IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 12/2003, Seite 23 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Schleswig-Holstein


Landesverbandstag in Lübeck

Der nördlichste der bundesdeutschen SHK-Branchenverbände, der Fachverband Sanitär-Heizung-Klima Schleswig-Holstein, veranstaltete am 9. und 10. Mai dieses Jahres seinen dritten Landesverbandstag in der alten Hansestadt Lübeck - nach 1956 und 1985. Ein erstes Signal für die künftige Ausrichtung des Verbandes war die Wahl des neuen Hauptgeschäftsführers durch die Delegierten der Mitgliedsinnungen anlässlich der traditionell dem Verbandstag unmittelbar vorgeschalteten Obermeister- und Delegiertentagung.

Hugo Schütt ist seit dreißig Jahren zugleich Hauptgeschäftsführer des Metallgewerbeverbandes Schleswig-Holstein, sodass auch hier eine Wahl durchgeführt werden musste.

Der Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes SHK Schleswig-Holstein Hugo Schütt gratulierte seinem designierten Nachfolger Enno de Vries. Deutlich mit 38 zu 6 Stimmen votierten die SHK-Delegierten für den 32-jährigen Rechtsanwalt aus Hamburg.

Diese war knapp drei Wochen zuvor erfolgt - allerdings nicht so eindeutig wie beim Fachverband SHK mit 38 Ja- und 6 Nein-Stimmen.

Der 32-jährige Rechtsanwalt Enno de Vries tritt damit in beiden Verbänden die Nachfolge von Hauptgeschäftsführer Hugo Schütt an, der nach drei Jahrzehnten HGF-Tätigkeit zum Jahresende ausscheiden wird.

Hugo Schütt stellte aktuell bei der Erarbeitung der neuen Ausbildungsverordnung für den Anlagenmechaniker für Sanitär-Heizungs- und Klimatechnik wichtige Weichen, damit jeder SHK-Betrieb, der bisher ausgebildet hat, das nach dieser modernen Ausbildungsordnung auch weiterhin kann.

Ihm kam dabei seine große bildungspolitische Erfahrung als langjähriger Vorsitzender des Landesausschusses für Berufsbildung Schleswig-Holstein, einem Beratungsgremium der Landesregierung und Vorsitzender anderer wichtiger Gremien zugute.

"Enno de Vries tritt die Position am 1. Oktober d. J. zunächst als stellvertretender Hauptgeschäftsführer an, sodass wir eine solide dreimonatige gemeinsame Übergangszeit nutzen können", erläuterte Hugo Schütt die zeitliche Abfolge gegenüber der IKZ-HAUSTECHNIK.

"Herr de Vries wird dann ab 1. Januar 2004 als Hauptgeschäftsführer die Geschäftsführung des FSHK Schleswig-Holstein und des Metallgewerbeverbandes Schleswig-Holstein voll verantwortlich übernehmen."

Landesinnungsmeister Rolf Richter eröffnete den Verbandstag und setzte sich dabei kritisch mit den politischen Rahmenbedingungen für das Handwerk auseinander.

Als neuer Hauptgeschäftsführer steht Enno de Vries dann einem solide aufgestellten Verband in einer leistungsfähigen Bürogemeinschaft vor mit einem kompetenten Team in den Bereichen Technik, Betriebswirtschaft, Berufsbildung und Recht.

Natürlich fand der Aufschrei im Gesamthandwerk und in der SHK-Branche über die von der Bundesregierung vorgesehene Änderung der Handwerksordnung auch auf dem Verbandstag einen starken Widerhall.

Der HwO-Entwurf aus dem Hause Clement zur Reduzierung der Handwerksberufe der Anlage A etc. war wie ein "Donnerschlag" eingeschlagen.

Völliges Unverständnis gab es für die beabsichtigte Überführung des Klempners und des Apparate- und Behälterbauers aus der Anlage A HwO in die Anlage B, wobei erstere Entscheidung zwischenzeitlich zurückgenommen worden ist.

