IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/2002, Seite 62 f.


REPORT


Inliner-Installation spart Zeit und Geld

Traditionelle Technik im neuen Gewand

In den neuen Bundesländern kommt eine beinahe vergessene Installationstechnik wieder zu neuen Ehren: das Inliner-Verfahren. In Thalheim (Sachsen) werden derzeit fast ein Kilometer Edelstahlrohr mit innen liegender Zirkulation aus dem Programm "sanpress INOX" von Viega in mehreren Gebäudekomplexen der Wohnungsbaugenossenschaft Wismut Stollberg installiert.

1976 gehörten die Wohnungen in den für damalige DDR-Verhältnisse hochmodernen Gebäudekomplexen zu den begehrtesten der ganzen Gegend. 1995 wurden die Plattenbauten in Thalheim nahe Chemnitz dann zum ersten Mal renoviert. Schnell musste es dabei gehen, um die weitere Vermietbarkeit zu sichern, denn die West-Standards hatten sich auch in Sachen Wohnen herumgesprochen. Knapp acht Jahre später rächt sich das Tempo. Die 5-geschossigen Gebäude mit jeweils 100 Wohneinheiten müssen grundsaniert werden. Was an sich nichts Besonderes wäre, wenn in diesem Zusammenhang nicht eine über Jahrzehnte vergessene Installationstechnik wiederentdeckt würde: das Inliner-Verfahren für die Warmwasserversorgung.

Für 500 Wohneinheiten wird im Rahmen der Sanierungsmaßnahme die Warmwasser-Versorgung wieder auf das bereits ursprünglich installierte Inliner-Verfahren umgestellt.

Als das ehemalige Wohnungsbaukombinat Karl-Marx-Stadt seinerzeit den Neubau der Siedlung ausschrieb, war die Inliner-Installation für solche Großobjekte Stand der Technik. Zum Einsatz kamen dabei vorgefertigte Rohrbündel nach TGL 23044/02, Typ "F", des Kombinates TGA und zwar entweder PE-beschichtetes Stahlrohr oder Glasrohr DN 32. Das innen liegende Rohr war ein PE-Schlauch 10 x 1 mm, der von oben in den Steigestrang eingezogen wurde. Obwohl über Jahrzehnte bewährt und bei objektiver Betrachtung wegen der reduzierten Wärmeverluste sowie der geringeren Zahl an Deckendurchbrüchen vorteilhaft, wurde nach der Wende "alles besser". Was bedeutete: Raus mit den alten Steigleitungen, raus mit der innen liegenden Zirkulation. Stattdessen die parallele Installation von Warmwasser-Steigleitung und Zirkulation.

Eine Entscheidung, die von der Wohnungsbaugenossenschaft (WBG) Wismut Stollberg als Eigentümerin der Plattenbauten mittlerweile bereut wird. Denn der preiswerte Rohranbieter von damals ist in Konkurs, die ausbedungene 10-Jahres-Garantie ergo hinfällig. Noch viel schlimmer aber ist der Tatbestand, dass eine Erweiterung des Netzes unmöglich ist, da für die in Frage kommende Verbindungstechnik keine Gewährleistung mehr übernommen wird.

Konsequenter Komplett-Austausch

Auf eine derartige Summierung von Ärgernissen reagierte die WBG konsequent. Zum einen entschloss man sich zur vollständigen Erneuerung der Warmwasserinstallation vom Keller bis zur Etagenverteilung. Zum anderen umfasste die Ausschreibung diesmal rund ein Dutzend eindeutige Vorgaben, die von der Eignung der Materialien über Installationsvorschriften bis zur Schulung für die Montagebetriebe reichte.

Obwohl teilweise isoliert, ist unter der Kellerdecke die Inliner-Konstruktion noch deutlich erkennbar: Der Warmwasser-Anschluss wird von der Seite in den Steigestrang geführt, die innen liegende Zirkulationsleitung geht nach unten ab und führt über eine Verteilung zurück zum Warmwasserbereiter.

Den Zuschlag erhielt der SHK-Fachbetrieb Müller aus Thalheim - und damit ein Mittelständler mit rund einem Dutzend Mitarbeitern, der sich in Kenntnis der problematischen Wasserqualitäten vor Ort schon vor Jahren auf die Strangsanierung mit dem Press-System von Viega spezialisiert hat.

Für Inhaber Rolf Müller spielte dabei zunächst einmal der Gedanke "Ein System für alle Anwendungen" eine maßgebliche Rolle, verbunden mit den Vorteilen der kostengünstigen Lagerhaltung sowie der reibungslosen, weil vertrauten Verarbeitung durch seine Mitarbeiter. "Darüber hinaus," so der Klempner-, Sanitär- und Heizungsmeister, "war Viega aber auch der einzige Anbieter, der für die gerade in den neuen Bundesländern wieder verstärkt geforderte Inliner-Installation ein geeignetes Gesamtsystem führt."

Konzipiert wurde dieses Programm aus formstabilem Edelstahl rostfrei-Rohr Ø 35 mm, Rotguss-Pressverbindern, speziellen Anschluss-Sets und einer PE-Xc-Zirkulationsleitung der Dimension 14 x 2,0 mm in erster Linie für den Einsatz im Geschosswohnungsbau. Dort finden sich vor allem bei der Renovation in der Regel enge, schlecht zugängliche Schächte, die zusätzliche Etagendurchbrüche nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand zulassen, wie Rolf Müller aus der Praxis schildert: "Im aktuellen Fall gab es als Öffnungen nur die Revisionstür im Bad und eine Öffnung in der Küche. Da die Wohnungen während der Arbeiten zudem weiter bewohnt wurden, durften auch keine zusätzlichen Arbeiten anfallen, um die Belastung der Mieter so gering wie möglich zu halten."

Herzstücke des Inliner-Systems sind der Anschlussstutzen (unten) und das Endverschlussstück, über das eine Zirkulationspumpe Warmwasser in die innen liegende PE-Xc-Zirkulationsleitung saugt.

Pro Steigestrang ein Tag Arbeit

Die Szene auf der Baustelle hat daher fast schon etwas ungewöhnliches. Alle Türen stehen offen, die Möbel sind mit Folie abgedeckt, irgendwo dazwischen sitzen die Bewohner auf Sesseln oder Stühlen und beobachten interessiert das Treiben um sich herum. Mit viel Fingerspitzengefühl führen derweil die Fachinstallateure von Rolf Müller die auf exakt 2,25 Meter Länge konfektionierten Edelstahlrohre durch die kleine Revisionsöffnung und den nur handtellergroßen Deckendurchbruch in das unterliegende Geschoss. Mit wenigen Handgriffen, die Übung zahlt sich aus, wird der Etagenabgang Warmwasser angepresst, und weiter geht es mit dem nächsten Strangabschnitt.

Binnen eines Tages, rechnet Obermonteur Kunz vor, muss so ein Steigestrang von zwei Mitarbeitern komplett fertiggestellt sein. Inklusive Einziehen der PE-Xc-Zirkulationsleitung und Anbindung an die Etagenverteilung.

Trotz dieser erschwerten Bedingungen sieht Thomas Kunz die verpresste Inliner-Installation aus Edelstahl als wirtschaftlich an: "In den engen Schächten zu schweißen, ist unter Brandschutz-Aspekten viel zu gefährlich. Außerdem müssen wir statt zwei Rohren anschließend nur eines dämmen. Das gleicht durch den deutlichen Zeitgewinn die Mehrkosten für das System wieder aus."

Internetinformationen:
www.viega.de


B i l d e r :   Viega, Attendorn


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