IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 1/2/2003, Seite 29 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 

 


 Sachsen


Die Sicherheitsinitiative
"Gas ganz sicher" Flop oder Topp?

Aktueller Entwicklungsstand und erste Ergebnisse der Aktion aus Sachsen

In den neuen Bundesländern seien die Auftragslage und die Umsatzentwicklung im Hauptausbaugewerk seit Jahren stark rückläufig. Einschätzungen des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit besagen, dass die Talsohle etwa bis zum Jahr 2004 reichen wird. Allgemein wird damit gerechnet, dass das Jahr 2002 das Schlechteste seit der Wende werden wird.

Besonders im Neubaubereich seien die Zahlen alarmierend. Oft sollen umfangreiche Ausschreibungen innerhalb von kürzester Zeit bearbeitet werden, dies überfordere zunehmend die Unternehmen. Im privaten Bereich gehöre es heute schon zur Normalität, dass die komplette Planungsarbeit und die Verantwortung hierfür auf das Ausführungsunternehmen abgewälzt würden. Aufträge der öffentlichen Hand seien zumeist nicht auskömmlich. Da immer nur der "billigste Jakob" den Auftrag erhalte, nehmen viele seriös kalkulierende SHK-Unternehmer an den öffentlichen Ausschreibungen nicht mehr teil.

Im Gegensatz zum Neubausektor sei der Wartungs-/Instandhaltungsbereich noch ein relativ sicherer, stetiger und auskömmlicher Geschäftsbereich. Hier sei der SHK-Unternehmer noch der Partner für den Kunden.

Aber auch dort werde verstärkt der Wettbewerb durch Schwarzarbeit, Hausmeisterdienste und Existenzgründer verzerrt. Den ersten Platz im allgemeinen Servicewettlauf um den Kunden wollten neben den vorgenannten Wettbewerbern des SHK-Handwerks auch einzelne Gasversorger belegen. In Niederschlesien wurde im Januar 2002, im Rahmen von Hausneuanschlüssen, Kunden die Gebrauchsfähigkeitsüberprüfung der Kundenanlage vorzugsweise direkt über das örtliche GVU angeboten. Aufgrund eines Einspruchs der Innung und des Fachverbands wurde dann vom GVU das Kundenanschreiben und die Verfahrensweise geändert.

Eine Analyse dieses Sektors zeige auf, dass noch einiges Potenzial im Wartungsbereich erschlossen werden könne. Die zum Teil erfolgreichen Bemühungen anderer Berufsgruppen wie z.B. der Schornsteinfeger im Gasbereich machten dies überdeutlich.

Homepage FV Sachsen: Hier finden Sie den Fachbetrieb in Ihrer Nähe.

Das Angebot der Organisation

Damit das SHK-Handwerk weiterhin im Bereich Haustechnik seine Position als erster Partner für Immobilienbesitzer behalte, müsse es das Angebot auf die sich ändernden Bedürfnisse des Kunden noch individueller zuschneiden. Die Berufsorganisation wird zukünftig SHK-Unternehmen im Rahmen einer Ausrichtung zum "Fachbetrieb für Gebäudetechnik und Energietechnik" eine vielfältige Dienstleistungspalette anbieten. Diese Offerte ist ein ganzheitliches Konzept zur Geschäftsfelderweiterung und zur Aus- und Weiterbildung. Jeder SHK-Unternehmer könne sich dann nach einer Bedarfsanalyse aus dem Angebot einzelne Bausteine/Geschäftsfelder auswählen, in denen er zukünftig verstärkt tätig werden möchte. Folgende Dienstleistungen könnten vom SHK-Handwerk angeboten werden: Ein Entwässerungscheck gemäß DIN 1986, Trinkwassercheck nach DIN 1988, Heizungscheck mit Überprüfung der Gasleitung und des Öltanks, Lüftungscheck (Anlagen nach DIN 18017 und VDI 6022) mit Brandschutzklappenrevision, Energiecheck mit Energieberatung und ein Metalldach- und Fassadencheck.

Somit könne die Auftragslage verbessert, Neukunden gewonnen werden und das durch einige Medien beschädigte Image des Handwerks zurechtgerückt werden.

Entwicklung bundesweit

Die Initiative "Gas – ganz sicher", die aktiv die vorgeschriebene Gebrauchsfähigkeitsprüfung von Gasleitungen in Gebäuden vermarktet, ist das erste Modul, das bundesweit in den Markt gebracht wurde. Über 1900 Innungsfachbetriebe mit über 2600 geschulten Mitarbeitern nehmen derzeit an der Initiative teil. Der SHK-Handwerksorganisation ist somit eine nahezu flächendeckende Einführung der Initiative gelungen. Der Zentralverband hat im Rahmen einer zweieinhalbmonatigen Pressekampagne ca. 10 Millionen Kunden erreicht.

Aktueller Entwicklungsstand in Sachsen

Die prozentual bundesweit beste Beteiligung ist in Sachsen zu verzeichnen. Ca. 22% aller teilnehmenden Firmen haben ihren Sitz in Sachsen. Jeder fünfte sächsische Innungsfachbetrieb, dies sind über 260 Unternehmen, beteiligten sich an der Initiative und bieten heute die Gebrauchsfähigkeitsüberprüfung im Rahmen der Initiative an. Diese erfreulich große Resonanz zeige u.a., dass mit der Aktion genau die Interessen der Innungsbetriebe getroffen wurden und das in Zeiten schwieriger Markt- und Auftragslagen Marketingaktionen der Berufsorganisation zunehmend erforderlich würden. Die bisher gute Teilnahme in den Regionen Ost- und Südsachsen liegt auch daran, dass der Fachverband den Innungen die Durchführung von regionalen innungsbezogenen Seminaren anbot.

