IKZ-HAUSTECHNIK, Ausgabe 11/2002, Seite 52 f



Der Schacht als Schornstein im Neubaubereich

Dipl.-Ing. Harald Kübek

Unsere Heizsysteme werden ständig energiesparender und variabler. Schornsteine müssen deshalb anpassungsfähiger werden.

Eine ganz und gar neue Überlegung in der Schornsteintechnik bzw. in der Abgastechnik ist das Schachtsystem für das Ein- und Zweifamilienhaus sowie Doppel- und Reihenhaus.

Die maximale Schachthöhe liegt bei 15 m.

Die Vorteile des neuen Schachtsystems gegenüber dem herkömmlichen 3-schaligen Schornsteinsystem sind eindeutig.

Der Schornsteinschacht (Schachtsystem) besteht aus einer Vielzahl von vorgefertigten übereinander angeordneten Formsteinen. Die Formsteine sind aus Kalksandstein mit dem Außenmaß 430 x 430 mm und dem Innenmaß 350 x 350 mm. Durch die Klebetechnik der Fugen sind Außen- und Innenhaut glatt und eben. Deshalb ist eine schnelle und leichte Verputzung beim späteren Innenausbau möglich. Die glatte Innenwandung ermöglicht eine problemlose Rohrdurchführung.

Formstein

Der leere Schacht hat ein F30 Brandverhalten. Mit dem richtigen Innenleben erhält er die nach DIN 18160 geforderte F90 Zulassung.

Das Innenleben kann variabel sofort oder später eingebaut werden, d.h. entweder direkt beim Zusammenkleben der Formsteine Meter für Meter eingefügt werden oder später per Seil oder Winde wie bei einer Schornsteinsanierung heruntergelassen werden.

Das Innenleben kann bestehen aus einem Edelstahlrohr von einem Durchmesser von 80 bis 250 mm oder aus schamotten Rohren von einem Durchmesser von 120 x 120 mm bis 200 x 200 mm. Außerdem können auch Kunststoffrohre, Glasrohre oder Keramikrohre eingebaut werden.

Das Schachtsystem kann auch dort eingesetzt werden, wo bei Baubeginn keine vollwertige Schornsteinanlage vorgesehen ist. Sei es aus architektonischen, zeitlichen oder finanziellen Gründen. Hierbei wird das Schachtsystem bis zur Dachhaut aufgebaut. Das Innenleben, durch das der Schacht zum Schornstein wird sowie die fehlenden 1,5 m über dem Dach und die Kopfverkleidung können dann sehr schnell und preisgünstig nachgerüstet werden.

Hat man diese Vorkehrungen in einem Neubau nicht getroffen, so besteht so gut wie keine oder sehr kostenintensive nachträgliche Einbaumöglichkeit für einen innenliegenden Schornstein (z.B. für einen offenen Kamin oder Schwedenofen...). Lediglich eine Außenwandmontage kommt dann sinnvoller Weise noch in Betracht.

Formstein Dreiseitenansicht

Bislang wurden Schornsteinsysteme eingebaut, die immer einen festen Durchmesser und eine feststehende Bauhöhe hatten. Obwohl der Kessel oder Ofen noch nicht bestimmt war. Mit dem neuen Schachtsystem ist es nicht mehr nötig, sich von vornherein festzulegen. Jetzt können erstmalig die Faktoren wie Brennstoff, Verbrennungsart, Bauweise, Umwelteinflüsse, Sonnenseite/Schattenseite und Umfeldbeeinträchtigungen in die Schornsteinberechnung einfließen. Ein so berechnetes Abgassystem ist individuell und optimal auf die Feuerstätte ausgelegt. Energieeinsparung und Umweltschutz sind bestmöglich abgestimmt.

Ausblick in die Zukunft

Die schnelle und kostengünstige Austauschmöglichkeit des rauchgasführenden Systems bei Kessel- oder Ofenwechsel aufgrund von Modernisierung, Brennstoffwechsel oder Wechsel der Verbrennungsart machen das Schachtsystem zu einem universellen Schornsteinsystem. Auch das Umstellen auf raumluftunabhängige Verbrennung ist möglich. Aufwendige und teure Ausfräsarbeiten oder Stemmarbeiten für die Modernisierung der Schornsteinanlage entfallen komplett.

Der zukünftigen technischen Entwicklung in Richtung Brennstoffzelle oder anderen innovativen Heiztechniken mit ganz unterschiedlichen Abgassystemen kann so gelassen entgegengesehen werden.


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