersteller hätten sich unlängst für eine einzige Veranstaltung der GC-Gruppe angemeldet. Das benötigte Geld dafür fehle letztlich im Budget für die Teilnahme an einer Regionalmesse.

Doch Ungemach droht auch aus anderen Bereichen, wie der Landesinnungsmeister berichtete. So versuchten einige Gasversorger in letzter Zeit vermehrt, sich mit so genannten Wärmelieferungsverträgen im Markt zu etablieren. Zwar handele es sich vielfach um Kooperationen mit dem Handwerk, doch müssten die handwerklichen Leistungen meist zu niedrigen Pauschalpreisen ausgeführt werden, was den Konkurrenzdruck nicht zuletzt weiter erhöhe. Überdies hätten einzelne Versorger versucht, Preise bzw. Rabatte direkt mit den Herstellern auszuhandeln. Durch Intervention seitens der Fachverbände sei dieses Unterfangen bislang verhindert worden.

Zum traditionellen Festabend kamen rund 250 Gäste in die Stadthalle Osnabrück, wo sie ein buntes Rahmenprogramm, gepaart aus Tanz und Musik, erwartete.

Die zwischen dem Fachverband SHK und dem Landesinnungsverband für das Schornsteinfegerhandwerk getroffene Vereinbarung, die die Überprüfung der Brennstoffversorgung im Rahmen der Feuerstättenschau betrifft, sorge ebenfalls für Ärger. Denn noch immer gebe es einzelne Schornsteinfeger, die eine sensorische Überprüfung der Gas-Versorgungsleitungen durchführten. Gertjejanßen dazu: "Die Feststellung der Gebrauchsfähigkeit von Gasinnenleitungen ist ausschließlich dem Fachhandwerk vorbehalten." Der Verband habe dazu ein Konzept - den "Gas-Check" - erarbeitet, der in Zusammenarbeit mit den Innungen als innovative Serviceleistung am Markt etabliert werde.

Der Landesinnungsmeister wies abschließend darauf hin, dass der Fachverband seine Aktivitäten auch weiterhin darauf konzentrieren werde, die Marktchancen seiner Mitgliedsbetriebe gegenüber anderen Mitbewerbern zu verbessern.

Ob dies weiterhin gelingen wird, wird der nächste Landesverbandstag vom 17. bis 19. Juni 2004 in Verden zeigen, der dann von Friedrich Budde als Landesinnungsmeister geleitet wird. Denn nach über 20 Jahren Verbandstätigkeit, davon sechs Jahre als Landesinnungsmeister, hat sich Karl-Fritz Gertjejanßen aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt freistellen lassen. Er bekleidet bis zum Ende seiner offiziellen Amtszeit 2005 das Amt des stv. Landesinnungsmeisters.


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