IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/2003, Seite 32 ff.


SANITÄRTECHNIK


Die Armatur - mehr als nur ein "Wasserspender"

Dipl.-Kfm. Marcus Sauer

Zwei Griffe zum Drehen, ein großer unbeweglicher Bogen, aus dem das Wasser läuft - so sahen lange Zeit die Armaturen in Bad und Küche aus. Von Design war wenig zu sehen, noch weniger aber von Funktionalität, insbesondere für ältere Menschen. Das hat sich grundlegend geändert. Es gibt mittlerweile eine ganze Reihe von Design-Armaturen auf dem Markt, die hervorragend in Designer-Badezimmer passen. Aber auch hier gilt leider noch viel zu oft: für ältere Menschen oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen sind sie nicht geeignet.

Was zeichnet eine Armatur aus, die auch für ältere und eingeschränkte Menschen geeignet ist? Vor allem die einfache und logische Bedienbarkeit, aber auch die individuelle Abstimmung auf die Anforderungen der Nutzer.

Die Armatur muss leicht zu bedienen sein. Die Kraft, die der Nutzer aufbringen muss, um ein Ventil zu öffnen oder zu schließen, sollte möglichst gering sein. Außerdem sollten Bedienelemente einfach zu greifen sein. Dazu gibt es beispielsweise Armaturen mit verlängertem Hebel oder mit Bedienhebeln, die ergonomisch geformt sind. Einige Armaturen haben offene Griffe, in die der Nutzer hineingreifen kann.

Armatur mit zusätzlicher Schlauchbrause. Auf Knopfdruck wird die Brause aktiviert.
Bild: Oras

Die Bedienelemente dürfen nicht zu filigran sein, sodass sie auch mit eingeschränkter Fingerfertigkeit noch nutzbar sind. Einige Armaturen haben Hebel, deren Farbe einen starken Kontrast zum Waschtisch oder zur Badewanne darstellt und damit Sehbehinderten die Nutzung erleichtert.

Eine Armatur sollte logisch sein und sich an dem orientieren, was wir seit vielen Jahren gelernt haben: das Wasser bei einer Einhebelarmatur wird immer wärmer, je weiter man den Hebel nach links dreht. Von diesem Prinzip sollte eine geeignete Armatur nicht abweichen. Außerdem sollten die Markierungen für warmes und kaltes Wasser logisch sein. Hier haben sich die Farben Rot und Blau bewährt. Eine solche Kennzeichnung, gut sichtbar angebracht, hilft auch den Menschen, die nicht mehr so gut sehen können.

Themenbereiche

1

Was ist Gerontotechnik?

2

Wie sieht der Markt aus?

3

Überblick über die DIN Normen

4

Rund um das Thema Armaturen

5

Waschtisch und Accessoires

 


Ein Markt
der Zukunft
wartet
auf Sie!

6

WC-Einrichtungen

7

Dusche und Accessoires

8

Badewanne und Accessoires

9

Das ideale Bad

10

Kostenträger und Finanzierung

11

Kommunikationsproblem und Vermarktung

 

12

Marketing

 

13

Fazit

 

 

Gerontotechnik im Überblick

 

Armaturen am Waschtisch

Grundsätzlich ist am Waschtisch ein Einhebelmischer vorzusehen. Bei der Wahl der richtigen Armatur sollte der Kunde nach seinen Nutzungsgewohnheiten befragt werden: Steht er vor dem Waschtisch oder wäscht er sich überwiegend im Sitzen? Wird das Waschbecken nur zum Händewaschen genutzt oder auch zur Oberkörperhygiene einschließlich Kopfwäsche?

Abhängig davon sind Armaturen mit einem längeren Bedienhebel oder einem höheren Auslauf zu wählen.

Empfehlenswert sind Armaturen mit ausziehbarer oder zusätzlicher Schlauchbrause. Dabei sollte auf eine ausreichende Länge des Schlauches geachtet werden, die beispielsweise auch das Füllen von Eimern auf dem Fußboden ermöglicht. Wird bei der Planung des Bades das Waschbecken in der Nähe der Toilette angeordnet, ermöglicht eine solche Armatur außerdem die Pflege im Intim-Bereich - insbesondere dann, wenn kein Bidet vorhanden ist.

Sprudelarmatur KWC Soda - auf Knopfdruck wird "normales" Wasser mit Kohlensäure angereichert.
Bild: KWC

Bisher unbekannt ist ein schwenkbarer Auslauf bei Einhebelmischern (der übrigens in der DIN 18024 Teil 2 ausdrücklich gefordert wird). Bei einigen Armaturen lässt sich aber zumindest der Wasserstrahl so verstellen, dass er nach oben (zum Haarewaschen) oder nach unten ins Waschbecken läuft. Dies erfüllt zwar nicht die Anforderungen der DIN, bietet aber einen zusätzlichen Komfort für den Nutzer.

