IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 10/2003, Seite 27 ff.


SANITÄRTECHNIK


Fettabscheider in der Praxis

Einbaustellen, Bauarten und weitergehende Abwasserbehandlung

Günter Diefenbach *

Marco Eulenstein **

In den letzten Jahren ist das Thema Abwasserbehandlung angesichts gestiegener ökologischer Sensibilität ein wichtiger Baustein beim bewussteren Umgang mit dem Medium Wasser. Gerade Fettabscheider und die weitergehende Abwasserbehandlung in Form von Verfahrenstechnischen Anlagen stellen die Grundvoraussetzung für die dringend notwendige Entlastung der öffentlichen Rohrleitungen und Kläranlagen dar. Der folgende Beitrag bildet den Auftakt zu einer Fachartikelreihe rund um die Abwasserbehandlung. Im ersten Beitrag geht es um Fragen der Normung sowie konkrete Lösungen für den richtigen Einbau von Fettabscheidern und nachgeschalteten Hebeanlagen.

Normung und Einbau von Fettabscheidern

Wann und warum wird ein Fettabscheider eingebaut?

Zitat auszugsweise DIN 4040 und prEN 1825: "Abscheideranlagen für Fette sind Teile von Entwässerungsanlagen. Sie dienen ausschließlich dazu, direkt abscheidbare Fette und Öle pflanzlichen und tierischen Ursprungs von gewerblichen und industriellen Abwässern allein durch die Wirkung der Schwerkraft zu trennen, diese zurückzuhalten und deren Eindringen in die Entwässerungsanlagen zu verhindern."

Fettabscheider ECO-FPI - der erste Fettabscheider für den Erdeinbau aus PE-HD mit statischer Typprüfung für SLW 60 ohne bauseitige Betonmaßnahmen.

Wann Einbau im Erdreich und wann im Gebäude?

Wenn bei der Planung des gesamten Objekts schon feststeht, dass ein Fettabscheider einzubauen ist, dann sollte man den Einbau im Erdreich vorziehen.

Die Entsorgung ist in der Regel einfacher und unkomplizierter, somit unter Umständen auch schneller durchführbar. Geruchsbelästigungen sind durch den Einbau im Freien von wenigen Ausnahmen abgesehen, unproblematischer für die Umwelt.

Weitere Voraussetzungen für den Einbau im Erdreich sind:

Fettabscheider Hydrojet®-OSE aus PE-HD mit manueller hydromechanischer Innenreinigung (175 bar) und Entsorgungspumpe.

Einbau im Erdreich

Einbau in Grünflächen

Abdeckungen müssen geruchdicht sein. Ausreichend ist eine Abdeckung mit der Klasse A15 oder geländeüberhöht mit einer geruchdichten Abdeckhaube.

Empfehlung: Die Stelle wo das Entsorgungsfahrzeug steht, sollte befestigt sein.

Zufahrtswege

Einbau möglichst außerhalb des direkt befahrenen Bereiches. Abdeckungen der Belastungsklasse B 125 sind hier in der Regel ausreichend. Beim Einbau direkt in der Fahrbahn ist eine Klasse D400 geruchdicht verschraubt vorzusehen.

Innenhöfe

Sind sehr kritische Einbaustellen bezüglich der Geruchsbelästigung während Betrieb und Entsorgung.

Fettabscheider Lipurat®-RAE aus Edelstahl (1.4571) mit automatischer hydromechanischer Innenreinigung (175 bar) und Entsorgungspumpe.

Lösung

Ausstattung der Abscheider mit einer so genannten Direktabsaugung. Verlegen der Saugleitung im Erdreich z.B. an Gebäudeaußenwand, leicht zugänglich für das Entsorgungsfahrzeug. Saugleitung vorzugsweise aus PE-HD Druckrohr mindestens PN 6- DN 80. Die Entsorgung mittels Direktabsaugung hat den entscheidenden Vorteil, dass die Deckel während des ersten Absaugvorganges geschlossen bleiben, somit keine Geruchsbelästigung entsteht. Erst zum Nachspülen über den Entsorgungsschacht mit Druckwasser aus dem Entsorgungsfahrzeug werden die Deckel geöffnet. Da zuvor die Abscheiderkammer bereits durch absaugen geleert worden ist, ist auch der Gestank mit abgesaugt worden, sodass nur noch minimale Gerüche entstehen. Wenn dann auch noch das Entsorgungsfahrzeug mit einem funktionsfähigen Aktivkohlefilter für die Kesselabluft ausgestattet ist, wird es kaum Beschwerden der betroffenen Anwohner geben.