Klare Signale aus Berlin fehlen

Privatkunden sind Hauptumsatzträger des typischen SHK-Betriebes mit bis zu zehn Beschäftigten, so Landesinnungsmeister Rolf Richter während der Eröffnung des Landesverbandstages 2003 in Lübeck. Zwischen 60 und 75 % des Gesamtumsatzes werden mit der Modernisierung bzw. Renovierung von Bädern und Heizungsanlagen für Privatkunden im Altbaubestand erzielt. Daher konnten sich zahlreiche SHK-Fachbetriebe zumindest teilweise der nunmehr seit acht Jahren andauernden Rezession in der Baubranche entziehen. Dennoch, so Rolf Richter, haben auch die SHK-Handwerke merkliche Umsatz- und Beschäftigungsrückgänge hinnehmen müssen.

Acht verdiente Ehrenamtsträger wurden von LIM Richter und HGF Schütt im "Schuppen 6" an der Trave während des rustikalen Begrüßungsabends der gastgebenden SHK-Innung Lübeck mit der Verbandsnadel in SILBER ausgezeichnet.

Zuwächse erzielt fast nur noch die Exportwirtschaft. Aktuell werden immer stärkere Anhebungen bei den Sozialversicherungsbeiträgen aller Zweige diskutiert. "Über das Gegensteuern wird schon viel zu lange diskutiert, aber wirksame Maßnahmen durch die Bundesregierung sind immer noch nicht ergriffen," so LIM Richter weiter. Deutschlands Gesamtwirtschaft leidet unter Strukturproblemen. Und diese werden nicht durch die "Öffnung" der Handwerksordnung gelöst, ganz im Gegenteil, sie benachteiligen die ausbildungsstarken Meisterbetriebe. Nicht ein Mehr an Arbeitsplätzen sowie verstärkte Ausbildungsbereitschaft, sondern ein Abbau an Stellen und Qualifizierung sei die Folge, prognostizierte LIM Richter. Absolut unverständlich sei die Zuordnung der Klempner in die Anlage B, denn es verblieben die Dachdecker und Zimmerer in der Anlage A, obwohl diese Gewerke in die gleich hohen Gefahrstufen bei der Bau-Berufsgenossenschaft eingestuft werden.

Richter hatte aber auch positive Botschaften für seine Berufskollegen. Er sieht ein großes Umsatzpotential in der SHK-Branche. Ersatzbedarf in großem Umfang sei vorhanden, wie Energieeinsparungen durch Austausch von 10 - 15 Jahre oder älteren Heizkesseln und Warmwasserbereitern. Auch im Badbereich sei einiges zu tun, da viele Einrichtungen älter als 20 Jahre seien.

Jede hinausgezögerte Investition im Modernisierungsbereich bedeutet auch verlorene Energieeinsparung, ungenutzte Abgasreduzierung und verhindere Umweltschutzmaßnahmen. Jede hinausgeschobene Investition in altersgerechte, barrierefreie Bäder bedeutete zudem Verzicht auf zusätzlichen Komfort und persönliches Wohlbefinden.

Berichte der Landesfachgruppenleiter und ein Referat zum Thema "Verlängerte Gewährleistungsfristen" durch Dipl.-Betriebswirt Alexander Amrhein, Kermi GmbH, beendeten den ersten Sitzungstag.

Zahlreiche Aussteller informierten die Fachleute über Neuheiten der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik.

Leben mit Wasser, Wärme, Luft

Unter diesem Motto könnte der zweite Teil des Verbandstages gestanden haben.

Zahlreiche Diskussionen, Referate und eine Ausstellung im Eingangsbereich des Tagungssaales machten dies deutlich.

Das Schwerpunktreferat des zweiten Tages hielt HGF Hugo Schütt zum Thema "Die neue Ausbildungsverordnung" - moderne Ausbildung in vier Handlungsfeldern!

Zum Thema "Tarif- und Arbeitsrecht aus der Praxis" referierte und diskutierte Assessorin Heike Hofmann, die Rechtsreferentin des Fachverbandes.

