IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 7/2003, Seite 15 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Bayern


Obermeistertag in Tegernsee

Unterstützung für das Klempnermuseum

Kaiserwetter und beste Schneelage waren die äußeren Zeichen der diesjährigen Obermeistertagung in Tegernsee. Das Hotel Bayern war am 21./22. Februar dieses Jahres traditioneller Garant für eine starke Beteiligung seitens der Obermeister. Mit einer Teilnahme von 96 Prozent konnte Landesinnungsmeister Werner Obermeier und Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz eine hervorragende Resonanz verbuchen.

Obermeier stellte zur Begrüßung die überaus gute Beteiligung fest, denn es waren von insgesamt 49 Obermeistern 47 anwesend. Auch der Vorstand des Fachverbandes war vollzählig mit dem stv. LIM Erich Schulz sowie Karl-Heinz Hopf, Michael Hilpert, Eduard Kröll, Karl Meyer, Josef Schlosser und Berthold Sterzinger vertreten.

Kaiserwetter in Tegernsee während der Obermeistertagung, doch das hinderte LIM Obermeier und seinen Vorstand nicht, kritische Themen anzupacken.

Als Gesprächspunkte nannte Obermeier:

In der Diskussion mit der Erdgas Südbayern (ESB) sei der Verband in der Frage der Schutzbriefausstellung ein Stück vorangekommen. Die ESB habe sich bereiterklärt, nicht mehr aktiv zu werben. Mittlerweile seien 37 Schutzbriefe ausgestellt worden. In weiteren Gesprächen mit der ESB, so führte Erich Schulz aus, werde der Schwerpunkt der Gespräche auf ein partnerschaftliches Miteinander gelegt. Vonseiten des Verbandes werde die zukünftige Entwicklung positiv gesehen. Handwerk und Energieversorger sollten gemeinsam den Markt im Sinne des Kunden professionell bearbeiten. Dr. Schwarz dankte in diesem Zusammenhang den Obermeistern für ihre massive Hilfe in Sachen Schutzbrief. "Die breite Unterstützung hat die ESB letztendlich dazu bewogen, ihre Kampagne zurückzurudern," so Dr. Schwarz.

Obermeier handelte solidarisch und empfahl eine einmalige Spende für das "Europäische Klempner- und Kupferschmiedemuseum" in Höhe von 50.000 Euro.

Ein weiteres, auch unter den Anwesenden heiß diskutiertes Thema war die Gasleitungsprüfung durch die Kaminkehrer. Grundsätzlich sei gegen eine Sichtprüfung durch den Kaminkehrer nichts einzuwenden. Dies ermögliche eine zusätzliche Sicherheit für die Anlage, so die Meinung einiger Teilnehmer. Was jedoch LIM Obermeier und den gesamten Vorstand zum Handeln aufrief, seien Vorkommnisse, die belegen, dass Kaminkehrer eine "Gasprüfung" für etwa zehn Euro vornehmen. Darüber hinaus würde dann eine Bescheinigung ausgestellt, die den Anschein erwecke, dass die Gasanlage dicht sei. "Diese Aussage ist nur nach einer eingehenden fachlichen Prüfung mit Druckproben," so Obermeier, "durch Betriebe des SHK-Handwerks möglich". Und der Preis werde dann sicher nicht bei den genannten acht bis zehn Euro liegen können. Auch hier werde sich der Verband aktiv für seine Mitglieder einsetzen. Die Aktion "Gas – ganz sicher" sieht Dr. Schwarz hier als geeignetes Mittel an, die Begehrlichkeiten der Kaminkehrer einzudämmen. Zusätzlich bat Obermeier die Obermeister um Informationen, wie die Kaminkehrer über das Thema Kesselerneuerung beraten. Ihm sei zu Ohren gekommen, dass zunehmend in Richtung Brennerwechsel argumentiert würde und nicht, wie es sinnvoll sei, den Kessel als Energiesystem oder Unit zu wechseln. Auch die Energieberatung durch Kaminkehrer stelle für den Verband ein Problem dar. "Eine Anstoßberatung für Energiekonzepte gestehen wir den Kaminkehrern zu", so Obermeier.

