IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 22/2002, Seite 60 f



"Handwerkliche Leistungen

sollten für Kunden steuerlich absetzbar sein"

Die shk Hamburg 2002, 13. Nordeuropäische Fachmesse Sanitär - Heizung - Klempner - Klima, präsentiert vom 20. bis 23. November auf dem Hamburger Messegelände Neuheiten und Weiterentwicklungen von 500 Ausstellern aus rund 20 Nationen. Fachlich getragen wird sie von den vier norddeutschen Landesinnungsverbänden Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Wie sehen sie nun im Vorfeld der Fachmesse die Lage des Handwerks? Wilfried Sander, Landesinnungsmeister des Landesinnungsverbandes für Sanitär- und Heizungstechnik Hamburg und Vorsitzender des Messebeirates beantwortet Fragen im aktuellen Interview.

IKZ-HAUSTECHNIK: Herr Sander, wie sehen Sie die Situation im Handwerk vor der shk 2002?

Sander: Die Lage im gesamten Mittelstand ist zur Zeit schwierig, da kann auch unser Handwerk keine Ausnahme sein. Ein Hauptproblem sind die Verwerfungen, die durch die unterschiedlichen Löhne innerhalb Deutschlands entstanden sind.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was erwarten Sie von der Politik?

Sander: Wir fordern, dass handwerkliche Leistungen vom Kunden steuerlich abgesetzt werden können. Damit bekämpft man gezielt die Schwarzarbeit und schafft zusätzliche Arbeitsplätze. In Frankreich funktioniert das hervorragend. Dort hat die Einführung einer solchen Regelung zu höheren Steuereinnahmen geführt. Die Politik kennt dieses Beispiel genau, unternimmt aber nichts. Meine zweite Forderung lautet: Die Lohnzusatzkosten müssen gesenkt werden. Wenn wir das nicht schaffen, wird die Arbeitslosigkeit in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Trotz der derzeit dunklen Wolken blicken wir aber mit einigem Optimismus auf die kommende "shk 2002".

Wilfried Sander, Landesinnungsmeister Hamburg, Vorsitzender des Messebeirats der "shk Hamburg 2002".

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Themenschwerpunkte und Highlights wird die shk 2002 bieten?

Sander: In aller Munde ist zur Zeit das Thema Energieeinsparung. Wir hatten gerade vor wenigen Wochen den Gipfel in Johannesburg. Jeder weiß, dass sich Deutschland nach dem Kyoto-Protokoll zum Energiesparen verpflichtet hat. Das Handwerk setzt dabei auf neue Heiztechniken. Bis zum Ende des Jahres 2004, das immer näher rückt, müssen alte energiefressende und abgasintensive Heizungsanlagen nach den entsprechenden gesetzlichen Vorschriften ausgetauscht werden. Hier ist für unser Handwerk noch eine Menge Arbeit zu erledigen. Obwohl wir die Öffentlichkeit schon seit Jahren über diese Thematik informieren, scheinen sich viele Hausbesitzer noch immer nicht darüber im Klaren zu sein. Und jetzt bleiben ihnen nur noch zwei Jahre für die Umstellung. Es wird also für uns bald viel zu tun geben, so hoffen wir jedenfalls.

IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es beim Energieeinsparen noch andere Aspekte?

Sander: Ja, denken Sie an regenerative Energien wie die Solartechnik: In Hamburg sind wir bei Solarenergieanlagen sogar in der glücklichen Lage einer doppelten Förderung: Es wird nicht nur der Endverbraucher gefördert, der in eine solche Anlage investiert, sondern auch der einbauende Betrieb - über unsere Innung. Dadurch können Solaranlagen in Hamburg besonders günstig angeboten werden.

IKZ-HAUSTECHNIK: Wie steht es denn um die Ausbildung?

Sander: Das Handwerk in Hamburg hat in diesem Jahr wieder steigende Lehrlingszahlen. Wir glauben, dass es an unserer exzellenten Ausbildung liegt, die sich in der Branche herumgesprochen hat. Wir haben hier viele überbetriebliche Werkstätten. Unsere Betriebe sehen nach wie vor auch eine gesellschaftliche Aufgabe in der Ausbildung junger Leute, erhalten aber im Gegenzug keinerlei Unterstützung von der Hansestadt Hamburg.

IKZ-HAUSTECHNIK: Ist auch die Handwerker-Marke ein Thema auf der "shk 2002"?

