IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 14/2002, Seite 15 ff.


VERBÄNDE AKTUELL 


 Bayern


Verbandstag in Krisenzeiten

Innung Straubing lud zum 100. Geburtstag ein

Die Gäuboden-Metropole Straubing war am 7. und 8. Juni dieses Jahres Treffpunkt für die SHK-Fachwelt aus Bayern. Parallel zum Verbandstag, der in der Joseph-von Fraunhofer-Stadthalle durchgeführt wurde, feierte die Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik Straubing ihr 100-jähriges Bestehen. Aus diesem Grund fand auch eine umfangreiche Fachausstellung statt, unter dem Motto: "Wir zeigen das Neueste aus Heizung, Sanitär und Bedachung". Insgesamt kamen etwa 500 Teilnehmer zur Jahresveranstaltung des Verbandes.

Wohl kaum eine andere bayerische Stadt konnte, so wie Straubing, ihr historisches Stadtbild und ihre Ausstrahlung echt niederbayerischer Lebensart über Jahrhunderte hinweg bis heute bewahren.

Wenngleich diese positive städtebauliche Geschichte zu erwähnen ist, kann sie jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach dem Krieg ein erheblicher Strukturwandel im Gäuboden verkraftet werden musste. Oberbürgermeister Reinhard Perlak sprach während des Empfangs im Rathaus von einer extremen Arbeitslosigkeit (über 30%) in den 60igern, die die ehemals blühende Stadt an den Rand des Ruins gebracht hatte. Heute könne man sich allerdings mit einer Arbeitslosenquote um vier Prozent auf der sicheren Seite wähnen.

Eine schwarze Null

In der Pressekonferenz des Fachverbandes SHK Bayern konnte leider eine solch positive Nachricht nicht verkündet werden. Ganz im Gegenteil sieht die Lage des SHK-Handwerks alles andere als rosig aus. Hauptgeschäftsführer Dr. Wolfgang Schwarz, Landesinnungsmeister Werner Obermeier, beide FV Bayern sowie Peter Leutner, Obermeister und GF Mühlbauer, beide Innung Straubing, erläuterten den Pressevertretern die desolate Situation. "Die Lage ist so schlecht, wie sie noch nie war," waren sich die Verbandsvertreter einig. Die Beschäftigtenzahl sei im letzten Jahr um über zwei Prozent zurückgegangen, bei den Lehrlingen gar um über sechs Prozent. Die Umsätze seien nur minimal gestiegen, bei den Spenglern sogar gesunken, und dies bei deutlich gestiegenen Einkaufspreisen. Diese heikle Entwicklung werde noch durch den schlechten Auftragsbestand von nur noch 4,8 Wochen (Minus 0,8 Wochen) untermauert. Leider werde sich auch das laufende Jahr nicht erfreulich entwickeln, so die Prognose von + 0,0 % Wachstum. Diese Einschätzung teilten 95 % der Unternehmen, so eine repräsentative Befragung des Fachverbandes.

Die Situation des SHK-Handwerks in Bayern ist kritisch. Sie stellt sich im Rückblick für 2001 und in der Prognose für 2002 eher als Talfahrt dar. LIM Obermeier (links) und HGF Schwarz erläuterten auf der Pressekonferenz in Straubing die "schlechte Lage".

Nach Worten des LIMs Obermeier sei auch "der Motor für Bayern, die Metropole München, ins Stottern geraten."

Diese Bewertung untermauerte Schwarz in seiner Eröffnungsrede in Anwesenheit des Leiters der Bayerischen Staatskanzlei, Staatsminister Erwin Huber. Schwarz führte drei Problemfelder auf, mit denen sich das SHK-Handwerk zusätzlich zu den Strukturproblemen auseinanderzusetzen habe.

- Die Liberalisierung des Gasmarktes und die daraus folgende Neuorientierung der Gasversorgungsunternehmen mit Angeboten direkt an den Endverbraucher. Dort werde versucht, in die privatwirtschaftlichen Betätigungsfelder der Innungsbetriebe einzudringen. "Wir werden dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen", so Schwarz.

- Die Berufsgenossenschaften haben (z.B. bei der Bau BG und der Süddeutschen Metall BG) die Beiträge in den letzten fünf Jahren um annähernd 60% erhöht. Diese Beiträge werden ausschließlich von den Unternehmen aufgebracht. Wenn der Gesetzgeber nicht unverzüglich handele, würden noch viele Arbeits- und Ausbildungsplätze verloren gehen, verdeutlichte Schwarz die sehr belastete Lage der Betriebe.

- Das Scheitern des Tariftreuegesetzes im Bundesrat zeige, dass das Verständnis der Politik für die Probleme des Mittelstandes nicht zum Besten bestellt sein könnte. Die Preisschlacht, die derzeit auch in Bayern tobe, koste jeden Tag einigen Betrieben die Existenz. An Huber gewandt sagte er: "Wir wollen keinen Protektionismus, aber wir fordern faire Wettbewerbsbedingungen!"

Die Josef-von-Fraunhofer-Stadthalle in Straubing. Zentraler Treffpunkt für die Verbandstagung, Ausstellung und Abendveranstaltung.

