IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 23/2002, Seite 60 f.


REPORT


Hallenlüftung im Messezentrum Nürnberg

Ein außergewöhnlich dichtes Netz an Luftauslässen, eine besonders hohe Luftqualität und individuelle Steuerungsmöglichkeiten selbst für kleine Bereiche: Die neue, 30 Millionen Euro teure Hallenkühlung im Messezentrum Nürnberg wird zu den modernsten in Europa gehören.

"Dass sich die NürnbergMesse als Organisator der internationalen Leitmesse für Kälte, Klima und Lüftung, IKK, für die neue Hallenkühlung etwas Besonderes ausgedacht hat, war schon fast Ehrensache", betont Karl-Heinz Föhlinger, der als Bereichsleiter Technik die Baumaßnahmen verantwortet. Seit vier Jahren rüstet die NürnbergMesse die älteren Hallen aus dem Jahr 1974 lüftungstechnisch auf. Zurzeit sind 75 Prozent der Arbeiten fertig gestellt, bis Ende 2005 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die neuen Hallen 12 und 7A wurden selbstverständlich bereits beim Bau mit neuester Lüftungs- und Kältetechnik ausgestattet. Ein fein gegliedertes Netz von Luftauslässen wird nach Fertigstellung der Baumaßnahmen in den Messehallen für ein individuell steuerbares Kleinklima sorgen. Rund 1000 dieser Auslässe bilden dann auf den modernisierten 60.000 m2 ein dichtes Raster. Jeder einzelne dieser so genannten Drallauslässe lässt sich flexibel einstellen: Die konditionierte Luft kann waagerecht, senkrecht, stärker, schwächer, wärmer oder kälter in die Halle geblasen werden. "Wenn die Hostessen kalte Füße bekommen oder ein Aussteller in der gleichen Halle einen neuen Heizkessel vorführt, können wir punktgenau gegensteuern", fasst Gerhard Engel, Teamleiter Facility Management, zusammen.

Ein fein gegliedertes Netz von Luftauslässen sorgt in den Messehallen für ein individuell steuerbares Kleinklima. Jeder einzelne dieser so genannten Drallauslässe lässt sich flexibel einstellen: Die konditionierte Luft kann waagerecht, senkrecht, stärker, schwächer, wärmer oder kälter in die Halle geblasen werden.

Ein weiterer Pluspunkt in Nürnberg ist eine außergewöhnlich hohe Luftqualität. Grund: Die gewaltige Lüftungsanlage befindet sich auf den jeweiligen Hallendächern in eigens errichteten Plattformen. Die angesaugte und konditionierte Luft wird knapp sechs Meter über den Köpfen der Menschen in die Hallen geblasen. Dadurch sind die Transportwege für die konditionierte Luft unvergleichlich kurz: Es gibt keine Qualitätsverluste und obendrein wird keine Energie für lange Transporte verschwendet. Damit arbeitet die geräuschgedämmte Anlage äußerst energieeffizient. Bis zu 3,5 mal pro Stunde kann die gesamte Luft in den Hallen ausgetauscht werden.

"Mit der Technik ist es wie mit der Gesundheit: Solange alles funktioniert, interessiert es keinen", schildert Engel die Bedeutung der neuen Anlage für den Messebetrieb. "Erst wenn es zu warm oder zu kalt ist in den Messehallen, wird das Raumklima unangenehm für Aussteller und Besucher. Das bedeutet: Wir treiben viel Aufwand dafür, dass es eigentlich keiner merkt!"

Die Lüftungsanlage der NürnbergMesse befindet sich auf den jeweiligen Hallendächern in eigens errichteten Plattformen.

Operation Stützpfeiler

Doch wie rüstet man 30 Jahre alte Messehallen mit Technikplattformen aus, die insgesamt für alle Hallen zusammen 5000 Tonnen wiegen. Keller gibt es nicht, Räume auch nicht, also musste das Dach herhalten. "Eigentlich eine Schnapsidee", Karl-Heinz Föhlinger kann es bis heute kaum glauben, dass er diese visionäre Idee tatsächlich realisiert hat. Um die tonnenschweren Bauten zu tragen, musste nach dem Abbau der alten Lüftungsgeräte die Tragfähigkeit der Dächer in acht älteren Messehallen massiv verstärkt werden. Genauer gesagt, die komplette Statik neu ausgelegt werden. Föhlinger: "Man kann sich das vorstellen wie bei einer Operation: Stützpfeiler mussten neu eingebaut oder verstärkt werden. Dafür wiederum mussten wir komplett neue Fundamente erstellen." Während dieser Zeit stützten aufwendige Hilfskonstruktionen das Dachtragwerk der Hallen ab.

Um die tonnenschweren Bauten zu tragen, musste nach dem Abbau der alten Lüftungsgeräte die Tragfähigkeit der Dächer in acht älteren Messehallen massiv verstärkt werden.

So nahmen sich die rund 15 beteiligten Baufirmen seit 1998 jeweils eine Ausstellungshalle im Sommer, zur messefreien Zeit, vor und rüsteten sie mit dem Neuesten aus, was auf dem Lüftungsmarkt zu haben ist. Es entstanden inzwischen zehn Plattformen - vier Meter hohe Aufsätze, von denen man von außen nur aluminiumfarbene Lammellen sieht - mit einer Gesamtfläche von 14.500 m2, etwa so groß wie zwei Fußballfelder. Die Plattformen enthalten die gesamte Hallentechnik - neben den Geräten für Lüftung, Heizung und Kälte auch die Beleuchtung und Besprinklerung, Elektro-, Blitzschutz- und Fernmeldeanlagen sowie Mess-, Steuer- und Regelungsanlagen. "Sämtliche dieser Anlagen lassen sich selbstverständlich auch von einer zentralen Leittechnik aus steuern", betont Christian Foos, Ingenieur für Versorgungstechnik im Facility Management Team der NürnbergMesse. Ab 2004 können die Hallen, die bereits mit Lüftungstechnik ausgerüstet sind, gekühlt werden. Bis Ende 2005 sollen alle Hallen mit Technikplattformen versehen sein.


B i l d e r :   NürnbergMesse


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