IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/2003, Seite 28 ff.


SANITÄRTECHNIK


Kreativität auch in der Materialsprache sorgt für Individuallösungen, die absolut im Trend liegen. Mit Glassteinen lassen sich Raumtrennungen arrangieren. (Bild: Witex AG)

Das Komplettbad

Heike Dreßler-vom Hagen

Das eine Bad, das den Bedürfnissen von -Singles, Klein- und Großfamilien, Wellnessfreunden oder Menschen mit Handicaps in gleichem Maße entgegenkommt, ist nur schwer zu erstellen. Dennoch: Sanitärindustrie und -handwerk bieten mit intelligenten Einrichtungskonzepten optimale Badinterieurs, bei denen unterschiedliche und insbesondere sich verändernde Ansprüche berücksichtigt werden können. Bei intelligenter Planung eines Bades können bereits vielerlei Faktoren berücksichtigt werden, die die spätere Ausrichtung und Anpassung des Raumes an die verschiedensten Bedürfnisse ohne grundlegende und damit teure wie zeitaufwendige Installations- und Bautätigkeiten ermöglichen.

Das Bad integriert im Wohnanspruch

Vor der eigentlichen Umsetzung gilt es, die Aufgaben eines Bades, die Bedürfnisse des Menschen und die allgemeinen Wohnbedürfnisse zu hinterfragen. Bäder geben sich heute wohnintegrativ, d.h. sie sind nicht losgelöst von Einrichtungs- und Wohnstilen. Um das Bad zum alltäglichen Mittelpunkt des Wohnens und Lebens werden zu lassen, gilt es daher nicht nur, an die Auswahl und Platzierung einzelner Sanitärelemente zu denken, sondern auch an die ganzheitliche Abstimmung von der Lichtplanung bis zur Gestaltung. Erst die abgestimmte Kombination aus Sanitärobjekten, Licht, Farbe, Materialien, Formensprache und Funktion schafft eine Komplettlösung, die vom Menschen gern genutzt wird. Der Begriff Komplettbad steht dabei ganz klar für ganzheitliche Angebote und Raumharmonie.

Aveo, die neue Sanitärlinie von V & B steht für Geborgenheit und Entfaltung zugleich. Ganzheitliche Ästhetik und Funktion wird großgeschrieben: Der vordere Hygienebereich kann sich im hinteren Bereich zum Wellnessbad erschließen. (Bild: Villeroy & Boch AG)

Badplanung mit Weitsicht

Bei der Badplanung gibt es ein grundsätzliches Problem: Die wechselnden Anforderungen, die an die Badnutzung gestellt werden. Heute noch ein Bad für zwei, kann es morgen schon zum Familienbad werden, muss sich auf Handicaps einstellen oder soll irgendwann Wellnessoase sein. Unter diesem Aspekt bietet es sich bereits bei der Planung an, zwei Bereiche der Badeinrichtung schon im Vorfeld zu trennen. Einen Hygienebereich, der sich mit der Ausstattung von Waschtisch und WC, auf die unmittelbare sanitäre Nutzung der Bewohner einstellt und einen zweiten Bereich, der sich wachsenden oder wechselnden Ansprüchen stellt.

Schon die räumliche Trennung von WC oder WC/Urinal mit einem Handwaschbecken vom übrigen Funktionsbereich des Badezimmers ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. So entsteht eine Nische mit dem Charakter eines Gäste-WCs, die eine gleichzeitige Nutzung des Badezimmers ohne gegenseitige Belästigung möglich macht. Jedoch ist eine solche Grundrissplanung nicht nur unter dem Aspekt des Schutzes der Intimsphäre interessant. Dieser Bereich wird in jedem Fall nur relativ kurz aufgesucht und braucht unter Umständen auch dann nicht verändert zu werden, wenn der übrige Raum im Laufe der Zeit bereits seine ersten Nutzungsänderungen erfährt.

Wird die erste Badausstattung im Allgemeinen mit Standardkomponenten eingerichtet, so kann doch sehr schnell z.B. der Wunsch nach einem zweiten Waschtisch oder einem zusätzlichen Bidet aufkommen. Und genau hier beweist sich zum ersten Mal die Qualität der Badezimmerplanung. Müssen die notwendigen Rohr- und Versorgungsleitungen erst im Mauerwerk gesucht und freigelegt werden oder sind zusätzliche Anschlusspunkte bereits von vornherein berücksichtigt worden? Glücklich schätzen kann sich derjenige, der schon bei der Erstplanung auf die Vorzüge einer Vorwandinstallation gesetzt hat. Alle Ver- und Entsorgungsleitungen liegen anschlussfertig in einem stabilen Montage- und Installationsregister und können u.U. durch Serviceklappen erreicht werden. Gleichzeitig können die Sanitärobjekte sicher an dem Montagegestell befestigt werden. Aufwendige Mauerwerksarbeiten entfallen vollständig, selbst Arbeiten an der Verfliesung werden auf ein Minimum reduziert. Nicht nur Schmutz wird vermieden, auch wird Zeit und Geld in erheblichem Umfang eingespart. Klar zu erkennen ist, dass diese Methode nicht nur Vorteile bei der Nachinstallation bietet, auch im Schadens- und Servicefall spielt die Vorwandinstallation ihre Vorteile voll aus.

