IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 8/2003, Seite 34 ff.


SANITÄRTECHNIK


Erdgas aus der Steckdose

Privaten Bauherren mehr Nutzen verkaufen

In Wohnhäusern kann der Energieträger Erdgas zu mehr Zwecken als nur der Beheizung dienen. Manche Bauherren werden verwundert auf die Frage ihres Installateurs reagieren, ob sie eine Gassteckdose für den Gartengrill haben möchten. Bereits seit 2001 ist eine neuartige Sicherheits-Gassteckdose auf dem Markt erhältlich. Der Endkunde kann selbst problemlos und sicher sein Gasgerät anschließen. Installationstechnisch muss der Unterschied zwischen Gasgerät und Gasfeuerstätte beachtet werden.

Moderne Installationstechnik bietet im Haus komfortable Anwendungsmöglichkeiten für die Primärenergie Erdgas. Bild: ASUE

Mitten im sommerlichen Grillvergnügen passiert das Dilemma: Die nächste Ladung Bratwürste ist gerade frisch aufgelegt, als der Inhalt der Gasflasche zur Neige geht. Abhilfe kann hier ein fest installierter Gasanschluss schaffen, um nie mehr Propangasflaschen schleppen zu müssen - vom Problem der vorschriftsmäßigen Lagerung ganz abgesehen. Haus- und Gartenbesitzer finden auf dem Markt einige gasbetriebene Produkte, die bis dato ausschließlich als Elektrogeräte zu haben waren.

Das erdgasvollversorgte Haus

Zum Anschluss an die Gasleitung gibt es beispielsweise Gas-Wäschetrockner, Terrassengrills, Heizstrahler und Gaskaminöfen. Die Gaswirtschaft hat bereits das "erdgasvollversorgte Haus" im Visier. Der Bundesverband Gas und Wasser hatte sich im Juni 2002 bei einem Kongress in Leipzig unter anderem mit zukunftsweisenden Erdgasanwendungen für die Gebäudevollversorgung mit Erdgas befasst. Einer der Vorträge hatte zum Inhalt, mit modernen Installationstechniken die Energiekosten zu reduzieren. Die Gassteckdose war dabei ein zentrales Thema. Viele Gas-Versorgungsunternehmen empfehlen ihren Kunden Gas-Haushaltsgeräte. Auf den Internet-Seiten mancher Stadtwerke ist deshalb zu lesen: "Was Sie dafür im Waschkeller brauchen, ist eine Gassteckdose...".

Die Elektro-Steckdose diente als Vorbild

Bei Neubau oder Modernisierung kann der SHK-Fachmann seinen Kunden damit mehr Nutzen verkaufen und zusätzliche Gasanschlüsse einplanen. Der Eigenheimbesitzer kann dann beispielsweise seinen Terrassenheizer einfach über einen Sicherheitsgasschlauch mit zugehörigem Stecker anschließen.

Am Markt sind mittlerweile neue Sicherheitsgassteckdosen erhältlich, die genauso einfach und sicher zu handhaben sein sollen wie Stromsteckdosen. Dies teilte die ASUE in einer Veröffentlichung mit. Der Gasanschluss ließe sich beliebig oft lösen und wieder herstellen. Eine mehrstufige Verriegelung und ein Gasströmungswächter schützen vor ungewolltem Gasaustritt. Ohne Stecker bleibt die Gassteckdose fest verschlossen. Diese neuartigen Produkte sind für Aufputz- wie Unterputzmontage erhältlich. Sie sind zudem nach Herstellerangabe für die Innen- und Außenmontage geeignet.

Gassteckdose erhielt Design-Plus-Preis

Für diesen Einsatzzweck ist beispielsweise die Sicherheits-Gassteckdose "PLUG1" der Firma Mertik Maxitrol erhältlich. Ein integriertes Sicherheitssystem sperrt automatisch die Gaszufuhr ab, wenn die Leitung nicht korrekt angeschlossen ist oder der Schlauch beschädigt sein sollte. Das Produkt besitzt die DVGW-Zulassung und wurde auf der ISH 2001 mit dem Design-Plus-Preis ausgezeichnet. Der Grundgedanke des Produzenten: "Äquivalent zu den Elektrogeräten muss der Energieträger Erdgas auch mittels einer Steckdose zur Verfügung stehen"" formuliert die Herstellerfirma in einer technischen Veröffentlichung. Wichtig sei, dass die Verbindung vom Endkunden selbst hergestellt werden darf.