Landesinnungsmeister Obermeier beurteilte die Situation keineswegs entspannter. "Ich verbreite von dieser Stelle seit Jahren Optimismus, doch langsam komme ich mir albern vor." Für das Handwerk sieht er zusätzlich Probleme, die durch die neue Tarifrunde ausgelöst werden könnten. Für den Kollegen Erich Schulz werde die Verhandlung mit der "Christliche Gewerkschaft Metall" sicher ein hartes Stück Arbeit werden. Obermeier prangerte darüber hinaus die Gesetzesflut der letzten Jahre an. Sie seien im Ergebnis nicht praxisgerecht und bewirkten oftmals sogar das genaue Gegenteil ihres Ansatzes, Beispiel: Gesetz zur Beschleunigung fälliger Zahlungen.

Er empfahl seinen Berufskollegen weiter, bei der Forderung nach fünfjährigen Gewährleistungsfristen für Baumaterialien, gemeinsam zu handeln. Bestellungen sollten nur dann getätigt werden, wenn die fünfjährige Gewährleistung durch den Großhandel gegeben sei.

Über 300 Festgäste waren zur Eröffnungsfeier gekommen. Oberbürgermeister Reinhold Perlak begrüßte die Gäste der Stadt Straubing und dankte Obermeister Peter Leutner für sein Engagement zur Ausrichtung des Verbandstags in der Gäubodenmetropole.

Kommunalpolitiker sollten die Existenz des ortsansässigen Handwerks sichern und nicht zusätzlich unfairen Wettbewerb durch ehemalige kommunale Versorgungsunternehmen fördern, sondern den Paragraphen 87 der Bayerischen Gemeindeordnung anwenden.

Die von Obermeier nachdrücklich beim Staatsminister Huber eingeforderte steuerliche Absetzbarkeit von Handwerkerrechnungen, fand im Grundsatz aber nicht die Zustimmung des Ministers.

Gastredner Minister Huber: "Es ist nicht Aufgabe der Kommunen, in Wettbewerb mit der Wirtschaft zu treten. Daseinsvorsorge ist ihre Aufgabe." Im Übrigen schätze er die Arbeit des Fachverbandes SHK Bayern. Seine Tür stehe den Vertretern der Verbandsspitze immer offen, da er ihre konstruktive Handlungsweise anerkenne.

Programmvielfalt

Mit dem Programm des Landesverbandstages konnte die Verbandsspitze sehr zufrieden sein, denn die angebotenen Seminare und Referate waren überaus gut besucht und stießen auf großes Interesse. Programmpunkte waren:
- Betriebswirtschaftliche Tagung
- Sitzung der Kommission für Aus- und Fortbildung
- Fachtagung des Spenglerhandwerks
- Landesfachgruppenversammlung des Ofen- und Luftheizungsbauerhandwerks
- Fachtagung des Installateur- und Heizungsbauerhandwerks
- Fachtagung des Behälter- und Apparatebauerhandwerks
- Damenseminar
- Tagung der Lehrer an beruflichen Schulen

Die Preisträger des Diplomanden-Wettbewerbs wurden von Minister Huber (Dritter von rechts) geehrt. Den ersten Preis erhielten Michael Lewald und Alexander Boehme (Bildmitte). Der zweite Preis ging an Andrè Oliver Schwihel (fünfter von rechts). Mit dem dritten Preis wurde Anton Josef Karl ausgezeichnet (vierter von links).

Referenten der Tagung waren:

- Claus G. Kissel, "1:1 Marketing für die Praxis"
- Dipl.-Kfm. Manfred Klöpfer, "Der Meister hat die Nase vorn - der neue Meisterprüfungs-Entwurf"
- Karl Hentschel, "Nachwuchswerbung - die Zukunft des Betriebes"
- Hans-Christoph Zebe, "Vorstellung der Initiative ProMetalldach"
- Harald Koch, "Neue VOB 2000 - neue Fachregeln"
- Prof. Dr.-Ing. Dieter Wolff, "Anwendung der DIN 4701-10 in der Praxis"
- Franz-Josef Heinrichs, "Neue Trinkwasserverordnung"

Sehr aktiv nahmen die Unternehmerfrauen das ihnen gebotene Programm wahr. Hier bei der gut besuchten Veranstaltung "1:1 Marketing".

Eine sehr umfassende Produktshow wurde von 54 Ausstellern aus Anlass des 100. Jubiläums der Innung Straubing geboten.

Abschluss der Veranstaltung bildete eine Schiffstour auf der Donau, die der rührige Obermeister Peter Leutner aus Anlass des 100-jährigen Bestehens der Innung organisiert hatte. Leutner hatte außerdem eine sehr informative und ansprechende Sonderbeilage "100 Jahre Innung Spengler, Sanitär- und Heizungstechnik Straubing" für die Tageszeitungen produzieren lassen.

Der nächste Verbandstag des Fachverbandes SHK Bayern wird vom 23. bis 24. Mai 2003 in Schwangau bei Füssen durchgeführt.

 


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