Fast alle Hersteller bieten Armaturen mit "Wasserbremse" an, bei denen die Wassermenge und / oder die Wassertemperatur begrenzt sind. Erst nach Überwindung eines Widerstandes oder nach Drücken eines Knopfes wird die volle Wassermenge mit maximaler Temperatur abgegeben. Eine solche Armatur hat zwei Vorteile: Zum einen bietet sie einen Spareffekt, der insbesondere älteren Kunden gut zu vermitteln ist. Außerdem schützt sie vor Verbrühungen.

Eine Temperaturbegrenzung, wie sie in der DIN 18024 Teil 2 vorgeschrieben ist, lässt sich durch die Armatur selbst, aber auch durch ein zusätzliches externes Ventil realisieren. Ein solcher Verbrühschutz wird als "Bypass" am Eckventil angebracht und mit Warm- und Kaltwasserzulauf verbunden.

Berührungslose Armaturen sind im privaten Bereich durchaus eine Alternative. Auch hier kann in erster Linie der minimale Verbrauch als Verkaufsargument angeführt werden.

Für Menschen mit eingeschränkter Greiffähigkeit sind berührungslose Armaturen der schnelle Weg zu fließendem Wasser.

Bei berührungslosen Armaturen sollte die Auslauftemperatur nicht fest vorgegeben sein, sondern an der Armatur problemlos verstellt werden können. Die Wasserlaufzeit sollte - wenn sich das Wasser nicht direkt nach "Verlassen" der Armatur abschaltet - nach Wunsch des Kunden eingestellt werden.

Dusche und Badewanne

Im Bereich der Dusche ist eine Thermostat-Armatur empfehlenswert, bei der sich die Temperatur leicht einstellen lässt. Dabei ist unbedingt eine "38°-Sperre" vorzusehen, die ein unbeabsichtigtes Verstellen und damit Verbrühungen verhindert. Es muss darauf geachtet werden, dass die Armatur von außen nicht zu heiß wird, denn im Falle eines Sturzes oder einer Gefahrensituation wird oftmals nach der Armatur gegriffen, um sich Halt zu verschaffen.

Es sollte bei der Montage darauf geachtet werden, dass Wasser- und Temperaturregelung beim Duschen nicht zufällig mit dem Oberkörper verstellt werden können.

"Bypass-Lösung" für einen Verbrühschutz.
Bild: Grohe

Die Brausestange sollte so fest angebracht werden, dass sie im Notfall als Haltegriff verwendet werden kann. Einige Hersteller bieten Kombinationen aus Duschstangen und Haltegriffen.

Auch bei Badewannen-Armaturen ist darauf zu achten, dass sie nicht zu heiß werden. Sie sollten so angebracht werden, dass sie den Zugang zu Haltegriffen nicht verdecken und damit selbst als Haltegriff genutzt werden.

Bei kombinierten Wannenarmaturen mit Schlauchbrause ist darauf zu achten, dass die Umstellung des Wasserflusses vom Auslauf zur Schlauchbrause einfach und ohne großen Kraftaufwand zu betätigen ist.

Küchenarmaturen - Sprudel aus dem Wasserhahn

In der Küche sind ebenfalls Einhebelmischer zu empfehlen, die mit gut greifbaren Bedienelementen ausgestattet sind. Sehr sinnvoll ist die Kombination aus Einhebelmischer und elektronischer Armatur, wie sie seit kurzem auf dem Markt ist.

Auch in der Küche bieten sich Armaturen mit ausziehbarer Schlauchbrause an. Die Umstellung zwischen Brause und Armatur muss dabei einfach funktionieren.

Das Prinzip der Wasserbremse zur Begrenzung von Wassermenge und -temperatur.
Bild: Hansa

Für Küchen mit tief liegenden Fenstern oder in Küchen mit absenkbaren Oberschränken, wie sie für Rollstuhlfahrer eingesetzt werden, gibt es "Unterfenster-Lösungen", bei denen sich die Armatur aus dem Sockel heben und wieder darin versenken lässt. Bei anderen Lösungen ist die Armatur komplett umklappbar.

Sehr empfehlenswert sind die neuartigen Sprudelarmaturen, mit denen man "normales" Wasser und gleichzeitig mit Kohlensäure angereichertes Wasser zapfen kann. Es sind derzeit zwei Systeme auf dem Markt, die nach unterschiedlichen Prinzipien arbeiten. In beiden Fällen entfällt aber das lästige und - vor allem für ältere Menschen - anstrengende Schleppen von Mineralwasserkästen.

Beide Systeme reichern normales Leitungswasser mit Kohlensäure an. Damit wird sehr sauberes Trinkwasser erzeugt, denn deutsches Wasser ist eines der am strengsten überwachten Lebensmittel.


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