Die Energiekosten für einen Gas-Wäschetrockner sind nach Angabe der Stiftung Warentest um zwei Drittel niedriger als elektrisch betriebene Trockner. Bild: Erdgas-Presseservice Bundesverband Gas und Wasser.

Nur für Kleingasgeräte ohne Abgasanlage

"Diese Sicherheits-Gassteckdose ist für eine neue Art so genannter Kleingasgeräte ohne Abgasanlage konzipiert"" erklärt Dipl.-Ing. J. Sander vom Technischen Komitee Gasinstallation des DVGW. "Der Unterschied zu den bisher bekannten Sicherheits-Gassteckdosen besteht darin, dass der geräteseitige Anschluss auch ohne Werkzeug hergestellt werden kann"" so Sander.

Das wesentliche Merkmal ist dabei, dass geräteseitig das Ende des Gasschlauchs als Stecknippel ausgebildet ist. Dieser wird mit einer Rändelmutter arretiert, die aber nur gegen das unbeabsichtigte Herausziehen des Schlauchs dient. Geschieht dies trotzdem oder entkoppelt der Nutzer die Schlauchverbindung zuerst am Gasgerät, schließt der Gasströmungswächter in der Steckdose die Gaszufuhr sofort dicht ab.

Die Sicherheits-Gassteckdose der Firma Mertik-Maxitrol ist mit Gasströmungswächter und thermisch auslösender Absperreinrichtung ausgerüstet. Die Abdeckung entspricht in den Abmessungen einer Elektrosteckdose. Bild: Mertik-Maxitrol GmbH&Co.KG

Der DVGW hat für diese Produkte die vorläufige Prüfgrundlage VP 635 "Sicherheits-Gasanschlussarmatur für metallene und/oder nichtmetallene Gasleitungen" erlassen. Diese gilt auch für den Stecker des Gasschlauchs. Nach Angabe des DVGW sei dies eine Zwischenlösung im Vorfeld einer EU-Norm. Die Konstruktion von Steckdose und Stecker muss die Abdichtung gewährleisten, bevor das Ventil in der Gassteckdose geöffnet wird. Auch muss eine thermisch auslösende Absperreinheit (TAE) integriert sein. Diese unterbricht die Gaszufuhr, sobald eine Umgebungstemperatur von 95°C erreicht wird.

Neu ist bei der Unterputz-Version dieser Gassteckdose, dass die Abdeckung die gleichen Maße wie eine Elektrosteckdose aufweist. Nach Ansicht des Herstellers sei diese aus ästhetischer Sicht formschön zu integrieren. Bei entsprechender Vorplanung kann diese zum Beispiel in einem Hauswirtschaftsraum neben Lichtschalter und Steckdose installiert werden.

Diese Sicherheitsgassteckdose ist so konstruiert, dass der Anschluss leicht und ohne jede Gefahr hergestellt werden kann. Das Gasventil öffnet erst, wenn der Stecker bis zum Anschlag eingeschoben wurde. Bild: Mertik-Maxitrol GmbH&Co.KG

Ausnahme: Gas-Heizkamin im Wohnzimmer

Für Gas-Heizkamine gilt nach wie vor, dass diese mit einer fest am Gerät montierten Schlauchleitung an eine Gassteckdose anzuschließen sind. "Das sind Gasfeuerstätten mit Abgasabführung. Der Gasanschluss darf hier also nur vom Fachmann ausgeführt werden", betont DVGW-Gasexperte Sander.

Hersteller müssen passendes Zubehör mitliefern

Für Gas-Wäschetrockner gelten nicht die Anforderungen der TRGI, wie dies beim Gasherd der Fall ist. Nach Information des DVGW sind diese Gasgeräte weder der Art A noch der Art B zuzuordnen. "Die geringe Menge Abgas geht mit über die Abluft nach außen. Jeder Hersteller von Gas-Wäschetrocknern muss darauf hinweisen, dass die feuchte Abluft nach außen geführt wird und das entsprechende Bauteil mitliefern", erklärt J. Sander. Mindest-Raumvolumen oder Verbrennungsluftzufuhr müssten dabei nicht sichergestellt sein. Der Aufstellraum sollte, so der DVGW, ausreichend bemessen sein, damit genügend Luft nachströmen kann.  

Internetinformationen:
www.asue.de
www.dvgw.de/gas
www.mertikmaxitrol.com

Mertik Maxitrol GmbH & Co. KG, Thale


[Zurück]   [Übersicht]   [www.ikz.de]