Einbau in Gebäuden

Der Einbau in Gebäuden hat in den vergangenen 15 Jahren zugenommen. Gründe hierfür sind, dass z.B. durch Altbausanierungen, Nutzungsänderungen von vorhandenen Gebäuden und natürlich auch durch die hohe Bebauungsdichte kaum noch Freiflächen für den Erdeinbau zur Verfügung stehen. Eingebaut werden die Fettabscheider in unmittelbarer Nähe der Anfallstelle (DIN).

Aufstellraum

Der Aufstellraum ist abgetrennt, trocken und mit einer funktionierenden Be- und Entlüftung auszustatten. Das Abwasser sollte dem Fettabscheider mit freiem Gefälle von mindestens 1:50 zugeführt werden, weil sonst vor dem Fettabscheider das Abwasser gehoben (gepumpt) werden müsste. Pumpen vor dem Fettabscheider hat den gravierenden Nachteil, dass die Fettanteile im Abwasser dispergiert werden und somit die erforderliche Abscheidung erschwert wird und Grenzwertüberschreitungen vorprogrammiert sind. Falls es aus baulichen Gegebenheiten nicht zu vermeiden ist, kann man durch Einsatz einer Spezialhebeanlage mit Verdrängungspumpen diese Nachteile nahezu eliminieren.

Einbau unter Rückstauebene, Hebeanlage für Fettabscheider

Bei Einbau des Fettabscheiders unterhalb der Rückstauebene ist die Entwässerung über eine Hebeanlage sicherzustellen. Die Praxis ist, dass die Fettabscheider im Untergeschoss des Kellers eingebaut werden und die Rückstauebene üblicherweise mit Oberkante Straße definiert ist. Somit müsste nahezu jeder Fettabscheider über eine Hebeanlage entwässert werden. Dies sollte man strikt beachten, auch wenn nur gelegentlich Rückstaugefahr besteht.

Achtung! Der Fettabscheider ist nur für drucklosen Betrieb geeignet und zugelassen. Geruchdicht heißt nicht rückstausicher!!! Bei der Auswahl der Hebeanlage ist zu beachten, dass eine Doppelhebeanlage eingebaut wird (Vorschrift im industriellen und gewerblichen Bereich), um bei Ausfall einer Pumpe einen unterbrechungsfreien Betrieb zu gewährleisten. Darüber hinaus ist zu beachten, dass hinter jedem Fettabscheider eine Nachabscheidung der Fettbestandteile im Abwasser erfolgt, welche Ablagerungen im Hebeanlagenbehälter zur Folge hat. Deshalb sind regelmäßige Inspektionen in Verbindung mit der Fettabscheiderwartung notwendig. Diese Fettablagerungen wirken sich auch negativ auf die Bauteile der Füllstandsmessung wie z.B. Schwimmerschalter, Kugelgelenkschalter und auch Staurohre mit zu geringem Querschnitt aus. Einzubauen sind Füllstandsmessungen mit groß dimensioniertem Staurohrquerschnitt mit Lufteinperlung zur Selbstreinigung und für ganz besondere Fälle, sogar noch zusätzlicher Fettrückhaltewand.

Leitungsführung, Lüftung

Bei der Verlegung der Abwasserleitung durch unbeheizte oder frei zugängliche Räumlichkeiten mit Frostgefahr, ist dieser Streckenabschnitt mit einer Rohrbegleitheizung, z.B. selbstregulierende Heizbänder und Isolierung, auszuführen.

Zulaufleitungen zum Fettabscheider bedürfen besonderer Aufmerksamkeit, da hier die Ursachen für eine gute oder schlechte Abscheidewirkung gelegt wird und somit hier schon unter Umständen entschieden wird, ob der Abscheider die geforderten Grenzwerte einhalten kann.