Zur Zeit sei bei der Energieberatung die Meinung des bayerischen Wirtschaftsministeriums die, dass neutral beraten werden sollte. "Das heißt", fuhr Obermeier fort, "nicht der, der berät – sollte einbauen."

Dr. Schwarz stellte die neue Broschüre für das Spenglerhandwerk vor.

Auch in der Frage der Bauvorlageberechtigung sei der Verband aktiv. "Es kann nicht sein, dass Zimmerleute, Maurer und Architekten aufgrund ihrer Berechtigung zur Bauvorlage geförderte Energieberatung ausführen dürfen und der Installateur und Heizungsbauer außen vor steht!" erläuterte Obermeier seine Sichtweise. Die Obermeister richteten daher auch die dringende Bitte an den Vorstand, aktiver vorzugehen, da diese Problematik nun schon seit vier Jahren diskutiert werde und sich keine zufriedenstellende Lösung abzeichne.

Nach ausführlicher Diskussion wandte sich Obermeier dem Problemfall "Europäisches Klempner- und Kupferschmiedemuseum" zu. Dringend bedürfe dieses, doch einmalige Klempnermuseum, der Unterstützung durch die Solidargemeinschaft der SHK-Handwerker. Bundesweit seien zahlreiche großzügige Spenden eingegangen, doch durch das Abspringen dreier wichtiger Sponsoren sei die Finanzierung gefährdet. Obermeier schlug daher den Obermeistern eine einmalige Sonderabgabe von 10,– Euro pro Betrieb vor. Diese Empfehlung wurde einhellig durch die Obermeister mitgetragen, insbesondere, um den Spenglern und Klempnern im Bundesgebiet solidarisches Handeln zu zeigen.

In den Pausen war der Stand des Fördervereins gut besuchter Anlaufpunkt.

Ein immer wieder gepflegtes Thema ist die Abrechnung des Großhandels, bei Materialrücknahme entsprechende Kosten von bis zu 30 Prozent den Betrieben zu berechnen. Vonseiten der Handwerkerschaft wird diese Vorgehensweise nicht als partnerschaftlich angesehen. Die Folge wäre ein Gegenrechnen bei Fehllieferungen. Hier müsse es zu einem Konsens kommen. Man sehe sehr wohl, dass durch einige "schwarze Schafe" der Vertriebsweg missbraucht werde. Dem müsse sicherlich entgegengewirkt werden, man dürfe den Bogen aber nicht überspannen.

Ein Flopp in Sachen Umbenennung des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima in "Bundesverband für Gebäude- und Energietechnik" deutet sich nach Informationen von Obermeier an. Für diese Umbenennung habe der Bundeswirtschaftsminister nach Eingaben einiger Gewerke seine Zustimmung verweigert. Aus diesem Grund sei zur Absicherung des Namens ein eingetragener Verein (e.V.) gegründet worden.

Wie immer waren die Obermeister dicht am Thema. Sie studierten, werteten, diskutierten und stimmten über gestellte Anträge ab.

Wegen der Gründung der Landesinnung der Behälter- und Apparatebauer müsse der § 2 der Innungssatzungen überprüft werden. Dr. Schwarz wies auf eine mögliche Satzungsänderung bei den Innungen hin, entsprechende Textteile (Apparate- und Anlagenbauer) zu entfernen. Ansonsten könne das Wirtschaftsministerium seine Zustimmung nicht erteilen.

Der erste Tag endete mit dem Vortrag "Einzelhandelskonzepte" von Hans Schramm, München. In seinem Vortrag nahm er Bezug auf die Entwicklung seit 1998, wo einzelhandelsaktive Handwerksbetriebe mit Badausstellung die so genannten 5 + 5 Gespräche aufgenommen hatten. Folge daraus, war die Vereinbarung des Berliner Modells, was zum Ergebnis hatte, dass die ausstellungsaktiven Betriebe bei bestimmten Umsatzvorgaben zwischen 3 – 7% Zuschüsse erhielten. Schramm sagte: "Ein Berliner Modell II wird es nicht geben." Dazu seien die Kriterien zu einengend. "Ich verkaufe nur das, was ich verkaufen will und wichtiger noch, verkaufen kann", äußerte sich der Bäderbauer.