Armaturen im Bad übernehmen den Part von funktionellem und optischem Komfort. Die Wannen-thermostatarmatur "Ventura" von Oras sorgt mit ihren zwei Perlatoren für ein zügiges Befüllen der Badewanne. (Bild: Oras Armaturen GmbH & Co. KG)

Badkomfort hat viele Facetten

Der Wunsch nach Komfort wird auch in Zukunft die Badeinrichtung bestimmen. Komfort hat dabei viele Gesichter. Das eine ist der visuelle Komfort, der sich in harmonischer Abstimmung von Materialien, Farben und Designformen darstellt. Stilrichtungen konsequent umgesetzt als trendiger Landhausstil, als geradliniger Purismus, als wohnlicher Klassiker oder als farbenfrohes Trendbad sind bereits Merkmale einer komforta-blen Badeinrichtung, die die Nasszelle zum wohnintegrativen Ort werden lässt.

Komfort bedeutet allerdings auch den Einsatz von Accessoires, die funktionelle Nutzungen unterstützen und gerade im Fall der generationsübergreifenden oder Handicap-Einrichtung reale Nutzungshilfen leisten können. Zusätzliche Haltestangen in der Dusche oder an der Badewanne erleichtern den Ein- und Ausstieg sowohl Erwachsenen als auch Kindern. Komfortmerkmale sind Stauraum und Ablagemöglichkeiten, die Waschtischzonen erweitern, mit denen sich Pflege- und Kosmetikzonen schaffen lassen, die in Waschtischnähe Platz für Utensilien bieten und für alle Dinge Platz bieten, die man für die Körperhygiene benötigt.

Der Aufsatzwaschtisch "Colorline" in "bicolor" setzt Akzente. Aber ein umfassendes Farbkonzept bietet noch zahlreiche weitere aufeinander abgestimmte Elemente von der Badkeramik über Fliesen, Möbel bis zu Accessoires. (Bild: Villeroy & Boch AG)

Komfort ist aber auch Licht. Schattenfreie Nutzung der Spiegel zur Pflege und Kosmetik, Sicherheit in allen Winkeln des Raumes, stimmungsvolle Beleuchtung der Wellnesswanne, aber auch intime, ruhige Beleuchtung des WC-Bereichs sind Eigenschaften, die das Wohlgefühl im Bad erst so richtig aufkommen lassen. Nicht zuletzt ist Komfort auch Material: von der pflegeleichten Sanitärkeramik mit Selbstreinigungseffekt über pflegeleichte, hygienefreundliche Fliesen bis zur spannungsreichen Kombination aus robustem, strapazierfähigem Edelstahl, Chrom und im Sicherheitsglas bei Duschen, Wannenabtrennungen oder Raumteilern.

Wer all diese Komfortmerkmale berücksichtigt, kann beim Beratungsgespräch den Kunden sicher zu seinem persönlichen Traumbad führen. Insbesondere wenn das Thema des zukunftsweisenden Komforts ebenfalls zur Sprache gebracht wird. Heute noch kann die Dusche lediglich Vitaloase sein, morgen schon könnte ein zusätzlich integrierter Duschsitz das Vitalduschen zum gleichzeitigen Wellnessduschen werden lassen. Angenehm für den Benutzer, der sicher in der Dusche Platz nehmen kann und das mit zunehmendem Alter immer wieder gern tun wird. Auch das Thema der berührungsfreien Armaturen ist sicher ein zukunftsweisender Aspekt der Badgestaltung, der nicht nur unter Wassersparkriterien, sondern auch unter den Aspekten der bequemen Nutzung für jedermann langfristigen Komfort bietet.

Die Idee des ganzheitlichen Komplettbades bringt neue Materialien ins Bad: Hier ein feuchtraumgeeigneter Laminatboden von WITEX, der das harmonische Wellnessflair perfekt zum Thema macht. (Bild: Witex AG)

Neue Aufgaben

Das Bad, das heute geplant wird, ist nicht nur ein Komplettbad für jetzt, sondern auch immer für morgen. Der Kunde, der zunächst in erster Linie an die aktuelle Badeinrichtung denkt, sollte daher immer Hinweise auf die Möglichkeiten und Chancen einer mitdenkenden Badeinrichtung erhalten. Gleichzeitig ist die Planung eines Bades nicht mehr als isoliertes Gewerk innerhalb des Wohnumfeldes zu sehen. Vielmehr muss das gesamte Wohnumfeld in die Betrachtungen einbezogen werden, Impulse müssen aufgenommen und integriert werden. Das Bad ist eben nicht mehr nur Waschraum, sondern hat sich zum vollwertigen Wohnbereich entwickelt mit neuen, zusätzlichen Schwerpunkten - immer häufiger auch als Ruhe- und Wellnessinsel. Das erfordert natürlich auch ein gewerkeübergreifendes Denken und Handeln des Planers und Installateurs, der hier idealerweise die Vermittlerrolle zwischen dem Kunden und den verschiedenen Gewerken übernehmen und ihn von allen Dispositions- und Abstimmungsaufgaben entlasten kann.

Das Komplettbad ist zum ganzheitlichen Bad geworden - Verkaufs- und Beratungsgespräche umfassen die Faktoren der Material- und Farbenlehre mittlerweile genauso gleichberechtigt wie die Aspekte der Produkte, ihrer Funktion und Vorteilsmerkmale. Hier ist die Kompetenz des Sanitärfachmannes gefordert, entweder persönlich, mit eigenem Fachteam oder mit Teamkollegen anderer Gewerke, um so dem Kunden das Komplettbad als Bad aus einer Hand zu präsentieren. So lässt sich die fachgerechte Ausführung aller Arbeiten zur Zufriedenheit des Kunden garantieren. Er wird es danken.


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