HGF Schütt machte deutlich, dass die Novellierungsdiskussion zur Handwerksordnung zu großen Problemen bezüglich der Ausbildungsbereitschaft führen dürfte. Das sei besonders fatal, so Schütt, habe das SHK-Handwerk sich doch aktuell nach der Zusammenlegung des ehemaligen Gas- und Wasserinstallateurs und des Zentralheizungs- und Lüftungsbauers eine neue attraktive Ausbildungsordnung erarbeitet, um einerseits bei den Jugendlichen auf Resonanz zu stoßen und andererseits für die Betriebe besser qualifizierte Fachkräfte zu erhalten. Da die fachliche Qualifikation in der Meisterprüfungsverordnung zugunsten betriebswirtschaftlicher Leitungsfunktionen etwas zurückgedrängt werde, ist es umso wichtiger, bereits in der Ausbildung solide fachliche Grundlagen zu schaffen, auf denen kontinuierlich in Weiterbildungsmaßnahmen aufgebaut werden kann.

Zur Öffentlichkeitsveranstaltung waren auch zahlreiche Persönlichkeiten aus der Politik und den Organisationen erschienen. Die Festrede vor etwa 150 Teilnehmern hielt Ministerialdirigent Klaus Karpen vom Bildungsministerium (4. v.l.)

Trotz Einigung der Sozialpartner (ZVSHK und IG Metall) über den neuen Namen, hat die Politik schließlich als neuen Namen festgelegt "Anlagenmechaniker für Sanitär-Heizungs- und Klimatechnik"; "Installateur wäre besser gewesen!", so Schütt.

Voraussichtlich wird die Verordnung Mitte des Jahres im Bundesgesetzblatt veröffentlicht werden und zum 1. August in Kraft treten.

HGF Schütt stellte heraus, dass weiterhin alle SHK-Betriebe ausbilden können. Das sei ihm stets außerordentlich wichtig gewesen. Der Grundsatz besteht, dass die Ausbildung an der Marktsituation, an der Auftragslage der jeweiligen Betriebe auszurichten ist.

"Das jeweilige Handlungsfeld wird vom Betrieb festgelegt," so Schütt.

In diesem Handlungsfeld erfolgt als Fachaufgabe auch die praktische Prüfung (Teil A) und die Fachtheorie in der Gesellenprüfung.

Zur Meisterprüfung wies Schütt darauf hin, dass es Wunsch der Berufsorganisation gewesen sei, weiterhin eine Sperrfachregelung (Gas und Wasser) in der Prüfungsverordnung vorzusehen. Dies sei aber durch das zuständige Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit - wie auch bei allen anderen neuen AVOs - nicht akzeptiert worden.

Hugo Schütt erläuterte - gewohnt temperamentvoll - die neue anspruchsvolle Ausbildungsordnung mit ihren vier Handlungsfeldern und machte die Systemunterschiede der neuen gegenüber der alten Meisterprüfungsverordnung deutlich. Die Zukunft heißt "Wasser Wärme Luft" und für diese Handlungsfelder und den Bereich Umwelt/erneuerbare Energien müsse der SHK-Betrieb qualifiziertes Fachpersonal haben, das es auszubilden gilt!

Es konnte jedoch erreicht werden, dass nur entsprechend qualifizierte Meister in das Installateurverzeichnis der Versorgungswerke eingetragen werden, die das Fach "Sicherheits- und Instandhaltungstechnik" des Teils II der Meisterprüfung mit wenigstens der Note "4" abgeschlossen haben. Hierüber stellt der Meisterprüfungsausschuss eine besondere Bescheinigung aus.

Dr. Wolfgang Schwarz begeisterte die Zuhörer mit seinem Vortrag "Wer nicht cool ist, ist out". Er blieb cool auch als ihm Rolf Richter klares Schleswiger Wasser in einem Maßkrug kredenzte.

Schütt wies darauf hin, dass vorgesehen sei, nach dem - allerdings z.T. stärker SHK-fachlich gestalteten - Grundbildungsjahr im Berufsfeld Metalltechnik an den Kreisberufsschulen ab der Fachstufe, d.h. ab dem zweiten Ausbildungsjahr, die Lehrlinge mit den Handlungsfeldern Wärmetechnik oder Lufttechnik laut Ausbildungsvertrag in der Berufsbildungsstätte in Garding beschult werden sollen. Hierüber hätten bereits Gespräche mit dem zuständigen Ministerium stattgefunden.