Die letzten wärmenden Sonnenstrahlen erhaschend, stellten sich die Obermeister und der Vorstand den Fotografen.

Wer heute im Markt bestehen wolle, müsse exklusive und qualitativ hochwertige Artikel vermarkten. Diese Kriterien würden oftmals nur von Direktanbietern erfüllt. Zudem sehe er Schulungsdefizite. Wer kompetent Bäder bauen will, muss das Komplettbad vermarkten und das bedeute für die Bauleitung: Vollhaftung für jedes Gewerk. Daher sehe er die Notwendigkeit die Bäderbauer umfassend zu schulen.

Wenn die Branche erfolgreich am Markt (z.B. Thema "Barrierefreies Bad") agieren wolle, müsse vom Hersteller über den Großhandel bis zum ausführenden Fachbetrieb eine optimale Vermarktungskette gegeben sein.

Die Arge Neue Medien biete demnächst Mittelpreise an, was ein erster Schritt zur kompetenten Kundenberatung sein könnte. Aber auch Standardbestellsysteme müssten umgesetzt werden. EDV Abrechnungs- und Erfassungssysteme wie BME-Cat, das mit einem 18-stelligen Barcodesystem funktioniert, könnte seiner Meinung nach eine Lösung darstellen.

Abschluss der Obermeistertagung bildeten am Samstag die Berichte der Landesfachgruppenleiter.


Bayerns Mittelstand: "Uns reicht’s! Wirtschaft gegen Stillstand!"

Knapp 20.000 Teilnehmer aus Handwerk, Bauernschaft und sonstigem Mittelstand gingen gegen den politischen und wirtschaftlichen Stillstand in Deutschland auf die Straße. Der Verkehr in der Münchener Innenstadt kam während des 1,5 km langen Demonstrationszuges zeitweilig vollständig zum Erliegen. Trotz eisiger Kälte hielten auch gerade die Teilnehmer aus den weiter entfernten Regionen ihre Zusage und kamen dick eingepackt und mit glühenden Herzen in die Landeshauptstadt.

Nach generalstabsmäßigen Vorbereitungen, die teilweise von den Erfahrungen aus der Organisation der Demonstrationen gegen das reformierte Betriebsverfassungsgesetz (Februar 2001) und verbesserte Wettbewerbsbedingungen für das Münchener Handwerk (unter Führung der SHK-Organisation im Juli 2002) profitierten, versammelten sich am Vormittag des 10. Februar dieses Jahres vor den Häusern der HWK, IHK, vbw und Bauernverband die Demonstranten. Der Bayerische Handwerkstag (BHT), die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) sowie der bayerische Bauernverband hatten gemeinsam ihre Mitgliedschaft zur Teilnahme am aktiven Widerstand gegen die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung aufgerufen. Diese bisher einmalige Allianz kann als äußerst positives Zeichen der Solidarität im Mittelstand nicht hoch genug bewertet werden.

20.000 Teilnehmer demonstrierten in Münchens Innenstadt gegen die mittelstandsfeindliche Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. Stillstand – auch beim Verkehr. Nichts ging mehr während der Massenkundgebung.