Aktivitäten des FV SHK Sachsen für die Teilnehmer an der Aktion "Gas – ganz sicher":

In Zusammenarbeit mit der Industrie wurden günstige Sonderpreise für die Leckmengenmessgeräte vereinbart und es wurde ein Werbeetat für eine Rundfunkwerbung aufgestellt. In Kooperation mit den sächsischen Gasversorgern (GVU) konnte nach langen Verhandlungen erreicht werden, dass das Teilnahmezertifikat an der Aktion als Fortbildungsnachweis gemäß BGW-Richtlinie durch die GVU anerkannt werde. Gasversorger, wie die Stadtwerke Leipzig und Chemnitz sowie die MITGAS, informierten mit Presseartikeln des Fachverbandes über 250.000 Kunden. Im Februar 2002 wurde auf der Baufachmesse in Chemnitz eine betreute "Gas – ganz sicher" -Infowand mit Installationen präsentiert.

Premierencharakter hatte die im mdr 1 gesendete sachsenweite zweiwöchige Rundfunkwerbung. Über 3,1 Millionen Kunden der Altersgruppe ab 30 Jahren seien damit erreicht worden.

Erfolg und Akzeptanz der Initiative in der Praxis?

Welchen Erfolg hatten die Teilnehmer der Initiative am Markt mit der Aktion? Konnten zusätzlich Aufträge erzielt werden? Erreichten die vielfältigen Aktivitäten des Verbandes ihr Ziel? Wie können alle Partner gemeinsam die Initiative noch zielgerichteter und effizienter unterstützen?

Ein Jahr nach dem Start der Initiative sollte eine Umfrage unter den Teilnehmern erste Ergebnisse bringen. Ca. 30% aller Teilnehmer machten bei dieser Umfrage mit.

Die folgenden Fragen wurden beantwortet und geben interessante Hinweise über die Umsetzung in den Betrieb und den Erfolg der Unternehmen.

Wie viel Kunden konnten Sie gezielt ansprechen?

Wie viel zusätzliche Aufträge konnten Sie von "alten" Kunden und Neukunden hereinholen?

25% der Teilnehmer konnten mehr als fünf Aufträge, manche bis zu 300 Aufträge durch die Aktion erhalten. Der Rest der Teilnehmer haben bis zu fünf Aufträge erhalten.

Durch welche Medien entstanden Ihre Kundenkontakte?

82% der Teilnehmer nutzten die persönliche Ansprache zur Information. In 38% aller Fälle wurden die Kundenkontakte über das Internet, Rundfunkwerbung, über Presseartikel und die Innungen hergestellt.

Wie schätzen Sie die Initiative "Gas – ganz sicher" aus Ihrer heutigen Sicht ein?

Über die Hälfte aller Teilnehmer schätzen die Initiative als positiv und gut ein. 3% der Firmen hatten durch die Aktion ganzjährig eine gute Auslastung der Kapazitäten. Bei 30% der Teilnehmer wurden die Erwartungen noch nicht erfüllt. 22% der Teilnehmer sehen Hindernisse durch geringe Kaufkraft und einen hohen innerstädtischen Fernwärmeanteil.

Wie können wir Sie zukünftig bei der Aktion ggf. in Zusammenarbeit mit Ihrer Innung dem Gasversorger und Versicherungen noch besser unterstützen?

40% wünschen sich mehr Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Weitere 40% wünschen sich mehr Unterstützung durch Versicherungen und GVU. 7% wünschen sich verbindliche Verpflichtungen der Kunden durch den Gesetzgeber.

Als Zusammenfassung der Ergebnisse der Umfrage ist festzustellen, dass 54% der teilnehmenden Firmen jeweils mehr als zehn Kunden, manche sogar bis zu 50 Kunden zur Aktion informiert haben. Die Zahl der Auftragseingänge stand zumeist in unmittelbarem Zusammenhang mit der Anzahl der Kundenkontakte. Eine Auftragshochrechnung auf alle teilnehmenden 260 Firmen ergab, dass insgesamt ca. 1470 Klein- und Großaufträge im Jahr 2001 mit einem Umsatzvolumen von ca. 100.000 Euro erteilt wurden (Kalkulation mit 68 Euro pro Auftrag). Jede Firma hat im Durchschnitt zusätzlich ca. 5-6 Aufträge durch die Aktion "Gas – ganz sicher" erhalten. Gemeinsam mit den GVU, Herstellern, Großhändlern und Versicherungen soll im Jahr 2003 weiter gezielt Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden. Die Umfrageergebnisse und einige Marketingaktivitäten zeigten, dass mit "Gas – ganz sicher" zusätzlich Aufträge erzielt und Kundenkontakte intensiviert werden könnten. Großaufträge lasteten Fachbetriebe ganzjährig aus. Unerlässlich für den Erfolg der Fachbetriebe sei auch eine aktive Eigenwerbung.

Ein Zitat von Claude Adrien Helvétius unterstreicht dabei treffend das Ergebnis der Umfrage "Aktivität ist nun einmal die Mutter des Erfolgs".

Der Fachverband SHK Sachsen wird auch im Jahr 2003 für seine Mitglieder die Aktion "Gas – ganz sicher" vorantreiben. Gemeinsam mit seinen Partnern und den aktiven sächsischen Innungsfachbetrieben wird die Initiative weitergeführt.


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