Licht und Schatten warfen die Fachleute auf das Marketinginstrument "Handwerkermarke". HGF von Bock und Polach wusste die SHK-Unternehmer mit den sieben Vorteilen der Handwerkermarke zu überzeugen. Hauptargumente waren der Baumarktausschluss und die Gewährleistungsvereinbarungen mit den nunmehr 13 Handwerkermarken-Herstellern. "Die Handwerkermarke ist die Verkörperung von Industriemarken, die dem Handwerk bekannt sind. Sie dient der Stützung des professionellen Vertriebsweges."

Im Anschluss an diese mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen des Hauptgeschäftsführers eröffnete Landesinnungsmeister Rolf Richter die Öffentlichkeitsveranstaltung mit Grußworten von Handwerks-Kammerpräsident Carsten Jensen, ZVSHK-HGF Michael von Bock und Polach sowie Lübecks Stadtpräsident Peter Sünnenwold und dem Festreferat von MDgt Klaus Karpen vom Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein zum Thema "Aus- und Weiterbildung - wichtiger denn je für das SHK-Handwerk." Herr Karpen stand in seinen Ausführungen auf der Linie des FSHK Schleswig-Holstein und den bildungspolitischen Vorstellungen von HGF Schütt.

Eine besondere Ehrung erfuhr Landesfachgruppenleiter Hans-Günter Fahrenkrug für seine herausragenden Verdienste um das SHK-Handwerk Schleswig-Holsteins mit der "Verbandsnadel in Gold".

Als Triade für die berufliche Bildung nannte er Grundbildung, Spezialisierung und Weiterbildung. Eine weitere Verbesserung des dualen Ausbildungssystems habe in Schleswig-Holstein Vorrang. "Für die Verbesserung der Leistungen der Abgänger aus den allgemeinbildenden Schulen müsse einiges getan werden," so Karpen.

"Wer nicht cool ist, ist out", so hatte Dr. Wolfgang Schwarz, HGF des FSHK Bayern, provozierend sein Thema getitelt. Durch seine EDV-unterstützte mediale Vortragsweise wusste er mit acht Megatrends, die es in Zukunft zu beachten gelte, zu begeistern:

"Die Handwerkermarke" war Branchenthema für den HGF des Zentralverbandes SHK, Michael von Bock und Polach, der die Pro-Argumente erläuterte und zur Diskussion mit den Vertretern des Marketingkreises Handwerkermarke aufforderte.

Die Schirmherrschaft für den nächsten Verbandstag in Westerland im Frühjahr 2005 übernahm Obermeister Andreas Hansen von der Innung Sylt.

In Kurzreferaten von Klaus Frese "Hydraulischer Abgleich" (Fa. Oventrop) und Raimund Hielscher "Entgasung von Anlagen" (Fa. Reflex) wurde die Vortragsreihe von Handwerkermarken-Partnern mit technischen Referaten hervorragend ergänzt.

Zugleich fand für die Mitglieder der Fachgruppe Ofen- und Luftheizungsbau eine Information und Aussprache mit dem Kieler Toxikologen Dr. Hermann Kruse (Universität Kiel) statt.

Ein spannungsreicher und sehr informativer Landesverbandstag fand mit einem gewohnt stimmungsvollen Festball seinen Abschluss.

Mit einem besonderen Dank an den gastgebenden Obermeister Wilhelm Klüssendorf und den Lübecker Festausschuss durch LIM Rolf Richter und HGF Hugo Schütt und die Übergabe der Schirmherrschaft für den nächsten Verbandstag 2005 in Westerland auf Sylt endete der offizielle Teil für die Verbandsführung an diesem Abend.

Fachverband Sanitär Heizung Klima Schleswig-Holstein

Gewerke:
Installateur und Heizungsbauer
Klempner
Ofen- und Luftheizungsbauer

Zahlen:

SHK-Betriebe

ca. 1100

Beschäftigte

ca. 9700

Lehrlinge

1640

Umsatz

ca. 850 Mio. Euro

Internet: www.installateur-sh.de


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