Senkrechte Zulaufleitungen müssen im Übergang zur waagerechten Leitung, um unzulässige Verwirbelungen des Abwassers und seiner Fettbestandteile zu verhindern, wie folgt gestaltet werden: Senkrechte Fallleitung, 45 Grad Bogen, gerades Rohrstück mindestens 250 mm oder mehr, 45 Grad Bogen, waagerechte Rohrleitung am Zulauf FA mindestens 10 x DN lang (Beispiel: DN 100 = 1 m, DN 150 = 1,50 m).

Die Fallleitungen sind zwingend über Dach zu entlüften. Gute Lüftung vom Kanal über Fettabscheider und Fallleitung über Dach ist für einen ordnungsgemäßen Betrieb der sonstigen angeschlossenen Entwässerungsgegenstände wie z.B. Geruchsverschlüsse und minimaler Geruchsentwicklungen im Fettabscheider notwendig.

Weitere waagerechte Anschlussleitungen länger als 5 m sind zusätzlich über Dach zu entlüften. Hat die waagerechte Zulaufleitung eine Länge von über 10 m und keine sonstigen zusätzlichen entlüfteten Anschlussleitungen, so ist die Zulaufleitung in direkter Nähe des Abscheiderzulaufes mit einer zusätzlichen Lüftungsleitung über Dach zu versehen.

Mit Fett zugesetzte Leitung.

Probenahme

Pro und Kontra von Probenahmeschächten/Probenahmerohren zu den so genannten integrierten Probenahmemöglichkeiten im Fettabscheider:

Probenahmeschacht beim Erdeinbau und Probenahmerohr bei der Freiaufstellung haben am Zulauf innen ein freies Rohrende mit Absturz von mindestens 150 mm auf Rohrsohle Ablauf zum Kanal. Nur bei dieser Anordnung ist eine ordnungsgemäße und sichere Probenahme durch die Behörde mit der empfohlenen Weithalsflasche mit der notwendigen Übersicht möglich. Weitere entscheidende Vorteile dieser Bauart, besonders beim Erdeinbau, sind gute Zugänglichkeit zur Ablaufleitung zum Kanal und der des Fettabscheiders, zwecks Inspektion, speziell für Untersuchungen mit der Videokamera und zur Reinigung mit HD-Spülwagen. Nur da, wo aus baulichen Gegebenheiten der Gefällesprung nicht zu realisieren oder aus Platzgründen der Probenahmeschacht/Probenahmerohr nicht eingebaut werden kann, ist die integrierte Probenahme unter anderem auch aus Kostengründen zu tolerieren.

Systemdarstellung für eine Entsorgung Fettabscheider Erdeinbau.

Analyse

Um eine repräsentative Analyse der tatsächlichen Abwasserqualität zu gewährleisten, dürfen auf gar keinen Fall Fettablagerungen im Inneren der Auslaufrohre durch Berührung mit dem Probenahmegefäß abgestreift werden. Wir messen hier lipophile Stoffe im Bereich von max. 100 bzw. 250 mg/l. Wie schnell ist hierdurch das Ergebnis verfälscht zuungunsten und mit Folgen für den Betreiber. Die Gefahr der verfälschten Probenahme ist besonders bei sehr beengten Verhältnissen, wie der integrierten Probenahme im Auslaufrohr, innen im Abscheider, gegeben.

Vorschau Teil 2 Bauarten

Einbauten von Fettabscheidern im Gebäude, ohne mindestens eine Direktabsaugung vorzusehen, sind aus heutiger Sicht ein Planungsfehler! Es sei denn, der Bauherr ist sich der Konsequenzen bewusst und hat unter Umständen aus Preisgründen zugestimmt. Mehr dazu im 2. Teil, wo wir auf die verschiedenen Bauarten eingehen.


* Günter Diefenbach, Geschäftsführer der ACO Passavant Gebäudeentwässerung GmbH
** Marco Eulenstein, Produktmanager Bereich Abscheidetechnik der ACO Passavant Gebäudeentwässerung Gmbh


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