Nahezu zeitgleich mit der zentralen Abschlussdemonstration in Berlin setzte sich in München der seit dem Bestehen der Bundesrepublik Deutschland größte Demonstrationszug des gewerblichen Mittelstandes in Bewegung. Auf mitgeführten Transparenten und Schildern machten die Handwerker aus fast allen Gewerken ihrem Zorn gegen das desolate Regierungsteam in Berlin Luft. "Eichel, Schröder – Mittelstandstöter" oder "Rot/Grün nach Haus, sonst ist der Ofen aus", waren u.a. zu lesen. Die zahlenmäßig stärksten Abordnungen stellten die Schreiner und Bauhandwerker, die Bäcker und Metzger, die SHK-Handwerker, Maler und Elektriker. In den Zug hatte sich ein Bestattungsfuhrwerk eingereiht, auf dessen Lafette der Sarg des deutschen Mittelstandes mitgeführt wurde. Eine Abordnung des Metallhandwerks erschien in Sträflingskluft nach dem Motto: "Lebenslänglich Standort Deutschland – Stillstand lebenslang".

Die Präsidenten der drei organisierenden Verbände in der "ersten Reihe" (v.l.) Randolf Rodenstock (vbw), Heinrich Traublinger (BHT) und Gerd Sonnleitner (Bauernverband) appellierten an die Regierenden in Berlin, ihre Politik mittelstandsfreundlich zu gestalten.

Neben den Selbstständigen hatte sich auch eine stattliche Zahl von Mitarbeitern eingefunden, die für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze mit demonstrierten. Auch unter diesen Teilnehmern war der Missmut groß, da jede Insolvenz mehrere Arbeitsplätze vernichtet. Einige führten ihre Lohnzettel mit der Januarabrechnung mit sich, auf denen erstmals die stark angehobenen Sozialabgaben abgezogen waren.

Am zentral gelegenen Odeonsplatz endete der Demonstrationszug. Zeitgleich traf ein Autokorso mit knapp 1000 Servicefahrzeugen dort ein und sorgte zusätzlich für Aufmerksamkeit der Passanten. Vor dieser, selbst in einer Weltstadt wie München seltenen Kulisse fand um fünf vor zwölf die Abschlusskundgebung statt. Die Präsidenten der drei organisierenden Verbände Heinrich Traublinger (BHT), Gerd Sonnleitner (Bauernverband) und Randolf Rodenstock (vbw) appellierten an die Regierenden in Berlin, endlich verlässliche Rahmenbedingungen für das Führen mittelständischer Unternehmen zu schaffen.

Auf dem Odeonplatz versammelten sich die "Mittelständler", um ihrem Unmut Luft zu machen.

Die wesentlichen Forderungen aller Redner, die sich wie folgt zusammenfassen lassen, wurden durch ohrenbetäubende Beifallsbekundungen der zigtausend Demonstranten begleitet:

Steuern für Personengesellschaften senken und Steuerausnahmetatbestände konsequent abschaffen.

Senkung der Sozialabgaben. Der Faktor Arbeit muss in Deutschland wieder billiger werden.

Eigenvorsorge fördern, Arbeit muss sich mehr lohnen als das Leben von staatlichen Transferleistungen.

Entrümpelung von Arbeits- und Sozialrecht, Bürokratie auf ein vernünftiges Maß zurückstutzen.

Zukunftsträchtige Ausrichtung des Bildungswesens, Sanierung der öffentlichen Haushalte.

Symbolisch wurde der Mittelstand zu Grabe getragen. Das "Leiden" stellte sich auf der Demonstration parteiübergreifend dar.

Darüber hinaus forderten die Redner ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zu den notwendigen Reformen. Sie wiesen nachdrücklich darauf hin, dass der Mittelstand als Arbeitgeber Nummer eins in Deutschland nur Arbeits- und Ausbildungsplätze bereitstellen kann, wenn endlich die Politik, entsprechend der seit Jahren auf dem Tisch liegenden Forderungen des Mittelstandes, gehandelt wird.

Nach der Kundgebung löste sich die Menschenmenge in kürzester Zeit friedlich auf. Zufrieden mit der großen Solidarität unter den Kollegen, rollte man die mitgeführten Transparente ein und machte sich auf den Heimweg. Nicht ohne zu geloben, wieder zu kommen, falls der Stillstand nicht zügig in Reformen umgewandelt wird.


© Alle Rechte beim Strobel-Verlag


Zurück