IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 13/2003, Seite 3


EDITORIAL


Verordneter Notstand

Kein Zweifel: Unser Land befindet sich derzeit in einer volkswirtschaftlich kritischen Phase. Vor allem die SHK-Branche sieht sich einer außerordentlich schwierigen Gemengelage ausgesetzt. Im achten Jahr der mittlerweile für viele Fachhandwerksbetriebe existenzbedrohenden Baurezession wird die Situation weiter verschärft durch den allgemeinen Konjunkturrückgang, durch zunehmende Verunsicherung der Investoren und eine dadurch ausgelöste Verweigerungshaltung bei vielen Bauherren und Modernisierern. Die aktionistische Durchlöcherung der Handwerksordnung wird ebenso wenig zur dauerhaften Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen wie zur Qualitätserhaltung der geleisteten Arbeit.

Es zeugt schon von ausgeprägtem Zynismus, im Zusammenhang mit dem stillen Sterben im Handwerk von "Marktbereinigung" zu sprechen. Hier geht momentan viel Kapital und unternehmerisches Herzblut verloren. Die persönlichen und familiären Tragödien, die oft damit verbunden sind, werden von Außenstehenden kaum wahrgenommen.

Keine Frage: Deutschland steht am Scheideweg. Der "Stern" hat Recht, wenn er "die mit dem hochtrabenden Etikett Agenda 2010 versehenen Reförmchen Schröders" als "zaghafte und verspätete Reaktion auf den demografischen Wandel" bezeichnet. Man brauche mehr als oberflächlichen Hausputz an einer Sozialstaats-Ruine, die eigentlich ein Fall für die Abrissbirne sei. Letztlich komme es darauf an , dass der Staat mehr Eigenverantwortung an die Bürger zurücküberweise.

Der Reformzug muss schnell und ohne weitere Verzögerungen Fahrt aufnehmen. Wer jetzt noch bremst, manifestiert die Schlusslichtposition Deutschlands im EU-Vergleich mit unabsehbaren Konsequenzen. Grundsätzlich ist auch und gerade die SHK-Wirtschaft im dreistufigen Vertriebsweg gut darauf vorbereitet, ihren Beitrag zur Wiedererstarkung des Standorts zu leisten. Unsere internationalen Wettbewerbsvorteile bei Innovationskraft, Qualität und Design-Vielfalt sind nicht verloren gegangen, sondern sie werden derzeit nur von kontraproduktiven Rahmenbedingungen überlagert.

Bei objektiver Betrachtung sind die anstehenden Probleme überhaupt nicht mit den Herausforderungen der chaotischen Nachkriegszeit zu vergleichen. Wir verfügen heute über immensen Wohlstand, effiziente Wirtschaftsstrukturen und ein (noch) funktionierendes Sozialsystem. Politische Zukunftssicherung erfordert vor allem, gerade die kleinen und mittleren Unternehmen schnellstens von unnötigen Kosten, Auflagen und Behinderungen zu befreien.

Wir alle kennen den richtigen Weg. Schröder und Clement müssen jetzt entschlossen handeln, um Schaden vom deutschen Volk abzuwenden.

Dr. Georg Wagner
Vorstandsvorsitzender
der Keramag AG


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