Sander: Ja, wir werden die Handwerker-Marke weiter forcieren, um gegen die Baumärkte bestehen zu können.

IKZ-HAUSTECHNIK: Warum wehrt sich das Handwerk gegen Baumärkte - die können doch die Produkte nicht installieren?

Sander: Der Handwerker hat natürlich ein Interesse daran, eine möglichst komplette Leistung anzubieten mit Material, das er selbst eingekauft hat. Denn zum einen macht der Handwerker ja in der Regel eine Mischkalkulation - die reine Arbeitsleistung wäre sonst viel teurer. Die Produkte im Baumarkt kaufen und vom Handwerker installieren lassen ist so ähnlich, wie das Hofbräuhaus zu besuchen und sich das Bier selbst mitbringen. In solchen Fällen kann doch der Handwerker keine Gewährleistung übernehmen. Diesen Unterschied zwischen Kauf- und Werkvertrag sehen leider viele Kunden nicht.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was gibt es Neues auf der "shk 2002" in Hamburg?

Sander: Wir präsentieren erstmals neben den traditionellen Sonderschauen auch eine Sonderschau zum Thema barrierefreies und altersgerechtes Wohnen - ein brandaktuelles Thema. Es geht doch für alte Menschen vielfach um die Frage: Kann ich - durch altersgerechten oder behindertengerechten Umbau - in meiner vertrauten Umgebung wohnen bleiben oder muss ich in eine Pflegeeinrichtung umziehen? Diese Problematik haben wir erkannt und greifen sie bei der "shk 2002" gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gerontotechnik sowie mit Herstellern und Großhändlern auf.

IKZ-HAUSTECHNIK: Was wird dem Fachbesucher außerdem geboten?

Sander: Als einzige große Fachmesse in Deutschland hat die "shk Hamburg" erstmals eine ganze Halle für die Klempnertechnik reserviert - ein weiteres fachliches Highlight. Sehr erfolgreich liefen in der Vergangenheit auch die Sonderschauen zum Thema Kachelofenbau und Kupferschmiede. Diese Themenschwerpunkte wird man wieder finden. Einen Knüller gibt es in der Halle 8, wo wir zusammen mit den Hamburger Gaswerken erdgasbetriebene Fahrzeuge vorstellen wollen. Da können die Besucher auch Gokarts mit Erdgasantrieb selbst über eine Piste steuern. Sie sehen - es kommen eine Menge Highlights zusammen.

IKZ-HAUSTECHNIK: Warum ist die "shk 2002" für den Handwerker wichtig?

Sander: Für die Inhaber und Mitarbeiter unserer Betriebe ist die "shk 2002" die Gelegenheit, sich umfassend und praxisnah über die neuesten Entwicklungen und Produkte zu informieren. Für die Kollegen aus Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist der Weg nach Hamburg besonders kurz. Da die Innungen dieser vier norddeutschen Länder fachliche Träger der "shk Hamburg" sind, finden die Fachbesucher hier die Ansprechpartner, die für sie zuständig sind. Die "shk 2002" ist also ein "Muss" für unsere norddeutschen Betriebe.

IKZ-HAUSTECHNIK: Gibt es noch weitere Gründe für Ihre Kollegen, nach Hamburg zu kommen?

Sander: Es gibt viele Gründe. Ich will Ihnen nur einen nennen: Unsere Handwerker können sich den ganzen Tag lang auf das Fachliche konzentrieren und den Abend dann auf dem Hamburger Dom ausklingen lassen. Dort haben wir ebenfalls zum ersten Mal im Bayernzelt eigens eine "shk-Ecke" für sie eingerichtet.

IKZ-HAUSTECHNIK: Welche Zielgruppen sprechen Sie mit der Fachmesse an?

Sander: Neben Handwerkern, Betriebsleitern, Mitarbeitern und Planern, die als Fachbesucher an den Wochentagen bevorzugt zu ihrem Recht auf Information kommen, sprechen wir am Sonnabend auch den Endverbraucher an: beispielsweise Personen, die an Modernisierung und Sanierung Ihrer Einfamilienhäuser oder Eigentumswohnungen denken. Eigentümer, die neue Bäder oder Heizungen benötigen. Menschen, die Fragen zur Energieeinsparverordnung haben. Sie alle bekommen auf der shk nicht nur eine Fülle von Anregungen und Produktinformationen sondern auch herstellerunabhängige Informationen von uns.

Herr Sander, wir danken Ihnen für das Gespräch.


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